Licthbild-Bühne (April 1912)

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Seite 30 L • B • B No. 15 Die Eröffnung des Apollotheaters in Buer. Noch vor einem Jahrzehnt war diele Gattung der Photographie vielen kaum dem Namen nach bekannt. Und als üe dann allmählich auftaudite, hier und da als Einlage auf den Bühnen großer \ arietes, freute fleh das Publikum ftaunend der lebenden Bilder. Aber kein Zufchauer ahnte wohl damals, welchen Siegeslauf diele moderne Er¬ findung durch die Welt machen würde. Und als die erften Kinotheater ent- ftanden, da glaubte jeder nur an eine vorübergehende Erfcheinung, wie fie die moderne Entwicklung fo viele bringt. Dem „Kientopp“ wurde eine recht baldige Sterbeftunde prophezeit! Doch die Propheten hatten üch verrechnet. Kaum eine Erfindung hat die Welt in wenigen Jahren fo erobert, als gerade der viel befpöttelte „Kientopp“! Präch¬ tige Kinopaläfte enftanden in den Groß- ftädten und heute kann man den kine- matographifchen Vorführungen auch fchon in kleineren und kleinften Orten beiwohnen. Darum ift es kein Wunder zu nehmen, daß auch das kräftig auf¬ blühende Buer nicht zurückblieb. Vor ein paar Jahren eröffnete Herr W. Ruhrländer einen Kinematograph im befcheidenen Umfange; heute hat der- felbe ein Kinotheater eröffnet, das felbft dem verwöhnteften Gefchmacke eines Großftadtpublikums genügen wird. Dort, wo am Altmarkt noch vor einem Jahre zwei Bürgerhäufer alten Stils ftanden, erhebt fleh heute ein prächtiger Monu¬ mentalbau - das Apollotheater. Der Bau ift nicht nur eine Zierde des Alt¬ marktes, fondern der ganzen Stadt Buer. Und der ihn entwerfende Architekt Herr Wagner-Duisburg verdient alle Aner¬ kennung. Derfelbe kann als Fachmann auf dem Gebiete der Kinotheatererrich¬ tung gelten. Mehrere bedeutende Theaterbauten Und von ihm bereits in anderen Städten entworfen und unter feiner Leitung errichtet. Darum ift auch das neue Apollotheater durchaus zweck¬ mäßig und erftkaffig eingerichtet. Ueber- all fpürt man die Leitung eines tüchti¬ gen Fachmannes. Jedes Plätjchen ift in dem anheimelnden Theaterraum aus- genutjt. Der Raum, der fleh fchlicht und doch vornehm dem Auge des Befchauers darbietet, faßt ungefähr 400 Perfonen, die Plätje der Empore mit einbegriffen. Zur Empore führt eine Treppe in blütenweißem Marmor, auch der Vor¬ raum zum Theater ift in diefem Material gehalten. Bemerkenswert ift die An¬ bringung der Lichtfpielwand mit dem darunter liegenden Raum für das Thea- terorchefter. Die Bilder find von jedem Plafce des Theaters gut zu fehen. Der Eröffnungsabend des Apollo¬ theaters übertraf alle gehegte Erwar¬ tungen. Ein folch zahlreiches Publikum hatte man wohl kaum erwartet. Das lebte Eckchen war belebt. Auch die Zufchauer kamen auf ihre Koften. Man ftaunte nicht nur über die neuefte „Creation“ Buers, man bewunderte auch vor allem das vorzügliche erftklaffige Programm. Die Theaterleitung hat wirklich keine Mühe gefcheut, um felbft den Gefchmack des verwöhnteften Kino- befuchers zufrieden zu Hellen. Bei den Bildern fiel befonders die tadellofe flimmerfreie Vorführung auf, beffer führt das erfte Großßadtkino nicht vor. Der Gefchäftsführer des Apollotheaters Herr Lerch hielt eine eindrucksvolle Begrüs- sungsrede. Er fchloß feine Ausführun¬ gen mit dem Wunfche, daß die Bürger Buers dem Apollotheater allzeit ihr Intereffe bewahren mögen. Neues von der Fiag. Das „B. T.