Licthbild-Bühne (September 1911)

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No. 38 L • B ■ B Seite 15 □ Behördliches. U □ Der Film afs Lehrer. Der Ktnematograph ist längst mehr als nur ein guter Gesellschafter,. ein amüsanter Plauderer: sein Bildungswert wird heute nicht mehr bestritten. Die schmalen Zelluloidstreifen bergen Wissen in lebendigster Form. In ihnen schlummert das Werkzeug zu einem Unterricht, der mehr gibt als trocken-abstrakten Lehr¬ stoff: Anschauung und Erfahrung. Diese frischen didaktischen Kräfte der Schule dienstbar zu machen, kann nur mehr eine Frage der Zeit sein. Einen Schritt in dieser Richtung haben die Lichtspiele in Berlin getan, ln den letzten Tagen fand im Mozartsaal die erste einer Reihe von Schalervor¬ stellungen statt, deren Programm sich eng an das Stoffgebiet des Realien¬ buches für Berlin und die Vororte an¬ lehnen wird. Zuerst gab es eine Lektion Oeographie: Frankreich. „Frankreich hat die Gestalt eines Sechsecks, das aus drei Land- und drei Kastenseiten besteht. Jene weisen auf den Verkehr mit dem Festland, diese auf den Verkehr mit Afrika, England, Amerika hin M , sagt der Pro¬ grammzettel, der die Illustration durch sachliche Erläuterungen unterstützt. Aber dann sehen die Kinder das Nachbar¬ land, sehen Paris und den Eiffelturm, Partien der Westalpen, der Ardiche und der Savoyener Berge, Marseille. Sie nehmen den Lehrstoff mit dem Auge, als Bild in sich auf. Das sind keine Wissensformeln, das ist Eindruck, Er¬ leben, wie sie kein Klassenunterricht geben kann. So lernen sie Ehrfurcht vor der Größe moderner Kultur, vor den Fort¬ schritten der Technik. Bilder vom Bau des Panamakanals, von der fabelhaft sinnreichen Mechanisierung der Boden- Püege in Argentinien bringen ihnen ganz Jjeue Begriffe. Ein paar eingestreute Humoristische Films — alle vom päda¬ gogischen Standpunkt einwandfrei, aber auch ohne vordringliche Moral - würzen f* lehrhafte Kost. So entsteht keinen Augenblick Langeweile. Die jugendlichen Besucher der ersten Vorstellung unter- J eiten sich vortrefflich bei dieser neuen Art des Anschauungsunterrichts. . Wie gesagt: die Neuerung der Licht- spiele bedeutet nur den ersten Schritt. jedoch auf diesem Wege weiter- pchritten wird, steht schon heute fest. 2® Leitung der Lichtspiele ist mit den JJniner Schulbehörden Ober den Ausbau h 8 .® 8 kineraatographischen Unterrichts * Unterhandlung getreten. Die Vor- S e der Lichtspiele gehen dahin, den ^Vorstellungen in gemeinsamer ^eit mit den Leitern des Berliner Schulwesens ein bestimmtes System zu geben. Das Projekt der Lichtspiele hat die Einführung einer allmonatlichen obli¬ gatorischen Anschauungsstunde für jede einzelne Schulklasse zur Voraussetzung. Die zur Vorführung gelangenden Films sollen eigens für diesen Zweck nach den Angaben der Schulbehörden hergestellt werden. Als Stoffgebiete sind in erster Linie Erd- und Heimat¬ kunde, Botanik, Zoologie, Physik in Aus¬ sicht genommen. Die Kosten für die Anfertigung dieser Films betragen un¬ gefähr 200000 M. Die Lichtspiele würden demnach in der Lage sein, einen Einheitspreis von 50 Pfennig für die zehn Vorstellungen eines Jahres durch¬ zuführen, so daß für jedes Kind und jede Vorstellung nur ein Aufwand von 5 Pfennig