Licthbild-Bühne (July 1911)

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Seite 8 L ■ B ■ B Nr. 26 den Säulenbogen gebildeten Nische, einen plättschernden Brunnen umschließend, Ober dem sich die hohe, sehnige Bronze¬ gestalt eines nackten Diskuswerfers er¬ hebt. Durch die Schling- und Hänge- Pflanzen des Brunnens dringt der ge¬ dampfte Lichtschein der unsichtbar unter dem Rande des Bassins angebrachten Lämpchen und zaubert in dem sich kräuselnden Wasser entzQckende Reflexe. Mit dem tiefen Blau der Säulen, das in halber Höhe erst in ein sattes GrUn aber¬ geht, Uber dem das Weiß-Grün-Gold der Säulenkapitäler herniederleuchtet, kon¬ trastiert ein freiornamentiertes, niedriges, goldenes Gitter, das die inneren Säulen miteinander verbindet. Wohlgefälligste Farbenharmonie zeigt auch die Wand¬ verkleidung des Tempelinnern. Ein sattes Orange beginnt in halber Höhe und taucht, die StrahlenbUndel von fünfzig verdeckten Flammen reflektierend, den Tempelraum in das Licht der Morgen¬ röte, zu dem sich noch der Schein der orangefarbigen, von Goldleisten täfelungs¬ förmig durchzogenen Decke gesellt. Pro¬ fessor Hans Unger-Dresden, dessen Atelier auch der Diskuswerfer enstammt, hat den 70 Quadratmeter um¬ fassenden Raum zu einem Meisterwerk architektonischer Wirkung gestaltet und in dem Architekten Gude einen feinsinnigen Interpreten seiner Idee ge¬ funden. Dem Werk des künstlerischen Architekten aber setzte der Maler die Krone auf, Professor Goller- Dresden, der als Wandschmuck für das Tempelinnere zwölf Malereien auf Goldglasplatten schuf. Diese Bemalungs¬ technik, eine Erfindung Goller s, die hier zum ersten Male vor die Oeffentlichkeit tritt, zeitigt, zumal in der raffinierten Be¬ leuchtung, eine ganz aparte Wirkung Das Auge des Vorübergehenden wird ge¬ radezu magnetiscii von diesem Tempel- raum mit seinem Wunder von Farben und Licht angezogen. Neben Professor Goller haben die Herren Puhl & Wagner, Berlin, die das Gold¬ plattenmaterial, ihre eigne Erfindung, in ihren Werkstätten herstellen, Verdienste an der Ausführung der wohlgelungenen Bilder, deren Sujets Verkörperungen der Gymnastik, Säuglingspflege, der Kraft, des Kinderschutzes, die Spenderin der Heilkräuter, des Sportes, des Lichtes, der Luft, des Wassers usw. dem Gebiete der Hygiene entnommen sind. Die Anwendung der Fabrikate der Firma Heinrich Ernemann A.-G., Dresden 195, die in dem Tempelinnern in ge¬ schmackvoller Weise und mit künstle¬ rischem Empfinden ausgestellt sind, ver¬ anschaulichen große Bilder an den sechs Außenfeldern der Tempelwände. Hier hat der bekannte Maler Erler- Dresden die Photographie im Dienste der Krankenbehandlting, des Sportes, der Kriminalistik und der wissenschaftlichen Kinematographie in packenden Szenen auf der Leinwand dargestellt. Ganz ab¬ gesehen von dem Blick ins Tempelinnere lockt besonders eines von diesen Bildern die Besucher stärker als die aufdring¬ lichste Reklame an: das wundervoll scharf gezeichnete Bild der Altstadt Dresden mit der Hofkirche im Mittelpunkt, senk¬ recht gesehen von einem Aeroplan herab. Auf der anderen Seile erblickt man die kinematographische Projizierung von Ty¬ phusbazillen in einem Hörsaal. Von den Bildern eingeschlossen wird das bekannte Ernemann - Plakat, der von Professor Unger gemalte Kopf unter dem der Be¬ sucher in den vier Sprachen: deutsch, englisch, französisch und russisch Auf¬ klärung über das industrielle Gebiet der Firma erhält. „Heinrich Ernemann“ leuchtet es auch in goldnen Lettern vom Giebel des Daches, einer gelungenen Marmorimitation, dem Besucher entgegen. Eine Ausstellung von wahrhaft künst¬ lerischer Wirkung ist hier geschaffen, das Zweckdienliche hat sich mit dem Ge¬ fälligen