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No 134 Der Kinematograph — Düsseldorf. matographie zu interessieren mul zur Mitarlieit aiizuregen Wir gellen dieselbe nachstehend im Wortlaut wieder: ..Gestatten Sie. dass ich zuförderst den Herren Ver¬ tretern der hohen Staatsregierung. <1< r Kgl Polizeidirektion, der städtischen Behörden, der Wissenschaft tutd anderen Körperschaften meinen verbindlichsten Dank d spreche, dass Sie meiner Einladung zu der Eröffnungs- vorstellung unserer Wissenschaft 1 i e h - tech¬ nischen Vorführunge n Folge geleistet haben. Meine hochgeehrten Herren, es st Tatsache, dass die Kinematographie geeignet ist. ein vorziigliches Anschauungs- und Bildmigsmittel zu werden. aber es ist auch Tatsache, dass bisher die Kinematographie in vielen Fällen geradezu missbraucht worden ist. und ich bi'te zu entschuldigen, wenn ich mich unterfange, in dieser Angelegenheit ein kurzes offenes Wort an Sie zu richten. Die Kinematographie lässt sieh mit einem Kinde ver¬ gleichen. das mit hervorragenden geist gen Anlagen geboren. alu*r in seiner Ersiehung vernachlässigt worden ist ; es fehlte ihr der Berater der Führer, der sie in die rechten Bahnen leitete. Durch Vorführung und Besichtigung verderblicher Sensationsfilms und sinnloser Tonbilder geht nicht nur unserer Nationalkraft alljährlich ein unermessliches geistiges Volksvermögen verloren, sondern Deutschland zahlt dafür auch noch alljährlich viele Millionen Mark an das Ausland. I)er Gedanke ist erschreckend. Aber es wäre ober¬ flächlich. die Schuld den Kinematographentiesitzem und Filnifahrikanten die für Geld arbeiten, XHZuachieben. Das Ueliel steckt tiefer, es steckt in: Volke sellist. Das Wesen und die kulturelle Bedeutung der Kine¬ matographie werden in den berufenen Kreisen auch heute noch nicht recht erkannt. Dem einen st sie nichts als die Bringerin nervenaufpeitschender oder tölpelhafter Begeb¬ nisse: die anderen wieder wissen von dieser universellen Erfindung kaum mehr, als ihren üblen Huf. Und doch wollen hier neue pädagogische Schauwerte, neue ästhetische Genüsse erotiert werden. Es ist hoch an der Zeit, dass diese Erkenntnis allgemein wird. Der Kampf gegen die geistige Schmutz- und Schund¬ literatur muss vergeblich bleiben wenn wir nicht die Kine¬ matographie als Verbündete gewinnen, wenn wir sie nicht als die trefflichste Verbreiterin der Volksbildung und Volks¬ unterhaltung benutzen lernen. Nicht umsonst wird sie als das ..Theater des kleinen Mannes“ bezeichnet. Hier taucht die wichtige Frage auf. ob nicht Staat und Stadt in dieser Richtung neue Verpflichtungen erkennen. Mit polizeilichen Massregeln ist wenig getan. Die verbieten wohl das Schlechte, aber sie fördern nicht das (Jute und die Körperschaften, die hierzu berufen wären, verhielten sich bisher passiv, und das. meine Herren, ist der springende Punkt: das ist das Ueliel. woran die \ eredelung der kine- matographischen Vorführungen bisher scheiterte. Oeffentliche Diskussionen. Kritiken und Erörterungen haben zwar viel stattgefunden: an jiositiver Arbeit dagegen wurde bisher nur wenig geleistet. Trotzdem zeigen sieh schon die ersten Ansätze einer Wende zum Besseren. Grossen Dichtern, wie d"Annunzio. Rostand und anderen. Iiegimit die Kinematographie künst¬ lerisches Ausdrueksmittel zu werden. Auf der anderen Seite wollen sieh bereits die. denen der Aufschwung des öffent¬ lichen Geschmackes eine Herzenssache ist. zusammentun, uni das schlummernde Verlangen nach dem (Juten zu wecken und zu organisieren. Es muss uns freuen, dass der erste derartige Verein zur Verbesserung des Geschmackes in Dresden erstand. l>resden ist der hervorragendste Platz für die photographische Branche auf dein Kontinent. Von Dresden, speziell von unserer Firma, gingen die ersten Bestreben aus. die Kine¬ matographie in die Kreise der Amateure zu tragen. In Dresden wurde, ebenfalls durch die tatkräftige ideelle und materielle Unterstützung auch unserer Firma die er".