Der Kinematograph (May 1909)

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Der Kinematograph — Düsseldorf. No. 123. nach der Eröffnung nachmittags, war übermässig gut: es war übervoll. Ein Zeichen, dass der' Kinematograph ent¬ gegen der Behauptung vieler Pessimisten noch nicht auf dem Aussterbeetat steht. Der nächste Besuch galt dem ältesten Institut dieser Branche Dem Welt-Kinematograph in der Schildergasse, eine Filiale der C. m. b. H. in Freiburg Br Auch dieses Theater ist gut eingerichtet und der Aufenthalt in dem¬ selben nur angenehm. Unbegreiflich ist es. warum die am Eingänge befindliche sehr gut wirkende Malerei mit markt¬ schreierischen Plakaten überklebt ist. Reklame ist wohl sehr gut. jedoch in dieser Weise ist sie ebenso unsinnig wie unverständig und überflüssig Die Vorführung der Bilder war nahezu grossartig zu nennen, tadellos ruhig, mit einer dem Auge nur wohltuenden angenehmen Beleuchtung: denn das Licht darf auch mcht zu grell sein, wie fälschlich von vielen Vorführern angenommen wird. Hierbei will ich mcht unterlassen, zu bemerken, wie sehr ts auf den Vorführer und nicht immer auf den Apparat ankommt. Ich hatte vor einigen Monaten Gelegenheit, in einer süddeutschen Stadt ein Kinotheater zu besuchen, dort war die Vorführung nahezu schauderhaft, trotzdem auch hier der Apparat gleichen Fabrikats zur Anwendung kommt. Das Schmuckkästchen der Kölner Kinematographen- theater ist entschieden das sich gleichfalls in der Schilder¬ gasse befindliche Biophon-Theater der Firma Messter. A.-G.. Berlin Die Firma liesitzt deren in vielen Städten und sind alle, die ich kenne, mit gleicher vornehmer Einfachheit und geschmackvoller Eleganz eingerichtet. Es gebührt dieser Firma unliestreitbar der Vorrang, der Kinematographie beim bessern Publikum Eingang verschafft zu haben Schon die ersten Theater dieser Gesellschaft waren Institute, die die Bezeichnung ..Theater“ im wahren Sinne des Wortes ver¬ dienten. Selbst die Benennung der Plätze, obere. Mittel¬ und vordere Reihe oder auch Ring, wirkt nach aussen besser als die übliche Benennung I.. II.. III. Platz. Dann die innere Einrichtung. Der gesamte Fussboden von det Bühn-* (denn diese t Jeseilschaft war die erste, die die Projektions¬ fläche auf eine wirkliche Bühne verlegte) entgegengesetzt aufsteigend, ist mit Linoleum lielegt. Die Bestuhlung durch¬ weg Klappsitz«-. Die Wände in Schulterhöh«- mit Linkrusta, dann bis zum Plafond mit einer ungemusterten, «-legant wirkenden Tapete bekleidet; der Plafond weiss mi* Gold. Die Beleuchtungskörper unsichtbar montiert. sod&ss nur der Reflex von der weissen Decke zurückgeworfen der. Raum erhellt. Die Projektionsfläche befindet sich im Hinter¬ gründe einer etwa t —3 m tiefen Bühne. Kulissen. Soffiten und Bühnenbuden sind aus tiefschwarzem Stoff hergest«*llt Eine Kampe mit Beleuchtung und Dekoration befindet sich gleichfalls vor der Bühne und selbstverständlich fehlt auch der Vorhang nicht: dersellH- wird sehr exakt bedient, sodass man kaum die leer«* Projekti«»nsfläche zu sehen bekommt. Das Instrument wie der Pianist liefinden sich innerhalb der Bühnengrenze und sind dem Publikum unsichtbar Da die Firma Messter bekanntlich den ersten brauchbaren Synchronismus konstruierte und auf den Markt brachte, auch ihre Theater damit einrichtete, so ist das Biophon- Theater die vollständigste Illusion eines Komödienhauses. Kinotechnik und Synchronismus stimmen vorzüglich über ein und auch das Grammophon gibt den Text verständlich wieder. Eine vollkommenere Täuschung würde noch erzielt, so die Mechanik das Bild ruhiger vorzuführen ermöglichte Das einzige Mittel ist bei Tonbildern auch die Handdrehung durch den Motor zu ersetzen, dann wird auch das Schwanken des Bildes auf ein kaum wahrzunehmendes Minimum be¬ schränkt werden. Nun, die Zeit wird auch hierin Besserung schaffen. Die