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No. 174. Der Kincmatograph — Düsseldorf. denn die sukzessive Entsittlichung einzig und allein dem Kinematographen zuschreiben ? Die gleichen Angriffe konnten dann auch gegen die Theater, gegen alle illu¬ strierten Blätter, die Mörder und Mordtaten bildlich wieder, gehen, gegen die Tageszeitungen, die da-- kleinste Ver¬ brechen mit grösster Ausfühllichkeit schildern, erhoben werden, denn alle dies«- sind auch der heranwaehsenden .Jugend zugänglich. Scharf wird das Publi-tuin. besonders das jugendliche, charakterisiert, inan merk 1 hier schreibt einer, der die Jugend kennt und lieb hat. Da steht mancher Wink, den die Kincmatographentheater-Besitzer und deren Aufsiehtspersonal berücksichtigen könnte. Besonders in¬ teressant ist das Kapitel über den Kinematographen als Erzieher, nach den .Schilderungen des Verfassers tut hier manche reine Seele ihren ersten tiefen Fall, hier schwingt man sich aber auch gelegentlich zu reineren Höhen auf. So stosson Kirche und Kinematograph zusammen und da ist es doppelt erfreulich, dass der Verfasser in diesem Kapitel, in dem er die sittliche Zersetzung des deutschen Volkes auf das Konto des Kinematographen setzt, dennoch den erzieherischen Wert der Lichtbilder-Vorführungen anerkennt und schreibt: ..Die erzieherische Bedeutung des Kinematographen halte ich für so gross, dass ich mich nicht wundern würde, wenn ich läse, dass we i t s i c h t i g e Stadtverwaltungen für ihre Schul¬ systeme einen Kinematographen und Lehrfilms angeschafft haben.“ Die weiteren Ausführungen über das gegenseitige Vt rhältnis — zwischen Kirche und Kinematograph . Verfasser empfiehlt in diesem Abschnitte u. a. die Schöpfung solcher Films, die den Ertzag kirchlicher Arbeit darstellen, seine Vorschläge für ein neues Programm und neue Wege sind so iilierzeugend. dass auch Leser, die nicht in allen Stücken auf dem Boden des Verfassers stehen, für seine Forderungen gewonnen werden können. Jedenfalls sollte kein Interessent verabsäumen, diese im grossen und ganzen recht wohlwollend abgefasste Schrift zu lesen. Wenn die Vertreter der Kirche und des Kinematographenwesens den darin aufgerollten Fragen nachgehen, ist schliesslich ••eiden geholfen und der tertius gaudius ist das Publikum. Bedauerlich ist nur, dass der Pastor Conradt, der ein sehr eifriger, anscheinend regelmässiger Leser des ..Kinematograph“ ist und ganze Sätze aus zahlreichen Nummern unseres Blattes gerade dann zitiert, wenn er seinen Wünschen und Ausführungen besonders kräftigen Nachdruck gellen will, der kinematographischen Fach¬ presse kein lxs<inderes Kapite> gewidmet hat. Der kurze auf die Fachpresse bezügliche Satz in seinem Ein¬ leit ungsahschnitt, dass die Redaktionen — der Fachzei¬ tungen nämlich — nur Artikel voller Hass gegen die Zensur und solche, die genau die Ansicht der Zensur teilen, schreiben, trifft ganz und gaT nicht zu. Der ..Kinematograph" hat sofort nach seiner im Jahre 1907 erfolgten Begründung gegen Auswüchse der Kinematographen- und der Films¬ industrie seine Stimme erholten und immer eine reinliche Scheidung gewagt, wenn er glaubte, der Gesamtheit damit zu dienen. — Herr Pastor Conradt, lesen Sie in Ihrem Scliriftchen die ..K ineraat ograph' -Zit at e auf Seite 32, 53. 