Der Kinematograph (December 1910)

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No. 20« Der Klnematograph — Dlsseldort. Aus dem Reiche der Töne Phonische Kontrollmaschinen. Von Viktor A. K*k<». Bisher hat n»an noch nicht* da' - oo gehört .dass phonische Maschinen in irgend einer Weise zu Kontrollzwecken dienstlich gemacht worden wären. Im (Jegenteil, es war für derlei Maschinen immer mehr oder weniger wieder eine Hilfsmaschine, die seihst die Kontrolle ihrer richtigen Gangart und Wirksamkeit ausüben müsste, notwendig, und in letzter Zeit halten sich sogar die Patentanmeldungen, die uns eine verlässliche Maschine dieser Art versprachen ganz bedenklich gehäuft. Und nun kommt auf einmal aus Amerika die Nachricht, dass die phonautographischen Maschinen nicht nur j«*der Kontrolle entbehren können, sondern selbst als richtige Kontrollmaschinen verwendet werden können. Amerika ist uns heute, speziell auf dem Gebiete der Sprechmaschinen, keineswegs mehr so sehr voraus, als dass irgend eine Wundermeldung aus diesem Lande uns bluffen und in unsagbares Erstaunen versetzen könnt« . So auch hier. DicKontroll«-, an die wirdachten, wardiedes Maschinen¬ ganges des Laufes, der Wiedergabe der Töne. Jene Kon trelie aber, welche die Amerikaner mit Hilfe der Sprech- maschine ausführen, ist eine ganz andere und hat mit dem Wesen der Sprechmaschine als solche eigentlich wenig zu tun. Gleichwohl handelt es sich alter um eine feine und bisher nicht benutzte Art, Sprechmaschinen auf neuen Gebieten zu verwerten, und «leshalb wollen wir unseren Lesern diese neue „Methode“ nicht vorenthalten. Es handelt sich um einen neuen, von Professor Skripture konstruierten und erfundenen Apparat. Derselbe besteht im wesentlichen aus einem Auf¬ nahmegrammophone nach der Konstruktion Berliners, und einem Hebelsysteme (also einem Uebertragungsschreiber). da* die unendlich kleinen, vom Grammophone aufge¬ nommenen und aufgezeichneten Schwingungen auf eine mit geschwärztem, lackiertem Papiere üix»rzogene Trommel überträgt. Auf die mechanischen Details des Hebelsystemes einzugehen hat keinen Zweck. Denn obwohl die Anordnung nicht viel anders sein kann als bei einer Reliefprägemaschine hält Professor Skripture dü-selbe Iä«-herlichenveise voll¬ ständig geheim uno daher ist darüber nichts Authentisches zu sagen. — Wer aber einmal den Artikel: Reliefpräge- maschin« n in jedem beliebigen Konversationslexikon dureh- gelesen hat, wird sich über das Wesen der Uebertragung bald vollständig im klaren sein. Die Maschine wirkt folgendermassen: Man spricht in tlie Aufnahmevorrichtung, die sich vollständig mit «len von Edison und Berliner angegebenen Vorrichtungen deckt und für jedes beider Systeme verwendbar ist (natürlich i ach entsprechender Einstellung des Hebelarmes), man kann aber an Stelle der Aufnahme auch eine fertige (Wiedeigabe-) Platte einschalten und diese einfach abspielen lassen. Was geschieht nun ? Die cingravierten Tonwellen der Aufnahme- «xler Wiedergabe-Platte «xler -Walze werden «lurch das schon erwähnte Hcbelsystem aufgenommen, übertragen und ausserordentlich vergrössert wiedergegeben. Die Wieder¬ gabe erfolgt auf einem berussten Bande, das über eine Zylindertrommel läuft. Der Voigang spielt sich in ähnlicher Weise ah, wie etwa da* Vergrössem einer Zeichnung «xler einer Photographie durch die jed m Realschüler bekannte mechanische Pantographenmaschirc ■ Je langsamer die TrommelJ[rotiert, je langsamer die^Scheibe oder Walze mit der Originalaufnahme sich dreht, desto deutlichere, desto schönere un«l klaren- Aufnahmen in vergrössertem Masstahe erhält mau. Dabei ist «li«* Herstellung solcher Vergrüsserungen aber keineswegs ein Kin«h-rspi«-L sondern ein«* mühsam«- und recht viel Geduld erford« rnd«- Aufgalx-, Um beispielsweise eine Grammophonplatte y«>n etwa .