Der Kinematograph (March 1909)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No. 114. Der Klnematograph — Düsseldorf. •tondra werfon. Abdanu werden dit» dunkeln Partien dm Bildes, diejenigen nämlich, auf welche kein Lieht fiel, weiwt bleiben, die¬ jenigen Partien hingegen, welche stark beleuchtet wurden, werden vollkommen schwarz erscheinen; die Mittel-Schattierungen werden durch mehr oder weniger tiefes Urau repräsentiert sein. Matt lege einen Kupferstich auf ein mit Hornsilber üla-rzogenoe Papier und setze <las Ganze dem Sonnenlicht aus. die rec ite Stute oben. Die mit Schwarz erfüllten Striche weiden dann de- Strahlen aufhalten und diejenigen Partien jenes l’eberzuges, welche von dem Stiche berührt und ticdeckt sind, werden ihre ursprüngliche weisse Karl>c beltalten. Dagegen an den freien Stellen »Hier an denjenigen Stellen des Kupferstiche, wo zur Darstellung desselben das Scheide¬ wasser und der Grabstichel gewirkt haben, wo also das Pa tier seine hallie Durchsichtigkeit erlialteu hat. oder wo der darauf liegende Kupferstich weiss geblieben ist, wird das Soiutenlicht durchdringen und den Salzutsirzug -ehwürzen Das notwendige Resultat der Operation wird ein Bild auf dem Veberzuge sein, dem Kupferstich ähnlich in der Form, aber in Rücksicht der Karben verkehrt: die weissen Teile werden sich hier in Schwarz verwandelt zeigen, und umgekehrt die schwarzen Teile in Weiss. Man sollte glauben, tliese Anwendung der so sonderbar« n Kigeu* tümlichkeit d«-* Chlorsübers hätte zu guter Stunde schon vor lange 1 Zeit gemacht werden müssen; aber so geht es nicht mit den Fort¬ schritten des menschlichen Verstandes, wir müssen herutwteigen bis zu den ersten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts, um die ersten Spuren der photographischen Kunst zu finden. ^ Damals liedieute sich der Franzose Charles bei seinem Geschäft eines bestrichenen Papiere«, um mit Hilfe des Sonnenlichtes Sil¬ houetten zu liefern. Er starb, ohne die Zubereitung beschrieben zu haben, deren er sich bediente. Doch wie der Geschichtsschreiber, aus Furcht, in unentwirrbare Konfusion zu geraten, allein auf ge¬ druckte authentische Dokumente sich stützen darf, so muss man hier mit Recht die ersten Grundzüge der neuen Kunst auf eilte Ab¬ handlung Wedgwoods zuruckfuhren, dieses in der gewerbetreibenden Welt durch seine Vervollkommnung der Töpferei und durch die Er¬ findung eines 1‘yToineters (bestimmt zur Messung der höchsten Temperaturen) so berühmten Fabrikanten. Die Abhandlung Wedgwoods erschien im Jahre 180:2 in dem Juni- Heft des Journals der Royal Institution of Great Britain. Wedg¬ wood will entweder mit Hilfe einer Haut oder auf einem rüt sal- |ietorsaureiu t der salzsaurem Silber bestrichenen Papier die Meiereien der Kirchenft nster und Kupferstiche kopieren. „Die mit Hilfe der Camera obscura« entworfenen Bilder wurden zu schwach befunden, in einer mitMdniäaaig langen Zeit eine Wirkung auf das Silber¬ nitrat autzuiben.