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No. 178. Der Klnematograph — Düsseldorf. Aus dem Reiche der Töne Taube Starkton-Schalldosen. Von Victor A. Reko, Wien. Lieber Leser! Verzeihen Sie, wenn ich mir erlaube, Sie mit dieser altertümlichen Romananrede zu begrüssen. Al ein, vielleicht ersj>are ich Ihnen hierdurch eine Viertelstunde Zeit, vielleicht manche Enttäuschung und vielleicht sogar — ein wenig Geld. Nicht dass ich Sie auf dem nicht mehr ungewöhn¬ lichen Wege von Lumpenpapier und Druckerschwärze anzupumpen versuchte, allein — die folgenden Zeilen sind nur für Besitzer von Starktonapparaten geschrieben. Für diese aber gründlich. Denn ich hatte die Ehre, die Stark¬ tonapparate fünf verschiedener Firmen zu ruinieren, ehe ich auf meine Weisheit kam. Und alle fünf Firmen waren — Sie werden ihre Namen ja bald heraushal>en • - oo unge¬ mein liebreich, mir meine Missetaten, die ich im Interesse der Leser lieging, mit dem Mantel christlicher Nächstenliebe zu umhüllen. Wenn ich gewöhnlichen Grammophonbesitzern etwas vom „Kamin“ einer Sprechmaschine erzählte, würden Sie über die Chanteclair-mode schimpfen, die heute schon die von Natur aus boshaften Sprechmaschinen erfasste; wenn ich vom „Saugen an den liederspendenden Mund" oder gar vom „Pressen" der „Seele“ reden würde, käme ich als Ehemann vielleicht gar in Verdacht, nicht allzustreng das gehalten zu haben, was ich seinerzeit am Altäre ver¬ sprach. Mischen sich dann in eine rein technische Plauderei noch Ausdrücke wie,, Befestigung der Kniest ückl ander " .. Ver¬ meidung des Schnürens“ oder gar das fast laszive: „Sorge für allmonatliche Reinigung“, so wird man mich vollends für einen literarischen Hochstapler hatten, der sich für einen Frauenarzt auszugeben versucht, um seine teuflischen Don - Juan -Gelüste desto ungezwungener betätigen zu können. Nichts von alledem! — Wir wollen bloss unter¬ suchen, warum Starktonmaschinen mit Pressluft betrieb mitunter die geradezu Krämpfe hervorrufende Eigenheit halten, im entsprechenden Momente, trotz vorhergegangener Proben und Generalproben zu — versagen. So mancher Schausteller schafft sich eine gute, vielleicht die beste Starktonmaschine, an und rechnet auf grossem Erfolg. Er packt die Sache ein, verzieht, (tackt sie aus und — sie geht nicht mehr. Also: Grober Brief an den Ver¬ käufer der Maschine, Rücksendung zur Reparatur und Drohung, die Raten unpünktlicher denn je zu zahlen! — Nach einigen Tagen kommt die Maschine zurück. Dazu ein Schreiben des betreffenden „Direktors“, der sie „persönlich“ (Gott, welche Ehre!) geprüft und tadellos funktionierend gefunden hat. — Giftig, wie man schon ist, hält man das für ein gemeines Geschäftsmanöver, steckt die Schalldose mit der geheimen Hoffnung auf einen neuerlichen Fehler an die Maschine und — sie funktioniert wieder nicht! Dieser Aerger hat aber das Gute, dass er wohltut. Wohl — wie etwa ein schmerzender Zahn, auf den man beisst, oder die Prügel, die man einem des Diebstahles lange verdächtigen Hund ve rsetzt, wenn man ihn endlich ertappt. Nun folgt gewöhn¬ lich ein sehr erregter Briefwechsel und als Konstatierung der Fehlerureache: Ungeeigneter Strom! (nämlich elek¬ trischer!) Für Leute, die im Besitze einer Starktonmaschine sind und die dabei viel reisen, empfiehlt sich unbedingt die Anschaffung einer sogenannten Versatzstückgarnitur. Wir denken dabei nicht an honorarschuldige Direktoren, die damit ganz falsche Hoffnungen zu