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No. 114. Düsseldorf, 3. März 1909. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck des Inhalts, auch auszugsweise, verboten. Rückblicke. 1. Vor 70 Jahren. Von F. Paul Liesegang, Düsseldorf. So sinnreicher Konstruktionen es auch bedurfte, um die lebenden Lichtbilder zu solcher Vollkommenheit zu bringen, wie wir sie heute sehen: wir müssen bedenken, dass unsere ganze Kunst doch erst durch die Photographie ermöglicht wurde. Ihr Dasein verdankt sie nicht zuletzt den Männern, welche das Verfahren erfanden, die Natur selbst zeichnen zu lassen, so getreu und so rasch, wie es Menschen¬ hand nicht vermag. denen, die diese Verfahren verbesserten und schliesslich uns das lichtempfindliche Filmband in die Hand gaben. 70 Jahre ist es jetzt her, dass der französische Gelehrte Arago der Welt jene grosse Entdeckung verkünden konnte. Am 7. Januar berichtete er darüber der Akademie der Wissenschaften zu Paris und am 3. Juli d. Js. beschlossen auf seinen Antrag die französischen Abgeordneten dem Er¬ finder Daguerre und dem Sohne seines Mitarbeiters Xiepce eine lebenslängliche Rente von 6000 bezw. 4000 Frs. zu gewähren. Der ausführliche Bericht, den Arago in dieser denkwürdigen Sitzung gab, ist in den ersten Veröffent¬ lichungen über das Daguerre'sche Verfahren sowie auch in der mir ebenfalls vorliegenden deutschen Uebersetzung. die noch im gleichen Jahre erschien, wiedergegeben. Daraus mögen folgende Stellen Platz haben: Ein neapolitanischer Physiker, Johann Baptist Porta, bemerkte vor ungefähr 200 Jahren, dass, wenn man ein sehr kleines Loch durch den Fensterladen eines wohl verschlossenen Zimmers bohrte, oder noch besser in eine dünne im Fensterladen angebrachte Metallplatte, dass dann alle aussenliegenden Gegenstände, deren -Strahlen das Loch treffen, sich auf der gegenüberliegenden Wand des Zimmers abbilden, je nach ihrer Entfernung in verkleinertem oder ver- grössertein Masstabe. mit verhältnismässig deutlichen Formen. Lagen, und. wenigstens in einer grossen Ausdehnung des Bildes mit ihren natürlichen Farben. Porta entdeckte kurze Zeit nachher, dass das Loch durchaus nicht klein zu sein braucht, dass es vielmehr von beliebiger Grösse sein kamt, wenn man es mit einem jener wohl- polierten Gläser ausfüllt, welche, ihrer Form wegen. Linsen. Glas¬ linsen (convexe Gläser) genannt werden. Die durch den Mittelpunkt des Lochs geworfenen Bilder haben wenig Ausdruck: die anderen aber besitzen eine Helligkeit, die im Verhältnis steht zum Durch- mewsr der Linse, wefcfce sib erzeuge. Di» e r eaaiw sind nie frei von verzerrten Stellen: wogegen die Linsenbilder, wenn man sie genau im Brennpunkt auffasst, eine grosse Reinheit lind Deutlichkeit zeigen. Di»se Reinheit und Deutlichkeit ist seit der Erfindung der achromatischen Linsen bewunderungswürdig geworden : seitdem man nämlich an die Stelle der einfachen Linse, welche aus einem einzigen Stück Glas besteht und welche damals eben so viele unterschiedene Brennpunkte besass, als es im weissen Lichte verschiedene Farben gibt, achromatische Linsen setzen kann, Linsen, welche alle mög¬ lichen Strahlen in einem einzigen Brennpunkt zusammen bringen. Porta liess sich tragbare schwarze Kammern machen. Jede der¬ selben war mit einer Röhre versehen, welche, mehr oder weniger lang, eine Linse enthielt. Die weisse Tafel von Papier oder von Pappendeckel, worauf die Gegenstände sich abbildeten, befand sich im Brennpunkte. Um das Bild a-tf einer horizontalen Fläche zu er¬ halten. so setzte man an jene Stelle einen, unter einem Winkel von 45 Graden geneigten ebenen Spiegel, der das Bild auffing und ab¬ wärts auf ein weisse« Papier warf; später setzte man den Spiegel unter demselben Winkel auch so, dass er das Bild aufwärts auf ein matt geschliffenes Glas werfen musste. Der neapolitanische Phy¬ siker bestimmte diesen kleinen Apparat für Personen, welche nicht zeichnen könnten. Man musste, seiner Vorschrift zufolge, um ganz genaue Abbildungen zusammengesetzter Gegenstände zu erhalten, mit der Spitze eines Bleistiftes den Umrissen des Bildes folgen. Dis Erwartungen Portas gingen nicht vollkommen in Er füllung. Die Maler und Zeichner zwar, namentlich diejenigen der¬ selben. welche Panoramas und Dioramas auf Leinwand von grossem Umfang ausführen, nehmen zuweilen noch ihre Zuflucht zur Camera obscura, aber dies bloss, um im allgemeinen die Umrisse der Gegen stände abzuzeichnen, um sie ins richtige Verhältnis der Grösse und Lage zu bringen und um allen Forderungen der Linear-Perspektive zu genügen. Was die Wirkung betrifft, welche von der unvollkom¬ menen Durchsichtigkeit unserer Atmosphäre abhängt (und welche man durch den uneigentlichen Ausdruck ..Luftperspektive“ cha rakterisiert. hat), so hoffen selbst die geübten Maler nicht, dass die Camera obscura ihnen dazu behilflich sein könnte, dieselbe mit Ge¬ nauigkeit hervorzubringen. Es gibt deswegen auch niemand, der bekannt mit der Genauigkeit der Umrisse, mit der Richtigkeit der Formen und Farbe, mit der genauen Abstufung der Schattierungen, welche die durch dies Instrument erzeugten Bilder darbieten, nicht lebhaft bedauerte, dass sie sich nicht von selbst darstellen, nicht zu gedenken des Wunsches einer Entdeckung, durch deren Hilfe man sie in der Brennebene fixieren könnte. Es war, man darf dies wohl sagen, in den Augen aller ein Traum, bestimmt, einen Platz unter den Hirngespinsten eines Wilkins oder eines Cyrano de Bergerac einxu nehmen. Indessen, der Traum von einer solchen Erfindung wird sich doch verwirklichen! Wir wollen diese Erfindung in ihrer Geburt betrachten und sie sorgfältig in ihren Fortschritten begleiten. Schon den Alchvmisten gelang es früher, Silber mit Salzsäure zu vereinigen. Das Produkt dieser Verbindung war ein weisees Salz, dem sie den Kamen Luna oder Argentum comutum (Homsilberi gaben. Dieses Salz zeigte die bemerkenswerte Eigenschaft, sich am Licht zu schwärzen, und dies um so schneller, je lebhafter die Licht¬ strahlen sind, welche dasselbe treffen. Man bedecke ein Blatt Papier mit einer Lage Hornaüber, heutigen Tages auch Chkrsüber genannt, und lasse auf dfreee Blatt soft Höfe einer Linde das BiM eines Gefcbn-