Der Kinematograph (December 1909)

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NO. 165. Der Kinematograph — Düsseldorf it«-iit*n Darstellungen im grossen ’.ind ganzen nichts wesentliche« einzuwenden gewesen ist ln ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse möchte ich indessen doch nicht unterlassen, die Herren Kinematographenhesitzer zu er¬ suchen. der Auswahl der Films für die Kindervorstellungen ihrt besondere Aufmerk¬ samkeit zuzuwenden. Was die übrigen. '.licht als Kinder¬ vorstellungen bezeichneten Vorstellungen anlangt, so er¬ scheint die Anwendbarkeit der Regierungs-Polizeiverordnung vom 9 September 1897 (Amtsblatt S-ite .”134) auf sie nicht ganz ausgeschlossen. Diese Verordnung verbietet unter anderem die Anwesenheit von Personen unter 16 Jahren l>ei theatralischen Vorstellungen aller Art. bei welchen ein höheres Interesse der Kunst oder Wissenschaft nicht obwaltet, schlechthin ohne Unterschied, ob sie sich in Begleitung Erwachsener befinden oder nicht. Immerhin sind die Zweifel in ihre Anwendbarkeit so erheb¬ liche. dass ich von der Anwendung vor der Hand absehe. Hs dürfte sich indessen für die Herren Besitzer von Kine- matographen empfehlen, aus eigener Veranlassung allzu jugendlichen Personen zu diesen Vor Stellungen den Zutritt zu versagen. Als ungeeignet für Kinder halte ich 1 B. den Film „Durch das Kind", der am 23. Xov. 1908 in der Nachmittags-Vorstellung unter Nr. !• des Programms vor- gefiihrt wurde." Dieses bemerkenswerte Schriftstück des Beigeordneten der Stadt .Mülheim-Ruhr verdient die Beachtung sämtlicher Kinematographenbesitzer. um so mehr, als die Vereinigung zum Schutze der Jugend gegen den Schmutz in Wort und Bild in den letzten Wochen eine äusserst rege und erfolgreiche Agitation entfalte' hat. ln einer ganzen Reihe von Städten sind zahlreich besuchte Versammlungen uhgehalten worden, in denen namentlich die Leiter von Volksschulen und höheren Lehranstalten ihre Bedenken gegen die Schundliteratur una schlecht geleitete Kine- niatographentheater in eindrucksvollen Worten äusserten Wer die Zeichen der Zeit zu deuten versteht, der sieht schon die strengsten polizeilichen Massregeln gegen die Kinos kommen, von einer intensiven Ueberwachung garnicht erst zu reden. Die grösste Vorsicht bei der Auswahl der Bilder kann jedem Unternehmer wiederholt und dringend ans Herz gelegt werden. Im Anschlüsse hieran sei eine Stelle aus einem Aufrufe wiedergegeben, den dieser Tage die ge¬ samte Lehrerschaft von Barmen in den dortigen Zeitungen an die Bürgerschaft richtete : „Die verderblichen Wirkungen zeigen sich gar bald. Die Kinder verlieren ihre jugendliche Frische, ihre Reinheit und ihren Frohsinn, sie zeigen sich in der Schule zerstreut, unlustig zur Arbeit und oft wider¬ spenstig: ihre Phantasie wird vergiftet, ihr Sinn für das Schöne und Edle zerstört. Haltet sie auch ferne von kine- tnatographischen und ähnlichen Schaustellungen, in denen aufreizende oder gar anstössige Bilder vorgeführt werden. Duldet nicht, dass irgend etwas Geist und Gemüt Eurer Lieblinge vergiftet! Ihr Eltern, schützt Eure Kinder!" tjueälinhurt;. Herr Friedrich Ncherff übernahm das Kinematographen-Theater „Kino-Salon". Hölle 11. -s London. Die Gesellschaft Biograph The» tres, Limited entwirft in ihrem Rechenschaftsbericht für das erste am 31 Oktober d. J. abgelaufene Betriebsjahr ein rosiges Bild von der Geschäftslage. Bei einem Aktien¬ kapital von nur 48 000 Pfd. Sterl. ist ein Gewinn von «934 Pfd. Sterl. erzielt worden, woraus 17*, 2 ° 0 Dividende ver¬ teilt] werden. Die Gesellschaft besitzt 8 Kino-Theater, weitere 3 Theater sind im Bau begriffen. Die Einnahmen heben sich von Woche zu Woche. Weitere Theater sollen im Laufe der Zeit eröffnet werden. [ 1 Firmennadiriditen 1 I>ie Firma l nger & Hoffmaim. A.-G., hat das Bureau ihrer Berliner Filiale nach Berlin C, Neue Grünstr. 