Licthbild-Bühne (August 1911)

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Seite 6 L - B - B No. 32 gelernt, daß der Kinematograph ein ganz vorzügliches Mittel ist, um für irgend etwas Propaganda zu machen, ln Amerika rettet die Heilsarmee mit einem geradezu glänzenden Propaganda-Film, der überall läuft, täglich Hunderte von Seelen, die Antialkoholbewegung macht ebenfalls für ihre Bestrebungen Film-Reklame, und ein großes Bergwerks-Unternehmen in Süd- Amerika sucht jetzt auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege neue Kapitalisten. Deutschland hinkt natürlich nach. Man hat hier wohl den Wert der Film- Reklame erfaßt, aber noch nicht die richtige Verbreitungsform gefunden. Wie gewaltig diese Verbreitung ist, davon hat man in Privatkreisen keine Ahnung. Deutschland hat über 2000 Kinemato- graphen-Theater. Da jedes Theater durchschnittlich täglich von ca. 450 Per¬ sonen besucht wird, also wöchentlich von ca. 3150 Personen, so kann eine Firma, die ihre Fabrikate auf dem Wege der Film- Reklame bekannt machen will, mit einem Filmsujet ingesamt 6300000 Menschen Kenntnis geben. Dies ist eine Publikations¬ ziffer, die selbst die allergrößte und best¬ verbreiteste Zeitung nicht besitzt, die durch Plakate etc. nie erreicht werden könnte. Bis jetzt haben sich in Deutschland nur drei Männer gefunden, die den gewaltigen zukünftigenWert der methodisch durchgeführten Film - Reklame erkannt haben. Da aber der richtige Organisations¬ plan noch nicht geschaffen wurde, um eine sich Uber das gesamte Kinemato- graphen-Deutschland erstreckende Propa¬ ganda zu ermöglichen, so muß die jetzt vorhandene deutsche Film-Reklame als noch vollständig in den Kinderschuhen steckend bezeichnet werden. Bis jetzt sind nur einzelne Firmen gewonnen worden, deren Leiter den großen Wert der Kino- Reklame erkannt haben, und zwar: Cigarettenfabriken,Leinenwebereien,Land- ansiedlungs - Gesellschaften, Maschinen¬ fabriken, Brauereien, Posamentierwaren, Schokoladefabriken usw. Alle bisheri n Deutschland geschaffenen Reklamefilms haben eine Höchstlänge von 50Metern und bemühen sich den Reklame¬ zweck mehr oder minder möglichst zu verbergen. Wir wissen, daß die Idee der Reklame- Films so enorm ausbeutungsfähig ist, daß nur noch der kühne Groß-Organisator fehlt, der die Schätze hebt. 1 Auch die deutschen Filmfabriken sollten nicht so achtlos an diesem Thema vorübergehen« Wenn z. B. ein Film aufgenommen wird „Dresden und die Hygiene - Ausstellung 0 , so müßte der Dresdener Magistrat, der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs und die Ausstellungsverwaltung die Gesamtkosten tragen, und der Filmfabrikant müßte dann gra<is diesen Film, der eine bezahlte Reklame garnicht vermuten läßt, an sämt¬ liche Verleih - Institute ebenfalls gratis senden. Diese Idee ist durchaus nicht utopistisch, sondern natürlich und laßt sich auch auf vielen anderen Gebieten, nicht nur bei Naturaufnahmen oder Städte- Ansichten anwenden. Daß im übrigen im ewigen Kultur¬ kampf der geistigen Strömungen, auch vornehmlich auf dem Gebiete der Politik, der Propaganda - Film eine überaus wichtige Rolle spielen wird, ist nur noch eine Frage der Zeit. Goldene Regeln für. Kino-Theater. |ZaiZiZ|enn bei der immer mehr an¬ wachsenden Zahl von Kino¬ theatern der