“ bringt folgende Notiz: „Der konfequente Widerftand, den die drei maßgebenden deutfehen Filmfabri¬ kanten, Meeßters Projektion G. m. b. H., Deutfche Mutoskop- und Biograph- G. m. b. H. und Deutfche Bioskop-Ge- fellfchaft m. b. H., der ohne jede innere Notwendigkeit geplanten Gründung der Film-Industrie - A. - G. entgegenfebten, hat einen Teil ausländifcher Filmfabri¬ kanten veranlaßt, beftimmt zu erklären, daß fie ihre im Anfangsftadium der Gründung gemachten prinzipiellen Zu¬ lagen zurückziehen. Gerade die be- deutendften Konzerns hatten zur Vor- ausfebung ihrer Beteiligung den An- fchluß mehrerer maßgebenden deutfehen Fabrikanten zur Vorbedingung gemacht. Nachdem nun diefe Bedingung durch den Abbruch der Verhandlungen unerfüllbar geworden ift, wird in Fachkreifen an¬ genommen, daß auch die anderen aus- ländifchen Fabrikanten kein Interelfe mehr an der Gründung haben“. — Es bleibt abzuwarten, ob diefe Mitteilung den Tatfachen entfpricht. Wir kennen die Interna der zu gründenden Gefell- fchaft zu wenig, um ein klares Bild über den Stand der Dinge geben‘Izu können. Der internationale Kinokongreß in Paris hatte über 300 Delegierte aus allen Gebieten verfammelt. Es wurden folgende Befchlüffe gefaßt: Die Autoren und Komponiften mögen betreffs der Tarife die gegenwärtigen Kontrakte re¬ spektieren, in Zukunft nicht rigoros Vorgehen, eine Kommiffion wird den Kinobeflbern die Abgabe freier Werke benennen und die unabhängigen Autoren und Komponiften unterftüben. Die tantiemefreien Stücke werden in Liften bekanntgegeben. Den Filmdichtern werden keine Tantiemen nach den Ein¬ nahmen zugeftanden. Films follen nur auf den Markt kommen, wenn fie vor¬ her dem Syndikat vorgeführt find. Als : Filmverleihtarif wird akzeptiert: 1. Woche außer Reihe Fr. 0,30 gewöhnlich 0,25 2. „ außer Reihe „ 0,20 gewöhnlich 0,15 3. „ außer Reihe „ 0,15 gewöhnlich 0,10 4. „ außer Reihe „ 0,12 gewöhnlich 0,10 5. „ außer Reihe „ 0,12 gewöhnlich 0,10 6. „ außer Reihe nach Uebereinkommen. Die Films außer Reihe follen vom Syndikat erft als folche anerkannt fein. Betreffs Monopolfilms foll Freiheit des Marktes herrfchen. Der elektrifthe Strom foll überall als Kraftftrom be¬ rechnet werden. - Jeder Fabrikan foll nur Films herausbringen, die er auch feinen eigenen Kindern zeigen kann; - Naturaufnahmen fei der Vor¬ zug zu geben. - Mehr belehrende Films wären sehr erwünfeht. Die Kinos follten den öffentlichen Unterrichts¬ zwecken zur Verfügung geftellt werden; es müßten Schülervorftellungen zu bf- fonderen Bedingungen veranftaltet werden. - Das Kino follte auch in der Kaferne durch befondere Soldatenvor¬ führungen heimifch werden. — Vcn bedeutenden Begebenheiten, hiftorifchen Momenten follten behördliche Filmar¬ chive errichtet werden. - Gegen die Kinos foll das Recht gleichmäßig ge- handhabt werden. - Eine Operateur- fchule fei nicht nötig, die Prüfung müßte beim Syndikat erfolgen, das den Be¬ fähigungsnachweis erteilen foll. Stellen werden gratis vermittelt. Ein internationales Komitee von Fabri¬ kanten, Verleihern und Theaterbesibern foll zur Verteidigung der gemeinfihait- lichen Rechte gebildet werden. - Bis zum nächften Kongreß bleibt eine Kommiffion in Permanenz: zur Gründung eines internationalen Bundes werden ! die Vorarbeiten eingeleitet. □ Gerichtliches D Ein krasser Fall aus Breslau. Ein Kinobesitzer hatte zu Anfang des Februar d. Js. der Polizei ein neues Pro¬ gramm eingereicht. Die Polizei versagte ihm die Genehmigung, weil eine Nummer nicht für Kinder geeignet sei. Der Be¬ sitzer empfand es als Unrecht, daß ib m einer einzigen Nummer wegen das ganze Programm abgelehnt werde, und half sicn durch eine eigenmächtige Maßnahme aus der Verlegenheit. Er ließ von den drei Vorstellungen, die er täglich gab, bei den ersten beiden die beanstandet