Licthbild-Bühne (April 1911)

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Seite 2 L • B • B No. 17 Herr Albert Martens (M. d. B.) erklärte, da¬ durch, daß die Lustbarkeltssteuer auch In an¬ deren Städten ehigefQhrt ist, sei die Steuerfln- dung8kommls8lon dazu gekommen, die Theater zu einer größeren Belastung heranzuziehen, denn es sei im Hamburglschen Staatssäckel ein Defizit von nahezu 17 Millionen Mark zu decken. Qleichzeitgforderte Herr Alb. Martens (M.d.B.) in seinem Referate den Lokalverband auf, mit weiterem Material ihn zu unterstOtzen, damit solches auch näher geprüft werden könnte, um dann auch die Härten, welche in der Vorlage sind, weiter herunterzusetzen. Von den Mitgliedern Herren Kaufmann, Henschel und Jensen wurde darauf hingewiesen, daß es einem Theaterbesitzer gar nicht möglich sei zu existieren, wenn die Steuer ln der vor¬ geschriebenen Form Gesetz werden würde und sollten die Steuern mehr auf die leistungsfähi¬ geren Schultern gelegt werden und nicht immer den kleinen Geschäftsmann damit belasten, der ohnehin heute schon sehr schwer zu kämpfen hat. Herr Robert Wächtler (M. d. B.) erklärte, daß er gekommen sei, um berechtigte Wünsche und Forderungen anzuhören und welteit zu prüfen, um solches dann seiner Fraktion vor¬ zulegen und für uns einzutreten, denn er sei stets für die Forderungen des kleinen Geschäfts¬ mannes zu haben und werde auch dafür eln- treten, daß das Groß-Kapital, welches dem klei¬ neren Geschäftsmanne Konkurrenz macht, auch mehr zur Steuer herangezogen wird. Auch Herr Alfred Stürken (M. d. B.) sei nur gekommen, um unsere Wünsche anzu¬ hören, er fand es aber merkwürdig, daß die Kinematographen-Theaterbesltzer, wo sie doch ein Theater für arme Leute sein wollten, gerade an den Sonn- und Feiertagen, wo der Arbeiter ausgehen kann, die Preise erhöhten. ln der weiteren Aussprache wurde darauf aufmerksam gemacht daß gerade die Sonn- und Feiertage, wo die Kinematographen-Theaterbe- j sitzer etwas höhere Preise erzielen könnten, I diejenigen Tage sind, wo etwas verdient wird, denn an den Wochentagen sei von einem Ver¬ dienst gar keine Rede, denn sehr oft wird an den Wochentagen nicht das eingenommen, was an Unkosten verausgabt wird. Es wurde sodann eine Kommission, be¬ stehend aus 5 Herren und zwar Fr. W. Peters, F. Balke, Hugo Steigerwald, H. Böcktnann und Th. Potenberg, gewählt welche die weiteren Arbeiten in die Hand nimmt um mit anderen Gruppen, welche ebenfalls durch die Lustbar¬ keltssteuer schwer betroffen werden, gemeinsam vorzugehen. Auch sollte für die Bürgerschaft weiteres Material ausgearbeitet und den einzelnen Ver¬ tretern zugesandt werden. Schluss der Versammlung 2 Uhr 45 Minuten. Der Vorstand 1. A.: Helnr. Ad. Jensen z. Zt. Schriftführer. Wie wird das Sommergeschäft? ■■■>1 s gehört wirklich keine außerordent- liehe Sehergabe, kein Propheten¬ talent dazu, um in anbetracht der kommenden Sommersaison den mj Kino-Besitzern das Prognostikon aufzustellen: „Das Qaschlft wird sshr schlecht I“ Bis jetzt haben wir seit Erfindung der Kinematographie jedes Jahr zum Frühjahr uns gesagt: Jetzt kommt das große Massensterben, die Pleite-Epidemie engros! Und doch ringt und strebt noch Alles fleißig weiter, und selbst die prächtigste intensivste und dauerhafteste Sommer¬ sonne hat die Kinematographie nicht aus der Welt schaffen können. Zum Herbst kommt immer wieder das Etablierungs¬ fieber engros, und daher kommt es, daß Konkurs und Sparkassenbuch, Defizit und Gewinn, leere Häuser und UeberfQllungs- sorgen, Hunger und Fettsucht einträchtig mit einander abwechseln und zum Ver¬ gleich mit den sieben mageren und sieben fetten Jahren reizen, von denen schon in der dicken BroschQre