Der Kinematograph (Oct 1908)

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Ho. 98. Kinematograph und Alkohol. | Eine Berliner Stndie. Zu den Vorwiirli'ii <li< tii.iii dem KiwrmatognmheD niurht. ^('Iiort iiiK'li <l< r. dass <lt>r Bteraussciuulk in der KinolokalfH <lfii Alknhiilkniisiim vermehre. Wir wollen neben, iiiwiewi ii di<-><T \'or»nrf perc«-l)tfertigt ist. Soweit Ki-rlin in lliiir'i lit koTiiiiit. uiril in de n meist»", Kinos Bier iiiis>.r,.>i liünUi I'.imiuii u . inartii;!- (Ji tr.iiik. sind zwar, soweit Konzession vorhanden ist. an den linffets /.ti halM'ii. werden al)er niemals von den Kel!iic-rn anpelM)ten. wie Bier oder .SelterH. Auch sind sie Helten auf den an den Wänden hänironden eedrtickten Preisverxeiohniiwon zu iMt'ierkeii. Wer sieh .-in paar Stunden in einem Kinn iiuttiält. wird aueh 'wahr «erden, dass lirantitwein last finT nicht \erlani:t. dei- ISierkonsum nur an sehr lieisse;. Sonimertage.n und a.iili ilaiin nur Sonnta]tis hedeuteu'i ist. Der Besucher des Kiiio~ i-t >ich eben J>eim Kintriti bewUBst, da88 er nieht hineinkomnit. um etwas zu tnnken oder zu verzehren, sondern haupisäclilich um zu schauen 8i<^ etwa unmässi^; «lern Alkoholgenius hinzugeben, ver- bietet anch die trerin).'e Zeit, welche der Durchschnitts- hi'siiclicr im Kino /.iilirin<£t. Wi'l er dein .\Ikr>hol^rcMus- frc'ihnen. ~o udit er elieii in «las l%e~t.iur;m*. die ille. o er in <iie~. III ( Ii iMi-s dnrcl\ andere Üei/.-. ~i dl.- SchaUHleUinip-n l)ieten. nieht jiestiirt wir<i. Kn<ili< h sind auch die meisten Besucher der Kino.s Frauen. Kinder oder M&nner mit ihren Familien. Sie alle werden nicht in den Verdacht su starken Bierkonmuns (gelangen. Allerdin<.'s kostet tlas 'recht kk-ine) < Jhis Bier im Ki.i'i nur 10 Pfg . aher die stets >rU'ichzeitig vorlianden n alkohol- freien Getränke sind i-henso hillig «der .sogar niM-h l)illi<_'er da man v<»n ihnen für lO Pfg. ein gr<>s.sere-; (>uantum erhält als Bier. Würde man verlangen, dass die KiiadH-sit/er den Bierausschank ganz aufgeben, so würden viele ein- wenden. das.s nie ohne diesen nicht liestehen können. IMe Kosten für .\p|>ar.iie lülder \iietc und IVr-oiial sind ja licdiMiIeiid treinii.' l'ein ^c<rcntil)(r stellen n cht klein" l'.intritt-preise I >ass diese Kintrittspr. ise alle 1 i'Stiii; ! n gezahlt (pdet «iederlioh «erden inii>-en. «.'il' n ii" für den Sonntai; depii an il. n iil>rii;en Tauen ist <1 r l'-esueh fast liberall so schwach, d.i.s» die .jli{;cla'iferi< n Ni.in.nern isa.- nicht ausgerufen wei-don, so da.ss die Bcsik h r fiii ihi geringes ^ntrittsgeld den ganzen Abend im Kino zubringen dürfen. W as heim Bier iiis-i li,ink in ni.in< iien Kiiic- nnantie nehm auffällt, ist die Auldrin^di-likeit, mit «elcliei- die Kellner hisweiU-n das Bier anhieten. (»leichjiülti>r. oli di. genügmde Anzalil von Bierliebhabem oder — Koiwumenten vorhanden ist oder nicht, werden dem Kellner a.m Buffett eine Anzahl gefüllter Uläser übergel>en, und nun muss er versuchen, sie an den Mann zu bringen, noch ehe der Schaum vranz verjranp'n ist. Kein Wunder, dass das Angel»ot nun mit einer Dringlichkeit geschieht, als ob das l.rf'l>en da Von alihaiiL't. l-'iir den Kinohesitzer. der ohne Bier/.\xan>: nicht auskoinnien zw ki>nnen ^laiiht. hietet sich. weni>;stiMis in .\rl>eit(T;_'e(.'enden. ein .Viisweg. indem er einfach liie Kintrittspreise um 10 Pfg. erhöht, für diese U> Bfg. aln^r jedem erwachsenen Besucher ein Olas Bier oder anderes CSetr&nk gratis veraMolgm lässt. Dann müsste natürlich jedes weitere Animieien zum Trinkoi unterbleiben und weiteres Cetränk noT auf Be s toHw ig bdm Kellner verab- reicht werden. Wenn wir vom ,,Bierzwang" sprechen, SO acSk damit niidit aasgedrückt werden, da.ss die Besucher in irgend einem Kino gezwongrai werden, Bier zu trinken, wie das in' jednu BMtanrant, selbst in Späaeiakaiea dnrch die Bemer ku ng: „Speisen ohne OetrSnke 15 Pfg. mehr ^c sohieht. Wer im Kino auf die — übrigens nur in den Pausen «■folgende — Fra^e des Kellners: „Glos Bier gefällig?" stntnm hleiht oder verneint, wird im rnhjgeD Anwrhawen d.er Bilder weiter nieht gest<>rt werden. Vermehrt das Kino nun den .Mkoho'konsum oder \ermindert es Um? Für uns besteht nicht der geringste '^weifd daran, dass es ihn beträchtlich ver- nindert. In Berlin Vn'wegen sich viele Tanscnde. •lamentlieh Fremde, in den Strassen, die entwedei iher- lupt kein au^renl>licktich"s Ziel hahen oder iry« ndwo ne »Kler »'in paar Stunden warten müssen his sie ihr 'üel erreichen können. Was fängt man nun mit dit ser y,L'it JM, wenn man sieh an den Schaufenstern satt ges<'hen hat oder müde ist ? Vor etwa ii •fahren gab es keinen andern ' usweg. als in ein Restaurant oder Cafe zu gehen und die .'oitungen zu lesen oder stumpfsinnig vor sich hin zu brüten. i <ii<'>en Lokalen ist <ler ilellkbar ^ri>s~te Heiz zum Alkohol- •insuni vorhanden Da ist erstens die kan-jeweile, welche liurch das Trinken ein weiiij; heseiti).'! i i n kann. danf. i!er Kellner, der dem (Jast wie ein inaliiie.idcs .\usrutuni;~- -ichen gf^niihersteht, femer die jii-würzten .sp. is. :i. iie gan7.c gewohnheitsmässig zum Trinken einladende /lugehung usw. Das alles fiult im Kino weg. der Anzeiz ■/■am Trinken bt höchstens hie und da im Angebot de« T'Cino-Kellner» vorhanden, der aber doch nur auf oinen \uirenl>!iek aaftaui ht und daini wieder versehw i.idct. !;n Kiiio Ii; :;i,t <1' r l-'intnicndc also uu Iii nur l'ntcriialt "n<i üd l> I .. iin_' sondern aue! ein Üulieplalzi lien nai Ii langer \\ anil'-, Miifi. einen i-iigenehmeii Warterauin. eine (lelegeiiheil. ülnTflüssige Zeit erfreuend unii keines« ej.'- lutzlos hinzubringen. Und wer betn Eintrittsgeld bezahlt iiat. ist zu keiner weiteren licistnng während seines ufenthalts im Kino v< ri'flii htet Da'.ii l.o;irnt noch, dass der Bierausschank im Kino I.eines-.'.e-js eine Neucrunj; ist (-il- erst mit dieser Krfindeng ■iifkain Sclion Üinusl hat mm in .illi-n X.iriiiis und ähn- lichen Xorslcliiinusräumen liinken können, {.i in vielen ist ■ler.sillie Trink/ixantr vorhanden, wie in <len Kestaurants. VeuerJings siiui .uich die Theater dazu ülH-rgegangeii, dos Trinken wid Hauchen zu „gestatten", so in Berlin das Hcrmfeld-Theater, die Folies Caprice und sogar das ornehin ' Metropol. Wir i'rinnern ferner daran dass Scherl seiner Zeit eine Bros< Iiürc veröffentlichte m der er eine Reform des ^anzl•ll 'fnaterw csens durch eim- i;efrieilig-'nde ?^(")sun<r der M.ij^cntratic i'rwartete. In der Tat ist jeder llicatralische <ieiuiss. vom Hoftheat«r his /um Kino, dadurch, dass man hungrig oder durstig dasitzt, ■.vesentlich iKH-inträchtigt. und mancher ist in solchem Zustande überhaupt nicht fiUiig, den geistigen Darbietongra /.II folgen. Es dürfti n(M'h hierher gehören, wenn wir «nige Worte liher tlie sonst itre materielle- Versorgung in den Kinos hiuziifiijicn .\iisser di-n (Ictränken «erden noih helegte itröti-lien uiul Süssii;keiten aii>:ehoien, lind an den Büffets j'.ibt es Zigarren. Diese letzteien (und die stark mit Zwieliel- stücken lielegten TurturbroK hen) trafen (ferade nicht zur Verbesserung der Luft bei. Die Zigarre ist nun einmal (1(A meisten Männern än dringendes Bedürfnis, dem selbst von den staatlichen Behörden (z. B. Riscmbahnen) Keclunini: jjetra^en wird. In manchen Kinos sofft die künstliche N'eiitilation hinreichend für Liittersatz. in anderen lässt sie zu «iiiisl hen lilirig. Wenn <iic Kinowirte dafür Sorire tr.njen. dass Trink- iind Ksswan-n von den Kellnern höchstens nur liankwi ise und in nicht zu langsamem Vorübergelien, nicht aljer ein- zelnen Personen direkt angeboten werden, dann dürfte der Biemnwsrhsnk im Kino zu «ner Beschwerde überhaupt nicht Anlass bieten. Schliessli«^ dürfte es nicht ohne Belang sein, da.ss der .Alkoholkonsum in Deutschland während der letzten Jahre nicht gestiegen, sondern nach Ausweis der Statistik gwmnhwi ist. 1 I