Der Kinematograph (November 1909)

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No. 149. Der Klnematogmph — Disseldorf. viel zu kurz (ich habe 3, 4, 5 Sekunden gezählt!) als heit oder Absonderlichkeit Ijesonders ausgezeichneten (»egend dass man sich in das SpieljPderJ\Vell€n, ,p in'fdie^heimliche' i ®n Hülle und Fülle; die l>eim' Publikum'ja noch immer sich Schönheit des Waldes, in die c Einzelheiton"eineri Volkstracht fgrosser Beliebtheit erfreuenden „humoristischen“ Auf¬ vertiefen, das Spiel arbeitender Händ- 'oder Maschinen ver- """nahmen kranken im Gründe alle an einer grossen Einförmig stehen könnte. Sodann fehlt die besonnene A u s w a h 1 keit, die fraglos in absehbarer Zeit die Wirksamkeit dieses der Szenen. Statt,, wenige*, aber gerade das wichtige, für Genres, wenigstens bei den gewohnheitsmässigen Besuchern das Verständnis ausschlaggebende in Ruhe zu zeigen, hält der Kinos, herabsetzen muss. Oder gibt es vielleicht viele sich* der Operateur an das,.was sich seiner Meinung nach humoristische Films, deren Komik sich nicht im wesent- am interessantesten bewegt — wobei denn häufig das liehen auf Massenverfolgungen mit dem obligaten Ueber- Augenspiel eine« hübschen Mädels mehr „Meter“ verursacht, einanderstürzen aller Beteiligten, oder auf die übliche Zer- als die wunderbarste Erfindung, die sie handhabt. Aber trümmerung von Schaufensterscheiben oder Geschirr durch leider ist der diskutable Geschmack bei diesen Unterschieden den komischen Ungeschickten aufbauen ? » Bleibt noch das selten; meistens gibt der undiskutabel schlechte Geschmack, seriöse „Drama“. Ich will zugeben, dass das sich hier oder gerade heraus gesagt ; der Mangel an Verständnis für bietende Feld ein ungemein grosse«, noch lange nicht das Dargestellte den Ausschlag. erschöpftes, vielleicht*, überhaupt ein unerschöpfliches ist, Endlich fehlt’« an Begleit Worten. Das ist die allgemeine Klage vom Publikum wie von Kino besitzen. Richtige Begleit worte wären leicht zu beschaffen; man müsste nur dem Operateur regelmässig einen berufenen, wissenschaft¬ lich gebildeten und rednerisch erfahrenen Begleiter lieigeben, der bei der Aufnahme alle Einzelheiten, die aufs Bild kom¬ men, beobachtet und notiert, und nachher die Aufgabe hat, solange zu fragen und zu untersuchen, biß er mit wenigen Worten das Wesen des Aufgenommenen wiedergeben, das wissenswerte ergänzen kann. Ein solcher Notierer müsste bei allen Aufnahmen selbstverständlich sein. Und gute Begleitworte würden so sehr viel nützen! Nicht« ist ko¬ mischer als die Worte, die häufig der „Sprecher“ im Kino¬ theater nach der vom Verlag beigegebenen Drucksache zugibt. Die wichtigsten Dinge gehen infolgedessen oft unbemerkt vorüber, die unwichtigsten Bemerkungen lenken ab. Auf jeden Fall ist jede belehrende Wirkung solcher Vor¬ führungen hinfällig. Vor einiger Zeit versuchte der Verein Bild und Wort, aus vorhandenem Filmmaterial nur probeweise ein¬ mal ein auf Ergänzung des Schulunterrichts gerichtetes Programm zusainmenzustellcn. Massenbesuch war ge¬ sichert, mehrere führende Kinotheaterbesitzer und Fachleute waren zu allem Entgegenkommen bereit, Lehrerwurden warm und stellten ihre Wünsche zusammen, junge Künstler wollten bei der Regie und Vorführung mitwirken. Wir mussten die Sache zurückstellen. Warum ? Unter den noch erreichbaren Films sind, wenn man von einzel¬ nen Gebieten abeieht, nur wenige, die überhaupt für Unter¬ richtsergänzungszwecke in Betracht kommen. Von diesen sind wieder im Einzelfal’e nur Teile zu brauchen. Wenn die Kinder im Unterricht den „Fuchs“ haben, so wollen sie doch nicht den ganzen zoologischen Garten sehen! Das wäre eben Zerstreuung statt Belehrung. Und Teile von Films zu kriegen, ist heute eins der schwierigsten Probleme, auf das ich ein andermal in einem noch allgemeineren Interesse ausführlich eingehen muss. Die