Der Kinematograph (November 1909)

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153ä!Ä?283S ^ttusdem Reiche derTöne^" FDchzeltuns [Or Klnemotosraphle, Phonojmphle und Huslk-Automaten. Bezugspreis: uierteliihrlich Inland Mk. 2,10 I Anzeigenpreis: Nonpareille - Zeile 20 Pfg. Ausland.. 2,75 | Stellen-Anzeigen die Zeile ... 10 . Schluss der Redaktion und Anzeigen-Annahme: Montag Abend. „V*rlag tos KtoMmatograph-, PQsialdorf. Fosttadi 7« No. 149 Düsseldorf, 3. November 1909. Erschein! jeden Mittwoch. Nachdruck des Inhalts, auch auszugsweise, verboten Was die Schule von der Kinemato¬ graphie will. Von Hermann Häfker, Vors, des Vereins „Bild und Wort“, Dresden. Filmfirmen, Kinotheater und Aufsatzschreiber werben um die Liebe der Schule. Die Filmverlagsfirmen geben '•chulkataloge“ heraus und stellen ganze Serien von Auf- n- hmen aus allen Reichen der lebenden und toten Natur und | aus den Gebieten der menschlichen Arbeit her, ja sogar i ins geschichtlich-kulturgeschichtliche wagen sie sieh. Die \ »rworte ihrer Kataloge sind voll von dem Belehrungs- und Erziehungswert der Kinematographie, und in «her noch I '"Heren Tönen klingt dasselbe aus manchen Aufsätzen der j Fachpresse. Die Kinotheater fügen ..aktuelle" Films in ihre i Programme ein, und laden Schulleiter zur Besichtigung ein. •bi. sie umgehen'sich mit Komitees von wohlwollenden und | ' tnfhissreichen Laien, sie bringen schwere Opfer, um die ver¬ meintlichen Wünsche der Gebildeten und besonders der Pädagogen zu erfüllen, es gelingt ihnen sogar, Anerkennung •m ..Vermischten“ der Tagespresse zu erlangen, ja. einmal unterm Strich“ erwähnt zu werden — aber der positive Erfolg ist gleich Null. Woran liegt das ? r Erstens an einem der allgemeinsten menschlichen Ehler: dem. was man in der theoretischen Natur das •{'f set t der Trägheit“ nennt. Um die vielen pädagogischen Geister in Bewegung zu setzen, denen die Kinematographie zunächst nichts als „Hekuba“. d. h. gleichgültig ist, bedarf es eines Kraftaufwandes, den schwer¬ lich ein Einzelner allein, auch beim besten Willen und mit Hem besten Rüstzeug, zu leisten vermag. Der Gedanke, dass di e Kinematographie jemals eine Ergänzung des münd¬ lichen Unterrichts werden könnte, ist vorläufig bei der Masse der Lehrer noch nie angeregt worden. Ein weiterer Hinderungsgrund sind die Vorurteile, die s '* h infolge der sattsam bekannten Uebelstände in den ersten «ähren der Kinematographie unausrottbar bei der Mehrzahl der feiner Empfindenden eingefressen haben Es ist ein unbestreitbares Verdienst des „Kinematograph“, jederzeit ltn Interesse der Sache für ein ehrliches Wort gegen diese Misstände Platz gehabt zu haben. Das hat wohl mit zur Umkehr gewirkt. Aber die Gründe, weswegen die Schule die spröde Schöne spielt, liegen viel tiefer Sie sind zur Zeit und für die Kinomdustrie allein überhaupt unüberwindlich. Das werde ich beweisen. Ihre E : ndrücke von dem, was der Kinematograph leisten kann, erhalten die Lehrer und Schulbehörden wie jeder Andere ausschliesslich durch die Programme der Kino¬ theater. Was einzelne reisende Schausteller zeigen können, ist natürlich ganz dasselbe. Die Programme der Kinotheater zeigen typisch. — wenn auch grosse Niveauunterscbiede hervortreten, jenes Gemisch von „Dramen“, „Rührstücken“. ..Komischen Schlagern“, „Aktuellen Films“, d. h. Natur¬ aufnahmen, industriellen, Trickfilms und ähnlichem— jenes Gemisch, das den Kinobesitzern durch das Angebot auf dem Markte vorgeschrieben ist. CNach einer Statistik, die ich ln*i Gelegenheit einer Katalogarbeit machte, brachte eine fiilirende Firma beispielsweise in einem Monat heraus 3 Naturaufnahmen. 19 „Komisch". 4 „Trick“, je 1 „Sport" und „Historisch“. 7 ..Dramatisch". In anderen Wochen kamen gelegentlich ..Militärische Aufnahmen“. „Tänze und Ballets“, „Märchen“, „Religiöse“. „Verschiedenes" und „Künste und Industrie“ hinzu. Von all diesem durften nach den Anforderungen, die die Schule stellt, und mit Recht stellen muss (nach der Ausführung, in der jetzt solche Films erscheinen, geeignetere wäre denkbar!) alle Films pädagogisch unter Iden Tisch fallen, die Phantasie¬ darstellungen sind. Diese'Films sind fast ausnahmslos in so rohem und olierflächlichem Geschmack gemacht, dass sie den dargestellten Gegenstand (z. B. Märchen!) im Sinne von Erziehern nur entstellen, ja sic dem gesunden Sinne gröblich verekeln müssen. Zum Teil liegt das an der oft unglaublichen Sentimentalität, dem frivolen Spiel mit ge¬ sunden Begriffen von Recht und Unrecht, der übertriebenen Aufreizung der Phantasie sei es durch Romantik sei es durch Realismus, dem schlechten Spiel der Schauspieler, der sich verratenden Ungewissheit der Regisseure usw„ zum Teil liegt es auch an Mängeln der'Kinematographie, die nicht ohne weiteres künstlerisch-harmonische Leistungen schaffen kann. Diese Ausführungen werden von Manchem heftig l>estritten werden, aber es ist nicht meine Absicht, irre¬ führende Komplimente zu machen, sondern der Kino industrie, die ohne die Sympathien der gebildeten Welt auf die Dauer nicht auskommen kann, zu nützen. Ich muss