in schönster Harmonie gepaart. In diesem Milieu des Tempelraumes, der in seiner Ausgestaltung eine Sehens¬ würdigkeit nicht allein der Abteilung für wissenschaftliche Instrumente, sondern der Ausstellung überhaupt genannt zu werden verdient, haben die vorzüglichen Fabrikate der in der photographischen Branche weltbekannten Firma eine ihr würdige Umgebung gefunden. Die in ihrem Aeußern so schlichten und doch so ausgezeichneten Apparate, Cameras für Kliniken, für die Kriminal-Polizei, die Mikro - kinematographischen Aufnahmen, ferner Projektions - Apparate und billige Epidiaskope für Schulen präsentieren sich hier im besten Lichte. Alles in allem der Ernemann - Tempel auf der Interna¬ tionalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 dokumentiert die Umsetzung eines ziel¬ bewußten, von vornehm künstlerischen, wie von weitblickenden geschäfts - männischen Intentionen gleich stark be¬ einflußten Willens in eine imposante Tat. Die Fabrikate der Heinrich Ernemann A.-G., Dresden 195, sind durch alle erst¬ klassigen Photohandlungen zu beziehen. Preislisten kostenlos. □ Allerlei □ Interessantes vom 38. Deutschen Qastwlrteteg. Intime Einblicke in die Denkweise der Gastwirte bot der Gastwirtstag in Braunschweig. - Die Sektion Bromberg fordert Maßnahmen gegen die Kon- zessionierung des Verkaufes von Er¬ frischungen in Kino - Theatern, denn in diesen verkehre nur lichtscheues Gesindel usw. und die Lokale ent¬ sprechen nicht den feuerpolizeilichen Bestimmungen. - Die Sektion Stralsund klagt über die Zunahme der Abstinenten¬ bewegung. Ihre Vertreter sind Parasiten, die am Mark der Gastwirte zehren. Wenn man beim Kriege 1870/71 keinen Schnaps gehabt hätte, wäre der Krieg für uns verloren gewesen. - (Nach der Meinung der Gastwirte müßte eigent¬ lich demnach ganz Deutschland ständig besoffen sein, wenn es zu Ruhm und Ehren gelangen will. Die Red.) Ein stfldtlsches Klnematographen- Theator. Der Magistrat in Rendsburg hat für die Einrichtung eines Kinematographen- theaters in der Stadthalle bei den städtischen Kollegien den Antrag um Bewilligung von 1000 Mark gestellt. Der Magistrat beabsichtigt damit, das Kinematographenwesen in den Dienst der Volks- und Jugendbildung zu stellen. Die Organisation der Dresdener Kino-Angestellten. Wie bekannt, sind die Dresdener Kino-Angestellten schon seit längerer Zeit organisiert. Sie haben sich jetzt, um der Verbesserung ihrer sozialen Lage mehr Nachdruck verleihen zu können, einen Verband konstituiert, der den sozialdemokratischen Gewerk¬ schaften angeschlossen werden soll. Sturmschaden. In Genf hat am 18. Juni ein Zyklon in der Gegend von Lezle ein Kinemato- graphentheater vollständig zerstört. Auch der sonst angerichtete Schaden ist bedeutend. Der billigste Kino-Apparat. Die Selbstherstellung eines Kinemato- graphen wird in einem soeben im Verlag von Otto Maier, Ravensburg, erschienenen Bändchen der Sammlung „Spiel und- Arbeit“ ausführlich beschrieben. Preis des Heftes M. 1.- Klno und Volksbildung. Im Ohr’schen Union - Theater in Pirmasens fand vor kurzem ein kine- matographischer Unterhaltungsabend des Volksbildungsvereins Pirmasens statt. Das lehrreich, aber auch gleichzeitig m» einigen humoristischen Nummern durch¬ setzte Programm hat nur äußerst wenig Publikum herangezogen, trotzdem das Ohr’sche Theater sonst allabendlich b« auf den letzten Platz gefüllt ist. Es ist dies ein Beweis, daß die Volksbildner die Stele des Volkes nicht kennen. Das Publikum will gern Gutes und auch Edles sehen, aber nicht das, was die Kino-Verbesserer ihm vorsetzen. Klno-Fouor In Berlin. Im „Viktoria-Theater“, Frankfurter Allee 152, brach im Vorführungsraum ein Brand aus, der aber bald geloscn werden konnte.