erwecken imstande sind, sondern lediglich an den elektrischen Strom. Mit dem entsprechenden „Versatzstück“, das natürlich ebensowohl ein Umschalter, als ein Widerstand, oder ein Multiplikator sein kann, ist dieses Problem d *r Schalidoscntaubheit stets gelöst. Anders aller verhält sich die Sache in folgenden Fällen: Bei einer Vorstellung bemerkt man plötzlich, dass der „sonst so gute“ Starktonapfiarat plötzlich viel leiser arbeitet, dagegen ein ganz besonderes Talent für die Entwickelung von Nebengeräusch entfaltet. Um die Sache kurz zu machen: Statt die Schalldose wieder an den Fabrikanten zu senden, untersuchen wir sie diesmal selber. Natürlich — der Fehler wird sofort gefunden. Die Schrauben an dem dem Tonarme zuge¬ wendeten Ansatzstücke sind schlampig angezogen. Be¬ friedigt bessern wir den Fehler aus und — konstatieren, dass die Schalldost: dann ganz taub, ganz funktionsunfähig geworden ist. Die Schrauben am inneren Deckel (gegenüber «lern Ton¬ arm-Ansatz) dürfen el»en nie. nie. nie fest ange¬ zogen sein, dürfen nie hermetisch schliessen, sonst erfolgt entweder bei normalem Kraftlietrieb kein Ton oder es ist eine abnormal grosse Kraft, also eine Kraft verseil Wendung zum Betriebe notwendig. Der Fehler liegt in diesem Falle (wie schon das Neben¬ geräusch verriet) ganz richtig in einer Schraubenlockerung, jedoch m der Lockerung der oberhalb des K a m - m e s liegenden, auf einem Kork- (Asbest- oder Gummi-) Stückchen aufgelietteten Sehrau l>e. Wird diese angezogen, so ist alles wieder gut. Aber man möchte es noch besser haben und zieht sie noch mehr an: Effekt ist, dass die Gummistückchen /.erreissen, die Kork¬ stückchen zerbrochen, die Asbest Stückchen zermalmt werden. Jedenfalls aber entsteht am Fusse der Schraube, die bisher durch die Unterlage gestützt war. ein leerer Raum, also eine neue Undichtigkeit und dadurch vollkommene Taubheit der Schalldose. Die Reparatur ist jetzt, wo wir die Ursache kennen, durch Laienhand leicht möglich. Im Notfälle unterlegt man etwas Flickpapier oder „verbohrt“ die Schraulie, indem man sie einfach iilier ihr Gewinde hinaus streng an¬ zieht. Es ist dies zwar ein Gewaltmittel, alicr ein solches, das oft eine Vorstellung rottet, die sonst ..minder“ gewesen wäre. Das derart verdorbene Schräubchen kann man um wenig Geh! gelegentlich leicht wieder nac!lechneiden lassen. Am zuwidersten sind aller Fehler, die mit Taubheit der Nchalldose verbunden sind, ohne da— man äusserlich irgend einen Mangel sehen könnte. Man gibt das Zeug zu dem ansässigen Mechaniker, der <*s prompt retourniert. »Ist ohne, dass die Schalldose dadurch liesser geworden wäre Im Gegenteil, meist ist nur weiterer Schaden entstanden In solchen Fällen wohlgemerkt, wenn Anziehungs- und Kammschraulien richtig sitzen, handelt es sieh fast ausnahmslos um eine Trübung d«*s hermetischen Vcr Schlusses. Entweder ist ein einziges Staubkörnchen durch den Windkessel in den Kamm ge Wasen worden und unter einen Zahn geraten — dann klaffen alle acht Zähne und schliessen nicht mehr hermetisch. — Oder es wurde tags vorher feuchte Luft eiugehlaseu, die blanken Zähne verrosteten und schliessen nicht, oder aber endlich: Der Filter hat ein Loch. Dies kann selir leicht passieren, wenn der hintere Deckel der Ansatzplatte (in dessen Mitte ein Schraubenkopf sich befindet) die Filterscheibc mitniiumt und gedroht wird. — Das Elgephon hat einen Oelfilter, der dies ausscliliesst, die Schalldose von Max Böhme einen