Der Kinematograph (March 1909)

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Der Kinematograph — Düsseldorf. No. 114. Das Programm des Kinematographen- Kongresses in Mailand. Ein allgemeiner Wettbewerb für kineniatographische Films ist mit dein in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juni d. Js. in M a i 1 a u d statt findenden inter¬ nationalen Kinematographen- Kongress verbunden. Dies«- grottszügige und zielbewusste Veran¬ staltung geht vom Verein der lombardischen Journalisten aus und dient dem ausgesprochenen Zweck, veredelnd auf die Filmpruduktion und die Filmvorführungen zu wirken. Ebenso wie in Frankreich, der eigentlichen Geburtsstätte der Kinematographie, hat der Biograph in Italien eine besonders starke und rapide Verbreitung gefunden und die Filmproduktion ist dort bereitsein bedeutender und blühen¬ der Industriezweig geworden. Den italienischen Fabri¬ katen ist es gelungen, sich auch im Auslande einen guten Ruf zu erwerben, so dass sie zur Zeit einen nicht unbe- deutenden Exportartikel bildet. Dem Temperament der Südländer und den niederen Instinkten der Massen haben aber zum Leidwesen wahrhafter Volksfreunde sowohl die Fabrikanten wie die Kinotheater zu s«»hr nachgegetien und mit Bedauern ist wiederholt konstatiert worden, dass in den italienischen Bios gerat!«- «lie blutrünstigsten Schauer Beschichten den grössten Beifall finden. Der erste, der einer Verfeinerung und Verbesserung der kinematogr&phischen Produktion das Wort geredet hat. war der bekannte italienische Dichter (1 a b r i e I e d'An- n u n z i o . der nicht nur sehr vernünftige Vorschläge nach dieser Richtung hin machte, sondern, wie lekannt. auch selbst unter die Kino-Dichter ging und mit einigen recht hübschen Märchensujets den Reigen der italienischen Kunstfilms eröffnete. D'Annunzi» gibt unumwunden zu. dass er im Kinematographen ein neues Volksbildungs¬ mittel erblickt und hält dafür, dass es eine der schönsten Aufgaben sei. für diese neue Bühne gute, die Bildung fördernde Stücke zu erfinden. Zu der gleichen Anschauung sind die Männer des Vereins lombardischer Journalisten gt*k >inmeu und da sie praktische Is-ute sind und sehr wohl wissen, dass der einzelne gegen «lie Menge nichts auszu¬ richten vermag, haben sie in einer ihrer letzten Sitzungen den gesunden (Jedanken gefasst, anlässlich des ersten Welt- konkresses für Kinematographie einen Wettbewerb für Filmaufnahmen zu arrangieren. Das soeben herausgegeliene. allen Interessenten zur Verfügung stehende französische Programm weist zunächst darauf hin. dass die Kinematographi«' heutzutage nicht mehr allein der Schau¬ lust dienen dürfe, sondern vor allem auch erzieherische Zwecke verfolgen müsse. Sie dient zur Verbreitung der geschichtlichen, geographischen, ethnographischen und ethischen Kenntnisse und vermag gerade auf diesen allge¬ mein interessierenden Gebieten sehr segensreich zu wirken. Films, die aus diesen Wissenschaften ihr Material schöpfen, sollen in reicher Auswahl auf der mit dein Kongress ver¬ bundenen Ausstellung vertreten sein. Ausserdem soll aber auch der gute Humor und das Leben der Wirklichkeit zur Geltung kommen. Die Films, die zur Ausstellung bezw. zum allgemeinen Wettbewerb eingesandt werden, sollen nach zwei Gruppen gesondert werden: 1. Humor, Geschichte. Patriotismus, Kunst, farbige Films. Land¬ schaften. Kostüme, wissenschaftliche Erfindungen. For¬ schungen. Industrie. Handel. Sport und Verwandlungsfilms. 