Der Kinematograph (December 1909)

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No. 166 Der Klnematograph — Dlsseldort. Aus dem Reiche der Töne Das fortlaufende Tonbild. Von Max Olitzki. Noch kurz vor d«*m Weihnachtsfeste hat die Kine¬ matographie einen Fortschritt zu registrieren, der bestimmt ist die Tonhildfahrikation auf ungeahnte Höhe zu bringen und der Kinohiihne Wege zu zeigen, an die vorher schwerlich gedacht worden sind. Man war bis dato in der unange¬ nehmen Situation, einzelne Szenen aus Opern oder Ope¬ retten kinematographisch zuzuschneiden, d. h. sie ihrer Originalität zu l>erauben. weil entweder der Film zu lang wurde «»der die sich anschliessenden Motive zu wenig Kin«»- interease hatten. Man war also Ihm den Sujets eng l>egrenzt, musste ""auf dies und jenes ’ Rücksicht nehmen, musste, um die' folgende ' Szene mcht "mit der vorhergehenden zu verquicken, plötzlich schliessen und hatte dann am Schluss, um das Oanze abgerundet erscheinen zu lassen, die Künstler in Apotheose oder irgend einer beliebigen Pose nochmals vorgeführt. Das hinterliess jedesmal einen wenig natür¬ lichen, unkünstlerischen Kindruck. Das wird nun in Zukunft alles vermieden werden, denn wir liesitzen durch die Kr- findung des Herrn Jules Greenbaum (Deutsche Vitaskope-Gesellschaft m. b. H ) ein Mittel, um Szenen hintereinander ohne merklich«* Unterbrechung, vorzuführen. Die Idee ist mit grosser Genugtuung zu lie- griissen und, wie die Vorführungen liewiesen, ist sie <*ine absolut einschneidend«* für die Entwickelung der Kino¬ bühne. Wir hörten z. B. einen hallten ersten Akt aus «1er Thomas’schen Oper ..Mignon“ hintereinander herunterspielen und fühlten uns not«>risch ins königliche Opernhaus versetzt, da tlie einzelnen Partien, das Ballett, der Ghor aus dessen Mitgliedern zusammengesetzt war. Di«* Dekorationen wie* Kostüme,’die ganze szenische Dar¬ stellung. die vorzügliche musikalische Grammophonwieder- galH*, all«*s stimmte technisch so ausserge wohnlich auf¬ einander, die Bühne war von sovielem Leben «*rfüllt. das Ineinandergreifen von ein«*r zur anderen Szene war durch Fallen des Vorhanges und Verbeugen «ler Solisten so täuschend arrangiert, dass die Greenbaum'sch«* 1<1«*<* gerade¬ zu verblüfft. Auch die prachtvolle Operett«* „Der Zigeuner- baren“ überraschte kinematographisch durch das famose Funktionieren der neuen Erfindung: der LVliergang war auch hier wiederum so unmerklich, dass man wahrhaft erfreut ist. endlich mal diesem alten Uebel d«*s plötzlichen Abschneidens einer sich steigernden Szene ein Ende machen zu können. Man ist al»er nicht nur in der angenehmen Lage, einen ganzen Opern- oder Operettenabend kinemato- graphisch'zu verwirklichen,’sondern kann in* Zukunft ein vollständiges VaritH^ ä la Wintergarten mit 10 Minuten Pause bieten Aller n«x*h weit«*r lässt sich Greenbaum’s Erfindung aus bauern,'weil sein Prinzip auch auf stumm«* Films zu übertragen isi. so«lass also auch ein ganzes Drama, eine ganze Pfisse. ein vollständiges Lustspiel zur Auf führung gelangen kann. Man wird in Zukunft mit Recht von einem Kino t h e a t e r r«*den dürfen, flenn'das neue Prinzip gestattet eben dieselbe Einteilung, wie 'man sie beim stabilen" Theater gewohnt'ist. Und dieses Moment «ler Erfindung hebt si«* auf eine ästhetische Stufe; erhebt die Kinobühne zu einer Anstalt, die man mit der grössten Achtung nennen wird. * Sie gelangt nun endlich dahin. w«>hin wir sie schon längst wünschten. w«»nach unser stetes Streben ging, nämlich, sie auch allen gebildeten Ständen zuzuführen, die bis dato von ihr noch