Licthbild-Bühne (May 1912)

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Seite 18 L ■ B • B No. 21 und Treiben der Zuhälterkreise, neuer¬ dings ganz besonders der Apachen, ab¬ stoßende Szenen aus Kaschemmen und Bordellen vorgeführt werden; fast kein Tag ohne Darbietungen von Ein¬ brüchen, Giftmischerei, Erbschleicherei Brandstiftung, von totbringenden Erfin¬ dungen, die zu verbrecherischen Zwecken ausgenützt werden, ferner von Wahn¬ sinnsszenen, verbrecherischer Hypnose usw. usw. Eine ganze Reihe solcher „Kunstwerke“ sind nichts anderes, als die schlimmste Schundliteratur, ins Bild übersetzt und noch gesteigert durch Uebertragungen der wildesten Phantasie¬ erzeugnisse in eine augenfällige Wirk¬ lichkeit von brutalsten Erscheinungsformen. Man macht sich tatsächlich keinen Be¬ griff, selbst wenn man täglich ins Kine- matographentheater gehen wollte, welch’ eine Hochflut von Gemeinheit, von Ab¬ geschmacktheit und Schund tagtäglich neu zuströmt und auf das Volk losge¬ lassen würde, wenn nicht die Zensur einen schützenden Damm dagegen auf¬ richtete. Bei aller Strenge, mit der sie ihres schweren Amtes waltet, kann sie doch längst nicht alle Mißstände für die Erwachsenen beseitigen, weil ihr dazu die gesetzliche Handhabe fehlt; denn bekanntlich stützt sich ihre Tätigkeit in Preußen nur auf die Bestimmung des Allgemeinen Landrechts (II, 17, § 10), welche lautet: „Die nötigen Anstalten zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung und zur Ab¬ wendung der dem Publikum oder ein¬ zelnen Mitgliedern desselben bevorstehen¬ den Gefahr zu treffen, ist das Amt der Polizei.“ Damit ist die Tätigkeit der Polizei gegenüber den Auswüchsen des Kine- matographen erheblich beschränkt. Die Gefährdung der Kinder allerdings wird durch eine weitgehende Verschärfung der Zensur unter dem Gesichtspunkt des Kinderverbots nach Möglichkeit verhin¬ dert. Alles, was die Vorstellungswelt der Jugendlichen ungünstig beeinflussen kann, dessen Vorführung in Gegenwart von Kindern wird verboten. Das gilt sowohl in sittlicher wie in ästhetischer Beziehung. Hier kommen weniger poli¬ zeiliche Gesichtspunkte im eigentlichen Sinne, als vielmehr pädagogisch-psycho¬ logische Rücksichten in Betracht. Es wird so oft über polizeiliche Be¬ vormundung geklagt und auch gegen¬ über der Kinematographen-Zensur fehlt es nicht an Stimmen, die die polizeiliche Einwirkung auf die Kinematographen einschränken oder ganz aufheben möch¬ ten. Wenn irgendwo, so ist die Zensur hier am Platze, ja eine unerläßliche Pflicht des Staates. Denn ohne sie wür¬ den wir die wildeste Spekulation auf die niedrigsten Instinkte der Massen haben, —-auf Kosten der höchsten Güter unseres Volkes. Ist schon ohne¬ hin die gewerbsmäßige Veranstaltung von Unternehmungen zum Zwecke der Volks¬ bildung und Unterhaltung faßt ausschlie߬ lich beherrscht von den Interessen des „Geschäfts“, so gilt dies, wie bereits dargelegt, in ganz besonderem Maße von der Kinematographenindustrie. Hier kommen sehr erhebliche kapitalistische Interessen in Frage, gegenüber denen alle noch so wohlgemeinten Aufklärungs¬ bestrebungen und Gegendarbietungen machtlos bleiben. Einzig und allein die Durchführung der Zensur, die unter Um¬ ständen beträchtliche finanzielle Schädi¬ gungen im Gefolge hat, kann eine Besse¬ rung der haltlosen Zustände herbeiführen, kann durch indirekten Druck auf die materiellen Erwerbsinteressen erzieherisch die Produktion der Bilder beeinflussen. Es gibt gar keinen anderen Weg als diesen, um eine skruppellose Profitgier einigermaßen im Zaum zu halten. Und in der Tat zeigt sich bereits da und dort ein Ansatz dazu, daß diese andau¬ ernde strenge Bekämpfung der Auswüchse des Kinematographen durch die Berliner Zensur ihre Wirkung auf die Fabrikation wenigstens etwas geltend macht, obgleich man billigerweise staunen muß, daß in immer wieder neuen Tricks die Gemein¬ heit und der Schund der Zensur vor Augen zu treten wagen. Erstaunen muß man aber auch, daß die Fabrikanten solcher „Dramen“ ihre Erzeugnisse immer noch als „Kunst“ be¬ zeichnet wissen wollen, daß sie mit der ernsthaften Bühne in Wettbewerb zu treten wagen und selbst klassische Dichtungen, deren ganze Größe im pszchologischen Aufbau der Handlung, in dem durch Worte zum Ausdruck kommenden Seelen¬ leben der beteiligten Personen liegt, daß sie solche Dichtungen schänden, indem sie sie auf die „Flimmerkiste“ bannen. Unglaublich abgeschmackt erscheinen PLANIA WERKE Aktien-Gesellschaft für Kohlenfabrikation Neue Adresse: Fernspr. Amt Zentrum 11586 u. 11587 BERLIN NW. 7, Dorotheenstraße 30 Fernspr- Ami Zentrum 11586 u. 11587 Spezial-Kohlenstifte < —- -i für » » Kinematographen und Effektbeleuchtung. « « ondor-Film Ges. m. b. H. BERLIN SW. 48, FriedrichstraOe 235 Telefon Nollendorf 450. oi 01 w Telegramme Kondorfilm. Wirkliche Sorgenbrecher sind unsere gemischten Programme mit Schlager. » Sie machen den Preis - wir tun den Rest. «