2. Projektionen im Relief, im vollen Licht, im Tageslicht, transparente Films und schliesslich sprechende Films. Jeder Konkurrent muss mindestens 500 m Films einsenden, die sich höchstens auf drei Darstellungen erstrecken dürfen. Das internationale Preisrichterkollegium hat sich bereits konstituiert. Ihm gehören, ebenso wie dem ausführenden Komitee, namhafte Mitglieder an, doch sind von der Jury alle jene Personen ausgeschlossen, die sich mit der Fabrikation von Films beschäftigen oder mit den in «len Wettbewerb tretenden’ Fabriken in irgend welcher Verbin¬ dung stehen. Das Komitee hat für das Arrangement ein geeignetes Lokal bereits gewählt. in welchem die zur Prämi¬ ierung angemeldeten Films des Abends in zwei bis drei ver¬ schiedenen Nummern vorgeführt werden. Di« Preise, che vom Handelskammerpräsidenten überreicht werden, be¬ stehen in Ehrendiplomen, goldenen, sil¬ bernen jnd bronzenen Medailleu und in lobenden Erwähnungen. Allen Interessenten er¬ teilt da» Sekretariat des lombardischen Journalisten¬ vereins. das sich in Mailand. Via Silvio Pellieo S. be¬ findet. bereitwilligst Auskunft. Auf das Ergebnis dieser Veranstaltung, die ganz uneigennützig von den Männern der F«-der im Interesse der Hebung der Volksbildung unter¬ nommen wird und die rohe Sensationsmache von den sich gerade aus den untersten Volksschichten rekrutierenden Besuchern abwenden will, darf man wirklich gespannt sein Es wird freilich auch trotz der voraussichtlich guten Films, die dieser Wettbewerb zeitigen wird, einer nachhaltigen Ar- l»eit bedürfen, um auch in Italien und namentlich da. den Kinematographen auf die gebührende Höhe zu bringen und n«x-h mehr, ihn auf di«*ser Höh« dauernd zu erhalten. Ludwig 'Brauner Der Kampf um die Marke „Cinematograph Den Lesern dieser Zeitschrift dürfte es inzwischen b«*- kannt geworden sein, dass die D?utsche Automaten-Gesell- schaft Stollwerck & f'o. in Köln a. Rh. sich das Wort Cine- matograph für Apparate zur Aufnahme und Wiedergabe von lebenden Bildern im Jahre 189« hatte schützen lassen, und dass dieses Zeichen bis heute noch besteht. Andererseits unterliegt es keinem Zweifel, dass seit vielen Jahren das Wort Cinematograph als Warenname von allen Finnen, welche (’inematogr&phen herstellen oder in den Handel bringen, gebraucht wild. Nachdem trotzdem die Zeit heninliaberin in Verbindung mit der Firma Automaten-Kommandit-Gesellschaft Ko- brow & Co. in Hamburg Strafantrag gegen den Direktor tk-r Berliner Firma Pathe Fr eres wegen angeblicher Ver¬ letzung des Wortes Cinematograph gestellt bat. regte die ge¬ nannte Firma durch Herrn Patentanwalt J. Tenenbaum- Berlin «lie Löschung d«-s Wortes Cinematograph an. obwohl sie vorher mit einem ähnlichen Löschungsantrag in beiden Instanzen abgewiesen wurde. Das Kaiserliche Patentamt. Abteilung II für Waren¬ zeichen. beschloss infolge des umfangreichen Materials, welche» zur Klarstellung de« Falles von dem Löschunga- anreger nunmehr beigebracht wurde, die Löschung der Marke Cinematograph. Der Beschluss des Patentamtes wurde uns zum Abdruck zur Verfügung gestellt. Wir drucken denselben um so lieber ab, als daraus hervorgeht, dass die Zeicheninhaberin gar nicht einmal das Wort Cine¬ matograph erfunden oder zuerst in den Verkehr gebracht hat. Voraussichtlich dürfte die Zeicheninhaberin noch Be¬ schwerde gegen diesen Beschluss erheben. Wir werden dann auch den endgültigen B**schluss des Patentamtes zum Ab¬ druck bringen. Die Redaktion. D. 878/22b Wz. 7/08 L- 1 22. Januar 1908 i *. 1 . Februar 1909. Die Löschung des für die Deutsche Automaten-Gesell¬ schaft Stollwerck & Co. in Köln a. Rh. eingetragenen Warenzeichens 16 507 ..Cinematograph “ wird beschlossen, f Abschrift der Erklärungen vom 28. Oktober. 11. De¬ zember und 18. Dezember 1908 ist beigefügt.