We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
No. Wfl. Oer Klnematograoh — Düsseldorf. deshalb aussprechen, dass seihst das best«-, was auf diesem (Jebiete der gestellten Films geleistet wird, vom ernstlichen künstlerischen Standpunkte, ja nur vom Durch¬ schnittsgeschmack des höher gebildeten Publikums aus. nicht viel ül>er der Leistung vo 1 „Schmieren“-Theatern steht. Schulen. Kinder- und Volkserzieher aller Art, deren Meinung zu vernehmen ich uitürlich iiesonders viel Gelegenheit habe, sind für derlei in jetziger Ge¬ stalt nie zu haben. Ein Kinobesitzer in einer Grosstadt kaufte einen Film, den er gewiss für geradezu klassisch hielt, weil das Sujet einem berühmten alten'griechischen' Dichter ent¬ nommen war. Er lud mehrere Rektoren*von Gymnasien ein. den Film anzusehen und ihren Schülern zu empfehlen. Ich sprach diesen Rektor später und erzählte^ mir lachend: ..Ich ging mit der liesten Absicht hin. Als ich’sgesehen hatte, sagte ich meinen Primanern: wenn Sie sich mal eine lustige Stunde Griechisch machen wollen, so sehen Sie sich dies klassische Drama an!" Damit ist nicht gesagt, dass nicht gespielte Stücke sehr hübsch sein und den vollen Beifall von Pädagogen finden könnten. Aber dann müssten die Firmen, die sich so grosse Kosten damit machen, sich weniger von in d i e’s e r Hin¬ sicht jedenfalls unlierufenen ..Dramatikern" und Mimen be¬ dienen lassen, und sich lieber vorher der Begutachtung und Mitwirkung von frisch, volkstümlich und gesund empfindenden Künstlern und Kunstkennern versichern. An antiken Dichtungen und Volksmärchen lässt sich kein lebendig fühlender Mensch von Unlierufenen herumspielen. Rechne ich demnach nur die ..Natur"-. „Sport“-, ..Historischen”. ..Militärischen" Films, sowie die ..Künste und Industrien" und allenfalls die ..Tänze und Balletts" (obgleich unter diesen der Kitsch wieder vorherrscht) als diejenigen, unter denen das pädagogisch annehmbare zu suchen wäre, so brachte besagte Firma davon in drei Mo¬ naten 8, 11, 13, zusammen in einem Vierteljahr 32 heraus, gegen 29. 29. 4». zusammen 107 Phantasiefilms. Das ist ein Verhältnis von fast 1:4 Bei den meisten andern Firmen ist es aber noch viel ungünstiger, so dass ich es insgesamt auf vielleicht 1 : « rechne. So ungefähr kommt es auch in den üblichen Kinotheater-Programms wieder zum Aus¬ druck. Ich weiss wohl, dass die Kinotheater zu einer solchen Programm-Zusammensetzung g e z’w ungen sind, denn es ist ihnen aus Gründen, die ich hier nicht auszuführen brauche, die Heranziehung älterer Films so gut wie verbarrikadiert — sozusagen von vorne r wie von hinten: denn ältere Films können sie nicht kaufen, und neuere müssen Bie demnächst in einer gewissen Zeit*zurückgeben. Ich weiss aber auch, dass infolge der Eigenart des Geschäfts die Filmverlagsfirmen selber absolut nicht anders können als sie tun Um im erzieherischen Sinne bessere Films zu produzieren brauchten sie^zweierlei: erstens be¬ rufene. aber auch geschulte, anpassungsfähige Mitarlieiter, zweitens gesicherten grossen Absatz. Beides können sie sich selber nicht schaffen, und beides kann ihnen die Schule von sich aus auch nicht*schaffen. Da muss eine andere Organisation dazwischen treten — und es liegt im Interesse der Industrie, eine solche zu begünstigen, sobald sie sich zeigt und einen ernsthaften Eindruck macht. Denn zunächst mal: der Eindruck von der Leistungs¬ fähigkeit der Kinematographie für Belehrungszwecke, den die Kinoprogramms durch ihre notgedrungene Zu¬ sammensetzung machen, veranlasst die Schulen nicht, das nächst liegende zu tun: die Anschaffung von Kino¬ apparaten in ernstliche Erwägung zu ziehen. Denn zu Apparaten gehören Films.’ und ehe man nicht weiss. dass man die kriegt, und zwar so wie man sie braucht,’und fort¬ dauernd, kauft man sich keine Apparate! k Nun* haben aber^ Kinobesitzery gelegentlichJ ihre* Pro¬ gramme besser zusammengesetzt. So sah man z. B. im Dresdner Ausstellungs-Theater „auf dringendes Verlangen in der zweiten Hälfte der Vorführungszeit an bestimmten Wochentagen ein Programm, das wesentlich aus ,,b» lehrenden“ Films zusammengestellt war. Dies Programm war beim besseren Publikum nicht erfolglas. Elien dies Publikum geht ja nie in Kinotheater, es hat aber andrerseits Zeit und Laune, ein buntes, eigen: lieh „zweckloses" Programm an sich vorüberziehen zu lasser. Und da tut denn das technische Wunder, da tun die he scheidensten ernst nehmbaren Leistungen das ihrige. Schön« «Stellen in Films erregen laute Rufe der Bewunderung. Auf diesem Gebiete hemmt nicht das Wort von Goethes Theater direktor: „Sie haben schrecklich viel gesehen“ — nein sie haben wenig gesehen, und können daher nicht vei gleichen, am wenigsten das was ist mit dem was bei einigem guten Willen sein könnte. So konnte denn ein Auch-Kritiker in der Tagespresse rühmen, dass die Pro gramme dieses Theaters auch vorher schon himmelho« 1 über dem gestanden hätten, was die anderen Theater i> Dresden zu zeigen pflegten. Dabei hatten wenigstens di« besseren Theater natürlich genau dasselbe längst vorher gezeigt. Aber man verzeihe diese Abschweifung, veranlag durch die auf unserm Gebiete die Arbeit so sehr erschwerend« Ungewissheit der Laien. Ich sage, das bessere Publikum das ohne besonderen Zweck hinging war von einem haup> sächlich aus tielehrenden Films bestehenden E*rogram« i zufrieden, es verfehlte seine Wirkung nicht, zu zeigen, wa> die Kinematographie könnte. Die Pädagogen aber werden keineswegs dadurch g« Wonnen. Sie warnten natürlich ihre Kinder nicht vor dem Besuch, da ihnen ja nichts „unsittliches“ vorgesetzt wurtl« ja sie empfahlen den Besuch zum Teil in diesem !■ sonderen Falle, auf den ich nicht weiter eingehen will aber das war einmal. Der Lehrer erwartet anderes von einer Kinovorführung die er seinen Schülern. — wohl gar im Zusammenhang mit dem Unterricht — geradezu empfehlen, oder die er gar mit seinen «Schülern besuchen will. Er verlangt in diesem Fall« «.lass die Vorführung nicht nur eine an sich einwandfrei«* Zerstreuung des kindlichen Geistes zur Folge hat sondern seine Konzentrierung. Dazu gehörte aber vor allen Dingen, dass die vorge¬ führten Dinge Beziehungen zu der Geiste ¬ welt des Kindes im allgemeinen und seinen Unterrichts - Gegenständen im besondern haben. Beides mangelt völlig. Films die z. B. Deutschland darstellen, gibt’s fast keine. Wir hal«-n herrliche Natur- und Volksaufnahmen aus Frankreich, Eng¬ land.' Italien, ja aus jedem ßalkanländchen einzeln, aus Russland, aus Skandinavien, aus Holland, aus aller Welt — nur nicht aus Deutschland! Warum ?! Haben es unsere Kinder so dringend nötig zu wissen» wie in «Amerika die Bambushüte und in Algier die «Sardim n- biiehsen gemacht werden ? Ist das Volksleben der Bretagne die Vegetation der Shetland-Islands das wichtigste für sic? Ebenso steht’s mit der Beziehung zum Lehrstoff. Vorn Standpunkt der Schule aus muss dem Kinde zunächst das einfachste, dieses aber in vollkommener Deutlichkeit, vorgeführt werden. Schon darum werden also techni* 1 ' M ' Gegenstände, wie die Herstellung von Riesenkanonen so interessant und in andrer Hinsicht wertvoll sie sind, die Lehrer kühl lassen. Wenn aber wenigstens das, w as dargestellt wird, klar, deutlich und erschöpfend und wo nötig vom erläuternden Wort begleitet wäre! Wie aber steht’s damit ? Erstens hasten fast alle Films viel zu schnell vorbei, als dass auch die besten von ihnen belehrenden Wert haben könnten. Namentlich wenn nicht irgend eine ablenkende „Handlung“ in ihnen ist, so sind die einzelnen Filmteile