Licthbild-Bühne (May 1912)

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Seite 6 L ■ B ■ B No. 19 metropole, hat vor Monaten eine Steuer eingeführt, die den Kinos den Garaus machen soll. Man hat es damals offen ausgesprochen, daß die Steuer dazu dienen soll, die Zahl der Kinos zu dezi¬ mieren. Wir haben unsere warnende Stimme erhoben und dies als Mißbrauch des Steuerzwecks bezeichnet, daß Schöne¬ berg als Schulbeispiel dienen soll und andere Nachbarorte folgen werden. Jetzt will man den Steuerkranz um Berlin schließen, denn Neukölln ist ebenfalls schon auf den Geschmack gekommen und Wilmersdorf will nachfolgen. Schon in Schöneberg zeigt sich die verheerende Wirkung der Steuer. Es dauert nicht mehr lange, und ern Zusammenbruch nach dem andern wird erfolgen. Fa- milien-Existenzen werden vernichtet, der Feind triumphiert und kein Verein, keine noch so hochtönende Organisation findet sich, die mit Hilfe ihres Zusammen¬ schlusses dagegen Front macht. Mit in den Schoß gelegten Händen sieht man zu, wie der Fiskus durch drakonische Steuer - Maßregeln mit einem Schlage zerstört, was sich arbeitsame, ehrlich um ihr Leben ringende Männer im Laufe der Jahre mühsam aufgebaut haben. Auch in der Provinz ist der Feind nicht müßig und formiert seine Schlacht¬ ordnung. Soeben hat sich in Württem¬ berg eine Gruppe zusammengeschlossen, die mit Hilfe der Zensur uns vernichten will. Man beabsichtigt, nach dem un¬ seligen Beispiel von Bayern, wo die in München ausgeübte Landeszensur so viel Schaden anrichtet, auch in Stuttgart für Württemberg dies nachzuahmen. Das soll durchaus nicht etwa eine Zensur- Reform für den Kinematograph sein, sondern nichts als eine unbequeme und lästige geistige Fessel, die auch gleich¬ zeitig dem freien Verkehr der Films, der flott und ungehindert von statten gehen muß, unterbinden soll. Selbst die kleinsten Orte Deutsch¬ lands leisten sich jetzt schon ihre Sonder¬ bestimmungen und Lustbarkeitssteuern etc., werfen uns dabei gleichzeitig iu einen Topf mit dem Glücksspielautomaten, mechanischen Musikwerken, Tanzbelusti¬ gungen usw., so daß wir vermuten, die Behörden wissen garnicht, daß unsere Institute auch belehrend und kulturfördernd wirken. Dem Feinde, der seine eigene Schwäche kennt, ist kein Mittel schlecht genug, um uns zu treffen. In erschreckender Häufig¬ keit mehren sich jetzt die Fälle, wo den Kindern der Besuch der Kinothea'er ganz oder teilweise verboten wird. Die Ver¬ schiedenartigkeit dieser Verbote gibt uns den Beweis, daß unsere Feinde bis jetzt noch nicht das Kinder-Problem dem Kino gegenüber lösen konnten. Die so¬ genannten Kinderverbote werden also in den zukünftigen Schlachttagen einen un¬ ehrenhaften Ehrenplatz einnehmen und als bevorzugtes Kampfmittel dienen, um uns dem Publikum zu entfremden. Am heftigsten werden naturgemäß unsere natürlichen Feinde toben: die Schauspieldirektoren, die Dramaturgen und die Schauspieler selbst. In Breslau werden die Direktoren gegen uns Stellung nehmen und in den letzten Maitagen in Weimar der Goethebund. Mit Rücksicht auf diese kommenden schwergewichtigen Kämpfe hat der „Schutzverband der deutschen Schriftsteller“ jetzt schon seine Stellung präzisieren wollen. In den letz¬ ten Tagen rief er in Berlin eine Ver¬ sammlung zusammen, die einen hoch¬ interessanten Verlauf nahm. Rechtsanwalt Dr. Treitel, der versierte Vari6t6- und Zirkus-Jurist, hielt das Referat und stellte sich bedingungslos auf Seiten des Kine- matographen. Wir können also Dr. Treitel zu unseren Freunden zählen. Unsere Schriftleitung war natürlich ebenfalls wachsam vertreten, um die eventuell ge¬ fährdeten Interessen der Kinematographie zu vertreten. Hocherfreulich ist es nun, daß der „Schutzverband der deutschen Schriftsteller“ die kulturell wichtige Mis¬ sion des Kinematographen anerkannt hat und offiziell sich auf unsere Seite stellte. Man sieht also, daß jetzt schon vor den kommenden großen Schlachttagen Proteste gegen Proteste zustande kommen, daß sich unsere Reihen stärken und die feind¬ liche Partei stark lichtet. Wir vertrauen auf unsere Kraft, zählen die Elite des denkenden Deutschland zu unseren Freunden und werden siegen. Nachdem werden wir dann, dankdjr praktischen Unterstützung der Verständ¬ nisvollen aus unseren Reihen, den syste¬ matischen Kampf gegen die Zensurüber¬ griffe aufnehmen, und wenn die bisher zu konstatierende Opferfreudigkeit weiter anhält, werden wir auch hier einen Sieg auf der ganzen Linie zu verzeichnen haben. A. M. Kino-Kampf in Stuttgart. ■ * , *|as ftarke Anwachfen der Kino- □ Theater in Stuttgart hat die Frage des Kino-Problems in den ,T.~i Vordergrund gerückt. Polizeidirektor Dr. Bittinger dort- selbft veröffentlichte jefet folgendes Expose: In der Kinematographenfrage, welche die Verfammlung des Landesverbandes für Jugendfürforge in Reutlingen wieder befchäftigt hat, find der Worte all- mählidi genug gewechfelt und es ift mehr wie an der Zeit, die Oeffentlich- keit endlich Taten fehen zu lalfen - Taten, die in anderen deutfchen Bundes- ftaaten bereits feit längerer oder kür¬ zerer Zeit getan, in Württemberg da¬ gegen, und fpeziell in der am meiften betroffenen Landes!.auptftadt, in einer durch nichts mehr zu rechtfertigenden Weife bislang verfäumt worden find. Unter den mannigfachen Hinderniffen, die fidi in Stuttgart feither einer ge¬ regelten Filmprüfung entgegenftellten, befindet fidi ein befonders merkwürdiges und geradezu verhängnisvolles: das sind die bisherigen wohlgemeinten Be¬ strebungen beftimmter angefehener Ge- sellfihaften, die trefflichen Abfithten geiftig hodiftehender Männer, die auf Veredelung fowohi derKinematographen selbfi, als auch der Gefchmacksrichtung des Publikums abzielen und von dem Gedanken ^ getragen werden, daß ondor-Film Ges. m. b. HL BERLIN SW. 48, FriedrichstraBe 235 Telefon Nollendorf 450. oi oi oi Telegramm« Kondorfilm. Wirkliche Sorgenbrecher sind unsere gemischten Programme mit Schlager. » Sie machen den Preis - wir tun den Rest. «