Der Kinematograph (January 1909)

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No. 1<H> Der Klneautogntpfc — Düsseldorf. die singend-sprechenden Photographien gezeigt wurden. ,,I>aehiiiiiskel" gründete unter gleicher Bezeichnung eine Filiale an der Friedrich Wilhelmstrasse. Während sieh die letztere bisher zu halten vermochte, ging erstere infolge schlechten Geschäftsganges wieder ein. So kam allmählich Weihnachten 1907 und kur/, vorher t>eguni) die schon in einem früheren Artikel: ..Kin Pyrrhus¬ sieg" genannte allgemeine Hetze gegen die Geschäfte. Durch allerhand Venlrehungen und Vertauschungen wahrer Tatsachen brachte man es denn endlich soweit dass, nach¬ dem schon von Seiten der Lehrer aus den Kindern ein Kinoverbot U*kannt gegeben war. ein solt »es nun endlich auch von Seiten der Polizei auf wiederholtes Drängen der < Jegner, zu denen sich auch ein Teil det hiesigen Presse gesellte ein derartiges Verbot erfolgte. Damit glaubte man nun den verhassten Kinos den Lebensfaden unterbunden zu halten; die Gegner triumphier¬ ten. Die jugendlichen Besucher stellen den Haupt kontingent. fehlen diese, so kalkulierte man. so können sich auch die Besitzer nicht lange mehr halten. Zugleich begannen nun über¬ all die bekannten Rattenkönige von Klagen. Schikanen. Bevormundungen und Verbote, welche sich nach und nach auch auf viele andere Städte erst reckten und dem Kine- matographengewerbe schwere Schädigungen zufügten. Doch trotz aller dieser Hemmnisse und obwohl die Betreffenden oft nur mit Mühe sich über Wasser zu halten vermochten; die zähe Energie mit der sie wiederstanden, trug doch schliesslich den Sieg davon. Nach ca. einem halben Jahr», zu Beginn der Herbstsaison w urde das Kinderverlxrt wieder aufgeholten, der Besuch allerdings auf gewisse Zeiten beschränkt. Während dieser Zeit war auf dem 1 Jebiete der kine- ■i.atographischen Projektion immer eine Erfindung der an¬ deren gefolgt; der Synchronismus hatte sich längst Bahn gebrochen: nun liegann man an Stelle der lauttönenden Op-hestrions das gedämpfte, dem Ohre wohlklingendere Piano zu setzen. Im szenischen Verlaufe der Films bisher nur bildlich zum Ausdruck gebrachte Geräusche wurden vermittels liesonderer Vorrichtungen und Instrumente laut zu Gehör gebischt Das Rollen des Kisenbahnzugcs das Töff, töff der Autos, Tierstimmen, mechanische und maschinell» Geräusche, »las Poltern umfallender Stühle, das Geräusch zerbrechender Glasgegt*nständ»* all«*s di»*s begann man nachzuahmen und dadurch die Naturtreue und Aehnlichkeit erheblich zu steigern; zu gleicher Zeit ihn mehr und mehr zu einer Stätte wirklichen Genusses, erhöht dureli wundervolle landschaftliche Szenerien, aus¬ zubilden. An Stelle der E'antomimik des stummen Film trat die rezitatorische. rednerische Begleitung, wodurch sieh der Wert der vorgeführten Bilder wieder um ein Be¬ trächtliches erhöhte. Ein »lerartig«*s Th«*ater eröffnete unter «lern Namen: ..Reform-Kino" seine Hai en und hat seit der kurzen Zeit seines Bestehens sich ein zahlreiches Stammpublikum zu sichern gewusst. Hierüber konnte auch die Presse nicht ohne weiteres hinweggehen, freilich was sie brachte, das -hah in h»j bescheidenem Masse, dass es sich eben kai lohnte Nur über die Art und Weise komische Bilder zu erläutern, sind sich viele einig; der gesunde Humor darf nicht wie es vielfach geschieht zur Kasperle-Komödie ausarten. Das sollte man vermeiden. Nun begann auch ., Fa ta-M organa” das Versäumte nachzuholen und sind es bis jetzt ausser einem kürzlich hier erstandenen ..Dedrophon-Theater“ die einzigen hier, Welche diese Neuerungen einführten. Da das letztgenannte Mitarbeiter.» der Fachpresse in spezieller Beziehung als solche keinen Eintritt gewährt, verlohnt es