Der Kinematograph (August 1932)

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ln dieser bedeutenden Ver¬ schiebung in dem Angebot von Lehr-, Werbe- und Kulturfilmen in dem Jahre 1928 gegenüber 1927 sind die ersten Spuren des Tonfilms zu finden, und zwar sowohl in der heimischen Pro¬ duktion wie auch der ausländi¬ schen Belieferung. Deutlich ist dann weiter die Entwicklung des Tonfilms w ährend der ersten Tonfilmperiode zu verfolgen. w-ie dann das außergewöhnliche Angebot an diesen Filmen wie¬ der absteigt, und zwar zugun¬ sten des Spielfilms; allerdings nur hinsichtlich der eigenen Produktion, das ausländische Angebot an Lehr-, Werbe- und Kulturfilmen bleibt auf einer gewissen Höhe während der ersten Tonfilmperiode gegen¬ über der letzten Stummfilm- Während durchschnittlich iährlich während der Jahre 1926 1929 nur 101 ausländische Lehr-, Werbe- und Kulturfilme auf dem deutschen Markt er¬ schienen sind, wurden während der ersten Tonfilmperiode 225 im Jahresdurchschnitt zensiert. Trotzdem beträgt das auslän¬ dische Angebot an Lehr-. Ot’erbc- und Kulturfilmen auf Jem deutschen Markt nur etwa rund den achten Teil der eige¬ nen Belieferung. Wird der Kul¬ turfilm als Gradmesser für den Kulturwrillen der Filmindustrie angesehen, dann schneidet die deutsche Produktion außer¬ ordentlich günstig ab. (Vgl. hierzu ausführliche Angaben und Ausführungen in der Nr. 148 des „Kinematograph".) Das starke Zurückdrängen des ausländischen Angebots durch den Tonfilm spiegelt sich deutlich in den Zahlen über die langen und ku-zen Spielfi'.me (Tabelle IB u. C). Das lang¬ erstrebte Ziel der Einfuhrbe¬ schränkung. mindestens 50 Pro¬ zent des Bedarfs des heimischen Marktes selbst zu liefern, ist n'l dem Erscheinen des Tonfilms er¬ reicht. Während in den letzten drei Jahren des Stummfilms durchschnittlich jährlich 217 deutsche lange Spielfilme gegen 292 ausländische erschienen sind, betru*' das Angebot an deutschen langen Spielfilmer 158 gegen 169 ausländische wäh¬ rend der ersten Tonfilmperiode. (Ausführliche Angaben über die deutsche Produktion an Spiel¬ filmen vgl. i„ d er Nr 139 ds Blattes.) In der völligen Verschiebung im Angebot von abendfüllenden Spielfilmen vor allem läßt sich der außerordentliche Einfluß des Tonfilms und seine Entwick¬ lung am de itfichsten ablesen. (Tabelle IB.) In den letzten drei Jahren des Stummfilms be¬ trug das Gesamtangebot von langen Spielflmen durchschnitt¬ lich iährlich 510. während im Jahresdurchschnitt der Tonfilm Periode 1929 '931 nur 326 er¬ schienen. d. h das Gesamtange¬ bot an langen Spielfilmen hat sich während der ersten Ton¬ filmperiode un rund 200 Filme gegenüb' r der Zeit des stummen Spielfilms verringert. Um ent¬ scheiden zu können, wie fiese zwangsläufige Entwicklung darch den Tonfilm für die Fiimwiit- schaft sich auswirkte, muß an das seit Jahren auf dem deut¬ schen Markt herrschende Über¬ angebot mit seinen Begleit¬ erscheinungen, wie das Zwei- s ilagersystem usw., erinnert ■ --rden. Während in der Zeit o-S Überangebots so mancher Film zu früh vom Markt ver¬ schwinden mußte, ist zunächst einmal die Auswertbarkeit des einzelnen Films durch den zah¬ lenmäßigen Rückgang im Ange¬ bot gesichert, was wiederum eine Stärkung der Produktions¬ und Verleihtätigkeit im Gefolge hat. Der Rückgang im Angebot ist vor allem beim ausländischen und insbesondere dem ameri¬ kanischen Spielfilm zu ver¬ zeichnen. Während das Ange¬ bot an deutschen langen Spiel¬ filmen in der ersten Tonfilm¬ periode um durchschnittlich jährlich 59 Filme zurückging, ist dasjenige des amerikanischen langen Spielfilms um 100 und dasjenige des übrigen Auslandes um 25 zurückgegangen. Parallel mit der Stärkung der heimi¬ schen Produktionen erfolgte eine völlige Kräftcverschiebunginner- halb der internationalen Film¬ wirtschaft durch den Tonfilm, die sich sehr deutlich aus dem Zahlenmaterial über die Be¬ lieferung des deutschen Mark¬ tes ablesen läßt (Tabelle IB). Während der deutsche Markt in der letzten Stumr-filmperiode zu 42,5 Prozent durch eigene Filme beliefert und zu 39,5 Pro¬ zent vom amerikanischen und 18 Prozent vom Film aus dem übrigen Ausland beherrscht wurde, belieferte die heimische Produktion während der ersten Tonfilmperiode den eigenen Markt zu 48.4 Prozent, und der amerikanische Film wurde auf 31,3 Prozent zurückgedrängt so¬ wohl auf Kosten des eigenen Films wie auch der Filme aus dem übrigen Europa, die wäh¬ rend der ersten Tonfilmperiode eine Stärkung auf dem deut¬ schen Markt erfuhren von 18 Prozent auf 20,3 Prozent der Gesamtbelieferung. Die starken nationalen Mo¬ mente, die im Tomfilm zur Gel¬ tung kommen, haben dem amerikanischen Film seine seit Jahren beste! ende Beherr schung des europäischen Mark¬ tes stark eingeschränkt und da mit die MassenbeeinEussung durch die anglikanische Kullui abgebrochen. Die musikalisch technische Begabung des deut sehen Volkes und die inter nationale Geltung seinei Sprach- in den breiten Massen de- europäischen Ostens und Süd Ostens sicherte dem deutschen Tonfilm ein Absatzgebiet, dj- für die Produktion von aus¬ schlaggebender Bedeutung ist So wuchs gleichzeitig mit der Stärkung dei heimischen Pro¬ duktion durch den Tonfilm die