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No. 175. Probieren Sie einmal vor Beginn der Vorstellung folgende Zeilen, auf die Leinwand geworfen: Wohlerzogene Damen werden höfli« hst ge¬ beten, ihre Hüte abzunehnien. Die übrigen sind hiermit ersucht, ihr»* Kopfbedeckung ab¬ zunehmen, oder sieh an der Kasse ihr Geld zurückgeben zu lassen. Der kleine Manu hinter Ihnen hat sein Eintrittsgeld jezahlt und ist gleichfalls !»erechtigt, etwas zu sehen. Sie werden einmal sehen, welch’ Stürme von Applaus dies bringt. Yerg»*ssen Sie aber dann nicht nach der Vorstellung folgendes auf die I^einwand zu werfen: Den Dank uns»*ren Damen für die Kutab- nalune. Vergessen Sie nicht Ihre Hutnadeln, Ihre Taschentücher und Handtaschen. Dr. Bert ho Id A. Baer. Ein mikroskopischer Roman für die Filmkunst. Von Gustav Melcher, Düsseldorf. Wie romantisch wird das liehen auf unserer Erde, wenn wir uns dieselbe um das hundertfache vergrössert denken, — vorausgesetzt natürlich, da«s wir selbst diese Vergriisserung nicht mitmachen. Ein Morgen Gartenland wird so in -inen regelrechten Urwald mit t'rwaldpoesie und Urwaldgefahren verwandelt, die Pfütze wird zum See. der See zum Ozean, und, was schliesslich die Hauptsache ist, die ganze Welt wird neu und reich, voll von Wundem, kostbaren Schätzen und ülier- raschenden Gefahren. Schon für den Romanschriftsteller wäre dieser Stoff, etwa die Beschreibung der Erlebnisse eines l>äumlings, unter Zuhilfenahme der wissenschaftlichen Mikroskopie äusserst dankbar. Der Jugend könnte kaum ein liesseres Buch beschert werden denn mit Geschick ange¬ legt und durchgeführt, müsste es nicht nur so unterhaltend w ie irgend eine l<ederstrumpfgesehichte sein, es würde auch in der intimsten Weise wichtige naturwissenschaftliche Kenntnisse vermitteln und vor allem ein* neue Romantik von modernem und doch wahrhaftigem Charakter aufer¬ stehen lassen können. Eine solche Romantik tut uns not. D»*nn für das wunderbare Abenteuer beginnt unsere Erde etwas zu klein zu werden. Sie ist zu sehr durchforscht, als dass wir noch hoffen könnten, in den Wäldern Afrikas oder Amerikas Ichthyosauren, Mammut, fliegende Drachen, Lindwürmer und andere wahrhaft gefährliche Ungeheuer zu finden. Auch beginn«*n die grossen Reisen zu kleinen Fahrten zu werden. In fünf oder s»*«*hs Tagen erreicht der Europäer Amerika, während er wie in einem Hotel wohnt und die Verbindung mit dem festen Lande nie ganz verliert Die letzte grosse romantische Epoche war die »1er lndianer- kämpfe. <be nun seit fast hundert Jahren für die Literatur ausgeschlachtet wird und die ein wenig passee sein dürfte, wenn der ritterliche Geist der Amerikaner und anderer glaubensstarker Nationen sie nicht immer wieder mit einem grosszügigen modernen Heldentum zu vertiefen und unver¬ gänglich zu machen wüsste. Es steht aller fest, »lass die deutsche Bildung und die deutsche Ix*hrerschaft dieser amerikanischen Romantik keinen allzugrossen erzieherischen Wert beimisst, ln Deutschland würde man j»*d**nfalls lieb»*r naturwissenschaftlich lielehrcndc Roman* sehen. Diesem Be«lürfnis nach einer aus dem Willen schöpfen- den, bildenden, v»ir allein aller im liesten Sinne f»*sselnd»*n Unterhaltung vermag «lie Kinematographie eliensogut zu entsprechen, wie die Literatur, und es wäre als »»ine liedeu- tende Tat anzusehen, wenn in diesem Falle die Filmkunst einmal voranginge. Um in ganz grnssen Umrissen ein solch«*s Filmwerk