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Filmwirtschaftspolitik richtig war und daß. wenigstens im Augenblick, kein Bedürfnis besteht, daran irgend etwas zu ändern. Der rote Faden, der durch die Proklamation von Mün¬ ster geht, ist der Gedanke, daß man den Grundstein legen müsse für einen Neu¬ bau des deutschen Wirt¬ schaftsstaates. Das trifft in gewisser Be¬ ziehung auch für die Filmin¬ dustrie zu. wobei nur zu be¬ merken wäre, daß man hier schon über die Grundstein¬ legung hinaus ist und bereits das neue Haus in seinen Grundmauern erkennt. Wir verdanken dieses kleine Plus, das wir vor an¬ deren Erwerbszweigen vor¬ aushaben. nicht zuletzt der intensiven und klugen Arbeit der Spio sowie der Festig¬ keit. mit der die A. D. F. ihre neuen Bestellscheinbedingun¬ gen formulierte. Vielleicht führt das Stu¬ dium der Papen-Rede auch in den Kreisen des Reichs¬ verbandes dazu, daß man heute schon nicht mehr so fest auf die Beschlüsse pocht, die in der letzten Delegier¬ ten-Versammlung gefaßt wor¬ den sind. Es wäre höchst erfreulich, wenn man unter dem Ein¬ druck der Ausführungen des Herrn von Papen in diesem oder jenem Landesverband erkennen wollte, daß es nicht mehr so geht wie bisher, son¬ dern daß es wesentlich ist, sich wieder zu den gu'en. gesunden kaufmännischen Grundsätzen zu bekennen, wie sie im allgemeinen in der Vorkriegszeit galten. Wir denken dabei nicht an irgendeine einzelne Frage, sondern an die Grundlinie, die man nach unserer Auf¬ fassung in aen Kreisen des Rcichsverbandes noch immer nicht erkannt und erfaßt hat. Dieser Teil der Kanzler- Rede ist nämlich gerade für uns mindestens so wichtig wie die Ankurbelung der Produktion, die Belebung der Wirtschaft und die Zuführung der zwei Milliarden, die nun im nächsten Jahr zusätzlich arbeitschaffend und arbeit¬ fördernd umlaufen sollen. Gewiß ist es für den Kino¬ mann wenig erfreulich, daß in der Aufzählung der pro¬ duktionshemmenden Steuern die Lustbarkeitssteuer fehlt. Aber es wäre auch verfrüht, wenn man sich in absehbarer Zeit au: der neuen Grund- einstcllung der Regierung auf diesem ans besonders inter¬ essierenden Gebiet gerade eine Erleichterung erhoffte. Für die Kommunen bleiben auch, wenn die Reform un¬ seres Wirtschaftslebens nach dem Kanzler-Programm hun¬ dertprozentig durchgeführt werden konnte, noch so viel finanzielle Schmerzen, daß sie sich mit Händen und Füßen gegen eine Lustbarkeitssteuer¬ senkung irgendwelcher Art im Augenblick wehren wüi - den und müssen. Damit ist aber keinesfalls gesagt, daß eine Reform im kleinen, wie sie gestern in Zur „Tanncnbcrg"-Entschcidung der Filmprüfstelle Berlin „Nach mehrstündiger Ver¬ handlung hat die Fiimprüfstelle Berlin gestern in dem Film .Tannenbeig alle Szenen ver¬ boten, in denen Ilindenburg im Bilde erscheint. Dieses Verbot, das gewiß allenthalben Auf¬ sehen erregt haben bzw. erre¬ gen dürfte, hat sie damit be¬ gründet. daß sie erklärte, daß jene Darstellung Hindenburgs als des gegenwärtig amtieren¬ den Reichspräsidenten im Film die öffentliche Ordnung und das deutsche Ar sehen gefährde so¬ wie lebenswichtige Interessen des Staates verletze. Gegen diese Entscheidung habe ich sofort schärfsten Pro¬ test und Beschwerde an die Oberprüfstelle eingelegt und er¬ klärt, daß sie das Ende jeder Filmkunst bedeute. Durch sie wird nämlich etwas zugestan¬ den, was zivilrechtlich über¬ haupt nicht begehrt werden kann; denn nach § 23 des so¬ genannten Kunstschutzgesetzes vom 9. 