“ Der Kommentator Wedgwoods, der berühmte Humphry Davy, widerspricht nicht in den Behauptungen, welche sich auf die Camera obscura beziehen. Er fügt nur bei: was ihn betreffe, so sei er dahin gelangt, aelir kleine Gegenstände im Sonneumikroskop zu kopieren, aber dies nur „in einer kurzen Entfernung von der Linse." Vcbrigens fanden weder Wedgwood noch Davy ein Mittel, wenn die Operation einmal vollzogen war, dem l'eberzuge der Lein¬ wand ihrer Gemälde die Eigentümlichkeit zu benehmen, sich am Licht zu schwärzen. Hieraus ergab zieh, dass die Kopien, welche sie erhalten hatten, beün hellen Tage nicht betrachtet werden konnten; denn beim hellen Tage würdet sie in sehr kurzer Zeit durchaus schwarz geworden sein, ln der Tat. was hätte man da anders erhalten, als Bilder, auf welche man nur einen Blick ver¬ stohlener Weise werfen durfte, und selbst nur beün Licht einer Lampe; Bilder, welche in wenigen Augenblicken verschwunden wären, sobald inan sie bei Tage betrachtet hätte. Nach diesen unvollkommenen Versuchen, wovon wir Nachricht geben wollten, werden wir. ohne einer Mittelsperson auf unserem Wege zu begegnen, zu den Untersuchungen des Herrn Niepce und Daguerre gelangen. Der verstorbene Herr Niepce lebte als wohlhabender Manu zurückgezogen in der Gege:ul von Chakm-sur-Saone. Er weihte seine Müssestluiden wissensch fthehen Untersuchungen. Eine der¬ selben. betreffend eine gewiss«- Maschine. I>ei der die elastische Kraft der rasch erhitzten Luft die Wirkung dm Dampfe« vertreten musst«-, erstand mit gutem Erfolg die Prüfung der Akademie der Wissen¬ schaften Die photographischen Untersuchungen des Herrn Niepce scheinen bis zum Jahre 1814 zurückzugehen. Seine ersten Ver¬ bindungen mit Herrn Daguerre sind vom Monat Januar 1826. Die Indiskretion eines Optikers in Paris lietis ihn damals vernehmen, dass Herr Daguerre mit Versuchen beschäftigt sei, welche zum Zweck hatten, die Bilder der Camera obscura zu fixieren. Diese Tatsachen sind verzoichnet in Briefen, welche wir vor Augen gehabt haben. Im Fall eines Streite« würde das Datum der ersten photographischen Arbeiten de« Herrn Daguerre das Jahr 1826 sein. Herr Niepce begab sich im Jahre 1827 nach England. Im Monat Dezember desselben Jahres übergab er der Royal Society in London eine Abhandlung über seine photographischen Arbeiten. Dies*- Abhandlung war von mehreren Protxm auf Metall begleitet, hervor- gebracht nach den schon damals von ihm erfundenen Methoden. Für den Fall eines Priorität«-Anspruches sind diese Proben in noch lisch e.- Gelehrten auf bewahrt worden. Sie beweisen ohne Wider¬ spruch, das« in Ansehung der photographischen Kopie von Kupfer¬ stichen, aum Gebrauch der Kupferstecher, Herr Niepce im Jahre 1827 das Mitt«»l erfand, die Schatten mit den Schatten, die Halb- schattierungen mit Halb«chattierung«-ii, die hellen Stellen mit Indien Stellen korrc.->|M>ndierend zu machen; das« er ferinw da« Mittel auf- fand, diese Kopien, wenn sie einmal erzeugt waren, gegen die fernere und schwärzende Wirkung d«w Sonnenlicht*« unempfindlich zu machen. Mit anderen W«>rt«n: durch die Wahl seines Ueberzugs löste der sinnreiche Erfinder von Uhalon seit dem Jahr«» 1827 eine Aufgab«», welche die hohe Weisheit eines Wedgwoods, eines Humphry Davys herausgefordert hatte. Die Urkunde über die Verbindung «l«w Niepce mit Daguerre für die gemeinschaftliche Benutzung d«»r photographischen Methoden lat das Datum dw 14. Dezembers 182». Die s|»äteren Urkunden, abgeschlossen zwischen Niepce« Sohn. Herrn Isidore, dem Erben sein««« Vaters, und l)agu«»rre. erwähnei. erstens einige Vervoll- koiiunuung«»u der Methoden des Physikers von Chalon durch den Maler von Paris; zweitens des ganz neuen, durch Daguerre ent diH-kten und mit dem Vorteil verbundenen Verfahren: „die Bilder mit einer 60 bis 80 mal grös«<*rt«n Schnelligkeit hervorzubringen. als durch das ältere Verfahren." In dem, was wir soeb«»n von «len Arbeiten des Herrn Niepce ge¬ sagt haben, w««rden ohne Zweifel