Licthbild-Bühne (February 1912)

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Seite 8 L • B ■ B No. 5 bei der vermeintlichen Kinemacolor- Gefahr dieselbe Beunruhigung unnützer¬ weise entfacht, und die Photographie steht immer noch in Blüte. Ja, selbst wir mit unserer Tochter-Erfindung konnten und wollen nicht die toten Photobilder verdrängen. Der Vollständigkeit halber müssen wir noch bei unseren technischen Erklärungen erwähnen, daß es noch eine von Jolly erfundene Dreifarbenphotographie gibt, welche ebenfalls auf Teilung der Gesamt¬ farben des Naturobjekts, und zwar rot, gelb und blau, beruht. Dabei wird durch ein einziges Raster mit drei durch¬ sichtigen Liniensystemen in rot, gelb und blau eine einzige Aufnahme auf eine farbenempfindliche Plattegemacht; es ent¬ stehen dadurch dreifarbige Liniensystem auf derselben Platte, welche kopiert ein Dia¬ positiv liefern; wird dieses mit dem Originalraster genau gedeckt, so liefert es ein naturfarbiges Diapositivbild. Verständlicher wird diese immerhin etwas schwierige Technik, wenn man den Dreifarbendruck als Vergleich betrachtet. Dieses ist ein photomechanisches Ver¬ fahren, bei welchem drei photographische Aufnahmen unter Aufeinanderlegen der drei Grundfarben rot, gelb und blau und unter Anwendung farbenempfindlicher Druckplatten erforderlich sind. Der Dreifarbendruck ist sowohl in Steindruck wie auch in Buchdruck auszuführen; in letzterem Falle werden natürlich die drei Grundfarben nicht durch Linien-, sondern durch Punktraster aufgelöst. Es werden also drei Autotypien übereinandergedruckt. Bei diesem kleinen technischen Aus¬ flug haben wir also als besonderes Merkmal zu beachten, daß unsere farbige Natur drei Grundfarben hat, und wenn wir sie widergeben wollen, dann brauchen wir auch diese. Die Kinemacolor - Erfindung von Ur¬ ban-Smith, die uns jetzt Angst und Schrecken einjagen soll, beruht nun auf folgendem System: Der schwarz-weiße Positivfilm enthält abwechselnd in jedem einzelnen Filmbildchen immer die roten j und grünen Lichtstrahlen. Vor dem 1 Wiedergabe-Objektiv rotiert eine Blende, die beim Filmzug zudeckt und nachdem abwechselnd roten und grünen Filter zur schnellen Durchleuchtung darbieiet. Da nun nicht 16, sondern 32 Bilder pro Sekunde aufgenommen und pojiziert werden, so ist der Film noch mal so lang, wie der gewöhnliche (also auch doppelt so teuer). Der zur äußersten Aufmerksamkeit verpflichtete Operateur muß den Apparat doppelt so schnell be¬ anspruchen und das Resultat an der Wand ist ein Kinobild, das abwechselnd immer aus einem roten und einem grünen Bild besteht. Wo bleibt bei Kinemacolor die bitter notwendige dritte Grundfarbe? Sie wird uns unterschlagen und wir sehen nur zwei Drittel der Gesamtfarben der Natur. Diese wissenschaftliche Lüge hat so kurze Beine, daß selbst ein allzu opti¬ mistischer Geldgeber darüber stolpern muß. Wir brauchen keine Angst vor dieser Zeidrittel-Blamage zu haben. Die immer¬ hin interessante Versuchslösung der natur¬ farbigen Kinematogramme durch Urban- Smith ist wohl eine anerkennenswerte Spielart des Kinema, wird sich aber weder Geld noch Gutgläubigkeit oder Sympathien erwerben. Wir halten es für nicht gut, daß dem Branche-Angehörigen unnütz eine solche Beunruhigung aufgezwungen werden soll. Schon im November vorigen Jahres fand im Berliner „Lettehaus“, Victoria- Luiseplatz eine Demonstrations - Vor¬ führung von Kinemacolor vor ca. 120 Per- j sonen statt. Da sich auch unsere Schrift- ! leitung persönlich fachmännisch davon überzeugte, daß die Erfindung noch keinen Deut vorwärts gekommen ist. auf dem falschen Wege auch nie zum Ziele gelangen kann, so konnte sie in einem längeren und ausführlichen technischen Expose, das von äußerst Kapitalkräftigen ersten Finanzkreisen Berlins erbeten wurde, klipp und klar beweisen, daß diese Zweidrittel-Erfindung mit der Ein¬ drittel - Unterschlagung keinen Pfennig wert ist. Die Sache wurde also von uns schon damals stillschweigend „vermießt“, wie der Berliner sagt. Wir haben diese Urban Smith’sche Kinemacolor-Spielerei für so unwichtig gehalten, daß wir nicht einmal die damalige November-Demon¬ stration für des Registrierens wert hielten. Da sie ständig in den zukünftigen Kinder¬ schuhen stecken bleiben wird, so er¬ klären wir nochmals: Keine Angst vor „Kinemacolor 1 !‘ Jeder Kino-Techniker wird sich denken können, daß sich die zwei lumpigen Farben nie decken können, da doch bei allen beweglichen Objekten immer Zeich¬ nungsdifferenzen vorhanden sein müssen, wodurch stets ein einfarbiger Saum ent¬ stehen muß. Der ständige Wechsel von roten und grünen Bildern erzeugt im übrigen solch’ peinliche Augenschmerzen, daß „Kinemacolor“ höchstens an Stelle des Abrufens verwandt werden könnte. Der Theaterpraktiker wird wissen, was damit gemeint ist. Es wäre ein trauriger Tiefstand in unseren Reihen zu verzeichnen, wenn die Angst vor dem „Kinemacolor“-Gespenst, das die Sensationslust geboren hat, viel¬ leicht sogar noch zu einem „Schutzver¬ band gegen die Kinemacolor-Monopol- gefahr“ fuhren würde. Bei der Rührig¬ keit, mit der sich Branchenbeglücker um uneigennützige Organisationsbestre¬ bungen mit Gewalt berühmt machen wollen, wäre es kein Wunder. Ebenfalls ist es nicht notwendig gegen die Monopolgefahr von Farben¬ kinematographie überhaupt Front zu machen oder „Universal - Verbände für alle eventuellen System - Probleme“ zu gründen. Es wird zurzeit in Deutschland an verschiedenen Stellen an der Lösung des Problems der Farbenkinematographie ge¬ arbeitet. Die bisher erzielten Erfolge, welche noch nicht in die Oeffentlichkeit gelangten, rechtfertigen aber nicht die Hoffnung auf eine baldige Nutzbar¬ machung der Erfindung für die Praxis. Man sucht einerseits das Prinzip der bekannten Autochromplatte, allerdings PLANIA WERKE Aktien-Gesellsdialt für Kohlenfabrikation Neue Adresse: Fernspr. Ami Zentrum 11586 u. 11587 BERLIN NW. 7, Dorotheenstraße 30 Fernspr- Ami Zentrum K586 u. H587 ■ — ' Spezial-Kohlenstifte i -— für » » Kinematographen und Effektbeleuchtung. « «