Der Kinematograph (May 1909)

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Der Kinematograpb — Düsseldorf. So. 126 Aus dem Reidie der Töne Neue Platten-Aufnahmen. B*sproch«n vm Max Olitzki. I. Janus-Reronls (Hannover). In d-*m Repertoire der letzten Platten-Aufnahmen ■der Vereinigten Sc hallplatten werke .Janus Minerva (». in. b. H. (Hannover), nehmen die des Tenoristen Willy Schüller einen lieträchtlieh ui Raum ein. Es ist er¬ freulich die stimmlichen Fortschritt« dieses noch jugend¬ lichen Sängers konstatieren zu können, namentlich in Bezug auf Phrasierung, d.i. die musikalisch, künstlerisch-geschmack¬ volle Gestaltung der Tongebung. Am Phrasieren erkennt mat. den Künstler. Dass das tonliche Ausdrucksvermögen bei Herrn Schüller in merklichem Masse gewachsen, erhebt ihn über den Durchschnitt und lässt die Hoffnung reifen, den Künstler in Kürze an erster Stelle begriissen zu können. Für die Plattenaufnahme ist er schon heute einer der Begehrtesten; sein Organ erstrahlt im Glanze eines üppigen Tones, der in der Höhe mühelos erklingt und von sinnlichem Reize ist. Das tadellos natürliche Wiederschallen ist zum grossen Teile dor technischen Aufnahme zuzuschreilien, die in der Janus-Minerva G. m. b. H. mit äusserster Gewissen¬ haftigkeit ausgeführt zu werden scheint. Soweit die Nchüller- 8chen Platten in Betracht kommen, kann man von einem glücklichen Gelingen sprechen. Gleich zu Anfang das „Schwanenlie d" aus Lohengrin (1071) erfreut durch die milde Reinheit der Orchesterbegleitung und durch das warm quellende Organ des Sängers, der sich ganz selbst¬ verständlich natürlicher Art gibt, die er in ,,L ohengrins Abschied“ (1072) beibehält Seinem „Hüll dich in Tand nur“ aus ..Baja'.zn“ (1074) wäre allerdings mehr iiberzeugungsvollere Wärm* zu wünschen und der ganzen Vortragsart mehr dramatische Steigerung, jedoch gewinnt die Platte durch schlackenreine Tonerzeugung, die besonders bei der Orchesterliegleitung auffällt. Ist auch das Organ Schüllers in diesem Stückchen von unge¬ meiner Frische, so scheint ihm 89ine Atemtechnik Schwierig¬ keiten zu bereiten, denn er bricht vor dem berühmten Schlussatze „Lache Bajazzo“ plötzlich ab. während man im allgemeinen den letzten Ton des Vorsatzeä n eine Fermate anschwrllen lässt und ihn an das „Lache Bajazzo" hinüberzieht. Ganz anders in der Gestaltungskraft lernt man Schüller in der ..Arie E 1 e a z a r" aus .Die Jüdin" von Halevv (1073) kennen, wo er eine italienische Gesangs - weise an den Tag legt. Diese schwermütige Melodie singt er in Herzenstönen, die rühren und erweichen, die es ver¬ ständlich erscheinen lassen, wenn die Jüdin Recha sich zu Eleazar hingezogen fühlt. In der bekannten „S tretta“ aus „Troubadour" von Verdi ( 1357) lasst auch er. wie man es von allen Tenoristen erwartet, ein glanzvolles hohes „C“ erschallen, während diese Verdische Rachemusik (..Mutter, dich will ich rächen") von ihm mit vieler Verve „hingelegt“ wird. Alter nicht nur als Opernsänger zeigt uns die Janus- Gesellschaft Herrn Schüller, sondern auch als begabten Operettentenor führt sie ihn vor, als welcher er seinen von Haus aus echten Heldentenor dem leichteren Singstil anzupassen weiss. Das „O frag’ mich nicht" aus dem Leo Fall’schen „Der fidele Bauer“ (1358) gibt er mit an¬ mutend legerer Art wieder, die ihn als Operettensänger stets sympathisch machen wird. Das bestätigt sich bald darauf in dem Duett „N ur das eine bitt’ ich dich“ aus ..Bettelstudent" (1208), das er mit der talent¬ vollen Sopranistin. Frau Hanna Mara. ausführt. Ganz nach Operettentenoristenmanier ruht auch er auf den hohen Tönen, die in einem