die beschränkenden Ausdrucke: „für du» photographische Kopit« von Kupferstichen" aufgefalleu sein. Es ist Tatsache, dass Herr Nidpce nach einer Menge frucht- lo«er Versuche e« beinahe selbst aufgab, die in der Camera obscura hervorgebrachten Bililcr wieder hcrvorzubring»»n; dass die Zu¬ bereitung, deren er «ich bediente, sich nicht schnell genug unter dem Einfluss «l««a Lichtes veränderte, und dass er 10 bis 12 Stunden be¬ durfte, uni eine Aufnahme zu machen. Während einer so langen Zeit musst«»!! die darauf befindli.-heu Schatten sich stark ver¬ rücken, sich von der linken Seit« der Gegenstände zur rechten ver¬ schieben ; und di««se Bewegung musst« überall, wo sie stattfand. zu flachen, einförmigen Schattierungen Veranlassung gel-en. Es ist Is'greiflioh, dass in den Produkten einer so unvollkommenen Me- tli sie alle Eff«»kte. welche auf den Kontrast der Schatten und des Lichte« berechnet waren, verloren gehen museten. Und trotz dieser ungeheuren Schwierigkeit«»!! war man nicht eiiunal immer de« Er¬ folge« «ieher. Nach unendlicher Vorsicht I«»wirkten oft zufällige Ursachen, dass man bald ««in jiaHsable« Resultat, bald ein unvoll¬ kommene« Bild oder ein solch«« erhielt, welche« hie und da breite Lücken liatte. Nicht selten teilt«» sich auch der l eberzug. auf welchem das Bild sich zeichnen sollte, sowie er den Sonnenstrahlen ausgesetzt und nicht schwarz wurde, und löste sich in kleinen Schuppen ab. B«»im Daguerrotyp hingegen verändern schon die schwächsten Strahlen die Hauptsubstanz: «« zeigt sich eine kräftige Wirkung, noch ehe die Sonnen-Schlagschatten Zeit gehabt haben, sich zu ver¬ rücken, und die Erfolge sind gewiss, wenn man sich an die sehr ein¬ fachen Vorschriften hält. Endlich verlieren die einmal hervor¬ gebrachten Bilder durch die Wirkung der Sonnenstrahlen während einer Reihe von Jahren weder ihre Reinheit, noch ihren Glans, noch ihre Harmonie. Unter den Fragen, welche wir uns gestellt haben, nimmt not¬ wendig diejenige die erste Stelle ein: ob die photographischen Me¬ thoden gebräuchlich werden können ! Ohne das jetzt ausführlich bekannt machen zu wollen, wie diese Methoden eigentlich sind, so können wir doch vorläufig saßen, das« die Flächen, auf welchen das Licht die wunderbarer. Bilder des Herrn Daguerre erzeugt, aus plattierten Tafeln betuchen, d. h. Kupferplatten, die auf einer ihrer Flächen einen fein««« Silberüber¬ zug haben. Vorzuziehen wäre e« freilich ohne Zweifel für die Be¬ quemlichkeit von Reisenden und auch uüt Rücksicht auf Er¬ sparnis, wenn man sich des Papiers bedienen könnte. Das mit Silber-Chlorür oder Nitrat getränkte Papier war in der Tat die erste Substanz, welche Daguerre wählt«»; aber der Mangel an Empfind lichkeit, die Verschwommenheit der Büder, die Ungewissheit der Resultate, die Zufälle, welche oft von d«»n zur Umbildung de« Hellen ins Schwarze und dw Schwarzen ins Helle bestimmten Operationen entspringen möchten, konnten leicht einen so geschicktem Künstler entmutigen. Soweit Arago! Aber die Herstellung von Photo¬ graphien auf Papier, die Arago als Problem hinstellte, war inzwischen auch schon erfunden worden und zwar wurde sie noch in demselben Jahre 1839 — also ebenfalls vor 70 Jahren — durch ihren Erfinder, den Engländer Fox Talbot bekannt gegeben. Zwar war das Verfahren noch wenig leistungsfähig, aber die Grundlage war doch geschaffen. Und in dem Verfahren der Photographie auf Papier haben wir den Vorläufer des lichtempfindlichen Fiimbandee.