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Der Klnematocnph — Düsseldorf. No. 12». Aus dem Reiche der Töne Die Maschine als Vortragskünstler. Von Max Olitzki. Iler Tenor. ....„Aber meine Gnädigste dürfen versichert sein, dass unser beliebter Sänger nicht so soheusslich singt, wie Sie ihn heut' ulicud in der Op«-r gehört. Kr muss wahr¬ scheinlich indisponiert gewesen. Die Witterung, ja die Witterung ist schuld daran. Glauben Sie mir, er ist oftmals geradezu herrlieh!** ....„Dann soll er ubsagen; soll nicht singen; soll diese anstrengende Partie des „Tristan" seinem Rivalen überlassen." ....„Aller ich bitte Sie, Gnädigste! Absagen! Kr, der Liebling der Menge, absagcn!" ....„Natürlich absagen! Wir dürfen für unser Geld eine vollgültige Leistung verlangen, wir müssen doch mindestens ein gesundes Organ fordern. Aber er brüllte ja nur; er forcierte in einer geradezu licüngstigenden Weise. So schleuderten wir im Schneegestöber duieh die be¬ lebten Strassen. Dicke Klocken fielen vom weis» ieli grauen Himmel und störten den Ausblick. Schlittengcläute, das Tuten der Autos, das Bimmeln der Kiekt rischen, die Rute der Kutscher, die ihre Pferde ermutigten, macht« n unserem Gespräch ein Knde, bis wir schliesslich um die Kcke bogen, wo sieh unser Restaurant liefand, in dem wir soupieren wollten. Meine Schöne blieb plötzlich stehen und lauschte und lauachte ... „Was ist ihnen?" fragte ich bestürzt, denn ich sah das holde Gesicht erbleichen; ihre Augen starrten verzückt gen Himmel, während sie lauschte, lauschte. Endlich werde auch ich zum Hören gezwungen; blich auch ich verwundert stehen; bald wurde mir klar, wiirum sieh das lebhafte Wesen meiner anmutigen Regler terin so plötzlich veränderte.- Kin Tenor war’s, dem wir aus einem benachbarten italienischen Weinrestaurant lauschten; ein selten volles, warmquellendee Organ drang in unser Ohr; wir waren wie gebannt! l>er Gesang verstummte. „Ist <>s möglich," begann die aus dem Taumel erwachte Freundin, soll «las Wahrheit sein, dass in einem Weinlokal solch herrlicher Sänger und Vortragsmeister die Leute unterhält?! Aller, mein Lieber, so reden Sie doch, gelien Sie mir doch Antwort!" „Was soll ich Ihnen anders antworten, als dass ich Sie bitte mir die Ehre zu erweisen mit mir dort zu speisen." „Abgemacht !** Wir betrat«-n das v«irnehni elegante Lokal. Fast all«- Plätzchen schienen besetzt. Mondäne Frauen. Lebemänner, viel Schminke sah man. Die Kellner — unverfälscht«- Vollblutitaliener — hasten in ihrer südländischen Grandezza hin und her. gestikulieren lebhaft und weisen uns eine clx-n frei gewordene Ecke an. Das Soujx-r war bald zusammen¬ gestellt ; «l«-r „domenico" brachte einett dunkelnden herben \esuvi«i, den er aus einer langhalsigen Flasche in «lie Gläs«-r goss. „E Viva!“ raunte meine Donna und wir tranken uns g«*genseitig zu. — Und wieder begann die Musik und Gesang setzte ein. 1 >rei schön gewaclist»ne Italiener begleiteten auf Man¬ dolinen und der Sänger-Hess aus einem 0 r a m m o - phon seine berauschende Stimme ers«-hall«*i*. Es war Caruso! — — — Her Violinvirtuose. Das Konzert im Reet hovensaal war zu Knd«'. Mail beschloss nach diesem wahrhaft edlen Spiel Sarasates den Ala-nd würdig zu Ix-sclUit-ssen und schlug Hiller vor. A. R«i Miller i-t .Musiki R. Allerdings! G. Um Himmelswilh-n jetzt man bloss keine Musik! Wir verderben uns ja den schönen Abend. A. Also daun Rorchardt. R. Kmil«-r, Rorchardt, glänzend! Alh-rdings auch Musik! A. u. (*. Also wi«-der »lischt! R. Ich bitte Euch, kommt zu Rorchardt. Ich habe dort eine L'eberrasi hung für Euch. Ist und bleibt doch der interessanteste Aufenthalt. B«-denkt die langweiligiii Exzellenzen! Dann Mild Reinhardts all«- da. Die grossen Mimen, die bekannten Parlamentarier, auch einige Geld¬ protzen trifft man. Die kleinen Räume strömen Stimmung aus. Der Wein ist nicht zu verachten und tlaiui di«- lierrliche Geige.- ,,Ab«*r lieber Freund," meinte A„ „wir halx-n doch soeben fSaiasate, den göttlichen, gehört und da wollen Sie uns nun einen irgendwoher gelautt-ncn armen 'I eufel auf oktroiereil d«-r «-Im-iiso schön «lie Violine spielt. Ist doch ein¬ fach lächerlich!" ,Ich erkläre Ihnen", erregt sich der ehrlü-ln- B.. „ich erklärt- Ihnen, «lass Sie nur dankbar s«-iu werden. Nochmals betone i«-h: «-ine Ueberrascl.ung." Man ging schlit-sslich zu Borclumlt. „Meine Herren", empfangt die drei der „Uber”, wenn Sie sich noch tiint .Minuten gedulden wollen, dann wird der Geheimratstisch leer. S«-itdem Sarasate bei uns geigt" „Wie! Wiiiee«*! Sarasate? fielen sie «lern Ahnungs¬ losen dazwischen, „Sarasat- bei Ihnen hier?" „Ja, ja, Herr Sarasate, der berühmte Geigenkiinstler, gastiert allabendlich seit bereits drei Wochen bei uns und erzielen wir durch ihn ausverkaufte Häuser!" meinte der immer n«>ch ahnungslose „Ober". Die zwei sahen sich verdutzt an, betrachten den „Ober" von oben bis unten. Iieäugeln den R., der sieh das I.sichen verkneift. — Man s«-tzt sich; die zwei haben sieh v«»n der Unver¬ frorenheit d«*s „Ober" noch nicht erlmlt, «lenn unverfroren, sellist verständlich erzählt« ihnen dieser, dass derselbe Sarasate, den sie soeben im Bet-timvcnsaal gehört, «lern stieben die Menge zujubelte, der sie begeisterte und dem zu Khreii mail jetzt den Abend würdig bcsc-hlicssen will, sein Konzert in einem Weinlokal wiederholt. Noch habt-n sie ihn nicht gesehen : da überrascht sie ein Geigenton, der dem Sarasates allerdings nichts nacli- . gibt. Dieselbe süss«- Tongebung, dü-sellie Vortragsart — man hörte seine b«-iiehteii „Zigeunerweisen” dieselbe verblüffende Technik. — — „Ja, aber lieber B., so sag«-n Sie uns doch, wer spielt denn hier wi«- der „göttliche" Sarasat«-! Wie ist «lenn das möglich! Kr muss es «loch sein! Ja, wo ist er denn? Alter natürlich ist er's!" r«-deten die zwei auf ihn ein. „Meine Herren", beruhigte B. seine Freund«-, „ich versprach Ihnen eine Ueberrasehung." Und er führte die zwei in das hinterste Zimmer, in dem ein Gram m o p h o n aufgestellt war, «Ics Sarasate-Aufnah men un¬ trüglich wiederschallen Hess. Tableau!-