Der Kinematograph (September 1909)

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No. 140 Der Kinematograpb — Düsseiduri. Fortschritt für das „Phantuskop" aus. Man stellte eine ganz«* Anzahl photographischer Kameras auf. deren Ver¬ schlüsse durch Elektro-Magnete i i kurzen Zeitabständen ausgelöst wurden. Die#«- verbesserte Aufnaluiie-Methode führte auch bald zur Verbesserung des Betrachtungs¬ apparates. Ks entstand «las „Zoetrop" oder ..Lcliensrad", das auch heute noch bekannt ist. Auf der Innenseite einer Trommel sind die Bilder angebracht und über jedem Bild der Trommel befindet sich ein Schlitz, durch welchen man das auf der gegcnülierliege ulen Seite befindliche Bild betrachten kann, das beim Drehen der Trommel beweglich erscheint. Ende der XOer Jahre gelang die Konstruktion einer besonderen Aufnahmekamera lür leliende Bilder. Die Kamera liesass zwei unabhängige Serien von je acht Objektiven mit Momentverschlüssen, die in kurzen Zeitabständen elektrisch ausgt löst w urden. Während die ersten acht Aufnahmen auf eine gemeinschaftliche Platte gemacht wurden, war Zeit genug, um die Platte der zweiten Serie gegen eine neue mechanisch auszutauschen und umgekehrt. So arbeiteten die beiden Serien abwech¬ selnd und ohne Unterbrechung, bis das Plattcn-Magazin erschöpft war. Auf dies«* Weise stellte man lange Bilder- serien her, die auch wieder eine Verbess<*ning des „Lebens- rades“ herbeiführten. I>ie Krfindung der Zelluloid-Films führte im Jahre 88 zu einer wesentlichen Vereinfachung «l«*s Aufnahmeverfahrens und Verliesserung der Apparate. Während bei den bisherigen Betrachtungsapparaten nur eine Person das Bild betrachten konnte, w irft der im dunklen Raum durchleuchtete Film sein Bihl an die Wand, sodass es viele Personen gleichzeitig sehen können Im Jahre 1895 konnten nach vielen Versuchen und Konstruktionen die ersten öffentlichen Vorführungen kinematogvanhischer Bilder stattfinden. Heute ist die Kinematographie für jeden Zweig menschlicher Kulturarl*«*it ein wertvolles Hilfsmittel im öffentli«*hen wie im privaten Leben. Aus diesemOrunde wäre es doch vorteilhaft gewesen, die Kinematographie in einem historischen Winkel von ihren Uranfängen an bis zur heutigen Vollkommenheit praktisch vorzuführen. Das Publikum würde nicht nur Gelegenheit haben den gewal¬ tigen Unterschied zwischen den früheren und jetzigen Apparaten zu bewundern, es würde ihm auch Vergnügen bereiten, die alten Betrachtungsapparate selbst in Tätig¬ keit setzen zu können, wie dies bei den Versuchsapparaten in der Abteilung für photographische Belehrung und Unterhaltung in a.*hr starker Weise geschieht. Damit würde das allgemeine Interesse und Verständnis für Kine¬ matographie und Projektion geweckt, was wiederum be¬ fruchtend auf den Absatz dieser Industriezweige einwirken könnte. Vorführungen lebender Bilder fiiulen täglich im Austellungstheater -- Krnemann-Kino statt. In den Abendstunden tritt im Freien d«*r l*rojektionsapparat in Tätigkeit. der Reklame-Lichtbilder in riesigen Dimen¬ sionen .'Ui die gegenüberliegende Wand wirft. Kinemato¬ graphie und Projektion hätten aller doch wohl gerade auf d«T „Iphad“ etwas mehr Reklame und praktische Vorführung finden können. Weit besser sind in dieser B<»- ziehung die Stand- und Hand-Ntereoskop«*n weggekommen, die in allen Abteilungen vorhanden sind und auch vom Publikum viel benutzt werden. G. B. Der Sonnen-Kinematograph. Ueber den in Italien erfundenen ,,Sonnen-Kinemato¬ graph“ wurde auch in dieser Zeitschrift berichtet. Der Mitteilung nach handelt cs sich daliei um nichts ander«*», als das Licht der Sonne als Lichtquelle zu benutzen. Diese Idee ist gewiss gut; denn das Sonnenlicht ist schön und hell wie sonst keines. Aber der Gedanke ist alt und die prak¬ tische Verwendung d«*s Sonnenlichtes