We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
»er Kinematograph — Uttsseldorl. No. 124. zeigt (z. H. machte hei den Zuschauern die Arbeit eines Schneepflugs auf verschneiter Bergbahn grossen Eindruck). Zwischen diesen anregenden Bildern gab es auch solche, die unterhalten sollten. Erfreulich war. mit wieviel Ge¬ schmack diese ausgesucht waren Leider haben die Kine- matographen sieh bislang der Sünde schuldig gemacht, den über unsere Zeit mächtig hereinbrechenden sogenannten amerikanischen Humor zu pflegen, der mit unserm deutschen Begriff vom Humor nur sehr wenig gemein hat. Jener wirklich lustigen Bilder, die das ..Herz“ fröhlich machen und das erquickende Kinderlachen erzeugen, gibt es nur wenige. Diese wenigen hatte das Kosmostheater sorgfältig ausgesucht. Und eine neue Art von Scherz, auf schwarzem Grund mit eckigen weisseu Strichen gezeichnete „lebende“ Bilder, wie der kleine Moritz sie zu zeichnen pflegt, sah ich hier zuerst. Mir war solch ein Bild ein Beweis, dass es wohl noch manche schöne Idee geben mag. wenn man sieh erst bemüht, lustige Bilder zu bringen, die man mit ruhigem Gewissen den Kindern als Humor darbieten darf. Ich habe die Leistungen dieses Theaters ausführlich geschildert, um zu zeigen, dass es möglich ist, in den Kinos ein Programm aufzustellen, das allen pädagogischen For¬ derungen entspricht. Ich glaubte nämlich, dass inan diesen Theatern nicht eher Vorschriften machen dürfte, ehe man ihnen sagen kann, was sie denn bieten sollen. Dann aber soll man mit allem Ernst im Interesse unserer Jugend diese Vorschläge durchzusetzen suchen. Werden die Theater teilender Photographien dabei bestehen können? Nach meiner Ansicht werden die Ver¬ anstaltungen etwas kostspieliger werden Ihm der Einführung der Reform. Und wird die Jugend denn auch diese Reform wollen? Darauf kann die Antwort nur heissen: Danach wird sie gar nicht gefragt. Was für die Kinder gut ist. das haben wir zu bestimmen: Eltern und Erzielter. So wenig es mir zweifelhaft ist. wie die meisten Kinder wählen würden, wenn man ihnen nelien ein gutes Buch mit geschmack¬ vollem alier einfachem Einband eine Erzählung der Indianer¬ oder Nie Carter-Literatur mit grausig buntem Umschlag legen würde, so wenig bin ich überzeugt, dass sie eine aus¬ gewählt gute Kinematographenvorstellung einer mit ..wil¬ dem“ Programm vorziehen würden, wenn sie gefragt würden. Aber wem fällt es ein zu sagen: Die Kinder sollen die In¬ dianergeschichten lesen, weil sie solche gern halien? Wenn den Kindern nur die Möglichkeit, solche Reformvorstellungen zu sehen, gegeben ist. und wenn sie durch Erläuterungen noch mehr auf das Dargestellte hingewiesen werden, so kann es doch keine Frage sein dass sie grösst' Freude daran Italien müssen. Wissen wir doch wieviel Vergnügen wir ihnen in der Schule schon mit einem ..toten“ Bilde liereiten können, wenn es ihnen durch passende Erklärungen näher gebracht wird. Nun sind die Theater lebender Photographien aller nicht nur für Kinder da, vielleicht nicht einmal b e - sonders für Kinder. Soll man die Erwachsenen auch zwingen, die jetzige Unterhaltung aufzugeben und sich an den reformierten Programmen zu bilden! So sehr ich wünsche, dass die Kinematographen ein Mittel zur Volks¬ bildung werden möchten, dass sie also auch den Er¬ wachsenen nur solche Programme vorführen möchten, meine ich doch, dass jedem Erwachsenen frei stehen müsse zu sehen, was ihm beliagt. Unter ihnen soll man eifrig wirken, dass sie freiwiMig bessere Programme ver¬ langen. aber für die Jugend soll man fordern, dass ihnen solche bildenden Vorführungen und nur solche geboten werden. * Nicht die Polizei ist in Bildungsfragen die richtige Instanz, sondern die Schulbehörde. Georg Kleibönter. Bild und Wort. Der ungeahnte Aufschwung, den