Der Kinematograph (June 1909)

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No. 127 Der Kinematograph - Düsseldorf. Idealismus und Materialismus.*) Al« «ich Artistenkreise. sowie da.« Schaustellertum der kinetnatographischcn Vorführungen bemächtigten. Ix>- deutete di«»s für die Kinematographie und deren Industrie den ersten praktischen Erfolg. Edison. Lumierc und I*athe freres waren die ersten, die das deutsche Schaugeschäft mit Apparaten und Bildern, zu ungleich höheren, als jetzt üblichen Preisen versorgten, und trotzdem machten alle glänzende Geschäfte. Wo Geld verdient wird -rhebt «ich die Konkurrenz, die denn auch hier mit I.ebhiUtigkeit ein- «etzte. weil die überaus schnelle Zunahme « ie«er Vor¬ führungsgeschäfte es den liestehendcn Fabriken unmöglich machte «len erforderlichen Bedarf zu decken. Als «lann weiter «he «tchemlen Theater etabliert und «•ine rapide Vermehrung fanden, leuchtete über «ler Fabri¬ kation «lie Sonne des Glücks. und ihr war w lx»schied«»n eine goldene Ernte einzuheimsen. Dies währte so lange, wie der Idealismus «lie Besitzer der Kinematographentheater hes«*elt«\ «lie in «I« r Befrnxli- gung d«»s Publikums «he eigene Befrüxligung fanden. «m«l diese damit betätigten, durch fortgesetzte Neuanschaffungen von Bildern «lie Frequenz «ler Theater zu hellen un«l zo erhalten, und damit zugleich di«* Fabrikation förderten. Seit dem Moment, wo dies«*r Idealismus dem Materialismus zu weichen anfing, wo sieh Elemente eindrängten, die ..Ver¬ dienen um jeden Preis" mit grossen Buchstalx-n auf ihn* Fahnen schrieben. hal*cn sich «lie Verhältnisse zum Nachteil des ganzen Erwerlx« auf kinematographischem Gebiet verändert. Die Pioniere, die das (»««werbe gross gemacht, sind zurückgedrängt, der Idealismus verblasste und wird heute nur noch in kleinen Kreisen angetroffen, währen«! der Mate¬ rialismus in unheimlicher Weise im Wachsen Ix-griffen ist. Wie ist dem zu steuern ? Diese Frag«» steht heute im gesamten Betrieb der Kinematographie im Vordergrund all«*r Erörterungen. Die wichtigste Person jedes gewerblichen Leliens ist «ler Konsument. hier als«* der Theaterbesitzer. Auf ihm lastet einzig und allein das Wohl und Wehe dieser Industrie, die «lurch «len Materialismus, der auch die Reihen der Theaterlx*sitzer durchbrochen hat. lx*droht ist. Scheinbare Vorteile, die ihm von allen Seiten aufgeredet und auf¬ gedrungen werden, sind die Ursache, «lass der Idealismus zugunsten d«*s Materialismus immer weitere Kreise erfasst untl solange dieser Zustand anhält, ist an eine G««sundung des Geschäft«»« absolut nicht zu d«»nken. Es kann daher eine Neulx-lebung und eine Uelx»rwin«lung der Krisis nur von hier ausgehen. un«l dies kann wiederum nur bewirkt werden, wenn sich die Theaterlx*sitzer d«*s deutschen Reich«»«, ebenso, wie es die Fabrikanten und die Verleiher bereit« getan haben, fest und geschlossen organisieren. Das Wort ,,Organisation" wird mich immer verkannt; «*s wird für das Ktichw«»rt einer Partei gehalten. «h*ssen Sinn nicht iilterall passe und anzuwenden sei und doch sind feste Organisationen das einzige Mittel um einen Stand von inneren Schäden zu befreien und nach aussen günstig zu gestalten. Der Th«*atenintemehmer, der heute eine Unzahl Itehördlicher Vorschriften zu erfüllen hat, der Behörde gegeniilxT für jedes gezeigte Bild allein verantwortlich ist, sein Kapital im Geschäft stecken hat, und weiter durch seinen Betrieb mit «-iner grossen Anzahl von industriellen Unternehmungen, die er unumgänglich braucht abhängig ist. hält «*s nicht für n«*twendig sich fest zusammenzii- schliessen «1. h. zu organisieren. Diese Unterlassungssünd«* fängt nicht erst an sich zu rächen, sondern rächt sich tagtäglich mehr, wenn er sich nicht in letzter Stunde auf