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Der Kinematograph — Düsseidort. No. 172. Aus dem Reiche der Töne Akustische Schaltungen. Viktor A. Reko-Wien. Jeder Elektriker weise, was unter ,,Schaltung ' zu verstehen ist. Dem Phonote^hniker war dieser Begriff bisher vollkommen fremd und er wirkt in seiner lapidaren Kürze auch gegenwärtig noch ähnlich wie — die Hiero¬ glyphen Aegyptens mit deren man praktischerweise ebenfalls nichts anzufangen vermag. Aber die akustische Schaltung existiert, ist eine hochinteressante Sache und ihr kommt in vielleicht sehr kurzer Zeit eine bedeutende Rolle in der Sprechmaschinenindustrie noch zu. Man weiss, wie sehr gerade diese Industrie in den letzten Jahren darauf bedacht war. die Schallstärke der Apparate und Phonogramme zu erhöhen. Wie ein Fieber hat es alle Konstrukteure erfasst, selbst auf Kosten der Tonschönheit und -Reinheit die Lautstärke der Wiedergaben herauszuarlieiten, und die Wege, die dabei eingeschlagen wurden, sind zum grossen Teile erfolgreich gewesen, zum anderen deckten sie wenigstens Prinzipien auf. die erfolg¬ reich sein dürften, sobald ihnen die technische Ausführungs¬ möglichkeit gesichert ist. Das Prinzip, nach dem Sprechmaschinen (Phono- graphen. Grammophone) wirken, kann hier als bekannt vorausgesetzt werden. In den ersten Zeiten nach der Erfindung dieser Ma¬ schinen, insonderheit des Phonographen, waren die durch die Maschine erzeugten Töne so schwach, dass mau sich, um sie zu vernehmen, eigener Hörschläuche bedienen musste. Sonderbarerweise hat hier, bei Apparaten, die doch vorwiegend dem Vergnügen und der Unterhaltung dier.en, die Erfindertätigkeit sofort mit der Vergrösserung der Schallstärke eingesetzt, während das ungleich wichtigere und praktischere Problem der Verstärkung telephonisch übermittelter Schälle wenig Beachtung fand. Man baute nach dem Prinzipe der Sprachrohre eigene konische Trichter, w'elche die Schallwellen in geeigneter Weise in den Hörraum leiteten, man verstärkte den Nadel balken und die Nadel selbst, man erfand die Starkton¬ platten mit vergrösserter Schrift, ging zur Anwendung -vnchron gekuppelter Apparate über (Triplophon!) und schloss diese Versuche mit der Konstruktion eines Apparates der nur einen Schallträger (Platte), aber zwei oder mehrere Schallerreger (Membranen) hatte. Hiermit war die Verwendung einfacher Mittel zur Ton Verstärkung erschöpft. Was auf diesem Gebiete noch sonst kam. war nicht der Rede wert oder entpuppte 'ich bald als faktische Selbsttäuschung. Nimmt man zwei Membranen, so wird, da es sich um zwei Schallerreger bandelte, der reproduzierte Ton gewisser zweimal so stark sein. Ebenso, wenn man (überflüasigerweise)* zwei gleiche 1‘honogramme verwendet und zwei Maschinen synchron kuppelt. Al>er: Die Anwendung von zw ei oder mehr Trich¬ tern — die ja nur Schall- Leiter sind — verstärkt den Ton, trotz aller Grösse der Trichter, nicht um das mindeste. Es findet, wenn es hoch kommt, eine praktischere Schall¬ verteilung im Vorführungsräume statt, die natürlicher wirkt und im Vereine mit der Zahl der Schalltrichter eine grössere Wirkung dem Ohre suggeriert. Diese Wirkung aber ist, darauf wollen wir Gewicht legen, nur eine eingebildete, nicht vorhandene und durchaus nicht messbare. Auch die ' er Wendung von zwei miteinander durch eine Kuppelung verbundenen Membranen, die durch einen einzigen Nadel- hehel (und gemeinsamen Nadelbalken) betätigt werden. bewirkt keine