Der Kinematograph (March 1909)

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Der Kinematograph — Düsseldorf. No. 115. Stimmungen als einseitig: man hätte «-ine Konferenz aller beteiligten Gruppen anberaumen sollen. Die Filmver¬ braucher in England würden sich auf die Dauer die Film- bezugslx*dingungen nicht vorschreiben lassen. Aus Frank¬ reich meldet das Blatt, dass die französischen Schausteller die Gründung einet eigenen Filmfabrik beschlossen haben. In London hat sich übrigens eine ..Kinematograph Trade P.Otection Society 1 ‘ gebildet, deren Mitglieder die Ansicht vertreten, dass wenn sie einen Film kaufen, sie damit nach Belieben verfahren können. Ob die Opposition von Dauer und Erfolg sein wird, muss immerhin zweifelhaft erscheinen -s- London. Die London Kinematograph (Jo. Ltd. hat ihr Aktienkapital von 10 000 auf 50 000 I*fd. Sterl. erhöht und einen bedeutenden flebäudekomplex in Oxford Street erworben. -s- London, 1. März. Unter der Bezeichnung British Biotcope Manufacturing Co. Ltd. IL Long Acre, London W. C. ist eine Gesellschaft gegründet worden, die dem Uel>elstande, dass sich das englische Kinematographen-Geschäft fast ausschliesslich in «len Hän¬ den von Ausländern Ix'findet. abzuhelfen sucht. Sie betont, dass ihre Apparate den ausländischen nicht nur gleich seien, sondern diese nt>eh übertreffen. Die Gesellschaft beabsichtigt neben der Fabrikation von Projektionsappa¬ raten in einem l>ekannten Westend -The ater kinemato- graphische Vorstellungen zu veranstalten. Die Firma muss d«»ch erst den Nachweis für die Güte ihrer Apparate er¬ bringen; sie muss zunächst zeigen, ob sie mit den Welt¬ firmen. die seit Jahren in der Branche tätig sind und die der Verliesserung ihrer Apparate Vermögen g«*opfcrt halten, konkurrieren kann. Solange sie dazu nicht in der l^age ist, wird ihr Appell an «len .Patriotismus wohl ungehört verhallen. | C^3Bgg) | Firmennachrichten fcsSflgg] fl Berlin. Die Firma Offene Handelsgesellschaft Film- Export-Haus Kupferberg & 4 t’o. Jst naehjAufl'>sung' ,r der (Jesellschaft erlttschen. || | Zick - Zack | |[ -t l»er kinematograph im Dienste «1er Naturwissen¬ schaft. Vor kurzem gab der bekannte Naturf«>rscher F Martin Duncan in einem Vortrag in London einen inter¬ essanten Ueberblick über die Stellung des Kinematographen im Dienste der Naturwissenschaft. Mr. Duncan hat es sich zur Spezialaufgabe gemacht, tierartige Naturauf- nahincn zu gewinnen; er hat manches gefährliche Abenteuer dabei bestehen müssen. Besonders interessant war tlie kine- matographische Aufnahme zweier riesiger Ameisenheere, die Duncan vorführte. Die lieiden Haufen lieferten sich eine furchtbare Schlacht. Die Ameisen schienen dabei aufrecht zu stehen, mit unbeschreiblicher Wut stürzten sie aufeinander, griffen an. wurden zurückgeworfen. Gegen¬ attacken erfolgten, bis das Schlachtfeld mit Hunderten von Toten betleckt war. — Eis ist erfreulich, dass der Kine¬ matograph in seinem Siegeszug sich immer weitere Gebiete der Wissenschaft erobert. -s- Der Kinematograph als Auswanderer-Agent. Eine der wenigst bevölkerten britischen Kolonien, die infolge¬ dessen stark auf Einwanderung angewiesen sind, ist be¬ kanntlich Australien. Um nun breiten Volksschichten im Auslande Gelegenheit zu geben, die Naturschönheiten dieses Landes kennen zu lernen, hat die Regierung mit P a t h 6 F r e r e 8 ein Abkommen getroffen, wonach diese Firma gegen Entschädigung von 40 000 Mk. Aufnahmen, die weitere Kreise inter«*ssieren können, zu machen hat. Das Abkommen