1. !907 dürfen Personen der Zeitgeschichte — und zu denen gehört ja wohl Hinden- burg — ohne ihre Einwilligung abgebildet und die Bilder von ihnen verbreitet werden, es sei denn natürlich, daß, wovon hier natürlich neine Rede sein kann, ein berechtigtes Interesse des Abgebildeten verletzt wird. Nach ständiger Rechtsprechung dürfen derartige Personen so¬ gar karikiert werden. Im vor¬ liegenden Falle haben nun die Sachverständigen des Reichs¬ ministeriums des Inr.ern und des Reichswehrministeriuins auf mein ausdrückliches Befragen erklärt, daß der Film die Per¬ sönlichkeit Hindenburgs in kei¬ ner Weise herabwürdige. Über¬ flüssig. zu betonen, daß der Film im Jahre 1914 spielt, also zu einer Zeit, wo es in Deutsch¬ land weder einen Reichspräsi¬ denten noch einen Reichspräsi¬ denten v. Hindenburg gab. Der Film hat also mit dem Reichs¬ präsidenten v. Hindenburg nicht das geringste zu tun." Herr Dr. Friedmann sagt dann weiter, daß die Entschei¬ dung der Filmprüfstelle das Ende jeder Darstellungskunst bedeute. Deshalb habe die „Tannenberg'-Entscheidung der Fiimprüfstelle Berlin grundsätz¬ liche Bedeutung, und man dürfe hoffen, daß die Oberprüfstelle, die unverzüglich angerufen wor¬ den ist, ihre Entscheidung tref¬ fen werde: Für die Freiheit der Kunst! Für die Freiheit auch der Filmkunst! „Film-Echo" angedeulet ist. nicht möglich und erstrebens¬ wert wäre. Die Filmbeilage des ..Mon¬ tag" deutet näi.tlich gestern an. daß vielleicht eine Er¬ leichterung dadurch zu schaf¬ fen wäre, daß man eine grundsätzliche Steuersenkung um einige Prozent vornimmt und den kulturellen Bestand des Programms, der heute von Einfluß auf die Steuer¬ quote ist. ein für allemal obligatorisch macht. Daü es mit einer Senkung um ein paar Prozent geht, ist in den letzten Monaten an vielen Orten Deutschlands praktisch erprobt. Vielleicht ist cs gar nicht falsch, gerade unter Berufung auf viele Argumente, die man ip den Ausführungen des Reichskanzlers findet. zu¬ nächst einmal eine Reform von diesem Gesxhtspunnt aus in die Wege zu leiten. Wie das im einzelnen ge¬ schehen soll und ob cs unbe¬ dingt auf der oben skizzier¬ ten Baris zu erfolgen hat, kann natürlich nicht mit ab¬ soluter Gewißheit gesagt wer¬ den. Aber immerhin ist hier eine Idee, die schließlich auch unter den Begriff „Ankurbe¬ lung der Wirtschaft" fällt uno die man deshalb in den maß- gebencen Gremien einmal gründlich überlegen sollte, trotzdem sie zuerst in einem Fachblatt aufgetaucht ist. Frau Sternberg nimmt Klage gegen Marlene Dietrich zurück New York, 29. August. Die von de. Göttin des Filmregis¬ seurs .'osef v. Sternberg gegen Marlene Dietrich angestrengte Schadensersatzklage um eine halbe Million Doßar wegen Entfremdung der Getühle ihres Gatten ist zurückgenommen worden. In Filmkreisen erklärt man dies mit dem zustande- gekommenen Vergleich zwischen Marlene Dietrich und Rita von Sternberg, der jedoch für Mar¬ lene Dietrich keinerlei finan¬ zielle Verpflichtungen ein- schließcn soll. Neues aus Schlesien In Görlitz sind die ..Südstadt- Lichtspiele" nach der Über¬ nahme durch Herrn Goretzky wieder eröffnet worden. Als Geschäftsführer ist Herr W.Vo¬ gel, früher bei den Vereinigten Lichtspielen Willi Schulz & Co.. Waldenburg, tätig, verpflichtet