oder nur eine mimmale Tonverstärkung. Dagegen ist mit ihnen, die seinerzeit als ,. Doppolschall - dosen“ sehr beliebt waren, wohl eine ganz auffallende Ton r e i n h e i t zu erzielen, die noch wesentlich stärker wird, wenn man zwei verschieden grosse Membranen, die etwa Prim (Juart oder Prim-Terz abgestimmt sind, ver¬ wendet. Dann wird bei hohe’, von der einen Schalldosc nicht mehr rein wiedergegebe-ien Tönen die zweite, straffer gespannte in Aktion treten, bei tiefen, von dieser zweiten Schalldose nicht erreichbaren Tönen die erste. Sind aber die mittleren Lagen wiederzugeben, so schwingen beide Membranen, konform der gemeinsamen Erregungsquelle, leiten den gemeinsam erregten Ton in den Trichter und es klingt dann ganz so, als hätte eine Membrane diese Arbeit geleistet. Eine Erweiterung des Tonumfanges (vergleichs¬ weise beim Klavier Eine Vermehrung der Tasten) nach oben und unten läst sich dadurch wohl erreichen. Selbst¬ täuschung aber ist es, wenn man ar eine T o n v er¬ st ä r k u n g dabei denkt. Diese in wirklich bedeutendem Masse erreicht zu haben. blieb erst den sogenannten Starktonmaschinen Vorbehalten. Es würde zu weit führen, hier auch dieses Prinzip zu erläutern Soviel aber sei gesagt: Es gibt gegenwärtig zwei Prinzipien, die auf diesem Gebiete erfolgreich sind (in Praxis!), die Pressluftapparate (Auxetophon. Aerophon. Fortephon etc.) und die Friktionsmaschinen i Highamophon. Columbia B. C. Modell. YVawrinas Progessmaschine). Ein drittes von Leon Gaumont patentiertes Prinzip, die Vt r- wendung von Flammen, respektive des Gasverbrennungs¬ prozesses zur Schallverstärkung (Elgephon) besteht nur aus Papier, ln Wirklichkeit sind die heutigen Elgephone ebenfalls Pressluttapparate, allerdings mit zwei Kämmen, während alle anderen nur einen Kamm besitzen. Zur Erzeugung der Pressluft ist ein Motor und eine Luftpumpe erforderlich. Die Friktionsmaschinen bedürfen einer, leider nicht sehr dauerhaften Friktions-(Harf-) Rolle sowie einer sekundären Betriebskraft, sagen wir, eines speziell gebauten starken Federmotors. Ein gewöhnliches Grammophon ist also nicht fähig, zur Starktonmaschine ausgebildet zu werden (etwa durch besonders konstruierte Schalldosen, wie man lange dachte) und eine Starktonmaschine kann wegen der Nehenapparate nie billig sein, nie volkstümlich werden. Allein das Ideal der volkstümlichen billigen Starkton¬ maschine liess die Konstrukteure nicht schlafen und gegen wärtig hat es den Anschein, als sei tatsächlich etwas erfunden worden, was eine enorme Tonsteigerung ohne wesentliche Kosten und vor allem ohne Betätigung sekundärer Kraft¬ quellen ermöglicht. Der Leipziger Wilhelm Heinze hat die phonische Schaltung erfunden und auf der heurigen Frühjahrsmesse einen Starktonapparat (bei den Dämon werken) ausgestellt der weitgehendstes Interesse erregte. Um die Sache recht verständlich zu machen, sei folgen¬ des vorausgeschickt : Eine Magnetnadel hat Nord- und Südpol Sprechen wir, um'im Bilde der ..Schaltung” zu bleil>en dem Schreib- (resp. Wiedergabe-) Griffel einer ge¬ wöhnlichen Schalldose auch zwei Pole zu. einen am Ende, wo die Nadel in den Nadelschuh eingeführt wird, den anderen dort, wo der Griffel an der Membrane befestigt ist, so kann man durch unparige Schaltung, durch Ver¬ bindung je eines Nadelschuhes einer Schalldose mit dem der Membrane zugewendeten Griffelende einer anderen Schalldose jeden durch eine einzige Platte erregten Ton verdoppeln.