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No. 101. Der Kincmatograph — Düsseidort. trifft dort Angehörige der Hautevolee, die ihre Nach- mittagsstlinden in den intimen I«ogen verbringen und sich amüsieren, als sässen sie in de - Oper oder in der Phil¬ harmonie. Ks ist das keine vage Behauptung. Man liedenke: Die musikalische Begleitung, die in den hiesigen Cinemas üblich ist. erhebt sieh ganz unverhäitnisi.-iässig über die Berliner Usancen. In llerlin besorgt ein Pianist «lie musi¬ kalisehe Unterhaltung, und wenn t*s hoch kommt, dann steht ihm noch ein Violinsp eler zur Seite. Der Wert dieser musikalischen Produktionen ist schliesslich auch ein recht minimaler: das ..Konzert“ dient ja doch nur dem Zweck, das Surren des Pilmapparats zu ersticken. Daher rührt «*s auch, dass man im Berliner ..Kientopp“ keine Zwischenaktmusik hört und «lass «lie „Konzert leist ungen“ w ähr«' n «1 d«'r Filntvorführiingcii oft nur aus Monotonien «ider «•l« , n«l« , n Sentim«>ntalitäten bestehen. Wie anders hier! Ks war keine Phrase, wenn ich vorhin die Philharinoni«' erwähnte. In Briiss«‘l<>r Kinotheatem Ixkommt man Ojiera resp. t )|xrnfantasien zu hören, klassisch«* Musikstück«', imxlcrn«' Operetten. Ks ist keine Seltenheit, hier ein Potpourri aus .Lohengrin“, aus ..Tann- häus«'r", ja sogar aus w«'iiiger bekannten Tonschöpfungen, wie z. B. aus «ler Oper ..Bolu'in«'“ \nm Puecini zu vernehmen. Das Orchester Ix-sohränkt sieh auch nicht auf «lie Tätigkeit eines Klavierspielersund eim*s Geigen«. Auf dem Boulevard «lu Nord existiert ein (’iinuna, dessen Zusehauerraum Ix-inahc looo Personen fasst und «i«'ss«*n Orchester acht K r ii f t e zählt. l’ud ülicrdies noch «‘inen Kapell¬ meister! Die Kntr'actmusik allein ist schon ein Kntree von 50 Os. wert. Sie kann im Opernhaus, im entsprechen¬ den Verhältnis, nicht bt*ssei sein. Hi«‘r ist man also sehr verwöhnt. Kin Programm, «las nichts zu wünsclum übrig lässt, «las jfd«>m «*twas bietet, «las zu gU'ü'lu'ii Teilen anregend ist, belehrend, unter¬ haltend. Der Kincmatograph. «lie Kunst des Films, besitzt hi«*r ungleich grössere Popularität als bei uns. l>as «iffen- bart sieh allein schon in «it'iu ansg«"/.eichn«'t<'ii Ik'sueh. den «li«'sc 'I'ii4>at<*rehen tagtäglich aufzuwt'isen lials-n. (a-w ähnlich wenh'ii die Ktablissem«'nts um zwei Uhr nachmittags geöffnet, und die Vorführung«'!! dauern bis g«'g«'ti Mitternacht, üb»r schlecht«- Frvqucnz und aohleehtea (Scschäft braucht sieh abw» kein UnteriM'hnier zu beklagen. I>i«' (’inemas entsprechen lii«-r einem wirklich allgemein empfundenen Iht-ürfnis. was man in demacllien Masse nicht von j«-«lcr «ieutseh«‘ii Stadt Ixdiaupten kann. Und «lass i«-h es gleich sag«': Die Pikanterie, «lie man. von I Vuts«-hland kommend, in dem französisch«'!! Brüssel vielleicht ennutrn mag, f«-hlt gänzliel' 1 Ks gibt zwar Kinos, wie z. B. «las Victoria , ein in <1 «t Hu«' «les frippiers gelegen«'* Variete- Ktablissement, in «lern man all- alxndlkh tnani'he gewagte Filmazcn«' sieitt — in den vornehmen Tages cinemas aln-r entlxhrt «las Programm durchaus j«'tl« , s pikanten Moments. Ob «lie Inhalier an diesem Prinzip aus eig«'n«>r Initiative fenthalten. kann ich nicht sag«'ii. Vielleicht hat man «*s seinerzeit mit klein«-!! U«K'hoin'ri«'n versucht und damit, was ich mir j«Hl«H'h kaum vomtellen kann, eine schlechte Sp«>kulation gemacht, «sler alier gibt die Vorgesetzte Behörde hier fein säulier- li*'h acht, «lass nirgends «ler gute Ton verletzt und gegen «li«' gut«' Sitte veistossen w«'rd«>. .Ied«'nfalls glaulM- ich zu dk-s«'r letzteren Annahm«' in«'hr («rund zu Italien, da «lie Brüss«>ler Beliönl«' besonders in der letzU'n Zeit rigemrs geworden s*'in und eifrig auf ,,le nu“ fahnden soll. Wenig¬ stens hört«' ich im (’afe «les ThAätre Variete, dass die P«ilizei der dort ziemlich unverhüllt auftretend«*n Tänzerin S a - liary Djela gewiss«' Toilettevorsehriften gt'inaeht hals-, in «h'nen «his