Licthbild-Bühne (February 1912)

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Seite 18 L ■ B ■ B No. 5 Reminiscenzen an die Zeit vor 300 Jahren. Schmidthäßler sprach den famosen Text, von Max Freundmann gedichtet, mit viel Wärme, stand aber unten im Orchester¬ raum so unglücklich, daß die fehlende Theaterregie sich schon von Anfang an bemerkbar machte. Beinahe bis zum Hausschlüssel-Pfiff fiel dann Josef Giam- pietro mit seiner launigen Idee ab; er hatte das Textlernen vergessen und bei¬ nahe auch das Ablesen. In endloser und ermüdender Folge wickelte sich nun das viel zu lange Pro¬ gramm ab, bis am Schluß nur noch die Hälfte des Publikums übrig blieb. Die Presse erhielt während der Vor- ! Stellung Couverts überreicht, die Ein¬ ladungskarten enthielten für den be¬ kannten Happen - Pappen. Man machte sich in den Fachkreisen der Feder weid¬ lich lustig über diese taktlose Form der nahrhaften Gutscheine, die wie Rabatt¬ marken zur Ausgabe gelangten. Takt und Regie sind zwei für den modernen Kinema - Betrieb notwendig gewordene Dinge, die man besitzen muß und nicht vermissen lassen darf. Tadelsfrei war die Projektion. Die Saalbeleuchtung währenddessen ist zu hell. Die beiden Springbrunnen oben auf dem Rang neben der Bühne müssen entweder weg oder es muß ihr Licht ausgeschaltet werden. Der halbdunkle Saal darf nicht zweifarbige Beleuchtungs¬ körper haben. Stühle, Läufer, Wand- : bekleidung, Schilder, Livreen, Nummern¬ anzeiger, Logenbrüstungen, Kasse, Not¬ beleuchtung, Vorführungsraum mit Erne- mann - Apparat, Programmdruck sind lobenswert. Man sieht also: Viel ehrlich Erfreuliches, aber leider zu viel, daß die Kinematographie wieder ein energisches Stück zurückgeworfen hat. Das Filmprogramm liefert Christensen Berlin, und wurde ausgesucht von den | „Kammer-Lichtspielen“ die im übrigen manchmal Kammerlichtspiele, Kammer- Licht - Spiele Kammerlicht - Spiele oder Kammer - Lichtspiele genannt werden. (Firmenangabe muß stets buchstaben- korrekt gleich sein.) Ebenfalls darf man auch nicht einen französischen Film mit entsprechenden Schriften im Kinobild einfach mit neuem deutschem Titel ver¬ sehen: „Piefke in den Kammer-Licht¬ spielen.“ Der Berliner Witz hat sich im übrigen schon auf „Jammer - Lichtspiele“ festge- ; bissen. Das schadet im übrigen nichts, 1 denn nur Gutes fordert zur beißenden Satyre heraus. Wir wünschen als Fachblatt, daß recht bald die geringsten Mängel abgestellt werden mögen, denn sie sind in dem Wunsche geäußert worden, daß das Etablissement einen dauernden Erfolg haben möge. Programm Ouvertüre zur Oper: Raymond A. Thomas Dreihundert Jahre Szenischer Prolog von Otfrid von Hanstein, Text von Walter Schmidthäßler a) Das Leipziger Tor im Jahre 1690 Der große Kurfürst und die Hugenotten b) Im Tiergarten (am Brandenburger Cor) 1763 Ein Spaziergang Friedrichs des Großen c) Der Potsdamer Platz 1813 Theodor Körner und die Freiheits¬ kämpfer r Das flotorverbot in Berlin aufgehoben. Nach der Panik in dem Kinemato- graphen-Theater in der Frankfurter Allee kam es zu einer Panik bei den Behörden. Man glaubte durch neue Verordnungen für Kinotheater für die Zukunft derartigen Gefahren zu begegnen und verfügte die Abschaffung des Motorbetriebes. Ohne erst in der Praxis stehende Fachleute zu befragen, welche Folgen ein solches Verbot zeitigen könnte, wurde einfach dekretiert, daß man den Motor bis zum 20. Januar abzuschaffen habe. Gegen diese Verordnung erhob man in Branche¬ kreisen einen energischen Protest, dem die Vereinigung Groß-Berlin dadurch be¬ sondere Wirkung verschaffte, daß eine Commission zunächst beim Polizeipräsi¬ dium persönlich vorstellig wurde und einen weiteren Aufschub von vier Wochen zur Durchführung erwirkte. Inzwischen wurde den betreffenden Herren im Polizeipräsidium klar gemacht, daß durch Abschaffung des Motors am Apparat die Gefahr vergrößert und nicht vermin- | dert wird. Die Folge war, daß das Präsidium die Verordnung zurück¬ zog. Dagegen werden infolge des Un-, glücksfalles andere Schutzmaßregeln be¬ raten, die in Zukunft die Gefahr einer Panik verringern sollen. Einen Vorteil hat aber das Motor - Verbot und der Protest des Vereins Groß-Berlin gezeitigt: Das Polizeipräsidium hat zu den Beratungen über die neu einzu¬ führenden Verordnungen einen Fachmann zugezogen. Auf die Vor¬ stellung der Kommission des Vereins Groß-Berlin wird der Schriftführer des Vereins, Herr Oscar Zill, fortan den d) Die Gegenwart Der Roland von Berlin, Prolog gesprochen von Josef Giampietro, von Max Freundmann Der einleitende und verbindende Text zu den historischen Bildern gesprochen von Hofschauspieler Walther Schmidthäßler 1. In Hellas Pantomine von Sacha Dezac, getanzt von Frl.Napierkowskavon der großen Oper in Paris 2. Der Held Eine Humoreske 3. Lady Godiva Eine altenglische Legende 4. Rundschau aus aller Welt a) aktuelle Wochenchronik b) Sport: Australische Reitübungen auf wilden Pferden und Stieren c) Zoologie: Eulen, eine Studie nach dom Leben. d) Geographie: Die Viktoria-Fälle. e) Ein Besuch in der Tierbaby-Anstalt 5. Im Kinematographen-Theater Ein Scherz Pause 6- Nlanon Lescaut In Anlehnung an die gleichnamige Oper 7. Max als Modekönig Schwank, in der Hauptrolle gespielt von Max Linder 8. Ein Frühlingstraum Drama, inszeniert von Walther Schmidthäßler 9. Bilder aus Holland Kolorierte Szenerien aus der Hafen¬ stadt Volendam 10. Eine gründliche Reinigung Burleske Beratungen beiwohnen und so ist zu er¬ warten, daß die neuen Bestimmungen den Wünschen der Praxis Rechnung tragen werden. Es ist jedenfalls dank¬ bar anzuerkennen, daß das Polizeipräsi¬ dium sich hierzu entschlossen hat, um¬ somehr als allgemein und unserer An¬ sicht nach mit Unrecht angenommen wird, daß man im Präsidium mit den Verordnungen partout die Branche treffen will. Komische Oper in Berlin als Kino-Theater. Wie wir erfahren, beabsichtigt man, die Komische Oper in der Friedrich¬ straße im nächsten Jahre umzubauen und zu einem Kinemalographen-Theater einzurichten.