Der Kinematograph (Mar 1907)

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Nr. 11. DQsMldorf. 17. März. 1907. fite SitasteH im fehieMtognipMsclNn TiMoter. (NacMnick verboten.) Die schaelle VervoHkommnunK il>rs KineniatuKiaphen hat uns eine völlig neue Klasse von VerKnüKutitfsstätten beschert, tlic fich 'iini Teil mit \ollcni Rcclitt als 'l'hcatcr bc/iichiicn. ■vxährciiJ .iiuIlt»: Hk.jiitlicli nur Jen Charakter vim SchauhtMleii besitzen. Weliriie Anspriiche wirJ man Jenn nu'i an ein kine-natuKra- Phisches Theater steilen dOricn? Da ich sehr fleissw diese Aut- fahransen besnctw und mich yM mit der Bohnen- uimI Theater- tedaik beschäftiKt habe, sn Klaube- ich w .Ii! Jen Inhabern dcrir- t!grer VerKniicunjrsstatten einige iiiitzliche Wink. i,jben zu konn.n. Das \\iv.htn:stc bei eiiKT I'iieatcraiiifiihriHn; ist. wenn vir viin akrobatischen Vorstellungen absehen, die Illusion. Der Zu- ■schaner soll dureli die HandltMiK so sehr gefesselt werden. <dass er Cleichsam zam Teilnetomer «n den Vorxiageo wird. Allerdintes kann 4lie nnioB in eteem IVater nidit leicht so weit sfesteiRcrt werden, dats der Zusdiauer vöIMr ventisst. wo er sich befindet. Aber wie wir durch ein interessantes Buch derart in Attspruch genommen werden, dass w ir bisweilen nicht hören und sehen, -»-as neben uns vorceht, also gleichsam mttteo in der tlamUnng des Romans stehen vad alle Vorgance mit cricSien, so «oHen wir anch im Theater wenis- stCM zeitweiHg die Umgeb a ng vergessen and die Erldmisse der haiHlelndei Personen mit dvrchmachen. In wt'Iclien) Grad«, ist da.s nun im Kincin.iinKraphischcn Theater 'nöifKch? Die lilnsion kann hier zu einem linhcn Qrade gesteigert ^• erden, weil ia die VorKünee mit phntuvriphischer Trene wlcder- gegelMn sind. Wenn wir z. B. wn BiWc zwei Boote aaf hohem Meer sehen, oder einen fan Phige dahersausenden Cisenbahnzng, oder (He versdiiedcnsten Arbeiten in einer Oiesserci oder Hülfe, so Ist das alles so naturgetreu, dass wir sosrar den Mangel der Farbe ■Mit verTnisscn. W ir h;iben utis daran ijcwöhnt, uns heim Anblitk elMr Photocraphie die natürliche farbige t:rscheinnng in der Phan- tarie vorzustellen, dass uns die leisen Abstofnngen von Licht und Schatten aach bei der lebenden PtaotograiAie voiliRNnneB senfigen. Bisweika geafigt es aber aach. einen ein^ren charakteristischen Farbenton Iber den Prolektionsschi rm aiisztitriesjcn. um geradezu 'rappicreode Eiekte sa erxidea. So .sah ich z. B. eine Aipenbestei- gnng von ünsserst fesselnder Wirkung und von pac. tdcr Natür- lichkeit; es war Ja ein kaltes bl3nliches .^icht auf das kinemcto- i;ruphische MilJ v;ewori-'n. und -Jic scluni;:liehe Ruhe verstar-ite den ^^indruwk, durch die k!,irc Lufi hinJi ch ein hoch auf <leri Bergen sich ereignendes Schauspiel - die Bergun« zweier abge- stürzter Personen — wahrzunehmen. Der bläulich schimmernde Schnee, der kalte Himmel, die schweigsame Tätigkeit der müde und langsam emporsteiiienden Leute — alles das war so schön, s^ erKreifend, dass man ir der Tat nicht mt+r an ein Schauspiel. S(»n- dern nur an die uaf.irlichv-i! \i>r«änKe /.i laiikeii vermochte. .Achnliche Effekte urden bei Vorfülirun»: einer (ilashülte erreicht. Hier war das ganze Bild von rotem Lichte iiberstrahlt. welches von den Oeffnungen der (ilasöfen auszugehen schien. Also, es kann sehr w-f>hl eine Stimmang xlnrch einen einzigen Fai benton ai snedriickt n ci Jen. \bcr icli halte es kcinesw csrs f*"" erfonderlich. itxlc Person, jeden Uenenstat J in all den natiirliciici Fart>en des Details vorauiühreii. Dis bunte HilJ wurde viclle.jr, sogar störend wirken. Feericn werden ia tiäufig in dieser bunten Aasfflhnmg im IdnematocrapUsdiea Theater vorgeftthrt; aber idi habe nicht gefunden, dass die Vorgänge damn natfirücher er- scheinen. Aber den meisten \ nrinlv n;i.;jn idiit etwa> .inJercs, um Jen geinMeten Zukcluuer vollkoiiunen zu bcfrie<iigcn. Die bcideiteiKle Mnsik — meistens ein Klavier — winl nicht mit den BiWem in den rediten Einklang gebradit. Alerdtacs wurde in einem Ber- liner Theater in dieser Hinsicht ganz Ueberraschendes geleistet. Hier erschienen Sänxer und Musikanten im liMc: die .Musik, bezw. ein unsichtbarer Phonograph. crzeuKt vollkommen taktgemfiSS die Melodien welche die S;in«er und Musikanten des Bildes hervor- bringen sollen. Die Töne kommen gleichsam aus der Kehfe, der Trompete oder der Vtolliie der photographierten Personen hervor. Aber das ist es nicht, was ich meine. Auch wenn die Mnsik ledig- lich BeglcitunK des Vornanges ist. darf sie die Stimmung nicht l)eeinlr:icliti;;en. Sie muss an der rechten Stelle zu schwciKe.i wissen, wie bei der vorerwähnten Alpenbesteigung; sie muss ko- misch, schelmisch, zärtlich sein komieii. aber anch TaaMH, Sdvecfc, Donnergepolter eindnicksvoll wicdergei>en. Ehies Tages sah ich die VorftthroBg eines Bankraubes tan kineniatoRraphischen Theater. Wir folgten dem Vorgänge atemlos, iii höchster Spannung. Da sahen wir die Kerls an dem riesigea