Decreszendo auslaufen. Frau Mara sekundiert ihm hierbei aufs angenehmste, sodass diese Nummer sich zu einer guten Aufnahme gestaltet und gern gekauft werden wird. Aeusscrst glücklich sind beide Herrschaften in dem allerliebsten ..Ringelreihn“ vereint, in dem Schlager der F&ll’schen ..Doliarprinzessin“ (1211). Auch das Orchester macht sich hier durch seine diskret klingende Begleitung dankend bemerkbar. Die Orchesteraufnahmen im allgemeinen sind von technisch-peinlichster Diktion erfüllt. So erschallt der „Einzug der Gäste“ aus „Tannhäuser" 1 429) von Büchnerlauten vorgetragen, ganz famos wieder, in einer tonlichen Klarheit und rhythmischen Präzision, wie inan beides sich nicht besser zu wünschen braucht. Auch das Janus-Orchester selbst zeugt im „Pilger-Chor“ aus „Tannhäuser“ (1482) von musikalischem Geschmack und entspricht in seiner Stimmenverteilung den verwöhn¬ testen Ansprüchen. Diese Vorzüge begriisst man ganz besonders im ..Fac k e 11 a nz“ (1495) von Meverbeer. in dem speziell die Bläser sich hervortun und das Ohr stets an¬ genehm berühren. Wie fein schlängelt sich hierbei das Piston durch, wie zart ertönt seine Höhe! Eine prachtvolle Wiedergabe! Der „Krönungsmarsch“ aus dem „Prophet" (430) — das Büchner-Orchester spielt ihn — kann gleichfalls tadellos gelten, soweit die Technik in Betracht zu ziehen ist. Vom musikalischen .Standpunkt gewertet, wünscht man ein langsameres Tempo, denn m ist schwer zu verlangen, dass die hierbei auf der Szene sich bewegende grosse Menge getrieben wird. Zu einem Krönungsfeste schreitet man allmählich und würdevoll, in getragener Weise und lässt sich nicht treiben, wie es Herr Büchner mit seinen Spielern zu tun beliebte. — Einen Marsch von eigenartigem Charakter in der Melodie und Zeitmass vermittelt das Kaiser Franz-Garde-Grenadier- Regiment mit dem „Isländischen Marsch“ von Racbel (361). dessen Hauptmotiv zum Schluss«* in g«*dehnter Breite ausläuft. Eine interessante Schöpfung, der man mit Vergnügen öfter begegnen möchte. Das Janus-Oro bester spielt den beliebten „Mussinan - Marsch" (1497) fortreissend. wobei das Glockenspiel die übrigen Instrumente durch schöne Fülle in prickelnder Empfindung übertönt. II. Sy mphonion* Records (Leipzig). Neulich besuchte ich in Leipzig die Symphonion- A kt. - Ges., die seit letzter Zeit Platten in den Handel bringt, welche ohne Nadel w«*chsel wiederg«*g«*l)en werden können. Beim Verkauf ihrer Apparate liefert sie zwei Schallarme nebst zwei Schalldosen; der eine zum Gebrauch gewöhnlicher, vielmehr aller Plattensorten. d«*r andere dagegen nur zur Verwendung von Symphonion-R«*c< > rds. Für letztere wird ein Saphirstift benutzt. der vor anderen den Vorzug besitzt, dass man ihn ohne Auswechslung 1500 mal in Anspruch nehmen kann. Den Händlern, die ständig damit b«*lästigt werden, den Käufern Platten Vorspie¬ len zu müssen, muss di««se Neuerung äusserst willkommen sein, denn sie sparen dadurch Zeit und Geld (durch «*wiges Erneuern der gewöhnlichen Nadel). Aber auch jedem anderen Käufer dürfte es nicht gleichgültig sein, ob er permanenten Nadelwechsel vorzunehmen hat oder im Be¬ sitze von Svmphonion-Records ist, die er ohne das lästige Ein- und Fest.schrauben einer neuen Nadel spielen lassen kann. Auf alle Fälle werden diese neuen Aufnahmen auf viel Sympathie stossen, schon der Bequemlichkeit wegen. Sie wollen nun auch erfahren, ob die Platten ohne Nadel Wechsel schöner schallen, lauter tönen oder gar eine veränderte Klangwirkung verursachen? Diese Frage zu beantworten, überlassen wir dem Händler, dem wohl haupt¬ sächlich daran gelegen ist, ein möglichst neues, interessantes.