- deutsche Professur für Photographie errichtet. Die Internationale Phot« iura phisehe Ausstellung uml die phutngrnplüschen Kongresse der letzten Tage haben d< n Ruf Dresdens als Stadt der Photographie noch nichi gesteigert. Wäre es nun nicht mit Freuden zu b egr uss en. wenn Dresden diejenige Stadl werden würde, von der au- h die ersten erfolgreichen Reform liestrebungen auf dem Gebiete der Kinematographie ausgingen? Wir Indien uns nun entschlossen, hiermit den prak¬ tischen Anfang zu versuchen. Was wir in diesem wahrhaft« n Kulturkampf tun wollen und können, ist. das Publikum auf das Neue und Grosse, das die Kinematographie in si h birgt, durch die Iclicndige Vorführung aufmerksam > machen. Während bisher Ihm der Wahl der Films niemals aut den bildenden und liclchrenden < ‘harakter des ganzen l'c. gramnies Bedacht genommen wurde, soll cs nunmehr zum ersten Male geschehen, dass ein Kinematographentheut-r bewusst und freudig volksbildnerische Ziele ins Auge fa- i Wir beabsichtigen, an drei Nachmittagen der Wo. <■ hier im Ausstellungs-Theater rein wissenschaftlich"" nisehe Vorführungen zu geben. Für Schulen wollen wir d.-n Eintrittspreis auf den beispiellos billigen I'rein von 10 l'tg. pro Kopf festsetzen. Was wir damit tun. geht zwar ülier den Rahmen eimr ErwerbsgeselIsehaft weit hinaus, als-r unser Entschluss soll es erweisen, ob die Zeit zu einer Reform des Kinenn ■ graphenlietriebos schon reif ist. Sollen jedoch unsere Bestrebungen nicht frucht - bleiben, so w ird cs freilich notwe idig. dass Sie. tu« m Herren, die Vertreter einflussreicher Körjicrschaften uml Bevölkerungskreise Ihre ganze Hilfsbereitschaft in den Dienst der guten Sache stellen. Die Schulbehörden. Bürgertum, die Arbeiterschaft, wir erwarten von allen regste Unterstützung. Es dürfte jedem klar sein, dass uns hierbei keine fiskalische Erwägung, sondern nur die Fördci um: einer idealen Sache leitet. Damit kann das Verlangen nach Anschauungsunterricht in Wirklichkeit umgesetzt werden. Was das Wort in der Geschichte und < Jeographie. in Botanik und Zoologie in der Geometrie tot und kalt lässt, durch das lebende BiW wird es zu warmem, pulsendem Erleben. Und diese Quellen werden von Tag zu Tag reicht 1 ' springen, wenn die rechten Bruimengriiber. die Wisset schaftler, erst ganz an die Arbeit treten. Die Mikro-Kim- matographie. die Röntgen-Kinematographie werden un~ t kühnsten Träume überflügeln. Aber ich will hier keine Zukunftsmusik machen: i*'h werde gleich zeigen, was schon in der Gegenwart, trotz d< - unglaublichen Mangels an wirklich guten Films und d<> hohen Preises möglich ist. Wir sellist bekunden durch diesen Versuch unseren ernsten Willen auf diesem Gebiete erzieherisch zu wirk aller ein Erfolg ist nur dann möglich, wenn Staat. V i—eie schaft und Schulbehörde und die berufenen Körperschaft" 1 sich zu positiver Arbeit entschliessen. daim — aller am« nur dann kann die heutige Vorstellung zu bedeutsame 1 ' Neuerungen das Signa! gelien. Ich schliesse mit den W orten David (Jeorg Thoreau's: ..Nur der Tag dämmert für tuis herauf, für den wir wach sind.“ Programm : Wie Bambushüte entstehen. Herstellung einer Riesenkanone. Elefanten lieini Holztransport. Die Silberküste. Eine Reise durch Aegvpten. Das Erblühen einer Victoria Regia. Was ein Wassertropfen enthält. Die Honigbiene. Aus der gefiederten Welt.