Der Kinematograph (August 1932)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Glücklicher Bezirksverleiherstart Nun sind auch die Be/irks- verleiher mit ihrem ersten Film glücklich an die Filmölfenllich- keit gelangt. Sie bringen zunächst einen amüsant gemachten, liebens¬ würdigen, spannenden Krimi¬ nalfilm, zu dem Egon und Otto Eis gemeinsam mit RuJolf Kät¬ scher das Manuskript schrieben. Der eine Au*or hat sich mit Marc Sorkin zusammenget.1-1, um die Spielleitung zu über¬ nehmen. Die beiden Regie-Novizen zeigen gleich bei ihrem Debüt außerordentlich viel Verständ¬ nis für Bild-, Spiel- und Publi¬ kumswirkung. Sie lassen eine Detektiv¬ geschichte an uns vorüber¬ rollen. die glücklich und ori¬ ginell aufgezogen ist. Der Mauptleittragende bei den vielen Einbruchsdiebstah- len, der junge Chefingenieur, betätigt sich selbst als Krimi¬ nalist. Kommt auch beinahe zum Ziel und braucht nur im „Teilnehmer antwortet nicht" Fabrikat: El.tc-Tonfilm Hauptrollen: Dorothea Wieck, Verleih: Metropol Gust. Diessi, Gustaf Gründgcas Regie: Rudolf KaUchcr und Ton: Tobis-Klangfflm Marc Sorkin Länge: 2231 Meter, 8 Akte Uraufführung: U. T. Kurfürstendamm und Titaniapalast letzten entscheidenden Augen¬ blick Unterstützung von dem geschickten Kriminalkommissar Oskar Sima. Den Knalleffekt aber bildet das Eingreifen der Potizei- schüler und der Polizeischule. Unseres Wissens das erste¬ mal, daß man die angehenden Kriminalisten als Helfer im ent¬ scheidenden Augenblick in den Film einführt. Es ist ein Bild, reich an amü¬ santen Pointen und spannen¬ den Überraschungen. Ein Opus. das manchmal vielleicht etwas langsam dthin- plätschert. dafür aber in den entscheidenden Partien unc be¬ sonders am Schluß stärkste Konzentration und mitreißende Szenenführung aufweist. Den jungen Regisseuren stan¬ den bewährte Kralle zur Ver¬ fügung. Die Dame, die nun einmal un¬ vermeidlich zu jedem Kapital¬ verbrecher gehört, spielt Doro¬ thea Wieck mit Anstand und Würde. Den ilauptübeltäter übernahm Gustaf Gründgens und stattete ihn mit seiner sensiblen, origi¬ nellen, spezilischen Darstel¬ lungsart aus. Den lunger Chefingenieur, der «chließliih da* Rennen macht, übergab .nan Gustav Diessi, dem die Publikumssym¬ pathien merkbar vor. Anfang an in stärkstem Maße zuflogen. Unter den Chargenspielern müssen in erster Reihe Oskar Sima, dann Tibor v. Halmay und schließlich Harry Hardt genannt werden. Teddy Bill blendet ein paar Meter als österreichischer Po¬ lizeischüler auf. Truus van Aalten spielt einen verliebten Backfisch, und Carl de Vogt er¬ freut als Kriminalkommissar in einer leider nur kleinen Charge durch sympathisches Spiel. All die anderen, auch Bern¬ hard Goetzke. den man erfreut wenigstens in einer kleinen Partie wiedersieht, müssen mit einem Gesamtlob vorlieb- r.chmen. Zu bemerken nur noch die gute Photographie Franz Pla¬ ners ind Cito Slranskys Musik, die in der Hauptsache aus einen Schlager besteht, der leidet in Film selbst nicht so oft und o gut herausgearbeitet worden ist, wie es die hübsche Melodie verdient. Vollblut" Aufregende Rennen in Sonnenglut „Ich bin jo so verliebt . . ." Felix Brcssat besiegt die Hitze Fabrikat und Verleih- M -G.-M. Uraufführung: Mozartsaal Fabrikat: Flite-Tonfilm Verleih: Siegel Monopolfilm Uraufführung: Alhambra Es gibt viele amerikanische Filme, die im Rennmilieu spie¬ len. Neben der rasch zu- sammengehatienen Dutzendware viele gute. „Vollblut'’ gehört nicht zur Dutzendware, der Film ist von Charles Brabin, von dem wir schon manche gute Regic- leistung sahen, ^geschickt und spannend inszeniert. Die Schicksale des Renn¬ pferdes „Tommy Boy" halten das Publikum den ganzen Ab¬ lauf des Films hindurch in Spannung, trotz manch etwas zu ausgesponnencr Dialoge, die die Menschen zu führen haben, die charakterologisch hier viel ungünstiger abschneiden als die