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Seite 2 L . B • B No. 3 Die Schausteller als Aussteller. . lie großen Tage sind nun bald D wieder vorüber. Am Sonntag, den 22. wird das Berliner Publikum _ zum letzten Mal in den Aus- . stellungshallen am Zoo das große Luftballon - Caroussel mit dem stolzen Schild „Verkauft“ bewundern, es wird wissenshungrig die letzten PaarKnobländer am Stand der fliegenden amerikanischen elektrischen Wurst„budc“ kaufen und neugierig - intime Blicke in das traulich- beschaulich Innere der komfortablen Wohnungen werfen, und damit hat sich der Schausteller selbst zur Schau gestellt. Dann beginnt am Montag der große Kehraus, und dann wird auch an dieser Ausstellung nichts mehr auszustellen sein, weil sie war und nicht mehr ist. Wir haben zwar hier nicht das Recht zur Kritik, können aber die Feststellung nicht unterdrücken, daß der Stand der Schausteller größer und gewaltiger ist, als wie es die Ausstellung dokumentierte. Es fehlten nicht nur der Clou, sondern auch die Kolossal-Sachen; es fehlten vor allen Dingen die groß n Lieferanten deren gewaltige Ausstellungso! jekte dem Publikum Bewunderungabgerungcn hätten. Eins aber muß mit Befriedigung konsta¬ tiert werden, daß die Mahnung von uns, die an die Kino - Interessenten gerichtet wurde, die Ausstellung zu besuchen, sehr stark beherzigt wurde. Wir hatten im Laufe dieser Woche sehr viele Kinoleute aus der Provinz in Berlin. Auch wenn der Besuch der Fach¬ ausstellung der Schausteller schließlich nur eine Anregung oder eine Idee bringt, die wir für unseren Theaterbetrieb nutz¬ bringend verwerten können, so war der Besuch wohl lohnend. Sonderbarerweise interessierten sich aber unsere Fachkollegen weniger für die Schausteller, desto mehr aber für die direkten Kinematographenstände. Natur¬ gemäß setzt ja auch hier unser persön¬ liches Fachinteresse ein; darum wollen wir als Kino-Flaneur hier speziellen Auf¬ enthalt nehmen. In seiner harmonischen und effekt¬ vollen Abgeschlossenheit macht der Stand von Ernemann, Dresden, einen sehr vor¬ nehmen Eindruck, ohne jedoch von der landesüblichen Ausstellungsmanier be¬ sonders abzuweichen. Der Blick fällt über eine große Reichhaltigkeit von Kino- Aufnahme- und Wiedergabe - Apparaten. Alles blitzblank und sauber, alles in effektvoller Aufmachung. Ein F.höner Beweis deutschen Gewerbefleißts, guter Präzisionsmechanik und offenen Blickes für die neuzeitlichen Anforderungen der modernen Betätigungsgebiete der vor¬ geschrittenen Kinematographen - Technik. In gewissem Sinne kann man es der Firma Ernemann nicht versagen, daß sie stets für die wissenschaftliche und kulturell hohe Bedeutung der Erfindung der le¬ benden Photographie ein praktisches und förderndes Interesse bekundet hat. Aus dem Grunde gebührt ihr hier eine dies¬ bezügliche dankende Zustimmung . und Aufmunterung, die Wege, die sie uns allen gangbar macht, weiter einzuiialtcn. Die „Nordisdie Film-Compagnie“, noch in angenehmer nusstelluiigsfrciidiger Er¬ innerung von Hamburg und Berlin her, ist auch letzt wieder sehr apart vertreten, und zwar in der bekannten Boudoir- Manier mit vergoldeten, seidebezogenen Rokokomöbeln. Viel gefragt wurde nach der „Weißen Sklavin“ zweiter Teil, von dem man allseitig urh fit, daß er für beide Teile denselben Bombenerfolg bringen möge, wie der aufsehenerregende Vorgänger. Angenehm plaudert es sich beim „Stachow-Stand“. Die Firma Leo Stachow, Berlin, hat eigentlich die große persön¬ liche Liebenswürdigkeit, die sie den Kino- Interessenten gegenüber besitzt, gar nicht nötig, denn ihre Fabrikate sind für uns nicht nur praktisch, sondern direkt not¬ wendig geworden. Man spricht kurzweg von der „Stachow-Lampe“, die mit ihrer sechsfachen Verstellung überall da in Gebrauch ist, wo man fachmännisch einwandfrei zu arbeiten bestrebt ist. Auch der bekannte Maltheserkreuz-Apparat er¬ freut sich weiter der festgewurzelten Be¬ liebtheit, während die .,Stachow - Klapp¬ sitze“ in so überreichlichem Maße bestellt werden, daß Stachow mit Recht sagen kann: „Die Sache klappt!