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No. 166 Der Kinematograpli — Düsseldorf. stimmter Krankheitsfälle von grösster Bedeutung ist. Das kinematographisehe Bild lässt sich ferner leicht von einem Ort zum andern transportieren, ist j«-d<-rz«-it zur Hand und lässt sich jederzeit zum Vergleich heranziehen. Kranke sind nicht immer zur Stelle. Sodann ist der Kinematograpli für die medizinische Forschung von grosser Bedeutung, insofern er ni.ntlich eine Analyse komplizierter Bewegung» Vorgang«- gestattet. Man hat auch da nur nötig, di* einzelnen Bilder miteinander z.i vergleichen. Schliesslich kann di«- Kinematographie gute Dienste für di«- Diagnos«- von Krankheiten leisten. Nelx-nlx-i lernt auch der Operateur, wie der Ix-kannte französische ('hirurg Doven in Paris «-innial sagte, wieviel über¬ flüssige Bcw«*gungen ein Operateur macht und in wie hohem Masse er dadurch die Operationsdauer verlängert. Doyen hat durch genaue B«*«>l>achtung der kinematographisciu-n Aufnahmen seine eigenen Ojx-rationen kontrolliert und ge- s«-hen, dass er hin und wieder ein paar unnötig«- Bewegungen ausführte. Er hält den Kin«-matograph«-n für ein vor¬ zügliches Mittel zur Selbaterziehung. weil ihm «ii-- Wi«-d«-r- gabe d«*s aufgenommenen OjK-rationshild«*s die iilxrfliissig<-n Bewegungen veranschaulicht und ihm neue Fingerzeige zur Abkürzung d«*s Verfahrens gibt. Das Kinematogramm «-in«*r Unterleibsoperation an einer Patientin zeigte «i-nn auch Dr. Doyen mitten in seiner Tätigkeit, mit all den Vorteilen, die er lx-i seinen Operationen der Selbster/.i« hung durch den Kinematographen verdankte. Doyen arbeitet nur mit einem Assistenten und verwendet für die zahlreichen not- w«-ndigen Handgriffe nach seinen Erfahrungen konstruierte Hilfsinstrumente, die sich sehr gut bewähren. Na«-h den the«>retisehen Erörterungen Professor Kutners zeigt« das erste vorg«-führte Bild «len berühmten, nicht mehr !el»enden, unvergesslichen Altmeister der Chirurgie Professor Dr. Bergmann, wie er in der Berliner Klinik «ine Unters«-lenkelamputation ausführt, wobei die einzelnen Phasen d«»r Operation überaus deutlich sichtbar sind. Um ihn heri nt sah man seine hilfreu-hen Paladine, seine Assisten¬ ten, von denen ganz la-sonders ein G«*siclit scharf getroffen war, Professor Borchardt. sein damaliger erster Assistent, «ler nachher auch die^traurige Aufgalje iiatte. «len t«xl- kranken Chef zu operieren. Dr. ,1. Frankel veran¬ schaulichte in zahlreichen Bildern «lie Klappsrhen Kriech- übungen, und die Zuhön-r hatten Gelegenheit, sich von «l«-n mcdico-mechanischen Methoden, wie sie in der Berliner Universitätsklinik zur Heilung oder Verbesserung gewisser Def«>rmitäten an der Wirhelsäule geübt werden, zu über- z«-ugert. Es wurden ferner kim-mat«/graphisch die einzelnen Vorgänge lx-ini Gehurtsakt und beider «-rsten Anlegung «-in«-s säugenden Kindes demonstriert. Der Kinematograpli rollte in «-inern Tempo an, das den Erläuterern gestattete, die einzelnen Handgriff«- und Instrumente bei «len ver¬ schiedenen Operationen genau zu erklären. Die zweite Klass«- der Demonstrationen Ix-traf «lie V«-rans«-haulichung der physiologischen Vorgänge im leiten¬ den Körper. Man sah die Herzliewegung lieim Frosch. f«-m«-r peristaltische B«-wegungen d«>s Magens un«l d«-s Darms lx-i demselben Versuchsobjekt und di«- röntgen- kitiematographische Darstellung der Bewegung «l«-s mensch¬ lichen Magens lx»i «ler Vertlauung, s«>wie d«-s Zwerchfells während der Atmung. Auch einzelne krankhafte Zuständ«- konnten den mit der gespannt«-sten Aufmerksamkeit folgen- den Zuhörern vorgeführt werden. Wahrhaft staunenswert waren die Versuche, die Herr Profess«»r H e f f t e r vor¬ führte, um gewisse Giftwirkungen, wie sie Chinin. Chloroform Strofanin an «len» Herzen «l«-s Versuchstieres