sich der Mühe nicht, näher darauf einzugehen. Jedenfalls ist es weder besser noch schlechter als die erstgenannten. Wir haben hier also nun drei Tonbildtheater, drei Kinematographen. Ab 23. Dezember gesellte sich hierzu an der Gartenstrasse, Ecke Agnesstrass»- das Kinotheater d**s Herrn L. Praiss. der von Wien kommend. hi«»r eine Zeit im Zirkus-Ruschgebäude Vorstellungen gal», um wahr scheinlich der^hohenferforderlichen Ausgaben und dem für den längeren Aufenthalt der kalten Jahreszeit wegen weniger B»*such versprechenden Zirkus mit einem eigens hierfür ausgestatteten Lokal zu vertauschen. Man munkelt noch von inehr in Aussicht stehenden Geschäften, doch möchte ich die Rentabilität weiterer stark bezweifeln, zudem macht sich in katholischen Lehrer¬ kreisen bereits wieder der bekannte Gegenwind Itemerkbar. der alljährlich um die Weihnachtszeit zu wehen beginnt, um dann bald hier bald dort Staub empor zu wirbeln und ihn körnchenweise der klerikalen und parteilosen Presse einzuverleiben, die immer bereitwillig ihre hierfür allzeit offenen Spalten zur Verfügung stellt s» Kin altes Sprichwort sagt zwar: ,.I)u sollst dein Ochsen, der da drischt, das Maul nicht verbinden, aber obwohl der Staat und die Gemeinden aus dein Gewerbe und der Existenz der Kinematographen alljährlich grosse Summen heraus¬ zuholen verstehen, so geht man doch immer wieder daran, bald hier, bald da an ihnen herumzuzwacken und neue Verbesserungen, wollte sagen Belästigungen aufzudrähgen, wogegen nur ein energisches Si»-hzurw»*hrsetzen und vor allen Dingen ein einheitliches geschloss»-nes Vorgehen aller Beteiligten als bestes Mittel zu empfehlen ist. H F Neue Kino-Theater. Forst i. L. Hotel Kaiserhof, Kinematograph ..Metropol". — Leipzig-Klein¬ schocher. Dahier wurde Windorferst rasse 28 und Dieskaustrasse 53 das West vorstädtische Zentral-Theater für wissenschaftliche, lehrreiche und humoristische Bilder eröffnet. — Grimma i. S., Hohnstädterstrasse 10, Theater lebender Photographien. — Hohensalza. Kinematograph, Friedriehst rasse 37. — Aachen, Eden Kinema, Franzstrasse 45. — Paderborn. In der Turnhalle Westernstrasse eröffnte F. H« ' ein ein Kinema- t»»graphen-Theater. — Varel. Ein Theater lebender Photographien eröffneten Karl Mandt und VV. H. Meyer im Saale „Zum schwarzen Ross“. — Tuttlingen. In» Hotel ,,Zum Falken", Karlstrasse 28, wurde ein Kine¬ matograph eröffnet. — Basel, Falknerstrasse 19, J. Hansberger, Zentral-Kinematograph. — Worms, Markt¬ platz 8, Physograph-Tonbild-Theater (früher Kolosseum). — Hannover, Olympia-Theater. Direktion des Olym¬ pia-Theaters. — Leipzig-Reudnitz, Dresdner¬ strasse 82 wurde neu eröffnet das Welt-Theater. — Bern¬ burg. Im Gasthof ..Deutsches Haus“ wurde das Tal¬ städter Edison-Theater für singende, sprechende und lebende Photographien eröffnet. — Stötteritz b. Leipzig, Ecke Leipziger- und Arnoldstrasse wurde dahier ein erster ständiger Kinematograph aufgetan. — Görlitz. Franz Thiemer hat .Strassburg-Passage ein elegantes Tonbild- Theater und Kinematograph unter dem Namen Passage- Theater eröffnet. — 8 a a 1 f e 1 d. Dahier wurde Saal¬ strasse 34 der Kinematograph Weltspiegel eröffnet. — Ilmenau, Poststrass»* 6 wurde das Zentral-Theater für kinematographische Vorführungen eröffnet. — Plauen- i. V. Gebrüder Franke eröffneten Fürstenstrasse 13 das Royal-Theatcr. — Heidelberg. Unter der Direktion von F. Riegler wurde dahier Hauptstrasse 9 ein ständiges Kinematographen-Theater The Royal Bio eröffnet. Dresden. Das Reformkinematographen-Theater Kos- mograph hier (Dir.: Kade) begann am 25. Dezember im städt. Ausstellungspalast seine Vorstellungen vor einem aus den beeten Kreisen Dresdens zusammengesetzten Publikum mit grossem Erfolg U. a. werden gezeigt :