zu lesen war, die lm Verlage von Dr. Martin Luther-Weiland erschienen ist. Gewöhnlich machen wir alle die Rechnung ohne den Wirt, das heißt die halbe Jahresbilanz im Frühjahr ohne den kommenden Sommer. Wir überblicken, daß unser Kino-Geschäft uns den Winter Ober gut leben ließ, und lassen uns da¬ durch allzufrQh zu der lapidaren Dumm¬ heit hinreißen, auszusprechen, daß die Kinematographie eine glänzende Erfindung ist, die ihren Mann nährt. Eigentümlich ist es nur, daß der Kinomann auch lm Sommer essen will, und die verwQnschte Miete weiter läuft, und das Leibprogramm nicht gratis ist, und die Stromrechnung Zwanglose Gedanken. auch im Sommer kommt, und die Lohn¬ zahlungen an unpraktische Zeittermine gebunden sind, daß Oberhaupt die Spesen im Sommer genau so groß sind und die Einnahme erschreckend minimal, und das Gesamtresultat des ganzen Jahres ist dann der unvermeidliche Gerichtsvollzieher, der jetzt schon mit einer gewissen diabolischen Diebsfreude auf den Herbst wartet, wo er mit Ueberstunden innerhalb unserer Theaterbranche zu wirken hat. Ueberal! da, wo im Hochsommer plötzlich das Schild herausgehängt wird: „Wegen Betriebs¬ störung heute geschlossen 1“, da bedeutet dieses Heute eine komplette Einigkeit; der Kino wird nie wieder aufgemacht, weil zu wenig Neugierige da sind, die das Geheimnis ergrQnden wollen, wann das Morgen ist. Es ist eine lehrhafte Statistik, wieviel Kinoleichen schon auf der Strecke liegen geblieben, die da in einem letzten Anflug einer gewissen Schamhaftigkeit noch in ihrer letzten Stunde ihre Todesursache verbergen wollen und die Tafel als falsches Aushängeschild benutzen: „Wegen Betriebsstörung bis auf weiteres ge¬ schlossen!“ Hier wie da bedeutet das „bis. auf weiteres“ auch nur „ewig und drei Tage“, und die Betriebsstörung ist weiter nichts als Kurzschluß in der Be¬ zahlungsmöglichkeit Was nQtzt es aber alles, wenn wir wissen, daß der Winter uns gerade so knapp leben läßt, der FrQhling uns den ungestillten Appetit bringt, der Sommer die Unterernährung und der Herbst das komplette Verhungern; es wird doch immer wieder aufs Neue etabliert, weil man in unseren Reihen viel zu wenig rechnender Kaufraan ist. Die Kinematographie ist die Ver¬ körperung des absolutesten Winterge¬ schäfts, denn die notwendige Dunkelheit der hermetisch geschlossenen Theater¬ räume vertragen sich nicht, mit dem sonnendurchglQhten Sommer, wo die Menschheit nach Luft und Licht hungert Man muß also als Kino-Inhaber im Winter so viel verdienen, daß man im Sommer ungeschadet schließen kann, das heißt: das Geschäft geht nicht, wenn man im Winter so viel verdiente, daß man während? dessen gut leben konnte. Bis zum Früh¬ jahr müssen die Reserven für den Sommer daseln, sonst gibts kein Sommerdasein. * * * Sonderbarerweise beginnt der Film¬ verleiher dieses Jahr schon im Früh¬ jahr mit den Geschäftsklagen. Die Bilanzen sollen so schlecht stehen, daß man dem¬ zufolge sagen kann: die Verleiher haben es noch glänzender wie die Kinobesitzer verstanden, schlechte Geschäfte zu machen. Man munkelt überall von Zahlungs¬ stockungen, und zwar meist da, wo ver¬ liehen wurde ä tout prix, wo der zwei¬ malige Programwechsel inkl. Pendeln an der Tagesordnung war, wo jeder Kunde fQr die erste Woche ohne Besinnen an¬ genommen wurdt. Alles spitzt sich auf die erste Woche zu, und darin liegt ein solch' ungesundes Geschäftsprinzip, daß schon jetzt dieser Modus als die Haupt¬ ursache angesehen wird, weshalb die Geschäfte nicht zufriedensteifend sind. Derjenige Verleiher macht die besten Geschäfte, der die kleinsten Geschäfte als Kunden hat, denn darin liegen die größten Geschäfte. Wenn die Verleiher nur zu der Erkenntnis kommen worden, daß sw