Der Kinematograph (December 1910)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Aus dem Reiche der Töne Fachzeltons für Rlnematosraphle, PhonojrapMe and Musik-Automaten. BMugsprgis: »i*rt«ljihrlich Inland Mk. 2,10 I Anzeigenpreis: Nonpareille - Zeile 20 Plg. Ausland.. 2,75 | Stellen-Anzeigen die Zeile ... 10 » Schluss der Redaktion und Anzeigen-Annahme: Montag Abend. Zusdirfflefi sind an den „Varlag das Klnamatograph*’, OQssaldorl, Postfach 71, <■ rieht« Alleinige Inseraten-Annahme für Frankreich, England und Belgien durch die Compagnie gdndrale de Publicity John F. Jones S Cie. in Paris, 31 bis, rue du Faubourg-Montmartre. No. 208. Düsseldorf, 21. Dezember 1910. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck des Inhalts, auch auszugsweise, verboten Bühne, Leben und Forschung im Lichtbilde. Von Leopold Schmidt. Wer aus Laune oder aas Interesse heute aut eines der zahlreichen Werke zurückgreift. die das Wesen der Phvsio- nomik und der Gebärdensprache zum Gegenstände haben, muss wünschen, das Rad der Zeit vorwärtsdrehen zu können, um restlos alle Konsequenzen der modernen Technik noch erleben zu können. !So ungeahnt und immer noch iil>eiTaschender sind die Persj»ektiven. die sich aus dem Siegesläufe des Kincinatographcn eröffnen, dass man ge¬ neigt wäre, diese rein nur für ein Produkt seiner eigenen Phantasien zu halten, wären sie nicht auch verwirklicht, kaum dass man sie recht überdenken konnte. Im Jahre 1783 erschien das erste bedeutende Werk, das mit Zuhilfe¬ nahme von Bildern eine Uebersiciit der Physionomik gebon sollte und an dieses Werk Lavaters schloss sich eine Reihe ähnlicher Werke von Michaelis. Pidcrit u. a. an. bis Charles Darwin im Jahre 1872 ein Buch mit Holzschnitten und hehographisehen Tafeln herausgab. das die Gemüts- liewegungen bei Menschen und Tieren darstellt«' Dann erschien 1886 die Gebärdensprache von Karl Michel, er¬ läutert durch 53 Brust- und 47 Vollbilder als erste Sammlung der hauptsächlichsten Gebärden des ganzen Körpers, und 24 Jahre später gibt derselbe Verfasser ein Werk heraus das er mit 721 Bildern unterstützt. Trotz dieser grossen Anzahl von Illustrationen muss er bekennen, dass speziell die Gangarten nur kinematographisch wiederzugeben wären. Nahezu alle Autoren der erwähnten Werke haben in erster Linie ein Abbild des Lebens zu geben versucht, um durch das Bild auf das Leben selbst zu kommen, und auch Karl Michel ist wohl ein der Bühne angehörender Darsteller, aber gleichfalls praktischer Mediziner. Und wiewohl sein Werk in erster Linie dem Darsteller die Sprache des Körpers 'ermitteln soll folgert er doch die Sprache der Bühne aus der natürlichen Ausdrucksweise des Lebens. Er verweist auf Guttmann, der in seiner Aesthetik des Körpers sagt, dass es unmöglich und töricht sein würde, alle Be¬ legungen, deren Arme und Beine fähig sind, angeben zu wollen, das« nur gewisse Grundregeln aufgestellt werden können, erkennt aber auch an, das« vieles erst dann prak¬ tischen Nutzen stiften wird, wenn es mit praktiseh< n Beispielen auf Grammophon}:latten ausgestatt« t ist. Und schliesslich noch ein Nehmetzensruf von Professor Hnrless aas dem Lehrbuche der plastischen Anatomie: .Wer könnte es unternehmen, die geradezu unendliche Anzahl von Bewegungen und Stellungen .... dem Künstler zum Gebrauche bei seinen KomjKtsitionen in Wort und Bikl zu bieten?“ No ringen alle Darsteller Künstler, Physionomik<-r Psychologen mit der Unmöglichkeit der bildlichen Wieder gälte, gestehen zu, dass alle theoretischen Abhandlungen ihre Wirkung und ihre Wertung nicht fanden, und erblicken das Heil in der Kinematographie, d. h. so weit sie die Kin« matographie selbst richtig erblicken. Gewiss ist cs. dass alle die erwähnten Künstler und Forscher schliesslich doch in der Lichtbildkunst nicht nur ein Spiel sondern überhaupt das letzte finden werden, was iber die Sprache des Körjiers Aufschluss geben kann. Aber vorläufig muss der Kin ■ matograph. als das Ntiefkind von Kunst und Wissenschaft sich diamit begnügen, wenn einige weitblickende Künstler von seiner Anwendung eine Ausgestaltung der heute so freudig begrüssten Renaissance der Pantomime und ihres wichtigsten und schönsten Ausdrucksmittels. der Mimik, erwarten. Mit dieser Voraussicht ist aber auch der Zusammen¬ hang offenbar, der Bühne und Leben durch das Lichtbild und nicht durch die Theorie bindet, und wir erwarten nur noch das offene Bekenntnis der Wahrheit, dass jeder neue Film eine neue Etap]>e zur Verschmelzung der alten Kunst der Pantomime mit dem Leben, bildet. Denn wieder einmal ist diese alte Kunst berufen, die Wortdarstellungen auf eine lange Zeit von der Bühne zu verdrängen, und wir müssen, bevor wir auf die Ursachen dieser Wiederkehr «l«*r pantomimischen Kunst cingehcn, uns darüber klar werden warum alle theoretischen Abhandlungen über die Sprach« des Körpers, und wären sie noeh so reichlich, durch tote Photographien unterstützt, nicht zum Verständnis des Lebens führen können. Wenn der Forscher. Redner «»der Künstler eine Geste sieh versinnbildlicht, so nimmt er an dass das von ihm zur besseren Veranschaulichung gewählt« Werk auch wirklich ein Beispiel bietet, «las vorbildlich ist Irgendein bedeutender Darsteller wird in allen den I ausend<ii «Stellungen und Gesten photographiert und soll nun ah