immer nicht s«» beachtet wird, wie sie es verdient. Ist das Kinotheat«*r bereits ein gefürchteter Rivale «les stabilen Theaters ge¬ worden, hat es — statistisch nachgewiesen «len gr«»ss- städtischen ständigen Theateruntemehmungen einen merk liehen Abbruch getan, so dürft«* es in kurz«*r Z«*it nicht nur für den ständigen Theaterdirektor, sond«*m auch für «las Publikum ein massgebender Faktor bilden in Punkto des Vergnügens. Wir werde i schon im Anfänge tl«*s nächsten Jahres <>in Kino-Variete haben; man wird «iie Wahl zwischen einer Kino-Oper und Operette in Kauf nehmen müssen: man wird sich fragen: gehst du in die Kiao-Posse «der ins Kino-Lustspiel ? Aus fliesen Möglichkeiten ersieht man zur Evidenz, welche Vorteile die Greenbaum’sche Idee in sich birgt und kann man daher «lern rührigen Manne mit B«*- reentigung dazu nur beglückwünach«*n. Notizen. Breslau. Von allen Reklamen, die Handlungen mit Sprechmaschinen machen können, hat sich in Breslau zweifellos als wirksamste «li«* von der Firma Kayser insz«* nierte erwiesen. Die Konzerte, die diese Firm;, im Bres¬ lauer Kfinzertliaussaal. «lern vornehmsten und teuersten Etablissement für musikalische etc. Veranstaltungen, gab halten ganz fraglos dem Grammophon « in«* Unzahl neuer Anhänger zugeführt, und dalici ist es wohl selbst verständlich, «lass die meisten der zum Ankauf eines Apparates Ent schlossenen, ganz unwillkürlich ihre Einkäufe liei der ihnen durch die Konzerte als leistungsfähig erkannten Firma machen. Tr«»tz «ler sicher nicht geringen Unk*isten einer <lerartig«*n Veranstaltung glaulie i«h kaum, «lass d«*r Firma aus dies«*r Reklame Kosten erwachsen, denn die Auslagen für B«*leuchtung. Saal. Bänger und Orchester werden Ix-i «lern zahlreichen Besuch tr«itz «ler niederen Eintrittspreise sicherlich mindestens g«•<!«•(• kt. Am 13. Dezember lockte wi«*der ein „Weihnachts-Kayser-Konzert" in d«*n geräumigen Konzerthaus-Saal und in «ler richtigen Erkenntnis, dass va- riatio delectat. war «las treffliche Philharmonische Orchester und als Solisten der bekannte K«»nzertsäng«*r Paul Wahl mann, s«»wie Frau Else Barthel, die ebenfalls als tüchtige Sängerin bekannt ist. gewonnen worden. Am Klavier sass Herr Egnuind Pollak, dessen'dezente Begleitung tlie vokalen* und 'grammophonischen*Klangwirkungen voll zur Geltung kommen Hess. Ein ni«-ht g«*ringer Teil tl«*r Grammophfin-Piecen wurde mit Orchester Iie gl ei t u ng ausgeführt, wobei es sich erwies, das« nicht nur das Stark-Ton-Instrument, sondern auch ein sog .'Salon-Apparat «len hietflurch erhöhten Anforderungen an die T«instärke genügte. Ungemein stimmungsvoll v«*rlief <l«*r «Iritte Teil, «ler ganz ..Weihnachten“ gewidmet war; liei'venlunkelt«*m Saale leuchteten zwei Riesen-Christ bäum«* in strahlendem Kerzenglanze vom Podium und die glückliche Auswahl «ler Weihnachtslietler Hess bald 'eine echt weihnachtlich«* Stimmung aufkoinmen. Sicher«wird mancher, der am liei ligen Abend ein Grammophon einbeschert bekommt, di«*s«*s Ge s chen k den Kavserschen Konzerten zu verdanken halien Man kann den Grammophon-Handlung«*n anderer Städte in ihrem eigensten Interesse nur anraten, auch öfter «1er- artige öffentliche Konzerte zu veranstalten; ein«* wirkungs¬ vollere und billigere Reklame kann 'es sicher nicht geben. Ober-Schönew eide. W. Sclmlz hat sein Kinematograph Theater, Wilhelminenhofstrassc 51, in ein mo«lemes Tonbild- Theater umgewandelt. -1 Zuin Kapitel Oeffentliclie Lustbarkeiten. Auf der Suche nach neuen Steuern kommen die Gemeindever¬ waltungen, um ihren Stadtsäckel zu füllen, zu s«»nderbar«*n