Der Kinematograph (August 1932)

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Prager Filmbrief Von unserem F.-A.-Korre- spondenten. Der deutsche Film in Prag. Trotz aller Angriffe seitens der radikalen tschechischen Presse, die ständig und syste¬ matisch gegen den deutschen Toniilm hetzt, überrascht die Tatsache, daß der deutsche Film in Prag nicht nur nicht zuruckgeht, sondern daß er im Gegenteil immer mehr an Aus- bieitung gewinnt. Der Lla-Ftim „Quick’' ist in den Bios „Lucerna” und „Kot- va" angelauten, und der „Feld- herrnhugel’ nach Roda Roda und Rodler wurde in der „Alfa” angesetzt, obwohl gerade gegen diesen Film vor einigen Wochen von der tschechischen Presse Sturm gelaulen wurde, da ein vertrottelter Offiziers- diener unter einem tschechi¬ schen Namen auftritt, worin die Tschechen bzw. ihre Zeitungen eine Verhöhnung der gesamten Nation sehen wollten. Nun ist der Film aber ange- lauien und erzielt trotz der unerträglichen Hitze gut be¬ suchte Hauser. Sonst laufen in Prag von deutschen Bildern: „Alpensym- ihonie , „Crock”, „Ein toller Einfall”, „Einmal will ich keine Sorgen haben”, „Keine Feier ohne Meyer Ohne Geld gehl es auch . „Auf Schritt und Triit”, Pat und Patachon „Seine Majestät der Reisende”, „Zwei in einem Auto”, „Reserve hat Ruh”, „Der F'rechdachs” und „Purpur und Waschblau”. Die neuen A-B-Ateliers am Barrandow. Die neuen A-B-Ateliers am Barrandow gehen ihrer Vollen¬ dung entgegen, und man rechtet damit, daß sie zum Staatsfeier¬ tag am 28. Oktober feierlich eröffnet werden. Der Neubau bietet einen imposanten Ein¬ druck und wurde mit Berück¬ sichtigung aller modernen Er¬ rungenschaften des Auslandes erbaut, so daB zu erwarten ist. daB Prag diesmal wirklich ein Studio von europäischen Aus¬ maßen erhält Die Baukosten betragen — ohne maschinelle Einrichtung — 9 Millionen tschechischer Kronen 1,12S Millionen RM. Als Tonfilm-Aufnahme-Appa- r atur sind zwei stabile und eine übertragbare Station Klangfilm- Tobis ausersehen. Die Gesamt¬ fläche der beiden Ateliers, die durch einen Mittelgang ge¬ trennt sind, aber gegebenen¬ falls vereinigt werden können, beträgt 55 X 35 Meter, die Bau¬ höhe 10 bis 11 Meter. HINTER FILMKULISSEN Senatorin Adele Irgendwie 1 egt im Jofa-Film- atelier in Johannisthal etwas von Senatorenwürde in der Luft. Es mag an den von Max Heilbronner erstellten Bauten liegen, die hier iür die Verfil¬ mung der musikalischen Komö¬ die von Oscar Wilde. „Bun- bury”, die a s Nostra-Film un¬ ter dem deutschen Titel „Liebe Scherz und Ernst” von der Messtro hera isgebracht wird, er mitarbeiten. Sie sind he itt bei dem Gegenspiel Georg Alexan¬ der - Adele Sandrock zugegen. Voran Georg M. Jacoby, der Chef der Orplid-Messtro. unter dessen fachkundiger Gesamt- leitung dieser Film gedreht wird. Adele ist ganz Senatorin, Alexander eingeschüchtert von Adeles inquisitorischem Blick. Rede und Widerrede zwischen Adele und Alexander wechseln Pompös. Achtung gebietend steht Adele Sandrock in ihrem Salon. Korrekte Falten werfen die Portieren, korrekte Falten wirft Adeles Seidenkleid, und nicht minder korrekt steht auf Adeles Stirn die Unmutsfalte Georg Alexander ist der Stein des Anstoßes. Adele fragt ihn, weil er um die Hand ihret Tochter, welche Charlotte An¬ der in diesem Tonfilm spielt, angehalten hat, nach Herkunft Man ist gespannt im Atelier wie vor einer Premiere. Schon vor dem Aufnahmesignal sitzen sie alle still, die an diesem wer¬ denden Oscar Wilde-Film der Messtro - Nostra - Gemeinschaft Adele schließt den Diskurs. „Ich muB gestehen — in meiner Liste heiratsfähiger Jünglinge für meine Tochter stehen Sie nicht mein Herr. Im Reisekorb gefun¬ den? Ich werde meiner Toch¬ ter eine Heirat mit einem Ge¬ päckstück, ob mit oder ohne Henkel, nicht