“ Auch in einem Berliner „Union-Theater“ ist mit einer unbrauchbaren Bestuhlung tabula rasa gemacht worden und Stachow als Stuhl-Reformator wirksam berufen worden. Wir wünschen herzlich, daß durch die Ausstellung der Kreis der Kunden von Stachow sich immer mehr vergrößern möge. Elsässer. Berlin, die mechanische Werkstatt für Kinematographie, gestattet dem Ausstellungsbesucher auf seinem Stand interessante Einblicke in die Einzelprodukte der Feinmechanik, die für den Apparatebau in Betracht kommt. Elsässer ist bekanntlich der hauptsäch¬ lichste Apparate-Lieferant für den Kino- Aussteller. Auch er wird also Freund¬ schaften, die sich gelockert haben, wieder fester geknüpft haben und manche Be¬ stellung als praktische Erinnerung an den Zoo mit nach der Markgrafenstraße nehmen, um .seine Kunden rechtzeitig und gut wie immer zu bedienen. — Die bekannte. Firma Grass & Worff, Berlin, die ebenfalls in der Markgrafen¬ strasse ihr Heim hat, ist mit einem ganzen Arsenal von Projeklions - Erzeug¬ nissen vertreten. Interessiert blättert man den instruktiven Katalog dieser Firma durch, worin man alles findet, was der reisende und festsitzende Kino-Mann an lebender und feststehender Projektion gebrauchen kann. Vom kleinsten Haus- Kinomatographen bis zum absolut kom¬ pletten Theaterapparat ist da al'es ver¬ treten, was der „Lichtempfindliche“ ge¬ brauchen kann. Ans dem Grunde war auch hier die Standbesichtigung ganz be¬ sonders lehrreich. Die Musikbranche, ganz besonders aber die 0 r c h e s t r i o n s, nähern sich wieder gewaltig dem Kino-Theaterbetrieb. Hier ist der technisch-künstlerische Aul¬ schwung, den der i'au und die Kon¬ struktion der Orchestrions nahm, die Hauptursache. In dieser Branche geht es nicht mehr so still zu, wie in den letzten Jahren, im Gegenteil: sehr ge¬ räuschvoll. Speziell durch die Ein¬ führung des automatischen Violinspiels, die Lösung einer technischen Schwierig¬ keit, die man bisher für unmöglich hielt, hat man jetzt eine gewisse Aussöhnung mit uns erzielt, die alle Antipatien be¬ seitigte. Jetzt kann man getrost ein solch’ modernes Orchestrion in den Kino- Saal stellen. Die künstlerische Musik paßt sich wie individuelle Handarbeit dem Kinosujet zeitlich und auch beinahe seelisch absolut einwandfrei an. Wir haben schon auf dem ersten Ausstellungs¬ rundgang die Spezial - Firmen für diese musikalisch - automatischen Neuheiten genannt. — Aber auch viele Berliner Kino - In¬ dustrielle, die nicht ausstellen, können durch die Ausstellnng praktische Erfolge verzeichnen. Die Provinz - Interessenten kamen nach Berlin und flanierten durch die Stadt, um persönlich neue Verbin¬ dungen herzustellen und Aufträge zu geben. Wir wissen z. B., daß der bekannte Re¬ klame - Maler Michaelis-Berlin, Prinzenstraße 90, viel kleine und einige sehr große Aufträge notieren konnte; wir wissen, daß Fritz Gilies, Berlin, durch die Ausstellung einige sehr be¬ achtenswerte Leih-Verträge abgeschlossen hatte, und die Berliner Billet- druck-Centrale Berlin-Rum- m e 1 s b u r g, gerade in den letzten