Der Kinematograph (October 1909)

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No. 145 Der Klnematograph — Düsseldorf. vor der Kamera vorübergehen zu lassen. Da an manchen Tagen mehrere Tausend Einwanderer in der Neuen Welt landen, wären natürlich grosse Vorbereitungen notwendig, um diesen Wunsch erfüllen zu können, der zudem ganz polizeimässig aussieht, denn das zwangsweise Photo¬ graphieren l>eim Betreten des Landes der .Freiheit“ wäre kaum nach jedermanns Geschmack und überdies würden dadurch viele Heisende tagelang im Hafen zurückgehalten, bis sie alle denr ,.Einwanderenilbum“ einverleibt sind. Woods hat eine verblüffend einfache Idee. Er lässt jedem Ankommenden eine Nummer in die Hand geben, die sichtbar getragen werden muss. Dann werden die Ein¬ wanderer in Reihen zu «—8 und in einigem Abstand hinter¬ einander aufgestellt. Sie müssen vor einem kinemato- graphischen Apparat vorüberwandern, der in Betrieb ge¬ halten wird. Auf diese einfache Art ist es möglich Tausende Leute in kürzester Zeit zu photographieren und zugleich jeden Einzelnen gewissenhaft zu registrieren, da die Nummern die Feststellung ermöglichen, wer die Eingewan¬ derten seien, die nach den Nummern im Einwanderer¬ register eingetragen werden Da die Leute auf den Apparat zu marschieren. Hessen sich die Nummern mit grosser Genauigkeit feststellen. Ein anderer Vorschlag des ameri¬ kanischen Polizisten geht dahin, die Nummern eventuell auf der Brust anzubringen. Diese Idee, alle nach Amerika Kommenden wie Ver¬ brecher zu behandeln, hat merkwürdigerweise noch nicht den Widerspruch in den Vereinigten Staaten gefunden, den man von der Bevölkerung eines demokratischen Landes erwarten sollte. Hier soll also das r'ür die Verbrecheralbums eingeführte System mit Hilfe des Kinematographen im Grossen betrieben werden, damit viele der Verbrecher, die sich nach Amerika flüchten, erkannt werden können. Ob auch die amerikanischen Milliardäre das gleiche »Schicksal haben werden, weiss man noch nicht, obwohl dies nach den undemokratischen Anschauungen, die sich auch dort immer mehr geltend machen, nicht zu erwarten wäre. Der Vorschlag des Polizisten wird jetzt in Amerika erwogen und vielleicht eingeführt werden, in ähnlicher Art, wie kürzlich erst für die Feststellung von Wählern die Photo¬ graphie zu Hilfe genommen wurde, um die Unterschriften jedes Wahlberechtigten zu vervielfältigen. Da das Kine- matographieren viele Arbeit erspart und die Bilder statt auf zahllosen Platten auf einem Film in Mengen vereint sein können, ist es nicht unmöglich, dass sich die ameri¬ kanische Regierung für den neuen Vorschlag begeistert. n «7 Geriditssaal || j Klage der Gebrüder Wright wegen Patentverletzung. Ein interessanter Patentstreit, der für die Flugtechniker der ganzen Welt von Bedeutung sein wird, ist von den Gebrüdern Wilbur und Orville Wright gegen die Aeronau¬ tische Gesellschaft zu New- York mit Bezug auf das Curtiss Aeroplan dieser Gesellschaft angestrengt worden. Die Gebrüder Wright behaupten, dass dieses von Curtiss konstruierte Aeroplan ihre Patentrechte verletzt, besonders mit Bezug auf Verwerfungen der Tragflächen. Das ameri¬ kanische Gericht wird nunmehr zu entscheiden hal>en. ob dieses Verwerfen der Tragflächen etwas Neues und mit Recht von den Gebrüdern Wright patentiertes ist oder nicht. Ein Flugapparat, wie er heutzutage konstruiert wird, mit seinen Luftschrauben arbeitet nach demselben Prinzip. nach dem der Knabe seinen Drachen an der Schnur in die Lüfte steigen lässt, indem er mit demselben gegen den Wind läuft. Die Tragflächen des Fliegers entsprechen der Fläche des Drachens, und der die Schnur haltende laufende Knabe entspricht den ziehenden oder treibenden Luftschrauben. Ebenso wie es nun schwer ist, einen Drachen l»ei plötzlichen Windstössen im Gleichgewicht zu halten, ebenso schwer ist es, den Flugapparat In der gleichförmigen Schwebe zu erhalten. Dieselbe »Schwierigkeit empfinden übrigens die von der Natur zum