Der Kinematograph (April 1910)

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No. 174. Der Klnematograph — Düsseldorf. Verleiher werden engagiert als Geschäftsführer der verschiedenen neuen „Exchanges" . Wie ich die Situation betrachte, werden sämtliche Verleihgesehäfte einfach *uge- schlossen (nachdem den Herren ein Gebot gemacht worden. das sie entweder annehmen oder ablehnen können) und an ihre Stelle neue Gesichter gesetzt. So ist es auch hier wie überall im Leben: der Unschuldige* muss mit «len Schuldig»'!« l'ebrigens ist di«- Motion I’icture Patents Company wieder eifrig an der Arbeit. Bis jetzt hatte sie mit ihren Einlialts- lYozessen wenig Erfolg. Das negative Resultat war. dass die Römer immer tradier wurden, «lass «lie begehenden unabhängig«*!! Kibnfabriken -i. h ine nMchm lach te n und neue wie Pike aus der Erde ei hoeeen. Es war j«xler.nann klar. dass, wollte die M. P. P. Co. ihre Drohungen wahr maeht' 11 . sie etwas tun müsse, das «las verloren«' Renommee wied«'r in ein besseres Licht stellte. Die Ges«'llschatt ging «lahcr neuerdings gegen Laeenmle und and«'re vor, und wenn sie auch noch keinen vidlständigen Si«-g errungen, ist <>s docl klar, dass «li«' Sach«» «l«*r Unabhängigen eine verloren«' ist und «'s nur eine Frage d«T Zeit ist. wann die Flagge d«*r M. P. P. Co. nnb«>8tritteii über der amerikanischen Feste leb«>nder Bilder weht. * • • Man spricht hier viel davon, dass Pathe freres mit dem tx-.-lehcn- den Vertrag«' mit der M. P. P. Co. unzufrieden sei und sich aus dem Verbände zurückziehen werde, um unabhängig «len Markt an sich zu reissen. Ich kann Ihnen offiziell berich¬ ten. dass an der Sache nichtsWahres ist. Pathe sind s«'hr zufrieden mit «len Dingen, wie sie jetzt steiler, und später¬ hin sein werden und halten fest mit der M. P. I’. Co. zusammen. * m * l»i • Sitt«'nreinigungs-Kommissionen der verschit'dciH-n Stiulte werden immer s»-hwieriger (fast hätte ich geschrieben: s«>hmieriger) zu befrnxligen. Wo nur ein polizeilicher Mummelgreis sich Gehör verschaff«-!! kann, wird die Zensurschraulie angeli'gt. Dass man gewissen grünlich oder gelblichen Papierchen gegenüber gerne ein Auge oder zwei zudrückt, soll ja nicht bestritten werden. Wo indes der ..Adam, wo bist Du“ sich nicht emsteilt, wird unerbittlich rezensh'rt. Othello darf in lebendt'n Bildern nicht gezeigt werden, es sei denn, die Ermordung der Desdemona wir«! ausgeschnitten. Wilhelm Teil ist verpönt, falls Gessler im Bilde wirklich ermordet w-irtl. Man kann ja den Landvogt den Strom hinunter fahren lassen: sein Boot stösst an einen Felsen und er ertrinkt, nachdem Ver¬ suche der Rettungsgesellschaft sich als vergeblich erwiesen. Faust ist auf den Codex gesetzt. Unter keinen Umständen darf Faust die arme Margarete verführen. Er muss sie heiraten. Ausserdem kommt ein Mord in Faust vor und Morde dürfen in lebend«'!! Bildern nicht ersehenen. Die alten Klassiker müssen renoviert werden oder besser: in die Rumpelkammer damit; sie sind überhaupt schon veraltet. Die M<jdemen werden weiter modernisiert. Moral ist die Parole. Der Venus von Milo — es ist überhaupt einerlei, ob die Venus von Milo ist oder von Berl.n oder sonstwoher — wenn di«- F’rau Venus sich öffentlich zeigen will, soll sie gefälligst ein Schneuztüchelchen um den zarten Körperteil winden, damit sie sanfter sitzt. -1^14 Ihnen das gleich«- wünschend, bin ich bis zum nächsten Male Dr. Bert hold A. B a e r. | § 538655 ) ] Aus der Praxis fl | Neu* Kinotheater. Remscheid. Bismarckstraase Xo. 29 wurde ein Pariser Kincma «-röffnet. — Xeustadt a. H. Dahier wurde in der Fritdrichstraase 12 das Kino-Theater eröifnet. — Nürnberg. Königstrasse 79 wurde das Carolatheater eröffnet. — Schleu- singen. Im Saale des Schieeahauses wurde das Tonbild-Theater „Colosseum“ eröffnet. Auerbach i. V. L. Oesterreich hat das Vitograplien-Theater von A. Anger übernommen. obr. Tonbildtheater In Dresden als Filialen der Frankfurter (iescllschaft gab es bisher zwei. Das best«' und am meisten be¬ suchte auf der Pragerstrass.