Licthbild-Bühne (February 1912)

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Seite 24 L • B ■ B No. 6 Bei Dr. Arthur Eichengrün. — (Ein ilnterview) im s gibt Namen, die mit gewissen Gebieten der Wissenschaft und \ Berufszweigen für immer unzer- __ trennlich verknüpft sind. In l der deutschen Kinematographie kommt zu den Namen Messter, Zeiss, Görz etc. jetzt der des Dr. Arthur Eichengrün hinzu, des „Erfinders“ der unverbrennbaren Films. Ein Bildbrand, bei dem jede Feuersgefahr (und die damit verbundene Panik) ausgeschlossen erscheint, eröffnet der Kinobranche ungeahnte Perspektiven, wir entsandten daher unseren — x - Mitarbeiter zu Herrn Dr. Eichengrün, um von diesem selbst Informationen über diese für uns so wichtige Sache einzuholen. Nach wiederholten vergeblichen telephonischen Anrufen, mehrfachen Vertröstungen für später widmete Herr Dr. Eichengrün uns eine kurze Spanne seiner kostbaren Zeit. In seinem Laboratorium, keinem modernen Prunk¬ bau, sondern einer einfachen Stätte, die unermüdlicher Arbeit und rastlosem Studium gewidmet ist, empfing er unseren Berichterstatter, in dem bei Aerzten, Chemikern etc. üblichen „Kittel“. Eine hochaufgeschossene Er¬ scheinung, ein Mann etwa 35 Jahre alt, mit ziemlich großem blondem Schnurr¬ bart, feurigen, aber freundlich-ruhigen Forscheraugen, für den unser Thema eine abgetane Sache ist, denn er gehört jetzt schon ganz anderen Problemen, die er zu ergründen bestrebt ist. Die „unverbrennbaren Films“ sind für ihn seit 2 Jahren erledigt. Als früherer Leiter der Elberfelder Farben¬ fabriken H. Bayer und als Chemiker, der an seinem Berufe mit Leib und Seele hängt, widmete er sich u. A. der Celluloidfrage, um die Nachteile dieses Produktes, das aus Schießbaum¬ wolle (Nitrocellulose) hergestellt wird, zu beseitigen. Dem Celluloid die Nitrate zu entziehen, ist nach seiner Aussage auf mechanischem Wege nicht möglich, auf chemischem Wege aber entsteht eine Masse, der dann auch die guten Eigenschaften des Celluloid fehlen. Es gelang ihm, für das Celluloid eine Masse aus einem Essigsäurederiokat der Baumwolle, aus Acetylcellulose (Cellit) herzustellen, wie wir in No. 3 der L. B. B. ausführlich mitteilten. Das Verfahren ist patentiert, die Patent¬ schrift für jeden Interessenten zugäng¬ lich, so daß Dr. Eichengrün sich nicht weiter darüber äußerte. Die fertige Masse kommt auf Ernemann- Aufnahme - Kino Für jedes Kino - Theater bedeuten Eigen - Kino - Aufnahmen von lokalem Interesse ein vollbesetztes Haus und großen Gewinn. Unser Normal-Aufnähme-Kino, Modell A (Preis nur 400 M.k) ist speziell für diese Zwecke konstruiert und denkbar einfadi in der Bedienung. Preisl. kostenlos. Glasplatten undaus ihr werden große Blätter eines durch¬ sichtigen farblosen Films erzeugt, die im Aussehen, im Anfühlen, kurz mit Ausnahme ihrer Bestandteile in nichts sich vom Celluloidfilm unter¬ scheiden. Aus die¬ sen Blättern wer¬ den Streifen, Bändergeschnitten die dann mit der Emulsionsschicht versehen und per¬ foriert werden. Als die Erfindung vollkommen ge¬ glücktwar, alle Ver¬ suche befriedigten, trat er damit vor 2 Jahren an die Oeffentlichkeit, in¬ dem er sie vor allen seinen Berufsge¬ nossen auf einer Chemikerver¬ sammlung in Jena preisgab. Es wurden damals Films vorgeführt, die absolut unver¬ brennbar waren, die Emulsion genau so fest hielten, wie die Celluloidfilms, eben¬ so geklebt waren, kurz ein vollwertiger Ersatz für die gefahrbringenden Films, die, dem Lampenlichte ausgesetzt, ab¬ solut nicht litten, dem Feuer direkt preis¬ gegeben, aber nicht brannten, sondern nur schmolz. Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande, das bewies wieder einmal diese Entdeckung. Die Elberfelder Farben¬ fabriken Übernahmen die Herstellung dieser unverbrennbaren Films und hierbei stellte es sich heraus, daß die Films beim photographischen nassen Ver¬ fahren sich durch die Feuchtigkeit aus¬ dehnten. Und aus diesem einzigen Grunde sollen sich die deutschen Film¬ fabrikanten, jene, welche aufnehmen und vervielfältigen, von den neuen Films ferngehalten haben. Sie hätten ja ihre Trommeln, Utensilien und Apparate zum Fixieren und Entwickeln ändern müssen! Was geschah? Die Films wurden fabriziert und wanderten ins Ausland, zum großen Teile nach Frankreich. Und da stelite sich das erstaunliche Faktum heraus, daß die Celluloidblankfilms, die von Blair, Lumiere und Kodak derart fabriziert wurden, daß die deutsche In¬ dustrie nicht gleichen Schritt halten konnte, einen Rivalen erhielten, dessen sich die Kodak Co. annahm. Und im Momente, wo die Sache ausländisch und nicht „made in Germany“ war, fand sie Absatz, bis - da eine Patentverletzung vorlag - die Kodak-Gesellschaft die Fabrikation der neuen unverbrennbaren Films eingehen ließ. Inzwischen aller¬ dings florierte das Geschäft in Frank¬ reich, England und in Amerika, nur in Deutschland nicht, denn hier hatte die Kodak eine Generalvertretung in deut¬ schen Händen, die das deutsche Fabrikat nicht aufkommen ließ. Da haben sich die Elberfelder Farben¬ fabriken jetzt entschlossen, dem deut¬ schen Markte eine Konzession zu machen. Es gelang, das unverbrennbare Material mit Emulsionen sowohl für 1 Negativ, wie für Positiv zu versehen, die dem nassen Verfahren Stand hielten, so daß die Filmbänder ihre Ausdehnung nicht mehr veränderten. Zum Nachteile der Sache, aber in gewisser Beziehung. Denn die solcher Art hergestellten Films sind nicht mehr „unverbrennbar“. Während sie früher das Licht der Pro¬ jektionslampe ohne jede weitere Konse¬ quenz aushielten, schmelzen sie jetzt, wenn sie diesem Lichte zu lange aus¬ gesetzt werden. Brachte man die Films früher mit direktem Feuer in Berührung, ' so schmolzen sie, heute aber brennen ; sie ohne Explosion, ohne Stichflamme, 1 nicht rapid, sondern langsam, wie ein