notwendig würde. Die — sehr beachtenswerten — Vorschläge der Lichtspiele, die das Unterrichtswesen um ein ideales Lehrmittel bereichern würden, liegen gegenwärtig dem Berliner Stadt¬ schulrat Fischer zur Begutachtung vor. Später soll auch mit den Kommunen der westlichen Vororte wegen einer Aus¬ dehnung des optischen Unterrichts verhandelt werden. Aufruf zur Gründung städtischer Kino-Theator. Der Vorstand des Westdeutschen Sittlichkeits-Vereins gibt folgende An¬ regung: Der Siegeszug der Kinemato- graphen seit dem Jahre 1896 durch die moderne Kulturwelt ist eine Tatsache, die bewundert werden muß. Leider finden sich jedoch im heutigen Kine- matographenwesen teilweise sehr be¬ dauerliche Auswüchse. Denken wir nur an den witzlosen Hampelmann-Humor in den „humoristischen Schlagern*, an die Rührseligkeit und Unwahrhaftigkeit in den sogenannten Dramen, an das sittlich Bedenkliche in den Verbrecher¬ stücken, an die Schundbilder am Ein¬ gang. Die kinemathographischen Theater von heute sind teilweise Verbildungs¬ und Verdummungsinstitute. Wie war das möglich? Bis heute ist das Kine- matographenwesen nur Sache der Privat¬ geschäfte. Und die Polizei, soweit sie hier auf dem Posten war, konnte doch nur Schlechtes verhindern, aber nichts Gutes schaffen. Der Kinematograph kann aber in hervorragender Weise ein Bildungs- und Belehrungsinstitut werden, wenn die Städte sich seiner annehmen und ihn auf ein höheres Niveau heben. Auf dem Gebiete der Naturwissenschaft, besonders der Mikroskopie und der Geographie, auf dem Gebiete der Ge¬ schichte und Lebenskunde können Stoffe geboten werden, die in hervorragender Weise belehren und unterhalten. Darum, Städte, gründet kinematographische Theater 1 1. Ihr fördert die Bildung der Bürger. 2. Ihr vermehrt das An¬ schauungs-Material der Schule. 3. Ihr belastet den Stadtsäckel nicht, da sich ein solches Theater selbst erhalten wird. Zum Kino-Brand auf dom Leipziger Meßplatz. Zu dem bereits gemeldeten Schaden¬ feuer erfahren wir noch folgendes: Der 24 Jahre alte Arbeiter Müller aus Göthen, der in dem Verdachte stand, den Brand des Kinematographentheaters von Börnow auf dem hiesigen Meßpalast verursacht zu haben und der seit dem Brande ver¬ schwunden war, stellte sich jetzt frei¬ willig der hiesigen Polizei. Er ist ge¬ ständig, das Feuer in fahrlässiger Weise verschuldet zu haben. — Von anderer Seite wird uns hierzu noch mitgeteilt: Freiwillig stellte sich der Kriminalpolizei ein 24 Jahre alter Arbeiter aus Cöthen, der wegen fahrlässiger Brandstiftung ver¬ folgt wurde. Der Mann war in dem Kinematographentheater von Börnow auf dem hiesigen Meßplatze beschäftigt und war nach dem Brande dieses Theaters verschwunden, so daß sich der Verdacht der Täterschaft auf ihn lenkte. Der Ar¬ beiter ist geständig, in dem Vorführungs¬ raum nach Kohlenstiften gesucht und dabei zur Beleuchtung ein Streichhölzchen ver¬ wendet zu haben. Plötzlich habe in dem Raume alles in Flammen gestanden, er habe den Kopf verloren und sei ge¬ flüchtet. Ob diese Darstellung den Tat¬ sachen entspricht, wird die elngeleltetc Ein freier Eleinungs * Austausch IkriMt Engti, tli umn Braukt MNta,btl«fNMN|l taSpvcdN siil der „bldrfNlfoUtae“ kaa |<to RlaO'lattNssnt n Mira Bcnis> Itaossifl sfNdm.