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Der Kinematograph (July 1910)

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No. 185. Der Klnemstugiaph — Düsseldorf. sind von ausserordentlicher Feinheit und Schärfe. In dem staatlichen Sonderbau, der für circa !Mms Personen berechnet ist, wird der Kinematograph seinen grössten Triumph aus¬ spielen. Die Herrscher sind in den Mit tclpunkt spannender Szenen gestellt, wie sie sieh in Wirklichkeit oft und oft ah- spielen. Da ist eine Serie mit Aufnahmen von der soge¬ nannten Helmesriesenjagd des Kaisers Franz Jose f. Man kann den greisen Monarchen von dem Moment an lx*- obaehten. «la er in schmucker WVidiiiunustracht seine Ischler Sommer res idenz verlässt, u.n drill x-n im Stein- K««gl«-r Revier auf (Gemsen und Hirsche zu piirsehen. Für uns Deutsche von noch grösserem Interesse ist der zweite Film: Kaiser W i I h e I n auf d»r Fuchsjagd. Im Njxit herbst des vergangenen .lalves war der deutsche Kaiser Ix-kanntlich der Jagdgast des Fürsten Fiirstenlx-rg in Donaueschingen. Dies«- Szenen sind von höchstem lnt«-r- «•sse und gewinnen noch durch den V« rgleieh mit der Jagd des österreichischen Kaisers. Während man in Eben.*wx« in der Isxlenjtipp«- «-rseheint. geht man auf reichsdeutsehem Kralen in d«-r Hofjagduniform auf den Anstand, und die Jäger stellen sieh beim Herannahen des Kaisers militärisch in Keih und Glied. ln Klx-tiso«- erwarten Land|>ostillonc mit ihtvn Kutschen die Hofgesellschaft. in Donaueschingen Chauffeure, die ri«-sige geschltissene Automobile lenken. Auch die Treiber trag«-n eine Art Uniform. An dem Tag, an dem die kim-matographischcn Aufnahmen gemacht wurden, wurde in (legenwart des Kaisers der Grundstein zu einer Zeppelin-dedenktafel gelegt. Wiederholt geht die Hofg«*sellschaft, Arm in Arm. lachend an dem aufneh¬ menden Apparat vorüber. Sehr animiert ist die Stimmung am Rendezvtiusplatz «1er Jäg«-r. Hi«-r hat die (Gesellschaft nämlich einen öst«-rreichischen Kinsehlag in (Gestalt des Viz«-j»räsid«-nten der Jagdausst«-.lung Grafen Franz (dllo- mlo-Mansfeld. der nicht die preussisohe Hofjagduniform, sondern «-inen kurzen Pelz. Pumplioaen und Wadenstrümpfe trägt. Und etwas davon, die Hosen oder die Strümpfe, erregt nun di«- sofortig«- Aufmerksamkeit des Kaisers. Kr ruft den Fürsten herliei und macht ihn auf die unteren Partien dt-s Grafen CoOoredo aufmerksam. Der (Graf muss s«-lbcr lachen, irgend ein Witzwort fällt, und d«>r deutsche Kaiser kann sich im nächsten Augenblick vor Heit«*rkeit gar nicht fassen, hält sieh die Seiten und stampft vor laut«-r Lachen auf den B«k1«-ii auf. Darauf kommt eine ändert- Szene, auf der man sieht, wie der Kaiser in seine mit frischem Laub markierte Jagdhütte cintritt. Eine Waldlichtung erscheint, iilx-r «li<- die Treiber laufen. Rudel von Hochwild jagen vorüber. Dann eine andere Lichtung. In der Luft umherschnuppemd taucht der Fuchs auf. Offenbar ahnungslos, denn er setzt sich ganz gemächlich in Trab. Aber im nächsten Augenblick hat ihn auch schon die Kugel, der rote Kerl wälzt sieh ein paarmal auf dem Boden und bleibt dann zuckend liegen. Schon ist ein kurz¬ haariger Jagdhund «la, einige Augenblicke des Kampfes und der Hund trägt den Fuchs davon. Nach der .Jagd vor dem Frühstückszeh unterhält sich «1er Kaiser mit den Damen, und zum Schluss lädt Fürst Fürstenberg seinen jüngsten Sohn väterlich ein, in das Zelt einzutreten. Kr bedient sich dazu eines Ohn-s des jungen Prinzen als Li-nkmittel. Bei der Besichtigung der Strecke sieht man dann die ganze vergnügte Jagdg«-st-llschaft noch einmal vereint. Die näehst«-n Films zeigen uns nacheinander König Eduard auf der Jag«! in Sandringh&m. König Ma¬ nuel von Portugal als Gast des Präsidenten d«-r franzö- sischen Republik auf einer Fasanenjag«l in Rnmliouillet. die sprichwörtlich gewordene Meute der H orzogin von Uzes. König Hakon in Holmenkollen usw. Man wir«! schliesslich auch die einzige Klchjugd sehen können, dk« jemals kincmatographisch aufgenommen wurde, n«x-h «lazu eine, bei «ler König (Guata v von Schweden dieses im Aussterben begriffen«« Hochwild jagt. Im August soll darin noch eine Steinbockjagd des Königs von Italien hinzukommen. Auf der Wiener Jagdausstellung sehen wir den Ge¬ danken, den Kinematographen zum Clou einer einhcit liehen Ausstellung mit hochinteressanten Sonderaufnahmen zu machen, auf «las glücklichste verwirklicht. Die Aufgal» möglichst alle lebenden Herrscher lx-i ihren Jagdvt-rgnii gtingen «ler breitesten Oeffentlichkeit im Kil«lc vorzufühn-n ist knns«-«picnt durcirgt-führt und wird zweifellos den er hofften finanziellen Gewinn zeitigen. Die angc-führtcn Beispiele zeigen, «lass der Kinemato graph auch auf dem Gebiete d«-s Ausxtelliingxw«‘s<>nx eine I» deutende Rolle zu spiek-n berufen sein kann. Die A ti - Stellungskinematographie kann sogar ein re«-ht lohnender .Spezialzweig für Filmfabrikanten werden. I- gehört hierzu nur etwas Aufmerksamkeit, ein guter Kontakt mit den I.eitern «ler einzelnen lx-deuten«k-r«-n Ausstellungen und Originalität in «k*n Vorschlägen, mit «hmen man an <h- Komitees herantreten muss. B»-i den sich häufiger wk-tlerholenden gewerblichen und landwirtschaftlichen Ausstellungen ist «las Thema für eine kinctnatographische Schau von vornherein g< geben. Bei G e w e r b e - A u*s s t e 11 u n g e n wird . sich hauptsächlich um «lic liildlielu- Vorführung weltlx- kannter Gr«>ssis-trieb<- und um die Veranschaulichung zweckentsprechender «xler neuartiger Produktionsmethtxlen in anderen Ländern handeln. Auch für die kinematogra pliisehe Darstellung der Leistungsfähigkeit neu erfundener «xler verbesserter Maschinen wirti es viele Interessent«-!! geben. Analoge kinematographischc KiUler können «li<- Aufmerksamkeit der - Besucher von land Wirtschaft liehen Ausstellungen fesseln. Auch hier wir-l die bildliche Sehiklerung «ler Tagesleistung eines modern« n landwirtschaftlichen Grossbetriebes, der mit allen tecli- niselien Vervollkommnungen eingerichtet ist. Fachleute un«l Laien aufs höchst« interessieren. Wie für dies«« beide i Ausstellungskategorien gibt es natürlich auch für je«k- Fachausstellung Neuigkeiten, technische Errungenschaft«» und interessant«- Objekte, die in kinematographiselu-r Darstellung den Interessenten vorzuführen sieh wohl ver¬ lohnt. Abgesehen indt«s von der Verwendung d«-s Kinemato¬ graphen für rein praktische und Propagandazwecke gibt «*s auch zahllos«- Möglichkeiten, den Kino als Clou in den. grossen Ausspülungen angegliedert«-n, Vergnügungsparks zu placieren. Der sehr amüsante Eisenbahnwagen, zu d««ss«>n beiden Fcnstersciten die wunderbarsten Laiul- schaften am Auge des ..Passagiers" vorüberfliegen, ist in Europa bei den gedachten (Gelegenheiten noch recht seltx-n gezeigt worden. Eine geschickte Luftballon-Illu¬ sion, bei der aus der (Gondel herab die ..Fahrtteilnehmcr" auf eine Pr«)jektionsfläche blicken, auf der von lenkbaren Luftschiffen «xler Aeroplanen aufgenommene Landschaften vorgeführt werden, dürfte viele dankbare Besucher find«»- denen «las auf diese originelle Weise gebotene Surrogat recht willkomnu-n wäre. Ein U n t e r s e e b o t, «las scheinbar in kühle 'Wasserfluten taucht, kann uns zu seinen beiden Fensterseiten die Tierwelt des Meeres sowie «las Leben und Treiben im Ozean Vortäuschen, wenn man sich auch in dies«-m Falle mehr mit Phantasiebikh-m als mit wirklichen Aufnahmen wird lx«gnügen miiss«-n. Den Schluss meiner Vorschläge, die berufsmässig«- Schau- objekts-Neuheitcnerfinder beliebig ergänzen können, mögt die Idee einer k i n c m a t o g r a p h i s c h e n G «" mäldcgalcrie für die Gelegenheit ein«-s originellen Kostümfestes «xk-r <-in«-r Kunstausstellung bild«*n. I >as Kinemacolorverfahren kann die Schaffung einer Galerie- dk* aus beweglichen Bildern Ix-steht. sehr erleichtern- ln einem entsprechend eingerichteten Saale befinden sich an den Wänden eingerahmte Leinwandflächen von ver¬ schiedener Grösse. Auf dk*se werden kurze aber «ndb* Films mit hervorragend schönen Laudschaftsbildem