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=^Aus dem Reiche der TörnT"^ Fachzeltiins für Kinematographie, Phonosraphle and Musik-Automaten. Bezugspreis: vierteljährlich Inland Mk. 2,10 I Anzeigenpreis: Monpareille - Zeile 20 PTg. Ausland.. 2,75 | Stellen-Anzeigen die Zeile ... 10 a Schluss der Redaktion und Anzeigen-Annahme: Montag Abend. Zuschrift«« riiu! an d«n „Varia« d«s Klaamaleeraph”, POssridori. Postfach fl No. 136. Düsseldorf, 4. August 1900. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck des Inhalts, auch auszugsweise, verboten. Begleitende Musik im Kinotheater. Von O. Melcher. Die Wege, die zur Lösung der dem Pianisten oder gar •li ni Orchester im Kinotheater gestellten Aufgal>en führen. *ind zahlreich, alter es werden auch andere befangen, die nicht nach Rom oder zu einem ausverkauften Hause und zum besseren Renommee des Theaters führen. Die noch frische Operettenmelodie, die klassische Sonate, hübsche I »geltangelpotpourri und Tmnrovisationen von musikali- Imin Wert. Volksweisen und kühn erdichtete Tongemiilde. Sinfonien und musikalische Scherze, alles das hat im "'■'-'"frenen Augenblick seine Berechtigung und vermag die Wirkung der Vorführung in hohem und höchstem Oade zu verstärken. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein. Di*» Musik kann au-h absch wachend auf die Vorführung wirken. Hass ein tragischer Vorgang auf der weissen Wand durch ^'gleitende Melodien aus der walzerfreudigen lustigen W itwe nicht an ergreifender Tiefe gewinnt, weiss jeder und dieser häufig zu beobachtende musikalische Fehltritt ,st in dieser Zeitschrift schon d»*s öfteren gerügt worden. Ruf der Kinotheater leidet sehr unter solchen Vor¬ kommnissen. besonders, da diese Theater nicht mit Unrecht _ die geeignetsten Bildungsstätten beachtet zu sein "jinschen Tst zufällig ein Lehrer, eine Gouvernante oder irgend ein gebildeter Mensch von einigem Einfluss zugegen, wenn der Vorführung ein solcher, jedem Kinde erkennbarer Lansus unterläuft, so wird man in der mehr uder weniger öffentlichen Meinung des Städtchens bald huren können, dass die Kinotheater das Gegenteil von ' dungsinstituten sind. Wie der Wirt die Pflege seines 'eres, so sollte auch der Kinobesitzer die Art seiner Vor- "hrnng schon aus geschäftlichen Gründen ständig beachten. ' aniit auch das Kino-Gewerbe zu künstlerischen und ujusikalisehen Traditionen gelangt. wie die anderen, weit * "®*** Gewerbe aus solchen Traditionen die grössten Vor- Pile ziehen. Es macht häufig den Eindruck, als sei das ' rständnis der vorgeführten Bilder sowohl für die Theater¬ leitung als au"h für den Pianist-!, eine langweilige Sache, mit der sich das Publikum liesc häftigen kann. Andererseits hal>e ich gefunden, dass durch ein Zuviel an Aufmerksamkeit und durch die Sucht, alles und jede* begleiten zu wollen, die Wirk mg eines Bildes ebenfalls gestört werden kann. Entwedtr der Musiker missversteht den Charakter einer Szene »derer lietont in seiner Begleitung zuviel nebensächliche Dinge. Nehmen wir einmal an. es handle sieh um die Vorführung des lx*kannten Film Sehienenzi -herei in einem Stahlwerk Der Pianist im Kinotheater wird sieh vielleicht fragen: was soll ich dabei tun ? Von Begleitung kann doch nicht d'e R*-de sein hei der völligen Trockenheit des Gegenstandes, von ..Ver¬ tonung“ der sichtbaren Vorgänge durch Tmnrovisationen noch weniger. Trotzdem hal»e ich einmal eine solche Vertonung gehört. Mit der Entwickelung des glühenden Kisenhloeks zur immer länger, dünner und kälter werdenden Eisenbahnschiene hielt die Musik, der ein zuerst glühendes Motiv zugrunde lag. in harmonischer Fo'ge Schritt. Kam die Schiene länger und dünner aus der Walze, so kam das glühende Motiv auch länger und dünner ans dem Klavier Die Sache war äusserst spasshaft und ergötzlich, das Ganze aber war ein Ulk. der mir wenig geeignet schien, die beleh¬ renden Eigenschaften des Film in das rechte Licht zu rücken. Gerade die freie, den Vorgängen im Bilde naehgehende Vertonung kann leicht in grölten Unfug ausarten, so sehr sie manchmal bei humoristischer. Film angebracht zu sein scheint Es kommt sehr häufig vor. dass Dramen in zu peinlich kleinlicher Weis«* begleitet werden. Kaum zeigt sich auf dem Film ein Mann mit einem Schwert, so hört man auch schon zarte Anklänge an das bekannte Schwert an meiner Linken. Nimmt der Sohn Abschied, heisst cs sofort Muss i denn, muss i denn zum Städle hinaus. Ich hatte öfters Gelegenheit einen Pianisten zu hören, der - es muss eingestanden werden — zur grössten Freude seines Pubii kums aus der Begleitung eines Dramas einfach ein Potpourri machte. Tch schätze, dass er mit ungefähr zwanzig oder dreissig Piecen seinen musikalischen Begleit ungsbedarf deckte. Dieses Verfahren ist einfach, billig und soweit es sich um ein Publikum von gleich einfachem und billigem Geschmack handelt, probat. Eine gediegene Vorführung verlangt jedoch etwas mehr. Wenigstens sollte der Haupt-