Der Kinematograph (Sep 1908)

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No. 88. Dar KIwiMtimiiiili — Dilsgefcloft. drehte. Es war eine Filnia»ifnalime''für i'iiM> S«-tisati<>ns- nummer, die bald darauf alH „Combat au Maroc" alle j^utcii Patrioten höchtichnt ergötzen sollte. Auch in d«'r KIm iic von St . Denis kann min inderscliöncn .lahreszi'it fast allwiH-licntlicli älinlirhen Schaiis|iii'l(Mi Ih-I- \v <'liiK'ii. j.i. \\<'iMi tiKiii (•liii'K Ijit i> iiji'iUl iii;in -.('llist im 'IriilMl (Ifi SiiM>><- iiiaiii'lic >fll>iiiiifti Ki:iiirfii und da> naiM' CiililikiMii >|>iflt <la nianclinial nMlD-i a illii.'<"ii<-IiiK-list ki>ini><-hf |{i>llf. Am II. Fflniiar di»'.-if.s .ialiri'^ t-rzühltfn dif Kchos der Journal«- »•in dmllijics Abentoucr, das zum Si^hauplatz das Quartier de« Temes hatte. Vor der .\iis läge eines Modegeschäftes bemerkte man einen .Apaclu ii von höchst verdächtijrem .Aussehen. «ler in p-miitlichster Weise mit zwei Polizisten plauderte, die iliin Ziiraretten anliotetl. Die eilt riisieten l'a~>anteii « ai i li elien im IJeüi ift iJeii zwei jilliilit \ eri.'e^-1-nen <>n.'ain-ii diT «Iffent iiejicn Sii lirrliii! lii^litii: 'Iii- Mi iiMMiL' /.'i -iL.'fn. al> auf '-inen firellen l'fiff hin <ier .Apaejjc einen Stoffludlen ve-n einem der Auslagct ische aufgriff und .nich zur Flucht wandte. Die zwei Polizisten liefen ihm nach, hielten ihn fest, doch der Gauner zog blitzschnell ein langes Messer herx'or und setzte sie!i zur XN'elir. \'on allen Seiten n-'>lltc nlttn d' ;i \N aeliorL'anen zu Hilfe kommen, es regti<'te StiM-Miii lic ant ileii .ML-setiiter, alwr zur lu'nlisten Kr-trü^iun.' lU-- i'ulihkums U-gannen die Polizisten zu fle len. ni<in m<>ue ihren ..Kameraden" Terachonen! Der (Irimm der .Menge richtete sich mm gegen die „flies", wie die ohnehin ver- hassten Polizisten vom Pariser Pöbel eenannt werden. Man spielte ihnen rwht üIm-I zu und erst auf dem Kommissii- riat. «ciliin man alle drei seh!» ppte. k'.'trti siel? die Sai-!ie auf; der .Apache sowie die /.«ei W acjilenle wr.ren .\n jri'stelite eines kineniatogra{>hi-M.'lien Kt'uhlissements uul w.illten nur eine neue NaouaMT „Dar Apache in tausend Noten " kreieren! l'nter diesra Etablissement»! ist da^ griis-ste das der Br ider Gaumont mnd repräsentiert eine voUscändige Bühne, die an Grösse nur von der Oper and dem Oiatelet über- trolKen wird. Sie misst gegen fünftüg Meter in der LSnL'e zwanzig in der Breite und ist in einer Höhe von dreissi_' .Metern mit einem untrelieuren (Masdai li \ ersehen, um eine niiigliciist >;relle lieleuelituni; /:i ermoi.'lieli<'n. zu wi'lch- ni Zwwke auch vierundzwanzin l'oirenlanipen von ^n'ost möglichster Intensität angebraciit sind. s<Hla.ss die Stärke der yncieMma Lichtfiat die Haut von Gesicht und Armen wie bei einem Sonnraatioh abschält und die Temperatur in kfirzester Zeit von zwei bis zwanzig Grad steigt. Wir erhielten die Kriaulinis, dem Theater eines \i.'•mitt .il'- eitlen He>iieh alistatten zu dürfen und iib/.war wii iin- --ehiin ire^en aelit l'hr nioriretis einstellten, lande'i wii alle An gestellten in fieherhafter Ti^tigkeit. Kiner der lns|M^ktoren erbot sieh in liebenswürdigerweise, den ('ieerore z\i machen un<l uns das (Geheimnis pini^rer der verblüffendsten Tricks zu entsehleierti. Sie räid .so einfacher Xatar, dass man sich wundert, nicht von a^bet darauf gekommen sn sein. Ua ist vor allem das Phänomen des seltsamem Besachere. der an den Maueni u-m1 dem PlafomJ dahinläuft: man liatte auf dem Kns^i'odon eine P.eihe von Dekorationen aus- <;ebreite< die a'iw eeliselnc! die .sieit eil w ä Ilde und die I )eilNe «ies < ieinaehes repräst'iii iereii. und der pholos_'rapli i~< lie Apparat nahm 'las Bild des .Akleiu-.;. dei auf allen \ mh ii dahinkrtK-h. aus der H<")he des wirklirhen IMatonds auf. Die Täuschung ist \<>llknnimen. Kbenso simpel ist die Art und Weise, in den Feerim einzelne Personen kommen nnd venchwinden m BUMdmn, was auf einem allmählichen Oeffnm und Schlie—cn des ObjektivB beruht. Hat z. B. die Hexe des Stückes Ihre verzaabernde' CJeste getan, so ver- harrt die betreffende Person unlx-weirlieh. der Photoirraph s<^hlipast laiiLl^.im da- I )iaplira<;ma und w iihien<l fler Film weiter gleitet, sinkt die (iestali allmählii^li in> Dunkel /ii rück; in umgekehrter Weise wird verfahren, um Persom-n wieder auftauchen zu la.s.sen. und wenn man die Wirkung des IMcks noch erhöbm will, braucht man nur mam anderen Statisten die Mille des ersten einnehmen zu lassen, was auf dem Film den Effekt hervorbringt, als wüchse aus dem Kör|M'r der ersten Person, deren Umrisse allgemach ver- dfiinmern. die /weite zum vollen Leben. .