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letSiiSsSljSS ^Ausdem Reiche der Töne^ Fachzeltuns für Kinematographie, Phonosraphle und Nuslk-Automaten Bezugspreis: viarieljihrlich Inland Mk. 2,10 | Anzeigenpreis: Nonpareille - Zeile 20 Ptg „ 2,75 | Stellen-Anzeigen die Zeile ... 10 a Schluss der Redaktion und Anzeigen-Annahme: Montag Abend. Zuschriften sind an dan „Varlas das Klnamataflraph**, PQssaldorf. Postfach 71, zu richten Alleinige Inseraten-Annahme für Frankreich. England und Belgien durch die Compagnie gdndrale de Publicity, John F. Jones * Cie. in Paris, 31 bis, rue du Faubourg-Montmartre. No. 167. DQsseldorf, 9. März 1910. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck des Inhalts, auch auszugsweise, verboten Oie Kinematographenzensur. i. Für oder wider die Kinematographenzensur? !>r. Albert Hellwig i Berlin-Waidmannslust). Das Hecht soll die einander widerstreitenden Inter¬ essen miteinander ansgleichen: daher hat das Recht des einzelnen dort seine Grenze. wo es mit höherstehenden Interessen des Gemeinwesens in Kollision gerät. Von *iner schrankenlosen Willkür des einzelnen kann demgemäss in einem Rechtsstaat keine Rede sein. Dies als allgemeines l*rimtip wird wohl niemand bestreiten. Nur allzumenschlich aber ist es. dass ein jeder geneigt ist. diese notwendige L nterordnung unter das Gemeinwohl sofort dann als ein beschwerliches Uebel zu empfinden, wenn es sich darum bandelt, dass gerade seine besonderen Interessen dadurc i verletzt werden. Deshalb kann es nicht wundernehmen, wenn von jeher gerade ein gut Teil der interessierten Theater- <md Nehriftstellerkrei.se gegen die Theaterzensur Front gemacht hat. Ob nun die Theaterzensur zweckmässig ist "der nicht, darüber kann man wohl verschiedener Ansicht sein, noch mehr vielleicht darüber, ob die Art ihrer Hand¬ habung nicht öfters zu grossen l’nzuträgliehkeiten geführt bat und der Natur der Sache nach stets viele Unbilligkeiten mit sieh bringen muss. Dass aber die Theaterzensur doch nicht so völlig verkehrt sein kann, wie manche Heissporne mit timenden Schlag Worten zu beweisen suchen, dafür 'cheint doch zu sprechen, dass sieh auch ein gut Teil der 's tciligten Theater- und Schriftstellerkreise — und wahrlieh näht die schlechtsten! — zugunsten der Beibehaltung der heaterzensur ausgesprochen hat. Was dem Theater fecht ist, scheint mir dem Kinematographcntheater billig Ich weiss mich völlig frei von reaktionärem, bigotten «»der überzimperlichem Geist, und doch muss ich sagen, dass ich die bestehende Theaterzensur wie auch die Kine¬ matographenzensur für einen Neuen halte. Denn, wenn Ftl Zensur nicht hätten, würden sicherlich unlautere •lemcnte. die sieh in jedem Stande finden, wie gewisse jungen ja auch gezeigt haben, nur gar zu sehr auf die niedrigen Instinkte der grossen Massen spekulieren und »durch statt zu erfreuen und zu belehren nur verrohend wirken. Gerade die liesseren Klein*nte des Standes, die erfreulicherweise auch unter den Kineniatographenbesitzcrn immer mehr di« Oberhand gewinnen und, sieh ihrer Aufgabe voll bewusst, bemühen, in jeder ßez.ehung einwandfreie Darbiet .mgen zu geben, würden durch das ungezügelte Treiben solcher unsauberen Elemente den grössten Schaden haben, denn wer den Begierden und Trieben der Masse entgegenkommt. hat noch'von jeher aut ein aufmerksameres Publikum re.h-i.-n dürfen aU wer sich bemühte, er/.eln i'-eh zu wirken. Dass als«i die Interessenten im lYinzip mit der Kine¬ matographenzensur zufrieden sein können, davon bin ich persönlich überzeugt, andere freilich werden wohl anderer Meinung sein. Dass freilich im einzelnen an der Hand¬ habung der Zensur gar manches auszusetzen sein wird, soll nicht bestritten werden. Vor allem muss daran fest- gehalten werden, dass die Beschränkung der individuellen Freiheit nicht weitergehen darf, als es im Interesse der öffentlichen Ordnung im einzelnen Falle unbedingt er¬ forderlich ist; wo allerdings im k«mkreten Fall diese Grenze zu ziehen sein wird, kann leicht streitig werden. Auf eine gleichmässige. den Verhältnissen angemessene, verständnis- volle Ausübung der Zensur hinzu wirken. ist meines Erachtens die Hauptaufgabe, welche die grossen Interessenverbämh- in dieser Fragt* zu lösen haben. Bevor aber an positive Vorschläge herangetreten werden kann, ist die gewaltige Voraufgabe zu bewältigen, möglichst reichhaltiges, authen¬ tisches. kasuistisches Material über die Handhabung der Zensur in Theorie und Praxis in allen Teilen des Deutschen Reichs zu sammeln. Diese Aufgabe kann nur dann mit Aussicht auf Erfolg in Angriff genommen werden, wen n ein jeder nach seinen Kräften dazu bei- t r ä g t: wenn irgendwo, so muss es hier heissen ..Einer für alle, alle für einen!“ Es gilt nicht nur alle bestehenden und künftig in Wirksamkeit tretenden gesetzlichen Vor Schriften, polizeilichen Verordnungen und Verfügungen möglichst lückenlos zusammenzustellen, sondern vielmehr auch vor allem durch Belege aus der Praxis einwandfrei darzustellen. wie diese Vorschriften von den Exekutiv¬ organen aufgefasst und ausgeführt werden. Ich brauch«* wohl nicht zu betonen, dass hier nur Material nützen kann, das nicht einseitig gefärbt ist, dass daher auf möglichst unparteiliche Darstellung besonderer Wert gelegt werden muss; am besten ist es. wenn etwa vorhandene Korrespon denzen mit den Behörden und sonstige Belege in Urschrift