hervorrufen, zu veranschaulichen. Und mit einer wahrhaft künstlerischen Steigerung erschienen rli«- von Herrn Dr. K«-i« h«-r bewirkten kinctnatographis«-hen Aufnahmen mikroskopischer Bilder im Dunkelfelde. Zunä«-hst z«-igt«- «-r di«- Bewegungen der roten Blutkörperchen inm-rhalb «ler feinsten Verästelungen «ler Gefäss«-. Sodann präsentierte er in ausgezeichneten Bildern die verschiedensten kleinen Lebewesen, die unser Organismus lx»herlx-rgt. und zwar di«- ganze Stufenleiter von «len unschuldigen Bakterien bis hinein zu den Typhus- und ('holeraerrt*g«-rn. Aus «l«-r Fülle «ler vorg«-fiüirten äusserst instruktiven Bilder seien ikk-Ii «lie folgenden Aufnahmen verzeichnet: Prof«*ss«ir .1 o a c h i m sthal hat ein Kiml mit einem Bipp«‘nd<‘f«-kt kinematographiert. «l«-r «las feine Spiel «l«-r Atmung verfolgen lässt. Dr. Friedenthal hat di«- «-rsten Ix-liensphasen «l«-s Kindes - kinematographisch auf- genommen, und es wurde auch «-int- neuerdings von Professor Bier empfohlene Methode «ler Schmerzlx-täubung vor¬ geführt. Auss«-ror«lentlich lelx-ndig und zugh-ich lchrrei<-li wirkte «lie Darstellung der künstlichen Atmung tx-i «•inem Verunglückten nach Aifnahme von Professor Kutiu-r und Bocken hei in e r. In seinem Schluss¬ worte gedachte Prof«*ssor Kutner iuk-Ii einmal, wie schon in seinen einleitenden Worten, der liebevollen und aus- dauemden Unterstützung, «li«- ihm «li«* Firm«-ti M <• s s t e r und Z e i s s zuteil werden Hessen, und «-r erntete für s«-in«- über zwei Stunden währenden, für Laien und Aerzte gleicher- massen hochint«-r«-ssanten Demonstrationen und Erläutc rung«-nden lebhaftesten Beifall «l«-r zahlreichen Anwesenden. I)«*r Wirtrag hat in glänzender Weise einen neuen Beweis von <l«*r Nützlichkeit un«l vi«-lscitigen \ erwendbarkeit d*-r Kinematographie g«-g«-lx-n. und «-s wird sicher nicht langc mehr «lau«-rn, dass «li«- kimmat «»graphische Lehrmethode aus den Versuchsstadien in d.'e Praxis übergeht. L. B. Ein Triumph der italienischen Kinematographie. Der Herzog der Abruzzen hat am HS. Februar im Viktor -Emanuel-Thc- ater in Turin über seine Expedition nach dem Himalaja konferiert und dabei seine eigene kinematogra- p h i s c li «• Aufnahme der auserlesen¬ sten Gesellschaft vorgeführt. Turin, den 17. Februar 1910. Die Kinematographie in Italien feiert die höchsten Triumph«-! Verstummt sind «lie .Spötter un«l .Schwarz¬ seher, die ihr einen Iwldigcn Untergang prophezeit halx-n. Nicht nur in Schule und Theater, sondern, wie dies die neueste Tatsache beweist, auch in Palästen und Königs¬ häusern hat di«*se Kunst sich tunen Ehrenplatz erolx-rt und wird von königlichen Operateuren gepflegt in Aner¬ kennung ihres immensen Wertes für alle Zw« <g«- der Wissen¬ schaft. Obwohl «lie Entdeckung «les Nordpols in letzten Monaten «lie Aufmerksamkeit aller auf sich lenkt«-, war das Interesse an der nicht minder wichtigen Erforschung des zum grössten Teil noch völlig unhekunntt-n Himalaja- Gebirges «loch nicht ganz erloschen, und ist nun durch die Rückkehr des erlauchten Forschers, «les Herzogs der Abruzzen, lu-11 ang«>facht worden. I)i«- Gclchrtcnwelt wärt- vor der unstcrhlicln-M Blamage durch die Lügen des Dr. Cook bewahrt g blieben, wenn Peary das wichtigste und unleugbarste aller Heweisdoku mente, die kinematographisehe A u f tu h m e seiner Reise zur Verfügung gehallt hätte! Alle Bücher, alle Notizen, die der Herzog «l«-r Abruzzen den Gelehrten nun über seine ausserordentlich erfolgreiche Expedition unterbreiten kann, können nicht so lx-redtes Zeugnis davon ablegcn, als .sein eigener Original-Film: Die Eroberung de» H imalaja. Es ist aber auch das Wertvollste und Interessanteste was je auf di«*s«*m Gebiete krei«-rt worden' ist. Obwohl ich den Film selber gesehen habt-, will ich vorläufig weiter