Kinematographie muss nicht nur ihre Toilette, son¬ dern auch ihre Bildung und ihre Manieren einer gründlichen Reform unterziehen, um das vertrauenswürdige Aeussere zu erlangen, auf das hin ihr eine so solide Schöne aus so guter Familie, wie es die Schule ist, in Liebe an den Busen sinkt! aber gerade diese« sog. Drama trägt die Hauptschuld daran, dass Schule und Eltern die heran wachsende Jugend häufig vom Be«uch der Kinematographen-Theater zurückzuhalten bestrebt'sind; nicht etwa "weil gewisse Pikanterien den Kindern gefährlich werden könnten — dieses Genre i«t, wenigstens in Breslau, so gut wie gar nicht mehr anzutreffen — aber die"dramatischen Stücke halten oft einen so unge¬ sunden, lediglich auf die Tränendrüsen der Zuschauer be¬ rechneten f’harakter, dass einem das „Wozu ?“ eines solchen Stückes beim'kiesten’Willen nicht klar werden kann We¬ nigstens verspreche ich mir bei einem Kinde weder für sein Gemüt noch^für seinen* Verstand irgend welchen Gewinn wenn ich ihm ein Bild zeige, in dem zuerst eine glückliche Familie'mit einem niedlichen,4tpuppenspielenden Töchter- chen vorgeführt wird,’dessen Tod dann in zwar recht reali¬ stischer alter nicht gerade herzerhebender Weise gezeigt wird; auch der dann folgenden Darstellung der durch den Schmerz verrückt und verblödet gewordenen Mutter kann unmöglich irgend "welcher erzieherischer Wert beigemessen werden. Auch die" Eifersucht«- und Leidenschafts-Szenen, die da« kinematographische Theater mit Vorliebe zum Inhclt ihrer Dramen erwählt, sind für Kinder — und die stellen doch nun mal das Hauptkontingent aller Kino-Besucher — durchaus ungeeignet. Es wäre nun erstaunlich, wenn sich nicht dieser oder jener Kinematographen-Theaterbesitzer das alles schon selbst gesagt hätte, alter wenn er dann an die Auswahl geeigneterer Bilder gehen wollte, ja da haperte es eben da blieben schliesslich*ausser einer verschwindend kleinen Anzahl gut gespielter und zusammengestellter Dramen nur noch Landschaftsaufnahmen, komische Sujets und hier und da noch ein sog. „lehrreicher“ Film, der irgend eine Indus rie wiedergibt. Hier wüsste ich nun einen Vorschlag, wie man diese fraglos etwas dürftige Speisekarte wenigstens um noch ein Gericht vermehren könnte, da« sind: Naturwissen¬ schaftliche Aufnahmen! Im Laufe der Zeit habe ich hier viele hunderte von kinematographischen Aufnahmen ge¬ sehen, naturwissenschaftliche Aufnahmen waren alter so gut wie nie dabei. Man werfe nicht ein, da.«« dafür zu wenig Interesse im Publikum zu finden sei; im Gegenteil, inter¬ essante Tier- und Pflanzenaufnahmen werden von Er¬ wachsenen und Itesonders von der Jugend stets mit grösster Begeisterung aufgenommen. Diese Tieraufnahmen haben sich natürlich nicht darauf zu beschränken, irgend eine brave Hausziege oder einen ramponierten Löwen im Käfig eines zoologischen Gartens zum Gegenstand zu neh¬ men. da "müsste vielmehr ein naturwissenschaftlich Ge¬ bildeter die Aufnahmen leiten, und da würde fraglo Neue Sujets für kinematographische Aufnahmen. Von -n, Breslau. Das fast beispiellose Aufblühen der kinemato¬ graphischen Industrie mus« bei der ungeheuren Nachfrage nach neuen Aufnahmen naturgemäss über kurz oder lang eine gewisse Knappheit des Stoffes nach sieb ziehen. Land¬ schaf tsaufnahmen existieren bereits von jeder durch Schön- Erspriessliche« geleistet werden. Ich bin mir wohl bewusst, dass Aufnahmen von in freier Wildbahn lebenden Tieren gewaltige Ansprüche an die Ausdauer und Leistungsfähigkeit der Photographen stellen, aber das« es nicht unmöglich ist, selbst ganz scheue und versteckt lebende Tiere bei der nötigen Ausdauer und dem erforder¬ lichen Geschick auf die Platte zu bringen, das beweisen die vortrefflichen Publikationen, von denen ich aus den letzten Jahren nur die Bücher von den Afrikareisenden Schilling« und die Meerwarth’schen unretouchierten Naturaufnahmen