die Kinematographie und die mit ihr verwandten Verfahren zur mechanischen Aufnahme und Wiedergalx* von Sinneseindrücken ge¬ nommen Italien, ihr*' hervorragende Verwendbarkeit als Volksbildungs- und Erziehungsmittel, ihre Bedeutung für Kunst und Wissenschaft, alles dies lasst die Kinetoirraphie als ein Kulturmittel, wie wir es uns vollkommener kaum denken können, erscheinen. Ihre grösste Verbreitung hat die Kinetographie un¬ zweifelhaft in den iilierall auf tauchenden Strassen-Kino- Theatern gefunden. Das Volk. froh, eine Unterhaltungs¬ stätte zu finden, die seinem ungeschulten Empfinden ent¬ spricht. billig ist und in der sich niemand zu genieren braucht, strömt in hellen Scharen herbei, um für einen geringen Obolus den neuesten Schauer-Dramen, dem geschmack¬ losesten „Humor“ eine Stunde zu widmen. Ohne Mord und Totschlag geht's schon gar nicht mehr. Die humori¬ stischen Bilder bestehen hauptsächlich in der Wiedergabe von Hetzereien oder einer Reihe Unglücksfälle, die alle dic- sellie Person treffen. Nur alh's möglichst Übertrieben dur- stillen — das scheint heute die Losung unserer Filmfabri¬ kanten zu sein. Je mehr Bewegung pro Meter Film, desto lieber wird er gekauft. Aber weshalb beugt man sich der Herrschaft solcher Zustände, weshalb will es den Filmfabrikanten nicht ge¬ lingen. Besseres auf den Markt zu bringen, etwas, das dem gesunden Volksempfinden gerecht wird ? Man wird erwidern, ja, wenn wir unser Programm ändern, es weniger sensationell gestalten, dann bleibt uns das Publikum weg. Recht so — wenn es jetzt einem Theaterbcsitzer einfallen würde, plötzlich und unvermittelt nur gute wissenschaft¬ liche oder Naturaufnahmen zu bringen, so würde ihm dies allein nichts nützen, im Gegenteil, der erwähnte Fall müsste cintreten. das Wegbleiben der meisten Kunden. Auf welche Weise können wir aber das Vorurteil der Massen lieheben ? — Nun. wir müssen das Volk bilden, erziehen, wir müssen ihm zeigen, was gut ist und was nicht. Das Volk schluckt gern die bittere Pille des Lernens und Wissens, nur muss sie gut überzuckert sein. Welch e ne Fülle geistiger Nahrung lässt sich dem Publikum z. B. in einem sorgfältig von berufenen Leuten entworfenen und ausgeführten Drama darreichen! Doch weder der Theaterbesitzer noch der Fabrikant können hier allein zu einem Ziele gelangen. Sie stehen allein da. die gebildete Welt hält sich wohlweis¬ lich fern und man liegegnct dort allen möglichen Vorurteilen Das Strassen-Theater, wie die Kinematographie überhaupt, der gebildeten Welt erschliessen — das sollte das erste und vornehmste Bestreben eines jeden Theaterbesitzers und Fabrikanten sein. Selbstverständlich konnten die herrschenden Zuständ' den massgebenden Kreisen nicht verborgen bleiben und so hat sich nun eine grosse Anzahl ernster Männer, Gelehrte, Künstler, Lehrer. Vorstandsmitglieder vornehmer Volks¬ bildungsvereine. wie Dürerbund. Heimatschutz u. a. im Einklang mit allen massgebenden Behörden zu gemeinsamer Arbeit zusammengetan. In Dresden, der Kunst- und Literaturstadt, von der schon so oft die nachhaltigsten Ein¬ flüsse auf das Jugend- undVolksunterhaltungs- und Bildungs¬ wesen ausgegangen sind, gründete man am 7. AprU d. Js. den Verein „Bild und Wort“, Deutsche Gesellschaft zur Verbesserung der Kinetographie. Der Zweck und das Be¬ streben dieses Vereins ist. die Verwendung der kinemato- graphischen Verfahren und ihrer Ergänzungsmittel im Dienste der Wissenschaft und des Unterrichtswesens, der freien Verbreitung von Volksbildung und veredelter Volks¬ unterhaltung zu ermöglichen. Diese Zwecke sollen durch Vermittelung von Vorführungs¬ stoff. Nachweis geeigneter Kräfte zur Ausführung des¬ selben, Ausarbeitung und Begutachtung von Aufnahme¬ plänen sowie durch Uebemahme von Aufträgen zur Aus-