26. verlegt. Esseu-Kuhr. .Mit 2o non Mk. Stammkapital hat siel hier die Firm« Royal-Tonbild-Theater, Gesellschaft mit Ix schränkter Haftung. Essen, gebildet. Geschäftsführer sind Herr Artur Cohn. Kaufmunn in Essen, und Herr Hubert Klaeren. Hotelbesitzer in Essen gb- Doyen-kineitiatogramme. Ein kinematographi scher Genuss ersten Ranges wurde am Schluss der Inter nationalen Photograj hischen Ausstellung zu Dresden („Iphad“) einem geladenen Publikum im Ausstellung» Theater geboten. Galt es doch, die Kinematogrammc des berühmten Pariser Chirurgen Doyen kennen zu lernen, von denen man so viel schon gehört und in der Fachpresse ge¬ lesen hatte, die al»er noch nie an die breitere Oeffentlichkeit nicht einmal in grössere öffentliche wissenschaftliche Kreise gekommen waren. Für die Allgemeinheit sind sie auch keinesfalls bestimmt und ihr dürfen sie auch gar nicht geboten werden, denn die naturwahre WiedergaU- schwie¬ riger Operationen ist nichts für den Laien, namentlich nicht für den mit schwachen Nerven Deshalb hatte die zuständig) Behörde die Vorführung im Ausstellungs-Theater auch nur vor Aerzten und einer ganz beschränkten Anzahl sonstiger Interessenten gestattet. Das Theater war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Elite der Dresdner Aerztes« haft hatte sich eingefunden — gewiss der best«- Beweis für «las ausser ordentliche Interesse auch älterer und erfahrener Fach leute an diesen wohl einzig dastelu-ndeu Vorführungen Doyen hat bekanntlich als erster die Kinematographie zur bildlichen Wiedergabe seiner 0|ieratinnen verwendet und es muss unumwunden zugege Iren worden, «lass er dadurch tler Wissenschaft ein ganz neues und ausserordentlich instruktives Lehrmaterial geboten hat Gerade für jung. Mediziner ist dieses von eminenter Betleut .mg. die mit in getreue Darstellung der Arbeitsmethode einer solchen chirurvisehen Kapazität wie Doyen unterstützt «h-n miind liehen Lehrv«»rtrag ungemein. Aber auch <l«r gereifte Fach mann wird seine Freude daran haben, den berühmten Kollegen in so vollendeter Weise im kinematographischei Bilde vor sich zu sehen, w ie wenn er direkt neben ihm am Operationstisch stände. Nicht aus geschäftlichen Motiven sondern lediglich um zum Schlüsse ihrer vielfachen wissen schaftlich-technischen Vorführungen die Anwendungsmög lichkeit. die Bedeutung und den gross«-n Wert der Kim matographie auch auf dem Gebiete ärztlicher Wissenschaft praktisch vor Augen zu führen, hatte die Theaterleitung mit L’eberwindung mancherlei Schwierigkeiten und unter erheb liehen Opfern tliese Films beschafft. Bevor die Vorführungen ihren Anfang nahmen, gal Sanitätsrat Dr. Plettner einige Erläuterungen dazu, die ei auch bei den einzelnen, namentlich Ihm «len liesonder- charakt eristischen Films fortsetzt«-. Kr bemerkte, das- diese Films, wenigstens vom wissenschaftlichen Stand punkte aus. das Vollkommenste auf kinematographischeu Gebiete daretellten. Freilich sei man in ärztlichen Kreis«-i vielfach noch im Zweifel darüber, ob derartige kinemat" graphische Darstellungen zu Lehrzwecken Verwendung finden könnten: besonders sei zu bedenken, dass sich bei de bekannten schnelleren Abwicklung aller Vorgänge im kirn matographischen Bilde trotz aller technischen Vollkommen heit doch viele Einzelheiten und Kleinigkeiten dem Aug< entzögen. Auch das Fehlen der Farben sei ein Mang« ! der »ich insonderheit dadurch bemerkbar mache, dass eine genaue Unterscheidung der Nerven und Gefäsae nicht mög lieh wäre. Immerhin sei es ein wahrer (Genuss. gera«Ie die» Films zu sehen, weil sich der ganze Operationsprozess mit grösster Naturwahrheit lückenlos vom ersten Hautschni" bis zum Ende vor dem Auge des Beschauers abspiele. Es sei der Theaterleitung als ein wesentliches Verdienst anzn rechnen und die interessierten Kreise müssten ihr dankbar