verbergende Trikot «-ine besondere Bolle spielt. Was daran wahr ist, weiss ich nicht. Tatsächlich tritt Mae. S&ha. ’ Djela jetzt nicht mehr so deahabiliert auf wie früher. Was schliesslich auch nichts schadet. — Die Pathe - Vorführungen, deren künstlerischer W«*rt ja In-kannt ist. erfreuen sieh auch in Brüssel allgemein) r Beliebtheit. l*n«l «las einer ,. Sockte anonyme an eapit I «1«' I (NMl 000 francs“ gehörende Theatre Patin- (152, ßoul« vard «lu Nonl) setzt seinen besonderen Stolz darein, «I" Klire und das Rrniimmrc der Pariser Firma his'lizuhaltin und namentlich «las Gebiet d«'s ..film Part ", th's k ii n s < lerisohen Films, nach Möglichkeit zu pflegen. Man weiss, dass das Haus Pathe auch in «liest-r Hinsicht «las den), bar Best«' liefert, «lass es keine Kosten scheut und «Ii.- modernsten t«'ehniseh«'n un«l szenischen Mitt<-1 verw«'rt< um künstlerisch einwandfreie Bilder zu schaffen. Kinen lN'sonderen Kindrtick ma«'hte auf mich <1 - Vorführung eines Stückes WVItgcseliicht«'. . L’aigle 1’aiglon“, «las Knde «'in«*r Dynast k-, •I«'<le einzelne Pha ist so wolilgelungen. dass si<> im S«'haiispielhaiis nielit besser wirk«'!! könnte. (««»spielt wirtl dk-se S«'rk' ebenso geachk'htlieh treu* r wie erschütternder Kinzelheiten in künstl«'ris«'h volk-mlet r Weise von «len Herren Ph. Garnier (('ontedie fra ^aise) — Na]xileon. .1. Guilhere (Com-sli«!' franvaim*) Herztig von Heiehsta«it. Signoret (TluVitre Rejare) Meneval. sowie v«in «len Damen M a g «i a Simon i P lais Royal) — Maria I«ouise und I. a Petit e Pi (Porte St. Martin) - König v«m Rom. Diesen Künstk n muss man aufrichtiges Lob xoUen! l T nd wenn wir einmal soweit sind, dass man in den S|ialten der Z«‘it »inv " und Z»'its«'brift«'ii die la-istungen «l«'s Films mit «h'rsel!*- a Gewissenhaftigkeit kritis«'b bek-uchten winl. wk- u «ler Leistungen «l«'r Th«*ater- und Varietekräft«' g«xl«nl dann werden <lk- Namen der Künstler «!«■- .n'aigl«- «V L’aiglon“ wieder genannt weiden müssen, dann wirti ««»• •* «ier Tag gekomm«'n s«'in, «in man wirtl sagen können. «I •> F i 1 m t h e a t e r entspricht demst'llien Bedürfnis. w ie «lie ungleich ält«'re S «• h a u b ii h ne! Was i«'h der Kinematographie aufrichtig wünsch« Victor Neuenberg. Prinzesschen. Aus dem Scliloss «l«‘r Ahnen kommt Prinaesscls'ii glückstrahleml hervorgeschritten, ohne Hofmeisterin mul ohne I«akai. um si«'h inkognito im Park zu ergehen. V einer Wegeeke sU'ht ein junger feiner Mann, <l«-r in i«r Ih-sidcnz ni«'ht ein nex-h aus weiss. Prinzraschen ist g«‘ra«le in «ler Laune. d«'m artigen Herrn neckisch zierlich zu diemf mit einer zungengi'läufigen Ortskenntnis. Der Ftvnul« ist entzückt und es dauert nicht lange, so stecken «lk* juug«'it Köpf«' vertraulich un*«'r «leie Sonnenschirm zusnii men und «las Idyll vt'riiert sieh in «lie Tiefe «les henmgli* '«‘ii Parkes. B«‘im Abschied wagt «'s «ler Unbekannte, seiis' 11 Arm uni die Taille «ler freundlichen Führerin zu l< _' - ii l*rinz«*ssch«'ii ist empört, als-r auf inständig«** Bitten winl mit Grandezza Veraeiltung gewährt Ob er nicht eiimwj schreiben dürfe? — Jawohl j»o«tlag.'rn«l ö. Z. 1!Kmi l iv* Prinzesschen verschwindet. Anden» l'ags holt «ier H«r**< in feierlichem Aufzug seinen .Schwiegersohn «-in. Dun" das P«>rtal geht es die breiten Marmortreppen ein!“" die Flügeltüren flk'gen auf und der Herzog führt im schim¬ mernden Saal «len Auserwählten «ler «'rla«ieht«'ii Brau' «-ntgegen. Kin Stutzen, ein Ersohrecken, ein Krv't«'*’ Der vom Himinel und von «ler hohen Diplomatie beuchlo-vW LielM'sliuiul hat sieh gestern im Park schon ganz von " "*‘ r gemacht. Die Vorstellungszeremonie lieginnt un«l währen«! «les holt ein in «ler Goldvoute «les Saales schwebender Mm* aus seinem Kik'her ein Täfelchen herv«»r mit «ler Uhim* O. Z. 1900. Dieser Kinakter wird demnächst in Berlin unter « f R«'gie des Herrn Walter S«'hmitithässler zur Aufführtff gelangen, daigestellt zumeist von Mitglkdcm des Ne«**