Der Kinematograph (February 1910)

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No. 1«"> Der Klnematograph — Düsseldorf. Kondensor und Film einschalten. Es heisst dort (Seite 203): ..Recht zweckdienlich ist zum Tönen des Bi d leides eine mit verschiedenen Farbfehlern versehene und drehbar ungeordnete Scheibe, welche hinter der Türe in den Mecha¬ nismus eingesetzt wird. Die Farbschcibe gehört nämlich zwischen Kondensor und Film : wenn man sie vor dem Ob¬ jektiv anbringt, so leidet das Bild leicht an Klarheit. Ihr Vorführer soll sich nun nicht verleiten lassen, eine solche Scheibe aufs Geratewohl zu benutzen. Ihre Verwendung bei dem einen oder andern Film muss vorl er sorgsam studiert und probiert werden, wenn man nich in Ueber- treibungen und Geschmacklosigkeiten verfallen will." Es ist nun aber doch ein Unterschied zwischen dem auf chemischem Wege getönten Filmbild und der Färbung des Bildes durch eine Farbschcibe. Durch die Behandlung »les Film in Tonbädern werden nur die dunklen Partien des Bildes gefärbt, während die Lichter weiss bleiben. Das gibt ja auch gerade den schönen Effekt z. B. bei Seestücken, wo schneeweisser Gischt aus der dunkelblauen Flut emporspritzt. Diesen Effekt kann man mit der F'arb- scheibe nicht erreichen. Im Gegenteil, sic macht gerade die Lichter blau, während die dunklen Partien des Bildes schwarz bleiben; sie gibt also dieselbe Wirkung, w ie man sie durch das Färben des Filmbandcs in einem Bade mit Anilin¬ farbe bekommt, das eben die ganze Schicht gleichmässig tönt. F. Paul Liesegang. IflSSSgSg) I Aus der Praxis | Kinoleute vor die Front. Die letzten Wot hen und Monate halien i i den verschiedenen Städten den Kinemutographcn- theatern eüie Menge von Bestimmungen und Auflagen gebracht, welche zum Teil fast so wünschtn, als gelte es, dieselben gänzlich zu unterdrücken. In einigen Stadt¬ verwaltungen fanden sich sogar Stadtväter, welche diese Absicht unverblümt kund gaben. Es ist die aller¬ höchste Zeit, dass alle, die in und von der Projektionsbranche leben. sich fester zusammenschliessen und ein¬ mütig gegen eine Untergrabung ihrer Existenz sich wehren. Seitens der Fachzeitungen wird seit .Jahr und Tag auf die drohende Gefahr aufmerksuni gemacht und zu gemeinsamen Schritten aufgefordert leider aller immer noch mit sehr geringem Erfolg, letzt, wo mehr oder weniger das eingetreten, was wir schon vor langer Zeit prophezeit haben, jetzt überschüttet man die Fach¬ zeitungen mit Beschwerden und Ersuchen um Ratschlägen, wie den ungeheuren Lasten und Belästigungen zu liegegnen wäre. Im vorigen Jahre hatte „Der Kinematograph" mehr als 4t»00 Anfragen über Besteuerungen hinausgesandt und gebeten, uns den Fragebogen einfach auszufüllen, aber von den 4000 Formularen kam nur ein verschwindend kleiner Teil zurück. Das genügte nicht, uns an die mass¬ gebenden Stellen zu wenden und eine gleichmüssige und gerechte Belastung der Theater anzustreben. leider hat inzwischen die Neuaufstcllung des Haushaltsetats in ver¬ schiedenen Städten Veranlassung gegelien, die Steuern immer noch höher zu schrauben. Natürlich bezieht sich hierbei jede Verwaltung auf eine andere, welche bereits noch höhere Sätze erhebt, oder man sagt, wenn man in N. so und soviel erhebt, so können wir hier in O. schon etwas höher gehen, denn Ö. ist doch ein anderer Platz wie N. Darauf sagt man sich in X. wieder, dass man hier gegen U. nicht zurückzustehen braucht und so geht die Schraube endlos fort. Neben den Steuern kommen einige Dutzend Vorschriften und dann als neueste Errungenschaft die Zensurbestimmungen. Es liegen uns solche vor, welche bestimmen, dass jeder Film mindestens 24 Stunden vor der Vorführung der Behörde anzumelden und vorzuzeigen sei Es ist dies eine Zeit und Geld kostende