‘1 Minuten Spieldauer - also ungefähr einen 2S ent Rekord derart zu übertragen, bedarf man eines Ix-russten, auf «h-r Trommel aufgt-spannten Papicres von nicht wenig«-r als einer viert«*! .'leih* Länge und einer Uebertragungszcit von rund vierundzwanzig Stunden. Ein einfacher Strohhalm, -in Helielarm, der sich zwischen Originalrekord und dem berussten Papierstreifen befindet, bewirkt diese Zaubernrbeit Er wird beiderseits, am Anfänge und an s«-in«*in En«le, zwangsläufig g«*fiihrt untl nimmt die feinsten Schwingungen der Membrane, «lie der Anfnahmestift des Grammophone* auf die Platte fixierte, getreu al>, um sie hunrh-rt und mehrfach vergrössert auf «lein über die Trommel gezogenen Papier«* wieder zu gehen. Die langsame, kaum merkliche Drehung lieidcr Apparate, des Grammophones mit der Aufnahme sowie tles Wiedergebers mit «ler berussten Trommel, erfolgt «lurch einen eigenen, sich ungemein langsam tlrehendcn elektrischen Motor dessen Bewegung durch geeignet«- Zahnräder noch vielmals verlangsamt wird. Die Schrift, «lie «lieser sinnreiche Apparat liefert, er¬ möglicht nicht bloss, einen tiefen Blick in «lie menschliche Seele, in die Werkstäite der Gedanken, in die Stimm- un«l Tonbildungsstütt n «l«-s Köqxrs zu tun, sondern viel, viel mehr. Wie wunderlich verschieden sin«! doch da auf «h-m Ix-russten Streifen die Töne aufgezeichnet, «lie uns von Jugend an als völlig identisch und gleich Ix-karmt sind untl die unser armseeliges Notensystem auch nicht anders als «lurch die gleichen Noten ausdriieken kann. Nicht nur. dass wir hier sinnfällige Unterschiede zwischen Viertel- untl Achteltönen haben, «li«» das normale Ohr ebensowenig bemerkt als das des geschulten Musikers, finden wir sogar die kompliziertesten und leisest«*» Schwankungen in der Tonhöhe der kürzesten Noten selbst ausgedrückt — notabene graphisch und zeitlich genau ausgedriiekt. wie es kein Notensystem der Welt so genau kann Musikalische Teil¬ töne, wie sie zum Beispiel in der fragentlon menschlichen Stimme Vorkommen die weder musikalisch noch graphisch darstellbar sind untl kaum durch unsere Sinne, eher durch den Inhalt tles Gesprochenen von uns wahrgenommen werden, sind da in erstaunlich genauer Weise registriert Das oh! beispielsweise, das wir ausrufen, wenn wir unvermutet einen lieben alten B« kanntet: treffen, ist ganz anders als das oh’ das man spricht, wenn unseren Freunden etwas Bedauerliches passiert. Und wieder anders sind die Schallwellen jenes oh' das manMuiren lässt, wenn man er schrickt «xler überrascht wird. Diesen verschiedenen Schallwellen entsprechen ganz genau verschiedene Aufzeichnungen, entsprechend den ver schiedenen Gefühlen und (Jetlanken, die uns bei der Aeusse rung jener Lautgebilde bewegten. Man geht also nicht zu weit, wenn man behauptet, dass die M«-tluxIe Scriptures eigentlich un«I endlich direkte Seelenzustände und Seelen äusserungen aufschreibt und in ihren Feinheiten eigentlich eine Seelen-Gefühl-Schreibmaschine ist, deren weit tragende Bedeutung für die Psychologie heute noch gar nicht abzusehen ist. N«x;h weiter geht die Genauigkeit dieses Apparates Dieselbe Meltxlie, von Caruso gesungen, ist graphisch etwa- ganz anderes als wenn sie Jörn «xler Slezack vorträgt Auf Instrumente übertragen heisst das Ein Instrument