\uf der j;rr>sseren «Kler ixeriiiL'eien .'selmelliL'keil. mit der der .\pparat die ein- zelnen Milder aiitniinml lieiiilit weiter^- der iiberraselieiid • Kffekt. da^- man die l'ei-iineii nian< her Szenen im ra>enden Tempo a<_'iei -II ^lelit iia<- zum l'x'ispiel ein Klüehllinj/ eine -Allee in der Länge von hundert Metern mit wenigen Sätzen durchmisst, während er dazu bei nornudem l.,aufen min- destens eine Minute benötigt hätte. I>a der Film in einer Sekunde sechzehn Bilder registriert, braucht der Photo- irraph nur «las Tempo der Kurbel zu \ erlantrsamen. um >tatt der etwa neunliiindert .\ ifnalimeii liere-.i lioo Tun y.u erhalten, nalnrlieli w dadun li da- Tei.iiici in-c lieineiid \crv ielfaeht iinil durch die fel.lenil' ti /w ix heiiluliler erhält das (!anze «l«'n .\nseh<-in. als wu'ile i Klüelitliiii: i ieseii haft«' Sprünge machen, um seinen X'ertolgern zu entgehen. Ein anderer Kunstgriff des Photographen besteht darin, den Film von unten herauf an der Linse vorbei zu führen, statt in entgegengesetztem Sinne, was bewirkt, da-ss sich di" I?ewei5unp':i der handelnden Persoiu-n in uniL:ek< lirter Iteilienfolixe prmliizieren ; ein Dieb, «ler in W'irklichkeii von einer acht .Meter hohen .MaiK-r h«'rabspi ini;t scheint auf d«>m Bilde mit einem Satze auf diest llx- zu springen. Fiaker und Omnibusse rollen nach riickwärts tiiul der;.'l mehr. Die Vervollkommnung d'^r photographisclien Apparate für den Kinema ist bereits eine solche, dass man durch eine eh'ktris. he \'orricht mi!.' • on absulnter Prn/'si«in nach je«lom Hilde eine Pause einlieleii la->en kann. Dies erklärt «lie Art lind \\'i-i<e. um leblose ( ;<'i;en-t ände an- i heinend von selbst in Iteweirung zu setzen: die \\'erk/eiii;e der ..V«T- zaulier1«Mi Tis<^hlerwerk-tatt" ziiin Heisj iel werden zuerst photograplii«-rt. nach jiniem liilde tiitt eine Pause ein, wähnend der man Hobel, Sägen und dergl. weiterrückt und anders plaziert, die betreffenden Personen ziehen sich oelbstverstämfiich vor jeder neuen Aufnahme zurück und man erzielt aof diese Art auf dem Film mehreie Tausend \ on Fildern, die sieh bei der Vorstellunir iimintei liroelien abrollen nnd den t;iiisehend>teii Lindiiick einei diii'li Zauberkraft bewegten Werkstatt her\ orlirinL'cn. .Miel dings erfordert dies eine minuziöse .\rbeit \on vielen Tagen. l>er gleiche Vorgang wurde bei dem Kunststück „La Stattie" beobachtet: ein fertig gestelltes Modell aus wekshem Ton wurde allmählich zu einer formlosen Masse umgeknetet. D«'r Film l>ewegte «ich in umgekehrter Richtung und die vrblüfften Zuseliaui-r sah<-n vor ihren Augen das Ent- -iteheii «'iner Statue. <lie anscheinend von selbst aus «li-m 'l'onleii; ( in|iorw uchs. Die An-zaiil der Angestellten «Ii ses Ktabli.ssements geht in die Tausende.Abgesehen vo:« den zahlreichen Spielleitern, den „metteurs an scene". «Iie stets auf neue Korabinationen sinnen müssen und d«-ren Pi:antasie und Erfindungsgabe wahrhaft staunenswert ^sind, beschäftigt der Kinema Hunderte von Frauen nnd'Mädchen, welche die Films kolorieren, was nur mit Hilfe der Lupe und mit Benützinii.' der denkbar feinsten Haarpinsel !re«?hehen kann und eine aiisserordent lii he < ;edi'ids|irobe dar-tcllt. wenn in.in beileiikt. dass der kleiiwle Film minde-iciis iniMtO Hilder in der (iriisse \c>n ls zu "-M mm enthält oft nut m ."(II Pcrsom-n ziigl«-i<-|i ai.f der Szene. Die Darr-tellei sind fix angestellt mit 2*» Fra.ies für die \'oi-tellnni.'. woln-i natürlich mit den Sternen der Pariser Bühnen eine .Aus- nahme gemacht wird. In der Tat verschmähen es «Ii«- lie- rühmtesten Künstler nicht, eine S^ance vor dem Kinema mitzumachen und das Publikum erkennt in vielen Szenen seine Licbliii'.'e. N'eni i \ on den Folies Dramat iipies. Charlie Mim Tlieatre .Antonie, den lienilimteii .Mimen Wauue von der ( )l\ inpia. die Maller inen der < )|>er und vor allem DnMBm, den urdrolligen Komiker des l'>ldorado.