seine eigenen l*flichten und die seiner Familie Itesinnt. •) Es wärt' uns «»rwiinsclit, aus dem Kreise unserer lener hierüber die Meinung derselben durch Zuschriften kennen zu lernen. D. R. Wir halx'ii in Deutschlaml etwa 600 Kinematographen- Th«*aterbesitzer; wenn sich di«*se vereinigten, bilden sie eine Macht, die imstande ist, ihre Wünsche zu dik¬ tieren, statt sich heute unter dem Joch von Elementen zu lx-ugen, mit deren Verschwinden erst eine Gesundung d«*s ganzen B«*triebs in allen seinen Teilen zu erh«»ffen und zu erlangen ist. Eine ganze Reihe von Zuschriften, die sich in dem hier G«*sagten wiederspi«*gt»ln, sind uns zugegangen, und gehen uns fast täglich zu. alx*r wir sind doch nur in der Lage aufzuklären und die Interessenten aus ihrem Gleichmut aufzurütteln, zu ihrem eigenen Ih'sten, zum Vorteil für alle Interessierten. Wir unterziehen uns dies«*r Aufgabe gern und wollen hoffen, dass di«*se Zeilen endlich einmal die Abstinenten dazu aufraffen, eine neue grosse Gemeinschaft zu bilden, «lie in einer festen Organisation eine ungekannte Kraft und Macht «»ntwiekebi muss. Es ist doch unter den Theaterbesitzern Intelligenz genug vorhanden, der es hier leicht werden muss, dieses erstretx*nswerte Ziel energisch zu verfolgen. Wir hallen in «ler Wreinigung «1er Bühnenleiter Deutschlands ein Vorbild was Einheit zu erringen vermag, und doch sind die lnter- «»ss«*n «ler Kinotheaterbesitzer im Verhältnis zu den Bühnenleitern Deutschlands viel wichtiger als diejenigen abgesehen von «len ganz grossen Theatern — der Bühnenleiter Deutschlands Wir haben unter den Letzteren eine grosse Anzahl von Bühnen, die lange nicht den Unter¬ haltungsetat erreichen, den die hervorragenden Kinotheater aufbringen müssen. So gut aber die Bülinenlcter, ob gross oder klein, ihr«- Interessen durch die Organisation verfechten, ist <»s auch Pflicht der Kinotheater, ob klein «*der gross, ihre Rechte zu wahren und durch eine solche zu erweitern. Die Bühnenleiter verfolgen nicht nur allein den Idealis¬ mus, obgleich dieser gerade hier gefordert werden muss, sondern l*ei diesen spielt auch der Materialismus eine Rolle, ein Beweis, dass sich beidt»« im Notfall auch vereinigen lässt. Eine jede Verzögerung eines festen Zusammenschlusses der Kinotheaterbesitzer vergrössert die Gefahr in der er sieh tatsächlich befindet, denn schon erheben sich hier und da Kapitalisten-Vereinigungen, um die Kinotheater ihren Interessen dienstbar zu machen. Wo diese erst eindringen ist «ier einzeln«» Kinotheaterbesitzer verloren, so sehr er sich hiergegen auch anstemmt und auf sein Renommee untl sein ««•heinbar feststehendes Unternehmen p«*cht. Es wäre hier nicht das erstemal, dass einem blühenden Erwerb die Leliensadem durch das Kapital unterbunden worden sind, das pochend auf seine Macht jene aushungert und aussaugt. Wo das Kapital erst einmal Wurzel gefasst hat, über¬ wuchert es, dem Unkraut gleich, die üppigsten Fluren, sich hiergegen gleichgültig zu zeigen ist ein so unverzeihlicher Fehler, der sich schneller rächen wird, als heute eie Kino- theaterbesitzer in seinem Gleichmut ahnt. Mögen diese Mahnungen nicht ungehört in die Welt hinaus gehen, mögen sie die Kinotheaterbesitzer zu ent- scheülenden S«»hritten aufrütteln, jetzt wo es noch Zeit ist, denn die Wandlungen, die dieser Betrieb in den letzten zwei Jahren durchgemacht hat. weisen besser als alle Worte darauf hin, dass «»s für alle Theaterbesitzer nur das eine erstrebenswerte Ziel gibt: Organisiert Euch! -a- || CsSB^D | Aus der Praxis | £^06^3 f -a- Eine Massregel von weittrag«>nder Bedeutung hat d«»r Filmverl»and T. E. F. in Erwägung gezogen und dürfte die Ausführung derselben in den Kreisen der Theater besitzer eine freundliche Aufnahme finden. Wie uns ge-