Zusammenstellung des gesamten Programms war gut. Auch eine Garderobe fehlt im Biophon-Theater nicht, und wer könnte der freundlichen Aufforderung, die mehr einer höflichen Bitte gleichkommt, der jungen Dame widerstehen und die Garderobe nicht abgeben ? Und so ist man erstaunt. wie elegant es in diesem Kinematographentheater zugeht Auch der eifrigste Saulus der Kinotheater muss hier zum Paulus werden. Alles in allem, die Messterschen Theater sind Muster aller Kinematographentheater Wieder zur Höhestrasse gelangt, geht es ins Tonbild- Theater. Ein nicht zu grosses, aber gemütlich eingerichtetes Etablissement Wie der Titel verrät, werden auch hier neben lebenden, singende und sprechende Bilder vorgeführt Bei meiner Anwesenheit gelangte das Couplet ..Ich bin so nervös” zur Vorführung. Die Wiedergabe war eine ganz vorzügliche. Bild und Musik klappten gut. auch die Deut¬ lichkeit der Textwiedergabe lies« nichts zu wünschen übrig Alle Sujets des Programms waren gut und fanden ungeteilten Beifall Doch das in hohem Grade sich auch hier bemerkbar machende Auf- und Niederbewegen der Bilder wirkt zum grossen Nachteil der Vorführung Auch diese Projektions¬ fläche ist bühnenähnlich eingefasst und mit einer Rampe, hinter welcher sich die Instrumente. Klavier und Har monium befinden, und somit unsichtbar sind, versehen Doch wirkt diese Art Bühnenbau gleich der im Pariser Kinema unschön und zwerghaft. Die Musik durch Klavier und Harmonium zu gleicher Zeit von einem Spieler hervor¬ gebracht ist eine besondere Geschmacksrichtung, und will ich später einmal bei näherer Beleuchtung der Musik in Kincmatographentheatern darauf zurückkommen. Ein vor kurzer Zeit umgeändert«*s und neu hergerich¬ tetes Theater ist das Zentral-Tieater. Der Inhaber. Herr Haas, ist Besitzer von 3 Kinotheatem. die sich in aller nächster Näh* zueinander auf der Hohestrasse befinden Das Zentraltheater als früheres Hansatheater unterschied sich zur Zeit des alten Namens durch nichts von den meisten seiner Rivalen Dann übernahm es Herr Haas und traf ver¬ schiedene Veränderungen, in der Hauptsache die Um gestaltung des Portals. Diese Umgestaltung gibt dem ganzen ein sehr angenehmes Aussehen. In der Mitte das Kassenhäusehen. rechts und links je eine zweiflügelige Pendeltüre. den Eingang resp. Ausgang bildend. In der blendend weissen Täfelung des Portals sind zierliche Spiegel eingelassen, die ganz -rheblic-i zu einem guten Gesamt- eindruck beitragen. Die innere Elinrichtung ist wie üblich nur sind noch einige Logenplätze vorhanden. Das Pro¬ gramm ist gut. doch leidet auch hier die Vorführung durch grosse Unruhe der Bilder Photographische Ausstellung in Dresden. Von unserem Spezial-Berichterstatter. Sehr interessant gestaltete sich die am 3o. April statt¬ gefundene Vorbesichtigung der Ausstellung durch die Vertreter der Presse. Unter der liebenswürdigen Führung der Herren Professor Sevffert. Professor Seliger. Rentier Frohne. Sektionsrat Dr Schindler-Wien. Dr Kuhfahl. Direktor Woemlein und anderer Herren gelangte man. fast überwältigt von dem (ieaehenen. langsam durch sämt¬ liche Ausstellungsräume und Gebäude. Alle ausstellenden Firmen anzuführen, wird unmöglich bleiben, schier über¬ gross ist die Menge des Gebotenen und wir werden nicht verfehlen, in einer Reihe von Artikeln die hervorragendsten und interessantesten Sehenswürdigkeiten der Dresdner Ausstellung unsem Lesern zu beschreiben. Ausser Deutschland nimmt Oesterreich einen besonders grossen Raunt, das Oesterreichische Haus. ein. Diese Aus¬ stellung hat ihr Zustandekommen hauptsächlich der tätigen Mithilfe ihrer Regierung zu danken, die die Aussteller mit finanziellen Mitteln reichlich unterstützt hat Auch Eng land hat seine Ausstellung reich beschickt. Die dort aus¬ gestellten Bilder zeichnen sich durch Tonschönheiten und die vorzügliche Wiedergabe des Atmosphärischen aus.