Pferde. Schon wenn .Tommy Boy" auf noch recht stakrigen Beinen in diese Welt tritt, ist das Mit¬ gefühl und das Inte: esse des Publikums da. Die Mutterstute hat sich bei einem Unwetter in einem Wasserloch ein Bein ge¬ brochen und durch die Anf¬ ügung vorzeitig gefohlt. Das Fohlen. aussehend wie ein Spielzeugpferdchen, wird von einem Angestellten des Ge¬ stüts, einem Neger, in seine Behausung getragen, bekommt dort die Flasche und erhält dann in einer Stute, die eben gefohlt hat, eine Pflegemutter. Das alles ist in reizenden Bil¬ dern von stärkster Puhlixums- wirkung geschildert, denn junge Tiere haben immer das Mit¬ gefühl der Menschen, die gep,en einander so roh und gefühllos sein können. Nachdem der Züchter Ridell, der ein Herz für seine Pfleg¬ linge hat, das aussichtsreic ne Pferd weggeben muß, weil er dringend Geld braucht, beginnt die Karriere von „Tommy Bo> Erst Sieg und dann Nieder¬ lagen, da gewissenlose Bur¬ schen das Letzte aus dem armen Tier herausholen wollen, weil es ihnen nur um Gewinn zu tun ist. Dann wieder in trau¬ riger Verfassung zu Ridell zu¬ rückgebracht, erholt es sich in dessen Pflege und gewinnt, neuerlichen Intrigen zum Trotz das amerikanische Derby. Und ein Liebespaar, das durch die Geschichte geht, wird durch diesen Sieg glücklich. Prachtvolle Aufnahmen, gute Darsteller: Ernest Torrence, Madge Evans und Clark Gible. das sympathische junge Paar; Lew Cody und Marie Prevost in einer übertragenen Rolle gut charakterisierend. Nicht zu vergessen ein Neger, der ein sehr guter Darsteller ist. Spannende Rennszenen. Bei dem entscheidenden Moment des Hauptrennens bricht das atemlos mitgehende Publikum spontan in Beifall aua. Bernauer und Österreicher haben sich eine abwechslungs¬ reiche Handlung erdacht, in deren Mittelpunkt Felix Bres- sart steht, der auch diesmal wieder seine sanft vertrottelte Figur durch allerlei komische Situationen trägt und damit das Parkett zu brausendem Ge¬ lächter ermuntert. Es handelt sich darum, daß l-'elix Bressart unbedingt 40 Mark auftreiben muß. da¬ mit seine Mitmieterin Käte weiterhin wohnen bleiben darf. Diese 40 Mark sind der Grund, daß Felix Bressart sich in zahllose Abenteuer stürzt. Er soll, um sie zu verdienen. Filmkomparse werden und im Frack vor der Kamera spielen. Ein Malheur mit dem Zylin¬ der bringt ihn in ein mondänes Ballhaus, wo er die Aufgabe hat, eine Selbstmörderin vor dem letzten Schritt zu be¬ wahren. Bressart muß sich im Verlauf der Handlung unter das Sofa eines Separöes flüchten, wäh¬ rend seine angebetenc Käte mit dem Generaldirektor darauf Platz nimmt. Käte aber, ein anständiges Mädchen, trinkt keinen Sekt und geht wieder in den Ball¬ saal zurück, so daß Bressart sich genötigt sieht, den Sekt nicht warm werden zu lassen und .hn auszutrinken. Bres¬ sart macht diese Schwips¬ szene, die der Höhepunkt der Handlurg ist, ganz ausgezeich¬ net. Daß die Geschichte selbst¬ verständlich ein gutes Ende nimmt, braucht nicht eigens betont zu werden. Felix Bressart zieht diesmal als Komiker die leiseren Re¬ gister. Er weiß sich geschickt zurückzchalten, verzichtet auf laute Effekte und wirkt so be¬ deutend eindringlicher und stärker. Lieb und reizend wie immer ist Charlot'e Ander. Sie zeich¬ net die Filmfigur zwar nur recht obeiflächlich. aber kommt damit der Absicht desRegisseurs nahe, als welchen wir diesmal Rudolf Bernaucr begrüßen. In Chargenrullen machen sich Oskar Sima. Adele Sandrock. Marga Lion, Heidemann. Söne- land usw. verdient. Als aufgeregten Romanschrift¬ steller begrüßte man den frühe¬ ren Theaterdirektor Carl Mein¬ hard. der mit seinem ersten Filmschritt einen Erfolg für sich buchen durfte. Musik hat Granichstaedten beigesteuert. Die Premiere in der Alhambra, die somit nach länget er Pause wieder in die Reihe der Uraufführungslhcater tritt, fand ein beifallsfreudiges Publikum.