Der Kinematograph (January 1910)

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No. 158. Der Kinematograph — Düsseldorf. welches nun zwischendurch auf den Schirm gelangt, mit dem Eindrücke der Bilder verschmolz' . und die Folge ist, dass die Bilder flauer und weniger plisrisch erscheinen. Dies diffuse, dazwischen geworfene Licht, stört gerade so, wie wenn ein ständiges Xebenbild auf aen Schirm fällt. Anfangs ging man gar noch weiter und entfernte die Blende vollständig, in der Absicht, damit das Uebel des Flimmems bei der Wurzel auszurotten. Da wird auf der einen Seite wohl geholfen, aber es tritt e -ie andere fehler¬ hafte Erscheinung auf: der Bild Wechsel, welcher jetzt unverdeckt vor sieh geht, bleibt unserem Auge nicht ver¬ borgen. Zwar sieht man nieht, wie sieh die Bilder auf der Projektionswand weiter bewegen, denn cazu ist die Ge¬ schwindigkeit des Wechselvorganges zu gross; jedoch es macht sich ein gewisses „Ziehen“ beme-kbar. Die Art des Filmbildes spielt hierliei eine grosse Rolle. Besonders Bilder mit dunklem Hintergrund, vor eenen sich eine helle Stelle scharf abhebt, nehmen sich, ohne Blende pro¬ jiziert, unvorteilhaft aus: der Lichtfleek z.cht sich wie ein heller Streif von unten nach oben über das ganze Bild. Weniger schlimm ist diese Erscheinung bei durchweg hellen Filmbildern mit wenig Kontrasten: e.s zeigt sieh dabei eine Art „Regen“, verursacht durch die dunkleren Bild¬ stellen, welche beim Wechselvorgang über die hellen Flächen hinstreichen. In noch stärkerem Masse als bei der durch¬ löcherten oder halbdurehscheinenden Blende wird hier das Projektionsbild mit einem falschen Lichtschein belegt, der ihm Kraft und Plastik nimmt. Heute ist man wohl von diesen Experimenten ohne Blende ganz abgekommen. Man hat nun noch ein Mittel versucht, das Flimmern zu verringern, und zwar beruht es auf dem gleichen Gedan¬ ken : den (Jegensatz zwischen hell und dunkel abzuschwächen. Doch wird hier nicht das Dunkel aufgehelh, sondern das He I verdunkelt. Auf den ersten Blick mag es allerdings törcht erscheinen, noch mehr Licht abzuschneiden, als es schon durch die Blende geschieht. Doch mag ein gewisser Lichtverlust wohl in Kauf genommen werden, wenn man dafür auf der andern Seite einen Vorteil gewinnt. Man verfährt in der Weise, dass man die Blende des Apparates mit einem weiteren Flügel versieht, der so angesetzt ist, dass er mitten während der Ruhestellung des Filmbandes, also während das Filmbild projiziert wird, auf einen Mo¬ ment den Schirm verdunkelt. Hatte die Blende zwar einen einzigen Flügel, welcher sich in etwa 1 , s Sekunde einmal drehte und einmal das Bildfeld verdunkelte, so gibt man ihr jetzt zwei Flügel. An ihrer Geschwindigkeit wird nichts geändert. Der eine Flügel verdeckt wie zuvor den Wechsel¬ vorgang; der neue Flügel hingegen schlägt, scheinbar unnütz dazwischen. Doch gerade durch diesen „Zwist hensclilag" bekommen wir einen doppelt so raschen Wechsel zwischen hell und dunkel, und die Folge ist, dass er auf unser Auge weniger störend wirkt, dass mithin das Flimmern geringer wird. Man ging nun noch weiter und teilte den zwischen- schlagenden Flügel in mehrere Teile, setzte also statt eines Flügels mehrere kleinere ein, die in ihrer Gesamtheit sozu¬ sagen ein (Jegengewicht gegen den eigentlichen Blend¬ flügel bilden sollten. Dabei ging man von der Beobachtung aus, dass man bei einem Rade, welcher nur wenige, z. B. 4 Speichen hat. die einzelnen Speichen deutlich unterscheiden kann, wenn es nicht allzurasch läuft. Nimmt man dagegen ein Rad mit vielen Speichen, so werden dieselben bei gleich raschem Lauf ineinander verschwimmen. So soll auch hier die grössere Zahl der Flügel sozusagen ein Verschwimmen derselben ineinander bewirken. Es steht nun noch die Möglichkeit frei, die beiden Methoden zur Verminderung des Flimmems, deren eine die Abschwächung des Gegensatzes zwischen hell und dunkel durch Aufhellung anstrebt, während dies bei der anderen durch Verdunkeln geschieht, zu kombinieren. So hat man auch schon die zwischenschlagenden Flügel aus liallidurch- sc