■ 47 ging in die Hand«- des l>ekannt«‘!i intelligenten Direktors W alter Hühl« - aus I,eipzig über und erfreut sich auch andauern«! grosser B«-li«'btheit in «len vor¬ nehmsten Kreisen der Residenz. da es nur schöne und d«*zent<' Bikler bringt. Die zweite Filiale in der Xeustadt. Bautziu'rstrnsse 39, rentierte aber nicht und ist jetzt geschloss«'!i. Leipzig-Plag wltz. Franz Scholar hat «las Flora-Theater von Otto Schmidt käuflich erworben. Ludwigshafen a. Rh. Bauunternehmer Jakob Göbcls baut Oschatz. Hellings Kincmatograph ist durch Kauf in den Be- sitz des Kaufmanns Bennewitz übergegangen. | CsSOgg) I Firmennadiriditen fGgSQgg) | Herne. Tonbild-Theater. Gesellschaft mit U-schränkter Haf¬ tung. An Stelle «les Geschäftsführers Adolf Steffen in Herne ist der Tla'aterbcsitzer Emst Liick in Gelsenkirehen zum G»*Hchäfta- fiilirer In'stellt worden. Freiburg I. B. Mit 20 ono Mk. Stammkapital hat sieh hi«-r die Firma Express-Films-Co.. Gesellschaft mit bes«'hränkter Haf¬ tung. gebildet. Geschäftsführer ist der Kaufmann Bernhard Gotthart in Freiburg. Die bisher Schwabacher Nadelfabrik Fr. Reingruber lautend.» Firma in Scliwabach hat sich infolge der steigi'iid.'ii Ausdehnung ihrer Fabrikationsabteilung „Ftxlern“ veranlasst gt-selien, «len Firmentitel in Schwabacher Nadel- u. Federfabrik Fr. Reingruber zu ergänzen. Charlottenburg. Kinobedarf - O. m. *b. H. nennt sich ein neu erricht.-t.'s Film-Wrk'ili-lnstitut. das seine Bureaus in der Uhlandstrasse 187 (atn Bahnhof Savignvplatz) ha«. Die von Herrn J. Hansberger in Mülhausen l>« triebenen Kine- matographen-Theater Basel. Mülliauseii. Colmar. Köln, sowie das Film-Verleih-Geschäft in Mülhausen sind zu der Firma „A ktien- gesellst'Haft für Kinematographie u. Film¬ verleih, vorm. J. Hansberger veremigt worden. Di«' Finna hat ihren Hauptsitz in Strassburg. während die F'ilm- Verleih-Zentrale wie bisher in Mülhausen verbleiben wir«!. Zldt-Zadt -gw- Lebende Bilder auf der Untergrundbahn. Eine eben* originelle, als einfache Idee wurde kürzlich in Amerika geboren. Es handelt sich um nichts anderes, als die Untergrundbahn«-!« als Kinemattigraphen zu \ erwenden. Im ersten Moment scheint dü-ses Projekt so absondt'rlicli zu sein, dass cs ansclicim-nd gar keinen Zusammenhang zwischen l*nt«'rgrun«lbalin und Kincmatograpl« ersehen lässt. Dieser Vorschlag ist folgender: An den Wänden der Untergrundbahnen werden an beiden Seiten nacheinand«-r grössere Bilder angebracht, die in ihrer Reihenfolge die verschiedenen ßewegungsphasen eines Gegenstand«** darstcllen. Worden di«** Tcilbikh-r cinzt'ln nur dann Wleuohtot. wenn g«-radc ein Zug vor überfährt, dann müssen währen«! «1er raschen Fahrt die Bildein¬ drücke so rasch weehseln. «lass sich in der Aufeinanderfolg«' der einzelnen beleuchteten Bilder «-Is'nso eine täuschende Bewegung*- erscheinung zeigt, wie bei «li-r Vorführung von kin«'«natograplus« h< m A iifnalmicn. Diese in „Scientific American“ nutgeteilte Id» würde der Reklame ganz nevic Bahnen eröffnen und ist nicht un¬ wahrscheinlich, dass in abs«-lil>arer Zeit einmal «Ile elektrischen l'iitcrgrundhahncn den Fahrgästen «lie Gelegenheit geb»-n sich während des Durchsauscns der Tuimeis an d«-n lebenden Bildern zu amüsieren, «lie an den beiden Tunnelseiten sichtbar wero-n Immer wieder leuchtet ein neues Teilbild auf, während di«- bereits |iassi«>rten in die Dunkellieit versinken, nachdem «lie daliint« r angebrachten Lani|H'n verlöschen. Gleichzeitig mit dieser Id«-* • die in Amerika vt-röffentlicht wurde, tauriite « in ganz äl nlicher Vorschlag in Holland auf, dessen Erfinder die Sache vereinfach»'!« und in «1er Art ausführen will, wie «iie lebenden Bilder, die man in den auch heute iiooh als Spielzeug gebrauchten Zootro|>on <sl«-r Lebensrädern betrachten kann. Xur wenige Phasen —- es genügen 6—12 Bilder, von denen jedes einzelne eine andere Bewegung zeigt — sind schon imstande, den Eindruck eines in Bewegung befindlichen Bildes vorzutäuschcn. Diese neue Methode geh* dahin, einzelne Silhnuettenbiidt'r in einigen Abständen nacheinander anzubringen und sie durch Lampen zu beleuchten, die an <h'> Aussenwand der Waggons befestigt erscheinen. Alle Zwischenraum« sollen etwa 114 mal so gross sein, als das Bild. Diese eigenartig« Idee, lebende Bilder für Keklaniezw«'eke zu verwenden, ist gewiss so ansprechend, dass sie sicherlich praktische Anwendung finden und das manchmal recht monotone Fahren in «len Untergrund¬ bahnen zu einem angenehmen Zeitvertreib wird. Der Klnematograph im Dienste der Volksbildung. In fast all«» e ur opäischen Kulturstaat«-n hat man seit langem die Aufgalx < r kannt, den Wissens- und Bildungsdrang der unteren Volkssrhichtcn