soweit anzudeuten, dass eine unternehmende Filmfabrik sich der Sache annehmen kann, will ich hier erzählen, wie ich mir die Ausführung ungefähr denke. Zunächst muss natürlich eine einleitende Rahmen¬ erzählung gefunden werden. Den Traum halte ich für zu allgedroschen. als dass er mir für dieselbe passen»! erscheinen könnte. Ich dacht«; mir die Sache so: Irgend ein Junge, der gerne gross sein möcht«*, um die Welt bereisen zu künnt*n. li«*st eine Annonce, in d«*r ein Mittel angepriesen wird, das das Wachstum lK*schleunigcn soll. Solche Annoncen best man ja vielfach mit der Ucliersohrift: „Sii* sind zu klein ", oder „Wie w*erde ieh gross". Er lässt sich also <li«*ses Mittel kommen und erhält zwei Flaschen. Die englisch verfasst«* Gebrauchsanweisung, die angibt, dass man. um den ge¬ wünschten Erfolg zu haben, Tinktur V trinken und sich mit Tinktur H einreiben muss, verschafft ihm über diesen Gegenstand keine völlige Klarheit. Er reibt »ich schliess¬ lich mit Tinktur V ein und trinkt Tinktur H. Die Folge davon ist. «lass er statt grösser kleiner wird. Mit einer gewissen »lichterisehen Freiheit nehmen auch seine Kleider an dieser Veränderung teil. Der Zufall will »>s, dass er mit den» Kehrieht auf die Strasse resp in den Garten geschafft wird, w»>«elbst dann s«*in abenteuerliches Leben als Miniatur- Robinson beginnen kann. Für die kinemat«igiaphische Ausführung sowohl der Rahmenerzählung als auch der Abenteuer »l«*s Miniatur¬ menschen müssen alle technischen Unmöglichsten lie- dacht tind mit einigem Geschick umgangen werden. Da der Film in ungezählten Fortsetzung»*!! zu erscheinen v«*r mag. wird sich die noch verbleibende zum Teil grosse Müln »lcnnoch lolmen. Den grössten Teil s»*in«*r Reise durch den Garten seines väterlieh«*n Haus«*s legt der Zentimetermensch in einer von Käf«*rn (am best«*n Mistkäfern) gezogenen kleinen Schachtel zurück. Wir sehen ihn nur ausserhalb dies»*« Wagens, wenn das Bild im Grunde so dunkel ist dass d«*r weissgekleidete Junge in seinem leibhaftigen Auf¬ treten in der stark vergrösserten Umgebung keim* phot*> graphischen Schwierigkeiten macht. Motiviert wird di« Reise in ein«*r Schachtel dur»*h die Tatsache, dass ein Zenti- metermensch für jeden Vogel eine Delikatesse »laistell«*n w ürd«>, und dass in «ler Welt der Kleinen »ler Wind verhält nismässig schwele Gegenstände mit sich führt. Für die Auf führung ist ein kl«*in«»s, teils offenes Terrarium die best* Bühne. Die Aufnahmen können auf jedem Freilichtateli« ! gemacht werden. Die R«*ise führt nun über Erdschtillcn und Risse hin¬ weg, an Gräsern vorbei, der»n Haare und sägeartigen Ränder mit den scharfen Zähnen wir deutlich sehen. Insekten nagen an di«»sen Gräsern Eidechsen. Käfer, Feldman- huschen über das Bild. Ein durch das Feld gehentler Mensel' bringt das Leben des Zentimetermenschen in Gefahr, indem er mit seinem Fusse dicht neben den Reisewag *n tritt eines der Zugtiere unter sich begrabend. Dann s»*hen wir tli»» Spitzen junger Pflanzen aus dem Botlen hervorlug :*>> Tautropfen, so gross wie der K»ipf uns«*res Helden, hängen an Gräs«»rn und Blättern otler lunlecken das Gewelie ein« s Spinnetzes. Dann und wann finden wir auch am Weg (legenstände aus der Welt der Mensehen, die unserem Hehlen ri«*senhaft erscheinen, ein Zcitungsblatt. ein Streichhölz¬ chen oder irgentl einen ähnlichen Gegenstand. »lt*r von dem eigenartigen Gefährt mit vieler Mühe „bereist“ oder um¬ gangen wird.