54 usw. — Sie hallen jedem Ihrer Kapitel ein Motto vorausgesetzt, für den fehlenden Abschnitt ..Die kine- matogra phisehe Fachpresse" könnten Sie später die Mahnung Friedrich des Grossen anführen, der seinen Zeitgenossen empfahl — die Zeitungen nicht zu genieren. —- Amerikana. V. 1910. Kinitro Worte in «*ifrvn«*r Sache. — Kin Gewitter. — Wo wird’* einsch'aifiM f Ado, Film «Verleiher. — Die InalthÄiiglgeii in der Deffenaive. — l'ath '• bleiben. — Die Sittenndniironjrft-Komraiatfion. - Der Fra'l Venu* Sc’ineur- t Hebe leben. Von amerikanischen Fachschriften der Kinematographen- Braiiclic ward der Austritt Ihres lvorres|Knutent«-n aus der l.ubiu Manufacturing Company als „ein Ereignis" betrachtet. Hielt man doch den einen mit der andern unzertrennlich verbunden. Indes selbst die besten Freunde müssen manchmal scheiden und so kündigte ich eben, teils dieserhal». teils ausserdem. Inzwischen zerbricht man sieh hier über die Gründe den Kopf und wundert sich, was wohl I>r. Baer anfangen werde. Dariilwr indes kann ich die Neugierigen noch nicht aufkläreti: sie müssen sieh noch etwas gedulden. Ich freute mich indes über den Ausdruck der freund¬ schaftlichen Gefühle und der Achtung, die man mir alleuthaltx-n entgegen bringt und spreche auch meinen deutschen Freunden hiermit meinen Dank aus. The Show World schrieb über meinen Rücktritt: „Dr. Ber- tliold A. Baer, der mit S. Luhin seit mehr als zehn Jahren liiert war und mehr als fünf Jahre General-Leiter der Lubin'sehen Unter¬ nehmungen gewesen, reichte seine Resignation ein. Dieser Schritt Dr. Baer's kommt als eine gross«' Vchermschuug für seine Freunde in der Filmrbancho. deren «'s Legionen gibt, und rief allgemeines Bedauern unter den Ang«‘st Ilten Lubin's hervor, die durch jahre¬ langen Verkehr ihn nicht nu' als üusserst tüchtigen Leiter schätzen lernten, sondern in ihm auch einen warmen Freund verlieren, dessen Achtung zu erwerben des Strebet» wohl wert ist. Es ist noch nicht bekannt, was l>r. Baer zu unternehmen beabsichtigt, doch sagt man, dass — zufolge si'iner gründlichen Kenntnis der Fihnbranehe und seiner jahrelangen Erfahrung — erst«' Firmen der Branche ihm flatterhaft«- Offerten machten.“ Der „New York Dramatic Mirroe“ schrieb u. a.: ,,l>cr Rück¬ tritt Dr. B. A. Baer's als Manager der Luhin Manufacturing (V>. ist das wichtigste Ereignis der Woehe in «1er Fihnbranehe. Dr. dass er als ein Teil der Firma erschien, trotzdem er bcsclieidentlicli stets die Oeffeutlichkeit vermied .... Dr. Baer ist so gut bekannt und so ]K>pulär in lebenden Bildcr-Zirkelii, dass all«- hoffen, dass er sich nicht für immer von diesem Felde zuritekziehen wird. . . . Was immer er unternehmen möge, es begleiten ihn die herzliehstcu Wünsche seiner zahlreichen Freunde . . . .“ The Morning Telegraph, «he Moving Picture World und ander« - Zeitungen ättsserten sieh gU-icherweise. * * * Im leben«len Bilder-Orhit geht etwas vor. Jeder und alk- wundem sieh, wann das Donnerwetter nieder geht, wen der Blitz wohl treff«>n mag. wo er einschlägt und was wohl übrig bleibt, wenn das Erdh«-Is»n vorüber ist. Dass etwas vorgeilt, fühlt ein j«>der: w a s **s aber sei. wissen nur wenige. Ich könnte «len Lswern des ..Kinematograph“ sehon heute Klärung über die ganze Situation verschaffen, indes da es ausschliesslich den amerikanischen Markt l>rtrifft und ich den Herren liier nicht vorgreifen mö«-l t<-, w«II ich meine Mitteilungen auf sjmter verschieben. Inzwischen bildete sich die „General Film Company“, ein Auswuchs der Motion Pietuiv Patents Coin|>any. Die <>rstgeiiaiint< Gesellschaft ist im Staate New Jersey mit mehreren Million«-! i Dollars inkor|s>riert und hat den Zweck, das Film-Verleihgeechäft, das jetzt von den FihnVerleihern betrieben wird, selbst in die Hand zu nehmen. Dadurch würde allerdings dem Preisdrücken und der unlauteren Konkurrenz unter den Filmverleihen! ein Ende p' macht und das Filmgeschäft wieder auf eine solide Basis gestellt, von der es stark im Abrutschen ist. Unter den Filmverleihen« sind viele dunkle Existenzen, deren man nur auf eine Weise ledig werd«-n kann: man wirft sie hinaus. Wenn die General Film Company das Verleihgeschäft selbst in die Hände nimmt, b leihen zwei Wege offen: entweder sie kauft alk'n Verleihern ilircn Vorrat ab und die Herren müssen dann ein¬ fach nehmen, was sie bekommen oder bekommen nichts; oder die