zur Projektion ist nicht neu, auch sin«! «lie dazu erforderlichen Linsen keineswegs geheimnisvoll. In dem Werke „Die Projektion* kirnst“ heisst cs (Seite 6 der 12. Auflage): ..Das Licht mit d«*ssen Hilfe wir das vergrösserte Bild eines Geg«*n Standes projizieren wollen, muss möglichst hei! sein, denn mit der Zunahme der Vergrösserung schwind« ! die Helligkeit. Unser zerstreutes Tageslicht verträgt eine derartige Verdünnung nicht; das direkte Sonnenlicht ist iiusserst wirksam und wohl das b«*ste Licht für unser* Zwecke, leider ist es nicht stets zu unserer Verfügung und wenn wir gar Winterabende mit unseren Projektionci ausfüllen wollen, müssen wir schon zu künstlichem Licht unsere Zuflucht nehmen.“ — Unsere Kinematographen besitzer hätten sich auch wohl schon längst die Sonnen strahlen dienstbar gemacht, um die Stromkosten zu sparen wenn sie nur über die Witterung und den Stand der Sonn- verfügen könnten. Da würde wohl jeden Abend noch spa: die Kinematographen-Sonne am Himmel stehen! Ohn- Zweifel sind die italienischen Kollegen in bezug auf Sonnen schein besser dran, und wenn sie sich darauf beschränken bei Tage zu spielen, wird ihnen wohl die Sonne recht nützlic! sein können. Fast jedes physikalische Kabinett unserer höhere: Schulen liesitzt eine Vorrichtung, die dazu dient, die Sonnen strahlen längere Zeit hindurch in unveränderter Rieht um in das Zimmer zu schicken, damit der Lehrer optisch Experimente oder andere Versuche damit vornehmen kann Ks ist ein Spiegel, der in der Mauer oder im Fensterrahnu angebracht ist und mittelst eines Uhrwerkes oder dur< einen von der Hand betriebenen Mechanismus d«*rurt g* dreht wird, «lass er dem Lauf.* der Sonne folgt. I)i«*s< - Instrument, Heliostat genannt, liefert ein paralleles Strahlen biindel, dessen I)urchm«»sser von der Grösse des Spiegel- abhängt und das in Verbindung mit Kondensierung- lins«* und Objektiv zur Projektion vorzüglich geeigtn : ist. Leider aller ist die Benutzung eine verhältnismässi j. geringe : die Sonne scheint eben nicht immer und gewöhnlich gerade dann nicht, wenn man sie braucht. Aussenlem hab« ii die Schulen jetzt meist eine Projektionseinrichtung nit Bogenlicht, die von der Witterung unabhängig ist und einmal im Gebrauch, gerne am*h dann benutzt wird, wenn die Sonne scheint. Hauptsächlich gelangt der Heliost; t im Physikunterricht zur Verwendung, um damit die Fraun- hofer’sclien Linien zu zeigen, und dazu ist er auch unern behrlich. « In früheren .Jahrzehnten erfreute sich der Heliostat in grösserem Umfange der praktischen Anwendung und zwar in der sogenannten Solarkamera. Es war das eine mit Sonnenstrahlen g«*speist« Projektions«*inrichtung, die zur Herstellung photographischer Vergrösserungen diente Die photographischen Papiere, auf die inan damals ange¬ wiesen war. hatten eine recht geringe Empfindlichk.it und es bedurfte daher einer sehr intensiven Lichtquelle, wenn das darauf geworfene vergrösst*rte Lichtbild in nicht allzu langer Zeit einen genügenden Eindruck ausüben sollte Da war in Ermangelung eines Besseren das Sonnenlicht sehr willkommen. ln Dr. Liesegang’s ..Handbuch des praktischen Photographen“ — vierte Abteilung: lh‘ r Silberdruck, worin die S«ilarkamera in ihren einzelnen Teilen, wie insbesondere auch tler Helüistat ausführlich beschrieben ist — heisst es (auf Seite 165 der 15. Ausgal w) „Die Vergrösserung nach einem kleinen Negativ geschieht am einfachsten mit der Solarkamera direkt auf Papic freilich kann man dies Instrument nur gebrauchen, wenn die Sonne scheint, aller Vergrösserung«*!! werden doch, ausser in Spezialgeschäften, nicht so häufig verlang!, dass man auch in unserem ungewissen Klima nicht einen sonnigen Tag fände, um sie zu fertigen, ln den südlicheren lindern steht es schon besser in dieser Beziehung.“ —