Erfolg nicht allen ■ . hold ist, so muß man nicht der U■>«■» ! Glücksgöttin allein, sondern in vielen Fällen auch den Besitzern die Schuld geben, die nicht die „goldenen Regeln 44 ihres Berufes beachteten. Vor allem haben sie gleich zu An¬ beginn an das Geschäft gedacht, aber, daß sie auch wissen besitzen müssen, Obersehen. Man lernt .zwar manches mit der Zeit, kann aber nicht immer mit dem Fachmann konkurrieren. Wer ein Kino¬ theater mit Erfolg leiten will, muß vor allem genau kennen, welchem oft schwierig zu lösendem Problem er die Wege ebnen wil), wie viele Zweige seiner Tätigkeit eines ganzen Mannes harren. Neben den Generalregeln, die er oft nicht alle kennt, hat er Sonderfragen zu beantworten, seine Entscheidungen unter Berücksichtigung gar vieler Momente zu treffen. So mancher hätte keinen Kino eröffnet, wenn er gewußt hätte, daß er Mieter, Wirt, Mechaniker, Tapezierer, Installateur, Elek¬ trotechniker, Musiker, Optiker, Organisa¬ tor, Rechner, Kunstverständiger, Empfangs¬ herr, Buchhalter, Kontrolleur, Kassierer, Feuerwehrmann, Reklamechef, usw., usw. in eigener Person sein muß oder fach¬ männische Berater und Mitarbeiter auf diesen Gebieten heranzuziehen hat. ln den wesentlichsten Fragen muß er jedoch selbst entscheiden, denn die Hin¬ zugezogenen haben eigene und erst in zweiter Linie seine Interessen vor Augen und bei einem Unternehmen müssen alle obenerwähnten Interessenten einheitlich wirken, was auch nur wieder der Eigen¬ tümer selbst bewirken kann. Vor allem muß er Finanzmann sein und sein Budget errichten können. Die Kostenvoranschläge kann er ja vielleicht Zur geffl. Kenntnis! Theaterbesitzer, welche kurze interessante Rekiamefilms auch für kurze Zeit gegen Ü6lO S £lllS(tl3vI9linQ vorfUhren wollen, müssen sich sofort wenden an die Film-Reklame :: :: :: Julius Pinschewer, Berlin W. Münchener - Strasse 38, Telephon: Amt vi, Nr. 3222 . prüfen, manchmal sogar beurteilen, ob er aber alle Kosten zusammenstellt, sie im richtigen Verhältnis verteilt und der Möglichkeit eines Erfolges den Grund¬ stein gelegt hat, das ist die allerwichtigste Frage. Theorien gibt es nämlich für ihn fast gar nicht, beinahe alles muß sich jeweilig aus der Praxis und aus den näheren Umständen ergeben. Der erste Schritt ist die Auswahl des Lokales. Ist man bezüglich der Gegend mit sich im klaren, so wird es immer vorteilhafter sein, jene Lokalität zu wählen, die für das Unternehmen geeignet er¬ scheint, als Lokale zu bauen oder um- zubauen. Die Höhe der Mieten für Kinos haben die Berufsgenossen selbst ver¬ schuldet, weil sie keine Grenzen, kein Halt kennen. Man kann am Lokale, am Mietsvertrage, an der Miete Schiffbruch leiden. Ist man aber über diese Klipp« hinweg, dann heißt es organisieren, Um¬ sicht, Geschmack und Sparsinn entfalten» denn hierin liegt der Schlüssel des Er¬ folges. Die glänzendste Regel kennen noch viele Theaterbesitzer nicht, denn sie sorgen in erster Reihe für sich m ihr Geschäft, während sie doch haupt¬ sächlich für die Besucher sorgen müßte®- Jeder Kinobesitzer, der ehrlich strebt? hat viel zu tun und viele Details zu w* achten, aber seine Hauptaufgabe muß * sein, sich an die Stelle seines Publik“®* zu denken und diesem alles das zu bieten» was er als zahlender Besucher auch nico gerne missen möchte. Darum muß