erlauben.” Adele klingelt dem Diener und rauscht hinaus. Einige Sekunden ist noch alles ganz ruhig, da bricht wie im Theater spontan lauter Applaus in die Stille — unpro¬ grammäßig. spontan. Der Regisseur Franz Wengler mahnt zur Ruhe: „Bei der Auf¬ führung soll applaudiert wer¬ den”, meint er. Gefreiter Lehmann spielt den Postillon d’amour Krisenzeit wird zum Ammen¬ märchen, wenn die (Film-)welt des Scheins an die Arbeit geht. Alle Ateliers sind besetzt, von Althoff bis zur Ufa ist in diesen Tagen nur ein Schritt! Autokarawanen verstopfen die enge Zufahrt zum Neu- babelsberger Gelände. Torhüter in u: ' adiger Laune, Regis¬ seure. Aufnahmeleiter unauf¬ findbar, unabkömmlich! In der Kantine in Neubabels¬ berg drängen sich Massen war¬ tender Komparsen. Militär, junges Mädchenvolk, hagere Matronen, behäbige Kleinstadt¬ bürgertypen verraten den Cha¬ rakter des Films, dem unser Besuch heute gilt. Auf be¬ lebten und doch stillen Straßen geht es zu den schalldichten Riesenhallen der Ateliers. Carl Boese, in dessen Hän¬ den die Zügel der Regie liegen, dirigiert seine Akteure, Willi Hameisters Kamera steht bereit. Ein Dutzend blonder Engel, eine reizvolle Kollektion jugend¬ frischer Schönheit, ruht fried¬ lich in blütenweißen Bettchen. Plötzlich ein schriller Schrei, irgendwo aus der Kulisse. Eine Tür fliegt auf. Ein Rauhbein mit Wiener Herz, ein Postillon d'amour im Kriegerrock (Paul Hörbiger) stürzt herein, steckt der kleinen Margot (Gudrun Adi) blitzschnell den Brief des Liebsten zu, seines Zugführers und Schützlings (Fritz Albert Lieben). Da erscheint bleich und empört die Oberin des Pensionats (Gertrud Wolle), hinter ihr mit geschwungenem Besenstiel das weibliche Fak¬ totum des Hauses, die ent¬ zückende F.-au mit dem Mut zur Häßlichkeit, die ebenso drastisch-komische wie lieb¬ reizende Hauptdarstellerin Lucie Englisch. Nach Schluß der Szene be¬ grüßt man den Oberkommandie¬ renden dieser Aufnahmetagc für den Altö-F’ilm „Annemarie, die Braut der Kompagnie”: Gustav Althoff. Tonfilm auf hoher See._ Die führenden deutschen Schiffahrtsgesellschaften sind in neuester Zeit dazu übergegan¬ gen, ihre Bordkinos auf Ton¬ film umzustellen So haben d.e beulen größten deutschen Schnelldampfer „Bremen” und „Europa” vor längerer Zeit die Klangfilm-Euroton-Apparaturen in Betrieb genommen, die schon mehrere Uberseefahrten mit außerordentlichem Erfolg zu¬ rückgelegt haben. Auch auf dem Lloyddampfer „ColumF.us” werden Tonfilme mit dem Klangfilm-Koffer-Gerät vorgeführt. Neben den deutschen Passa- gierdampfern ist übrigens auch eine Reihe der größten italie¬ nischen Überseeschiffe, die Dampfer „Conte Grande'. „Conte Rosso” und „Conte Bi- ancamano” des Lloyd Sabaudo mit Klangfilm-Apparaturen aus¬ gerüstet, wobei gleichfalls bei Benutzung der „Zetton”-Appa ratur hervorragende Leistungen erzielt und höchste Zufrieden heit der Passagiere wiederholt zum Ausdruck gebracht wurde Auch holländische Schiffahrts gesellschaften haben für ihre Nordlandreisen derartige Ton¬ filmvorführungen mit Klangfilm Apparaturen bereits mit großem Erfolg vorgenommen. {Ahrbch «.nicht 54 Pf. Po.U«ilnng., t b»h,«n. tücrin lJÄMnrk B rer- »«Hj. NW7. v.flehentlich (Dienstag bi. Sonn.bend). Bc.tcllunCen in >11. hren. Hierzu IJM Mnrk Bestellgeld. Anzeigenpreise: 35 PI. die mm-Hflbc; Stellenangebote 25 Pl„ Stellcmfc.ucl. beckkonto: Berlin NW7. Nr 3111. — Hsupt.chriltlcitung: Allred Rolcnthal (Aros). Verantwortlich I Bl --Iiak. .amtlich in Berhn. - Nachdruck nur unter Quellenangabe gestattet Unverlangte Einscndun! Porto beiliegt. Vertag und Druck August Scherl G. m. btC Berlin SW 68. Scberlhaua. erlangte Einsendungen w S. Scberlhaua. Durch die Post 3 Mark vierte I- . 15 Plg. die tum-Hflhe. — Seiten ir die RedahUon. Dr. Robert