hat das Missfallen australischer Film- faorikanten erregt, denen jedoch bedeutet wurde, «lass Pathe FYeres ein Weltunterni-hmen sei und es als solches die Bilder viel leichter vorführen könne, als ein r« in austra¬ lisches Unternehmen ohne Filialen in Europa und anderen Erdteilen. -s- Das Urteil des Fachmannes. Im Kinotheater machte der Besitzer einen anwesenden Journalisten auf die kühnen Leistungen eines italienischen Kavallerie- n-gimentes, «iie der Projekt mnsapparat gerade auf den Vorhang warf, aufmerksam. ..Jetzt kommt d«*r verwegene Sprung" sagt der Besitzer. ..Nicht übel“ erwiderte etwas phh'gmatisch d«*r Zeitungsmann „Na." bemerkte der Besitzer des Theaters. ..Sie mögen recht haben, aber gestern a_bV'n*tl sprang der Reiter viel b e s s e r!“ Gerichtssaal -t. Ist das Kinematographenthenter ein Kunstinstitut ! Ueber diese Frage hat vor kurzem eine interessante Ver¬ handlung vor «1er Strafkammer in Frankfurt a. M. statt¬ gefunden. Nach einer Regieru ngHp.>lizeiv«-rordnung vom 1. August 180« «lürfen Kintler uiit«"- 1« Jahren ohne Be¬ gleitung ihrer Eltern. Vormünder oder Lehrmeister keinen Sc!iaustellung«n beiwohnen, bei denen kein höheres Interesse der Kunst oder der Wissenschaft obwaltet. Zu diesen ver¬ ladenen Schaustellungen gehörten bisher nach Ansicht der Polizeibehörde auch die Kinematographentheater. Im Juli vorigen Jahres kam nachmittags ein Schutzmann aus dem Bahnhofsrevier zur Revision in «las Kinematographen- theater Kaiserstr. 77. und traf hier etwa 28 Kinder im Aller von 5—16 Jahren an, die ohne Begleitung waren. Gegen den Besitzer des Theaters August Haslwanter und gegen seine Schwägerin, die als Kassiererin dort tätig war. wurde Anklage wegen Uebertretung der oben erwähnten Regierungs-Polizei Verordnung erhoben. Das Schöffen¬ gerichthat seinerZeit Haslwanter. der an dem betreffenden Tage nicht im Theater anwesend gewesen war, freigesprochen, seine Schwägerin dagegen, die es als die B«»itzerin der Schaustellung ansah. zu 10 Mk. Geldstrafe verurteilt. Gegen dieses Urteil legte der Vertreter der Angeklagten. Justizrat Dr. Wurzmann, Berufung bei der Strafkammer ein mit der Begründung, dass dir Vorführungen, die an dem fraglichen Nachmittage stattgefunden hätten, sehr wohl künstlerisch«» und wissenschaftliches Interesse beanspruchen könnten und dass die Regierungs-Polizeiverordnung vom 1. August 1809 auf die Kinematographentheater keine Anwendung finden könne, weil es damals noch gar keine gegeben halie. Das Gericht beschloss in seiner ersten Sitzung, sich durch Inaugenscheinnahme an Ort und Stelle von «len künstlerischen Darbietungen in dem Kinemato¬ graphentheater zu überzeugen, und beraumte dafür in voriger Woche einen Extratermin an. Das Programm war das gleiche wie im Juli vorigen Jahres, und es gelangten Kunstfilms mit Szenen aus ..Romeo und Julia“ und ..Richard III." von Shakespeare. „Genoveva“ von Hebbel, ferner ein Film, der «iie Gewinnung der Diamanten in Süd¬ afrika zeigte, zur Vorführung Dann begab sich der Gerichts¬ hof wieder zurück in den Justizpalast, wo die Sitzung ihren Fortgang nahm. Der Staatsanwalt vertrat die Anschauung, dass di«' Kinematographentheater unter die angeführt«' Verordnung fallen, denn es seien rein mechanische Vor¬ stellungen. und deshalb sei ein höheres Kunstinteresse zu verneinen. Nach beinahe einstündiger Beratung sprach das CJericht aber die Angeklagte frei und legte auch noch die Kosten der Verteitiigung der Staatskasse auf. In der «^Urteilsbegründung wurde ausgeführt, dass das Gericht