heinende in Material, insbesondere blaugefärbtem Glimmer oder Gelatine, angefertigt; aber es steht auch noch frei, den Haupt-Blendfliigel mit einigen schmalen Spaltöffnungen zu versehen (der ihn elienfalls halbdurchscheinend zu machen und dadurch seine verdunkelnde Wirkung abzuschwächen. Ein anderes Verfahren, die dunkeln Pausen zwi¬ schen den einzelnen Bildern aufzuhelien oder doch abzu¬ schwächen. besteht darin, dass man einen mit phosphores¬ zierendem Material präparierten Projektionsschirm ver¬ wendet. Der Schirm leuchtet nach und soll dem Auge liesser über die Sprünge hinweghelfen. Diese Methode leidet an dem gleichen Fehler, weil die durchscheinende Blende: es wird falsches Li.'ht „eingemengt“, das Bildfeld erhält einen Schleier, gradeso wie die photographische Platte verschleiert, wenn falsches Licht darauf kommt. Die Annahme, jedes einzelne Bild leuchte auf der phos¬ phoreszierenden Wand für sich nach, sodass auf der Wand ebenso wie auf der Netzhaut unseres Auges Nachbilder entständen, die dann eine Verbindung zwischen Bild und Bild über die dunkeln Pausen hinweg herstellen sollten, ist unzutreffend. Erstens wirken die einzelnen Projektions¬ bilder viel zu kurz auf die Wand ein — sie stehen doch nur dem Bruchteil einer Sekunde — als dass jedes für sich eine genügende Wirkung auf die phosphoreszierende Masse ausüben könnte: um ein ordentliches Nachleuchten zu erzielen, muss man das Bild schon eine gehörige Zeit auf die Wand wirken lassen. Zweitens leuchtet die Wand, wenn »ie einmal zumLeuehten gebracht ist ariden bestrahlten Stellen eine geraume Zeit nach. Wie es jetzt mit solchen Schirmen steht, gibt erst die Summe sehr vieler Einzelbilder eine Wirkung ab; wir liekommen einen Mischeffekt, der in die späteren Bilder hineinleuchtet und der bei der Verschie¬ denheit der Einzelbilder in Bezug auf Licht und Schatten, namentlich wenn andere Szenen kommen, ebenso störend w irken muss, wie die durchscheinende Blende. Von Nutzen wäre eine empfindliche Wand dieser Art. die ein Nach leid gibt, das sofort kräftig erscheint und rasch wieder ver¬ schwindet. wie im Auge. Jedes einzelne I*rojekt ionsbild müsste also ein merkbares Nachbild hinterlasscn und dieses müsste über den verdunkelten Wechsel Vorgang hinweg, bis das folgende Bild erschienen ist, in Wirkung bleiben — aber auch nicht länger. Pardon! Ich bin in der Kritik der seihst leuchtenden Wände zu weit gegangen. Wenn man einen mit I»-u<htfarl>e licstrichenen Schirm dom Licht aussetzt und ihn dann ins Dunkle hält, so ist allerdings eine merkliche Lichtwir¬ kung festzustellen. Aller diese Wirkung ist doch verhältnis¬ mässig sehr gering und sie spielt im Vergleich zu der von der Projektionslampe auf den Sc hirm geworfenen Lichtmenge so gut wie gar keine Rolle. Davon kann man sich leicht überzeugen, indem man neben seine Projektionswand ein Blatt Papier bringt, das mit Baimain’scber Leucht¬ farbe bestrichen ist. Im völlig dunklen Raume sieht man das Blatt, das vorher einige Zeit dem Licht ausgesetzt werden muss, in sanftem Lichte leuchten: sobald man aller die Projektionslampe anzündet und ihr mächtiges Licht auf die Wand fallen lässt, so ist von dem leuchtenden Blatt so gut wie nichts mehr zu sehen. Das Auge ist dureh die grosse Intensität der auf den Projektionsschirm geworfenen Lichtmenge so stark in Anspruch genommen, dass das schwache Nachleuchten des daneben hängenden Blattes jetzt keinen Eindruck mehr machen kann. Nach Unter¬ suchungen von E. Wiedemann sendet die Balmuin'sche Leuchtfarbe während der Phosphoreszenz etwa 0,05 der¬ jenigen Menge von strahlender Energie aus, welche diese Phosphoreszenz hervorgerufen hatte. Wenn nun die Kraft des Nachleuchtens gegeniilier der Helligkeit des auf die Pro¬ jektionswand geworfenen Lichtes so verschwindend gering ist, so kann in Wirklichkeit bei den leuchtenden Projektions¬ schirmen ein schädlicher Einfluss kaum zutage treten. Eine radikale Beseitigung de« Flimmern» wäre zu erzielen mit Hilfe eines kinematographischen Doppel¬ apparates, bei dem zwei Werke abwechselnd Ln Tätigkeit