Belästigung, die noch weniger durch die verschiedenartige Beurteilung der Films seitens der prüfenden Organe ertragbar wird. Hallen wir es doch erlebt, dass in grossen Städten der eine zen¬ sierende Polizeimann einen Film gutgeheissen, den sein Kollege im anderen Bezirk verbot. Seitens des Zweck- verliandes sowohl als auch seitens verschiedener Vereini¬ gungen ist man in dieser Sache vorstellig geworden und es hat sich auch bereits gezeigt. dass die Behörden ülier diesen Punkt mit sich reden lassen. Dies lässt uns hoffen, dass in absehbarer Zeit alle Films an einer Stelle geprüft und mit einer im ganzen deutschen Reich gültigen Aufführungs¬ erlaubnis ausgestattet werden, wenn die prüfende Behörde die Aufführung gestattet. So wie in dieser Hessen sich in allen Fragen durch gemeinsame Arbeit erträgliche Zustände schaffen, wenn,-ja da liegt der Hund begraben, wenn nicht gar so viele gleichgültige und man darf getrost sagen, rück¬ sichtslose Menschen auch unter den Kinematngraphcn- Interessenten wären, die es anderen Überlassen. Arlx-it und Kosten auf sich zu nehmen, aller zur Stelle sind, wenn die Arbeit Früchte getragen ln den Veiein geht man nicht, vielleicht, weil ein Konkurrent da ist. mit dem man nicht zusammen sein möchte — der Mensch ist uns nicht gut genug, aber der Konkurrent schafft und arlieitet mit zum Wohl der Branche und die Erfolge, die der Verein erzielt, hat der Konkurrent redlich mit erkämpft und nun schämt man sich nicht, an dem Erfolg unberechtigt teil zu nehmen! Ist das anständig und recht ? Was heisst im Lelienskampf Konkurrent ? Lasst die Bezeichnung zum Teufel fahren, nennt den Berufs genossen Kollege* und zieht zusammen an dem Strang, der die Karre aus dem Dreck schaffen soll. Erfreulicherweise haben sich in einzelnen grosseren Städten bereits Lokal- ve reine gebildet, wo die Kollegen ihre Fürfahrungen au-tauschen und sich mit Rat und Tat betstehen. Das ist das beste Mittel gegen Schmutzkonkurrenz und vieles andere. Die Vereinigten kineniatographenbesitzer Füssens bitten uns. folgendes Schreiben, das sic an den Stadtverordneten. Herrn Rechtsanwalt I)r. Niemeyer, gerichtet haben, zu veröffentlichen: Sie sollen öffentlich bei Gelegenheit der Lustbarkeits¬ steuer-Vorlage* deu Wunsch geäussert haben, die Kine- matographentheater möchten so hoch besteuert werden, dass ihre Existenz untergraben würde*. Wir glaulien zu einer solchen Aeusserung ebenfalls öffenilich Stellung nehmen zu müssen. Die Kinematographentheater haben siel, in der kurzen Zeit ihres Bestehens die Gunst des Publikums erworben Wir verkennen nicht, dass liedauerliche Auswüchse vor¬ handen sind, Auswüchse, welche jeder redliche Mensch bekämpfen muss. Wir kennen aber kein Gewerbe, in welchem nicht einzelne lieklagensw erte Erscheinungen zutage treten. Deshalb wird nicht das ganze Gewerbe verurteilt, wie Sie Herr Stadtverordneter «*s bezüglich der Kine¬ matographentheater getan haben. Wir müssen annehmen, dass Sie nicht viele Kinematographenbetriebe besucht haben, oder doch zufälligerweis/» nur solche, in denen diejenigen Auswüchse zu erkennen waren, welche auch wir verurteilen. Achtbare Männer widmen sich heute der Kinobranche, und wahrlich, sie brauchen sich dessen nicht zu schämen. In redlichem, arbeitsreichem und arbeits¬ freudigem Streben bemühen sich diese Männer um die Hebung der Kinematographentheater. Sie Herr Stadt verordneter können nicht wissen, welche Arbeit und Mühe erforderlich ist, um dem Publikum jede Woche Neues. Interessantes und Sehenswertes zu bieten. Es kann Ihnen nicht bekannt sein, wie schwer es ist, ein Programm zu¬ sammen zu stellen, das jedem etwas bringen soll. Wir nennen in erster Linie Dramen, von denen bessere Kine- matographeutheater nur dezente wählen. Anerkennung