Fliegen ausgerüsteten Wesen. Oft kann man beobachten, wie ein fliegendet Vogel von einer Windltoe plötzlich geradezu umgeworfen wird, eine Strecke tief fällt, und dann erst sein Gleichgewicht wiedererlangt. Der Habicht schwankt beim Kreise langsam hin und her. um sein Gleichgewicht zu bewahren. Welche •Schwierigkeiten musste da nicht erst der Mensch bekämpfen bevor er sein Gleichgewicht in der Luft aufrecht erhalten konnte. Der leider zu früh verunglückte Lilienthal war der erste, welcher die ersten praktischen Erfolge im Gleitfluge erzielte. Alter eben an dieser Schwierigkeit, hei plötzlichen Windstössen das Gleichgewicht zu Itewahren, scheiterten seine Versuche, und diese» war auch die Ursache seine- unglücklichen, mit seinem Tode endenden Absturzes. Die Versuche Lilienthals wurden darauf in Amerika von Octav« C'hanute fortgesetzt und schliesslich auf die Gebrüdei Wright vererbt. Chanute sah ein. dass es nicht möglicl sein würde, mit akrobatischer Fertigkeit, wie es Lilientha nach dem Vorbilde der Vögel versucht hatte, das Gleich -gewicht in der Luft zu Itewahren. Er konstruierte daher einen automatisch funktionierenden Apparat, indem er die Endo seiner (Ileitflächen so einrichtete, dass sie. wenn von einen plötzUchen Windstoss getroffen, sich umlegen um >> die Wirkung abschwächen würden. In den späteren Wrightschen Apparaten ersetzten die beiden Brüder ciie- sich umlegenden Enden der Tragflächen durch ihre Ver- werfungskonstruktion. Curtiss brachte an seinen ersten Apparaten verstellbare, dreieckige Flügel an den Enden seiner Tragflächen an, und hat in seiner neuesten, den Grund zu der obigen Klage bietenden Maschine sowohl auf di< -»■ Flügel, wie auch auf das Wrightsche Verwerfen verzieht t. dagegen zwischen den Tragflächen besondere Balanci» r- flächen angebracht, welche um eine horizontale Achse v r- stellt werden können. Es gilt also nun, die Patentrechtli< ne Frage zu lösen, ob diese von den Tragflächen völlig unab¬ hängigen Balancierflächen prinzipiell dusscllie darstell' n, wie die Verwerfungsvorrichtungen der Gebrüder Wright und ob letztere nicht durch die umleg baren Enden Chanu < * schon vorweggenommen worden sind. J. Bett & Co. | | Aus dem Leserkreise | (für diese Rubrik übernimmt dlo Redaktion dem Losork re isa gegen uber keine Verantwortung.) Offener Brief an Herrn von Frankenstein! Zeitungsverkger und Schriftführer des Zweck verbanden in Berlin. Sic versandten im Namen »las Zweck'-erliaiidcw an die Thcntcr- besitzer ein Schreiben, in welchem Sie behaupten, dass ich (!' J'' n den Zweckverband arbeite lind »'giti-re Kr iat dies eine durch m> Id-* erwiesene Behauptung, welche geeignet ist, nn-li und mein Inter--ss«' für die Allgemeinheit der Kn» matographen Branche uiia speziell für die Theaterbeiiitzer, wozu auch ich gehöre, tierabzuwiirdigen und zu verdächtigen. Bereits vor Bestehen de« Zweckverbande*. bei Gründung desselben und bei jeder Gelegenheit h »Im- ich .die heute voll «len* Vorstände des Zweckverhandcs aufgcstollten Ziele als erstrels-ii-«|' rt hillgestellt und eine dahin wirkende Organisation zu schaff«'" gesucht; nunmehr, wo eine aolehe vorhanden ist. werde- ich dorn nicht dagegen arbeiten. Nach der Vorstandswalil des Zweckverhandes tauchten I*' 1 manchen Mitgliisiem Zweifel darüber auf, ob gewisse in den '* ,r ' stand gewählte Herren genügend Objektivität besitzen, tim Solid*' Internaten und allgemeine Interessen auseinander halten zu kennen- Ausser allgemeinen Intertwscn haben die verseiliedenen Gruppe"' wie z. B. Fabrikanten. Verleiher und Theaterbesitaer auch eigene Interessen, welche dies»- nur allein wahren können unn müssen. Sie sehen diis an der Fabrikanten-Vereinigung und d»*rrn Erfolge, die 8. Zt. in der Konvention zutage traten! Einer f kanten-Vereinigung muss eine Konsumenten-Vereinigung g-Ti«'" überstehen, wenn deren Wünsche B»-rücksichtigung finden sollet*- Kein rechtlich denkender Fabrikant wird ihnen das verarg«-!' o* gar zu hintertreiben suchen.